Ratinger Straße

Ratinger Straße
Ratinger Straße
De Retematäng – Die Ratinger
Stadtwappen der kreisfreien Stadt Düsseldorf.png
Straße in Düsseldorf
Ratinger Straße
Kreuzherrenkirche
Basisdaten
Ort Düsseldorf
Ortsteil Altstadt
Angelegt 1384
Anschlussstraßen Altestadt, Heinrich-Heine-Allee
Querstraßen Ursulinengasse, Liefergasse, Neubrückstraße, Ratinger Mauer, Mühlengasse
Bauwerke Kreuzherrenkirche
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Straßengestaltung Kopfsteinpflaster
Technische Daten
Straßenlänge 280 Meter

Die Ratinger Straße in der Düsseldorfer Altstadt ist eine der ältesten Straßen der Stadt und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Straße spielte in der Düsseldorfer Stadtgeschichte eine bedeutende Rolle. Seit ihrer Entstehung ist die Ratinger Straße ein Treffpunkt unterschiedlicher Institutionen und Milieus. In der Nähe zur Stiftskirche St. Lambertus entstand hier das erste Hospital der jungen Stadt. Zwischen 1470 und 1544 lag das Rathaus auf der Ratinger Straße. Die Kreuzherren und Coelestinerinnen errichteten Klöster und Kirchen. Einige der zahlreichen Gaststätten sind Treffpunkt der Lehrer und Studenten der nahe gelegenen Kunstakademie. Der Ratinger Hof war einer der Entstehungsorte des frühen Punk in Deutschland. Die Straße ist heute, neben der Bolkerstraße, eine der beliebten Vergnügungsmeilen der Düsseldorfer Altstadt. Auf Düsseldorfer Platt heißt die Straße „De Retematäng“. Die zahlreichen Besucher nennen sie oft einfach nur „Die Ratinger“.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die nur 300 Meter lange Straße verläuft in Verlängerung Altestadt von Südosten nach Nordwesten von der Ecke Ursulinengasse bzw. Liefergasse in Richtung Heinrich-Heine-Allee.

Geschichte

Ratinger Straße, Häuser Nr. 6 und 8 sowie Kreutherrenkirche

Zur Zeit der Stadtgründung im Jahr 1288 war Düsseldorf kaum mehr als ein umwalltes Dorf. Im Laufe der Zeit wuchs die bescheidene Siedlung über ihre erste Stadtmauer hinaus. Im Osten bildete sich hinter dem ursprünglichen Ratinger Tor, das im Schnittpunkt der Liefergasse und Ursulinengasse lag, eine kleine Vorstadt einschließlich einer Durchgangsstraße. Diese zunächst außerhalb der Stadtmauern gelegene Straße wurde im Rahmen der ersten Stadterweiterung 1384 in den erweiterten Verteidigungswall einbezogen. Die nach Osten um etwa 300 Meter verlängerte Straße endete nun am neuen Ratinger Tor. Dieses Tor war in der Stadtmauer im Bereich der Mühlengasse angeordnet. Allerdings wurde mindestens bis 1663 auch dieser Teil der Straße noch Altestadt genannt.[1] Sie war der östliche Abschluss des innerstädtischen Teils der Verbindungs- und Handelsstraße, die vom Rhein nach Ratingen führte. Von dieser Handelsstraße leitet sich der Name der Ratinger Straße ab. Später endete die Altestadt wieder im Bereich der Kreuzung Ursulinengasse/Liefergasse und wurde ab dort Ratinger Straße genannt. 1738 wurde nachweislich bereits ab Kreuzherrenkirche dieser neue Namen verwendet.[1]

