Preußer (Familie)

Preußer (Familie)

Die Familie Preußer war eine der ältesten Kaufmannsfamilien Leipzigs. Durch ihren Reichtum gehörte sie bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Führungsschicht der Stadt. Von 1432 bis 1641 saßen acht Mitglieder der Familie im Leipziger Rat.

Das Preußergäßchen 1903 nach Osten

In Leipzig besaßen die Preußers die Häuser Markt 11 und Petersstraße 25 und einen Handelshof (Preußers Hof) in der südlichen Altstadt. Letzterer wurde 1552 abgerissen und über sein Gelände eine Verbindungsstraße zwischen Petersstraße und Neumarkt angelegt, die beiderseits mit Miethäusern bebaut wurde. Sie erhielt den Namen Preußergäßchen. Heute verläuft an gleicher Stelle das Preußergäßchen zwischen den Kaufhäusern Karstadt und Peek & Cloppenburg.

Das Besitzstreben der Familie zielte besonders auf Grundbesitz. Bereits 1438 wurde Konrad Preußer mit dem Anwesen der „Altenburg“ vor dem Ranstädter Tor, dem Fischzoll zu Leipzig und dem Kirchlehn zu Seehausen belehnt.[1] 1443 erwarb Cunz Preußer Althen. Auch das halbe Dorf Mockau wird 1456 im Besitz der Preußer erwähnt. Zwischen 1524 und 1540 erbaute Wolf Preußer das Vorwerk Thonberg. Im Bereich der heutigen Egelstraße in Leipzig hatte sich Wolf Preußer bereits 1521 den Egelpfuhl verlehnen lassen, den er zur Zucht von Blutegeln kommerziell nutzte.[2]

Auch im erzgebirgischen Bergbau engagierte sich die Familie, wo Hans Preußer († 9. Mai 1549[3]) eine Grube in Schneeberg und gemeinsam mit Wolf Wiedemann in Oberschlema und Neustädtel Eisengruben sowie ein Hammerwerk besaß.[4] Der von Leipzig nach Antwerpen gegangene Heinrich Preußer war Gewerke in Marienberg.[5]

Noch 1673 kaufte Johann Heinrich Preußer das halbe Dorf Plösen für 1425 Gulden.[6] Nur 20 Jahre später, als 1692/93 eine Schuldforderung von 6000 Talern nicht beglichen werden konnte, wurden alle Güter zwangsversteigert. Möglicherweise hatten die Preußers mit der starken Ausrichtung auf Grundbesitz den Anschluss an das frühkapitalistische Bürgertum verloren, was letztlich zum Niedergang ihres Besitzes und ihres Einflusses führte.

Mitglieder der Familie waren u. a.
  • Hans Preußer († 1457), Ratsherr
  • Cunz Preußer († 1500[7]), Ratsherr
  • Dr. jur. utr. Johann Preußer, Ratsherr, kursächsischer Rat, Kanzler in Sachsen († 1507)
  • Heinrich Preußer, um 1525 Faktor des Großhändlers Erasmus Schetz in Antwerpen[8]
  • Wolf Preußer († 1548), Ratsherr
  • Hans Preußer († 1549), Ratsherr (Baumeister)
  • Christoph Preußer († 1555), Stadtrichter
  • Wolf Heinrich Preußer († 1641), Ratsherr

Literatur

  • Otfried Wagenbreth: Die Preußer, eine Leipziger Patrizierfamilie im 15. bis 17. Jahrhundert. In: Familie und Geschichte. 2003, S. 433–451.
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 478.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae. Urkundenbuch der Stadt Leipzig, Band 1, S. 145.
  2. Lexikon Leipziger Straßennamen. S. 60
  3. Inscriptiones Lipsienses. Nr. 649.
  4. Theodor Gustav Werner: Regesten und Urkunden über Beteiligungen von Nürnbergern an der Zeche Rappolt und an anderen Schneeberger Bergwerks- und Metallhandelsunternehmungen (Zweiter Abschnitt). In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bd. 60 (1973), S. 191. (online)
  5. Walter Bogsch: Der Marienberger Bergbau seit der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts. Berlin 1966, S. 53.
  6. Werner Emmerich: Der ländliche Besitz des Leipziger Rates. Entwicklung, Bewirtschaftung und Verwaltung bis zum 18. Jahrhundert, Haessel-Leipzig 1936. S. 47
  7. Inscriptiones Lipsienses. Nr. 655.
  8. Manfred Unger: Die Leipziger Messe und die Niederlande im 16. u. 18. Jh. In: Hansische Geschichtsblätter 81 (1963), S. 20—38.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Preußer — bezeichnet: Ludwig Theodor Preußer Preußer (Familie), ehemalige Leipziger Kaufmannsfamilie Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe …   Deutsch Wikipedia

  • Cromwell (Christoph Hein) — Cromwell ist ein Schauspiel in fünfzehn Bildern von Christoph Hein, das am 17. April 1980 in Cottbus mit Wolfgang Dehler in der Titelrolle unter der Regie von Peter Röll uraufgeführt wurde. Weitere DDR Aufführungen fanden am 26. Februar 1984 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßen und Plätze in Radebeul — Radebeuls Wappen: Die Weintraube steht für die Wein und Gartenstadt Die Liste der Straßen und Plätze in Radebeul gibt eine Übersicht über die Straßen und Plätze der sächsischen Stadt Radebeul. Angeführt werden neben den Namen auch die Stadtteile …   Deutsch Wikipedia

  • Eckernförde — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Horns Ende — ist ein Roman von Christoph Hein aus dem Jahr 1985. Fünf sehr verschiedene Erzähler erinnern sich Anfang der 80er Jahre an ein Ereignis, das ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Am 1. September 1957 bringt sich der Leipziger Historiker Dr. Horn im …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der nach Personen benannten Straßen und Plätze in Dresden — Diese Liste der nach Personen benannten Straßen und Plätze in Dresden enthält alle Straßen und Plätze in Dresden, die nach Personen benannt wurden.[1] Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Paul Rubens — (IPA: [ʁybɛns]) (auch Pieter Pauwel Rubens oder Petrus Paulus Rubens, * 28. oder 29. Juni 1577 in Siegen; † 30. Mai 1640 in Antwerpen) war einer der bekanntesten Maler des Barock und Diplomat der spanisch habsburgischen Krone flämischer Herkunft …   Deutsch Wikipedia

  • Pierre Paul Rubens — Dieser Artikel beschreibt den Maler Peter Paul Rubens; zu weiteren Personen mit dem Namen Rubens siehe Rubens (Begriffsklärung). Peter Paul Rubens (auch Pieter Pauwel Rubens oder Petrus Paulus Rubens, * 28. oder 29. Juni 1577 in Siegen/Westfalen; …   Deutsch Wikipedia

  • Hardegsen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig — Gründung 2. April 1843 Trägerschaft staatlich …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”