Puppentheater Magdeburg

Puppentheater Magdeburg
Puppentheater Magdeburg

Das Puppentheater der Stadt Magdeburg ist ein städtisches Figurentheater mit eigenem, festen Ensemble im Magdeburger Stadtteil Buckau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ausgehend vom Beispiel des sowjetischen Stabpuppenspiels entstanden ab 1951 vor allem in den Bezirksstätten der DDR Ensembletheater für Puppenspiel, so auch 1958 in Magdeburg. Maßgeblich hatten sich die Puppenspieler Jutta Balk und Gustel Möller für die Gründung eines stehenden Theaters eingesetzt. Möller wurde der erste Intendant der „Städtischen Puppenbühne“. Die erste Vorstellung spielte das damals erst vierköpfige Ensemble am 1. September 1958 zur Eröffnung. Die Handpuppeninszenierung „Der gestiefelte Kater“ war die erste Premiere.

Mit einem festen eigenen Haus sowie der umfangreichen personellen und organisatorischen Struktur eines – wenn auch relativ kleinen – Theaterbetriebs, wurde es möglich, sich durch entsprechende Arbeitsteilung auf die künstlerische Arbeit besser als in früheren Zeiten zu konzentrieren und sich den Erfordernissen der jeweiligen Zeit anzupassen und gleichzeitig künstlerisch erfolgreich zu sein.

In den 1960er Jahren wurde ein Abonnentensystem, das vergünstigte Theateranrecht, für Schulklassen und Kindergartengruppen entwickelt. Bis heute besucht die überwiegende Mehrheit der Magdeburger Kinder in der Elementarphase das Puppentheater.

Mit „Die Himmelfahrt der Galgentoni“ wurde 1966 erstmalig auch für Erwachsene inszeniert. Langsam etablierte sich ein Abendspielplan, der sich mit der Inszenierung „Der kleine Prinz“ als Co-Produktion mit den Bühnen der Stadt Magdeburg durchsetzen sollte. Das bis heute beim Publikum sehr beliebte Open-Air-Theater im Hof begann 1977 mit der Premiere des ersten Buckauer Hofspektakels „Bier und Puppen“.

Die erste Erweiterung des Hauses wurde 1968 vorgenommen. Bis dahin hatte es ausschließlich einen Theatersaal ohne Garderobe, Magazin, Lager oder sanitäre Anlagen gegeben. Im Anbau wurden Verwaltung, Garderobe, Kasse und Besuchertoiletten untergebracht. Eine zweite große Erweiterung sollte 1999 folgen, als das Theater eine Probebühne und ein Magazin für Puppen erhielt.

Nach der deutschen Wiedervereinigung stand, wie in anderen ostdeutschen Städten auch, der Status des Puppentheaters zur Diskussion. Überlegungen, ob das eigenständige Theater nicht als Sparte an die Städtischen Bühnen angegliedert werden sollte oder ob es ganz geschlossen werden müsste, wurden geäußert. Allerdings formierte sich in der Magdeburger Bevölkerung eine breite Unterstützung für das Theater, sodass es letztlich doch nicht angetastet wurde.

Seit 2007 organisiert das Puppentheater für die Landeshauptstadt die KinderKulturTage. Sie standen unter den Mottos „Wandern, Wundern, Wachsen“ (2007), „Hand in Hand“ (2008), „Stamm*Platz*Elbe“ (2010). In fünf Tagen bieten die Kulturschaffenden Magdeburgs ein vielschichtiges Programm an Kinderkultur für Familien oder Kindergruppen in der ganzen Stadt verteilt an.

Heute ist das Puppentheater Magdeburg das letzte eigenständige Stadttheater mit Schwerpunkt Figurenspiel in Deutschland. Mit den erweiterten Teilen, sowie der Bühnen- und Saalsanierung im Jahr 2003 gehört es zu den größten Figurentheatern Deutschlands.

Intendanten

1958-1978 Gustel Möller
1978-1983 Dieter Peust
1984-1990 Elke Schneider
seit 1990 Michael Kempchen

Festivals

Bereits zu DDR-Zeiten, erstmalig 1963, wurde Magdeburg zum Austragungsort von Puppentheaterfestivals, die bis zur Wende im Wesentlichen durch das Ministerium für Kultur mitgetragen wurden.

Das erste Internationale Figurentheaterfestival „Blickwechsel“ fand 1991 statt und wird seitdem biennal veranstaltet. Die Festivalinszenierungen sind neben der künstlerischen Qualität durch einen inhaltlichen Rahmen bestimmt. So war das Motto des Festivals 2009 „Weltverbesserer“. Seit 2003 werden die Festivals eröffnet oder beschlossen mit der Inszenierung „La Notte“, in der urbane Orte wie der Klosterbergegarten oder der Buckauer Engpass, zuletzt im Jahr 2009 auch das Schiffshebewerk Rothensee, zusammen mit einer Vielzahl von Künstlern bespielt werden.

Mit der Ausrichtung des UNIMA-Weltkongresses und des Weltpuppentheaterfestivals im Jahre 2000, verwandelte sich zum ersten Mal die ganze Stadt zur Bühne. Mit den im Festivalzeitraum folgenden 60 Veranstaltungen an neun über die Stadt verteilten Aufführungsorten wurde Magdeburg zum Zentrum des internationalen Puppenspiels.

Figurentheaterzentrum

Im Herbst 2012 soll in Magdeburg eine Figurenspielsammlung in einem benachbarten Gebäude des Puppentheaters eröffnet werden. In diesem soll eine ständige Ausstellung über die Geschichte des Puppenspiels in Sachsen-Anhalt und im mitteldeutschen Raum präsentiert werden. Daneben sind die Kernaufgaben des Zentrums einerseits die Erforschung des Figurentheaters, andererseits die Aus- und Weiterbildung, besonders im Bereich Puppenbau.

Literatur

  • Landeshauptstadt Magdeburg [Hrsg.]: IBA. Puppentheater. Magdeburg 2010
  • Hans-Jochen Menzel [Text] / Bärbel Haage [Illustrationen]: Ich bin nicht lustig. Tagebuchfragmente eines Kaspers. Berlin 2008
  • Johannes Richter: Mit allerhöchster Bewilligung. Zur Geschichte und Entwicklung des Puppentheaters in der Stadt Magdeburg und ihrer weiteren Umgebung. Oschersleben 1999

Weblinks

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