Bebauung

Bereits um 950 soll am Standort der heutigen Kreuzherrenkirche eine Marienkapelle gestanden haben. Für die Pilger, die die Kapelle besuchten, wurde im 12. Jahrhundert eine Herberge errichtet, in der auch kranke Pilger betreut wurden. Die Kapelle wurde 1399 renoviert. Den 1438 herbeigerufenen Kreuzherren, auch Kreuzbrüder genannt, wurde die Betreuung von Kapelle und Herberge übertragen. Von 1440 bis etwa 1480 wurden Kreuzherrenkirche und die Klostergebäude errichtet.[2]

1642 kauften die von der herzoglichen Familie aus Köln gerufenen Nonnen der Cölestinerinnen die Häuser Nr. 11 und 13. Aber erst von 1688 bis 1691 wurden dort die Klostergebäude errichtet.[3] 1696 wurde auf dem Grundstück Nr. 15 der Grundstein zur Klosterkirche gelegt und am 27. Dezember 1701 diese Kirche eingeweiht.[4] 1794 wurde sowohl das Kloster wie auch zugehörige Kirche durch Kriegseinwirkung stark beschädigt. Die Grundstücke mit den Ruinen, 1803 säkularisiert, wurden Anfang des 19. Jahrhunderts versteigert und erst danach wurden die Gebäude erneuert oder neu errichtet.[5] Durch die Säkularisierung 1803 wurden die Liegenschaften der Kreuzbrüder enteignet und die Kirche danach längere Zeit als Magazingebäude verwendet.

Bis ins 17. Jahrhundert lässt sich zurückverfolgen, dass eine Reihe von Häusern der Ratinger Straße Namen tragen,[6] die sich zum Teil bis heute erhalten haben.

Erhaltene Fassade des Palais Spinrath

Unter der Bezeichnung Der Waldecksche Hof war im 18. Jahrhundert das Haus Nr. 1 zeitweise ein Gasthof.[7] Das nur als Fassade erhaltene Haus Nr. 15 ist das barocke Palais Spinrath, das ursprünglich zum vom venezianischen Architekten Matteo Alberti erbauten Cölestinerinnenkloster gehörte und vom deutschen Architekten Adolph von Vagedes zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem frühklassizistischen Wohnhaus umgebaut wurde. Es ist das Stammhaus der Galerie J. L. Spinrath.

Vor 1945 standen auf den Grundstücken mit ungerader Nr. 25–41 heute nicht mehr vorhandene einzelne Häuser. Folgende Häusernamen sind hierfür aus dem 17. Jahrhundert überliefert: Nr. 25 Zum Rad (von Aventuer), Nr. 27 Zur (goldenen) Traube, Nr. 29 Of der Warden, Nr. 31 Im roten Laken, Nr. 33 Zum blauen Schaaf, Nr. 35 Zur goldenen Schier, Nr. 37 Zum grünen Wald, Nr. 39 Die Landskrone und Nr. 41 Haus Derendorf.[8]

Die Grundstücken wurde zusammengelegt und zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter der Hausnummer 25 ein Gebäudekomplex errichtet. In diesem neuen Gebäude befinden sich jetzt die Gaststätte Schlösser Quartier Bohème und der große Henkel Saal. Brauchtum und die Düsseldorfer Jonges benutzen diese für Versammlungen und Veranstaltungen. Gaststätte wie Saal sind damit Nachfolger für den um 1990 abgerissenen ehemaligen Brauereiausschank Schlösser mit Bürgersaal auf der Altestadt.

Das jetzige Haus Nr. 6 wurde 1470 gebaut. Bis etwa 1500 wurde es als Bürgerhaus (Rathaus) verwendet. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde es an Johann von Berck verkauft.[9] Von diesem oder seinem Erben wurde unter dem Namen Dem Schwarzenhorn ein Gast- oder Weinhaus eingerichtet. Im Giebel des Gebäudes wurde neben dem herzoglichen Wappen ein schwarzes Hüfthorn angezeigt. Diese sind heute durch ein Relief mit einem Löwenkopf ersetzt. Das Haus war nachweislich bis zum 13. Mai 1639 im Besitz der Familie von Berck.[9] Auch danach wird ein Gasthof von den neuen Eigentümern bis mindestens Ende des 19. Jahrhunderts in dem Gebäude weiter betrieben. Für 1774 ist ein veränderter Namen Zum schwarzen Horn überliefert.[10]

