REDD

REDD
Diese Satellitenaufnahme zeigt Thailand. Braune Flächen zeigen das Fehlen von Wald an

REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation, dt. etwa "Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer Waldnutzung"[1]) ist ein theoretisches Modell, das auf der Funktion von Wäldern als Kohlenstoffspeicher in den globalen Stoffkreisläufen basiert. Dem in den Wäldern gespeicherten Kohlenstoff wird im REDD-Modell ein monetärer Wert gegeben. Dadurch sollen Wälder bei wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen eine Gewichtung bekommen. Der REDD-Prozess sieht vor, Emissionen aus der Entwaldung zu messen bzw. zu errechnen und anschließend zu bewerten. Die Befürworter des REDD-Prozesses hoffen dadurch Anreize für einen Stopp weiterer Rodung zu schaffen. Vor allem sollen boreale Wälder und Regenwälder der südlichen Hemisphäre erhalten werden.[2]

Derzeit ist REDD ein Sammelbegriff einer Vielzahl unterschiedlicher Vorstellungen, die aber an keinen bestimmten Mechanismus gebunden sind und in ihrer detaillierten Ausgestaltung recht unterschiedlich sind.

Inhaltsverzeichnis

Struktur des REDD-Modells

Vollernter (engl. Harvester) bei der Arbeit. Diese Technik wird hauptsächlich zur systematischen Ernte in den borealen Nadelwäldern eingesetzt.

Die Anwendung des REDD-Prozesses ist recht komplex, da sich weltweit die Partner aus Entwicklungsländern und Industrienationen über die Strukturen, die technische und methodische Umsetzung einigen müssen. Aktuell existieren unterschiedlichste Vorstellungen zur Umsetzung von REDD. Einige Akteure fordern einen verbindlichen Emissionshandel, andere eine freiwillige Finanzierung. Strittig ist auch, ob die Mechanismen auf internationaler, nationaler oder lokaler Ebene angewandt werden sollen, ob es finanzielle Anreize für „Waldschützer“ oder „Waldzerstörer“ geben soll und REDD innerhalb oder außerhalb eines Post-Kyoto-Abkommens umgesetzt werden soll.

Definition von Wald

Strittig ist die Frage, wie ein „Wald“ definiert ist. Nach der Definition der Klima-Rahmenkonvention von 2001 ist ein Wald, ein mindestens 0,5 bis 1 Hektar großes Gebiet, das zu 10–30 % von Pflanzen bedeckt ist, die ausgewachsen mindestens 2–5 Meter hoch sind. Diese Definition unterscheidet allerdings nicht zwischen Naturwäldern, Wirtschaftswäldern und Plantagen. Dadurch würden nach diesem Maßstab weder eine Degradierung natürlicher Wälder durch holzwirtschaftliche Nutzung, noch die Umwandlung in eine Zellstoff- oder Palmölplantage als Waldverlust gewertet.

Das wissenschaftliche Beratungsgremium der Biodiversitätskonvention (CBD) forderte im Mai 2010 die Mitglieder der Collaborative Partnership on Forests (CPF) – darunter FAO und UNFCCC – auf, sich auf eine gemeinsame Walddefinition zu einigen, die zwischen Wäldern und Plantagen unterscheidet. Auch die durch REDD unterstützte nachhaltige Waldwirtschaft (Sustainable Management of Forests) soll nach dem Willen des Beratergremiums auf diesem Weg gemeinschaftlich definiert werden.[3]

Vergleichswerte

Einig sind sich die Akteure darin, dass eine wichtige Maßnahme ist, Vergleichswerte festzulegen, beispielsweise die durchschnittliche Entwaldungsrate in den 1980er- oder 1990er-Jahren. Zudem sind Monitoringsysteme in den Ländern mit großem Waldanteil notwendig, die die Zerstörung und Degradierung von Wäldern überwachen. Gleichzeitig soll durch Wiederaufforstung und andere Waldnutzungsmethoden (z. B. Etagenanbau) Wald zurückgewonnen werden.

Politische Umsetzung

Wiederaufforstung im Senegal

Das REDD-Modell spielt bei den Klimaverhandlungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls als ein Weg zur Reduktion von Treibhausgasen eine Rolle. Dennoch ist REDD bei Organisationen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, umstritten. Einige NGOs wie der WWF und Greenpeace befürworten REDD als ein wesentliches Instrument, um die Auswirkungen der Landnutzungsänderungen – vorwiegend der Abholzung von Primärwäldern – zu dämpfen. Sie fordern, REDD als wichtigen Bestandteil des Klimaschutzes in das Kyoto-Protokoll zu implementieren.[4] BirdLife International fordert, für die Umsetzung von REDD bis 2020 einen Betrag 35 Milliarden US-Dollar zu investieren.

Dagegen kritisiert z. B. der BUND, dass REDD die weltweite Entwaldung höchstens verlangsamen, jedoch nicht stoppen wird. „Eine Einbeziehung von REDD-Maßnahmen in den Emissionshandel würde den Markt mit Emissionsrechten überschwemmen und das Instrument weiter schwächen“, und sei deshalb im weltweiten Emissionshandel inakzeptabel, schreibt der BUND in seiner Stellungnahme zur Weltklimakonferenz in Posen 2008.[5] Auch das Indigenous Environmental Network (IEN), die Vertretung von über 100 indigenen Völkern, lehnt REDD ab. Entwicklungsländer, die die REDD-Mechanismen anwendeten, schränkten die Rechte und die enge natürliche Bindung der ursprünglichen Bevölkerung an den Wäldern ein.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Video des BMZ zu REDD
  2. Was ist REDD? auf der Webseite des WWF
  3. forum-ue.de (PDF)
  4. greenpeace.de
  5. bund.net (PDF)
  6. Besser CO2-frei wirtschaften. Indigenen-Netzwerk (IEN) lehnt Emissionshandel ab. pro-regenwald.de

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