Raab-Katzenstein

Raab-Katzenstein

Die Raab-Katzenstein Flugzeugwerk GmbH (RaKa) war ein deutscher Hersteller von Flugzeugen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Firma entstand am 16. November 1925 in Kassel-Bettenhausen aus der Dietrich-Gobiet Flugzeugwerk AG als Ausgründung der Werkspiloten Antonius Raab (1897–1985) und Kurt Katzenstein (1895–1984) mit dem Geschäftsmann Anatole Gobiet nach internen Streitigkeiten mit Richard Dietrich. In seinen Memoiren schrieb Raab, Dietrich habe 1925 „seine Sympathien für die Nazi-Partei entdeckt“ und versucht, die nicht „rein arischen“ Kurt Katzenstein und Gobiet, die ihm Geld und Ruhm eingebracht hätten, auszubooten.[1] In dem neuen Werk habe es „keine ‚Rassen‘-Vorurteile“ gegeben.[2]

Da auch ein Teil der Arbeiter und Angestellten sowie des Konstruktionsbüros mit in die neue Firma wechselten, gelang in kurzer Zeit die Konstruktion eines eigenen Doppeldecker-Kunstflugzeuges. Dafür überarbeitete Oberingenieur Paul J. Hall seinen letzten Entwurf DP XI von Dietrich-Gobiet und leitete daraus die Kl. I Schwalbe ab, was zu einer langwierigen, aber später erfolglosen Klage der Exfirma führte. Der Erstflug der mit einem 71 kW leistenden Sieben-Zylinder-Sternmotor Siemens Sh 11 ausgerüsteten Maschine mit Antonius Raab an Bord erfolgte am 16. Januar 1926. Bereits am 25. März 1926 erfolgte die Musterzulassung und durch intensive Werbung kam es rasch zu einem Verkaufserfolg. So arbeiteten im Juli 1926 bereits 120 Arbeiter an der Produktion der Maschine. Es wurden insgesamt mehr als 30 Stück der Schwalbe produziert, die beispielsweise von der deutschen Kunstfliegerin Vera von Bissing und von Gerhard Fieseler geflogen wurden. Fieseler wurde auf einer nach seinen Wünschen umgebauten Kl. Ic (D-1212) im Sommer 1928 Deutscher Kunstflugmeister. RaKa betrieb in Kassel-Waldau und am Flugplatz Bonn/Hangelar auch eigene Werksfliegerschulen, in denen neben anderen auch Gerhard Fieseler und Otto Peschke als Fluglehrer tätig waren.

Im ersten Halbjahr 1926 entwarf Hall die als zweisitziges Anfänger-Schulflugzeug geplante RK 2 „Pelikan“, die in vielen Bauteilen mit der „Schwalbe“ identisch war, aber eine um 10,4 m vergrößerte Spannweite besaß. Der Erstflug erfolgte am 30. August 1926. Im Jahr 1927 kamen der Schleppflugzeuganhänger, die RK 7 „Schmetterling“, und das zweisitzige Leichtflugzeug RK 9 „Grasmücke“ dazu, wobei von letzterer sechs Stück beim Zirkus Sarrasani als Reklameflugzeuge eingesetzt wurden. Die Firma beschäftigte zu diesem Zeitpunkt bereits 200 Mitarbeiter und hatte mehr als 100 Maschinen produziert.

RK-26 „Tigerschwalbe“

1928 konstruierte Hall zusammen mit dem von Heinkel gekommenen Richard Bauer das Rennflugzeug RK 25 „Ruhrland“ und 1929 die RK 26 „Tigerschwalbe“. Im Frühjahr 1929 wechselte Hall zu BFW. Richard Bauer übernahm die Entwicklung und machte sich an die Konstruktion eines 40 Meter langen Kleinluftschiffes namens RK 27. Dieses unternahm am 4. Mai 1929 seine erste Fahrt. Da jedoch staatliche Aufträge fehlten, reichten auch Exporterfolge wie der Verkauf von 16 RK 2 nach China nicht, die Firma finanziell erfolgreich zu machen. Der letzte Entwurf wurde der Doppeldecker RK 29, der noch am Europarundflug 1930 teilnahm.

Im Frühjahr 1930 musste RaKa nach der Kündigung der Kredite der Kasseler Banken jedoch das Vergleichsverfahren beantragen und wurde aufgelöst. Raab vermutete indes, die Reichswehr hätte an dieser Entwicklung „kräftig gedreht“, da die RaKa ein „nicht genehmer“ Betrieb gewesen sei, der sich geweigert habe, sich an der militärischen Wiederaufrüstung zu beteiligen.[3] Anatole Gobiet erlangte durch den Konkurs die Konstruktions- und Urheberrechte an der RK 25 und RK 26 und verkaufte die Baurechte nach Schweden, wo die RK 26 als SK 10 betrieben wurde.[4]

Einzelnachweise

  1. Raab, S. 67
  2. Raab, S. 69
  3. Raab, S. 101, S. 109
  4. Raab-Katzenstein – Aufstieg und Fall des Marktführers, in: FliegerRevue November 2010, S.56–59

Literatur

Weblinks

 Commons: Raab-Katzenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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