Nr. 10 war zunächst ein namenloses Haus, weil herrschaftlich bewohnt. Seit dem 17. Jahrhundert lebte hier die Familie Redinghoven.[11] Ab 1762 wurde in demselben eine Gastwirtschaft unter dem Namen „Kaiserlicher Hof“ eingerichtet. Unter dieser Adresse etablierten sich ab den 1970er Jahren der Ratinger Hof.

Brauerei im Füchschen

Das Haus Nr. 16 ist zunächst um 1630 als Im Falken bekannt. Später verlor es diesen Namen dadurch, dass man es anlässlich eines mit Eulen reich ausstaffierten Zimmers In der Uel benannte. Heute befindet sich hier der Gasthof Zur Uel, der früher auch eine Gasthofbrauerei war.

Das Haus Nr. 18 ist ebenfalls seit dieser Zeit als Zum goldenen Einhorn bekannt. Es wurde 1794 durch französische Truppen zerstört, aber vier Jahre später in jetziger Form wieder aufgebaut[12] und später zeitweise vom Regierungsrath Friedrich Adolf Klüber und dem General von Briesen bewohnt. Heute findet sich hier die Gaststätte gleichen Namens.

Mindestens seit 1640 ist für das Grundstück Nr. 28, auf dem sich heute die Brauerei und Gaststätte im Füchschen befinden, der Name Im Füchschen bekannt.

De Retematäng

Alteingesessenen Düsseldorfern ist die von jungen Leuten nur kurz „Ratinger“ genannte Straße als „De Retematäng“ bekannt. Die Herkunft und Bedeutung von „Retematäng“ liegt im Dunkeln. Es haben sich verschiedene volkstümliche Erklärungen gebildet, gemäß derer es sich im Wesentlichen um Verballhornungen des Straßennamens durch dort ansässige italienische Gipser oder französische Soldaten aus der Besatzungszeit handele. Das Düsseldorfer Altstadtoriginal und erster Nachkriegs-Hoppeditz Jupp Schäfers erklärte sich die Entstehung des Begriffs auf eines Ausspruch Napoleons. Demnach sei dieser bei seinem frühmorgentlichen Einzug nach Düsseldorf überrascht gewesen, auf der Ratinger Straße über 20 offene Gastwirtschaften vorgefunden zu haben und habe „Rue du Matin“ (Straße des Morgens) ausgerufen. Die des Französischen nicht mächtigen Düsseldorfer hätten „Retematäng“ verstanden.[13] Mit seinem Lied „Dat Leed von de Retematäng“ setzte Jupp Schäfers der Straße ein musikalisches Denkmal.

Weblinks

 Commons: Ratinger Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 12.
  2. Alfons Houben: Düsseldorf. Wie es damals war – wie es heute ist. WI-Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3-88785-006-9 (formal falsche ISBN), S. 182.
  3. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 29.
  4. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 31.
  5. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 30.
  6. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 25–45.
  7. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 26.
  8. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 32–34.
  9. a b H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 36.
  10. H. Ferber: In: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Lieferung I, 1889. S. 37.
  11. Woldemar Harleß: Redinghoven, Johann Godfried von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 534–536.
  12. Alexander Scherer, Maik Kopleck (Hrsg.): PastFinder Düsseldorf. PastFinder, Hongkong 2008, ISBN 978-988-99780-5-1. S. 35.
  13. Theo Lücker: Die Düsseldorfer Altstadt Wie sie keiner kennt. I. Band Vom Ratinger Tor bis Kurze Straße. 2. Aufl. Verlag der Goethe-Buchhandlung, Düsseldorf 1985, ISBN 3-924331-06-5, S. 63ff.
51.2295169444446.7752388888889

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