- Ready Teddy
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Ready Teddy Little Richard Veröffentlichung 1. Juni 1956 Genre(s) Rock ’n’ Roll Autor(en) John Marascalco
Bumps BlackwellVerlag(e) Venice Music Album Here’s Little Richard Ready Teddy ist ein Rock-’n’-Roll-Song von Little Richard aus dem Jahr 1956. Er wurde von John Marascalco in Zusammenarbeit mit Bumps Blackwell geschrieben und erstmals auf Specialty Records veröffentlicht. Ready Teddy wurde durch viele zeitnahe Coverversionen schnell zu einem Standard des Rock ’n’ Roll. Der Song erreichte in der Originalversion Platz acht der Rhythm-and-Blues-Charts und als Crossover Platz 44 der Popcharts des Billboard-Magazins.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Nachdem der junge Songwriter John Marascalco aus Grenada, Mississippi vergeblich versucht hatte, seine Komposition Rip It Up an Elvis Presley weiterzugeben, hörte er Little Richards zweite Single Long Tall Sally bei deren Radiodebüt. Von dessen energiereichen Rock ’n’ Roll begeistert, entschied er sich, nach Kalifornien zu fahren, um der Plattenfirma Specialty Records einen Song für Little Richard anzubieten. So vollendete er noch während der fünftägigen Fahrt im März 1956 Ready Teddy. In der Geschäftsstelle von Specialty traf er den Produzenten und A&R-Manager Bumps Blackwell an, dem der Song gefiel und der nach weiteren verfügbaren Stücken fragte. Marascalco schrieb daher das etwas Country-hafte Rip It Up in wenigen Tagen um. Blackwell war von beiden Titeln überzeugt und erhoffte sich eine doppelseitigen Hit-Single, wenn er Rip It Up und Ready Teddy als A- und B-Seite einer Vinylsingle kombinieren würde.[1]
Die erste Aufnahme beider Titel erfolgte am 9. Mai 1956 in Cosimo Matassas J&M Studio in New Orleans, wo Little Richard bereits seine Debütsingle Tutti Frutti und Long Tall Sally eingespielt hatte. Es spielten unter Blackwells Leitung die Studio Band mit Edgar Blanchard und Ernest McLean an den Gitarren, Frank Fields am Bass, Lee Allen am Tenorsaxophon, Alvin Tyler am Baritonsaxophon und Earl Palmer am Schlagzeug. Von Ready Teddy sind wenigstens fünf Takes erhalten, wahrscheinlich wurde Take 6 für die Veröffentlichung auf Single gemastert.[2]
Veröffentlichungen
Erst am 31. Mai 1956 ließ Venice Music, der Musikverlag des Labelchefs Art Rupe, den Titel in der Library of Congress registrieren, gerade rechtzeitig vor der Veröffentlichung am 1. Juni als B-Seite von Rip It Up auf Specialty 579. Für beide Titel ließ sich der Produzent sein Arrangement mit Autorencredits würdigen, so dass seitdem Marascalco und Blackwell als Co-Autoren auf Veröffentlichungen zu finden sind. Die Single kam sowohl als 10-Zoll-Schellacksingle als auch auf 7-Zoll-Vinyl heraus. Die Lizenz für Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan und Neuseeland hatte London Records inne, in Belgien erschien die Single auf Ronnex Records, in den Niederlanden auf Artone Records. Die Erstveröffentlichungen außerhalb der Vereinigten Staaten zog sich allerdings bis 1959 hin. Bei Specialty Records erschienen als EP ausschließlich die 6-scheibige Reihe Here’s Little Richard, auf deren zweiten Ausgabe Specialty EP-401 im März 1957 Ready Teddy neben Slippin’ and Slidin’, Oh Why? und Baby präsentiert wurde. Zugleich fand der Titel Eingang in die Trackliste des ersten gleichbetitelten Albums Here’s Little Richard unter der Nummer Specialty 100 beziehungsweise 2100.[3]
Ready Teddy hielt Einzug in Little Richards Live-Programm und wurde über die Jahre regelmäßig gespielt. Einige der Konzerte wurden auch für Live-Alben aufgenommen. Am 17. Januar 1966 gab der Sänger sein Standard-Repertoire im Domino Club in Atlanta, Georgia zum Besten, das im Januar 1967 auf dem Album Little Richard Sings His Greatest Hits – Recorded Live auf Modern Records erschien. Ready Teddy ist dabei kaum 40 Sekunden lang. Die Aufnahme wurde auch nachbearbeitet und weitgehend ohne Publikumsgeräusch zusammen mit Tutti Frutti und Do You Feel It – Part 1 auf Single herausgegeben.[4] Ein ähnliches Programm kam am 30. August 1976 für S. J. Productions im Jack Clement Studio zur Aufnahme. Die Liner Notes des Albums Little Richard Live! auf K-Tel Records behaupten ebenso wie der Titel der Platte eine Live-Session.[5]
Coverversionen
- 1956 – Elvis Presley
- 1956 – Roy Orbison (Home-Recordings, erschien 2002)
- 1958 – Buddy Holly
- 1958 – Gene Vincent
- 1958 – Carl Perkins
- 1958 – Bob Luman (live, erschien 2002)
- 1959 – Cliff Richard and the Drifters
- 1959 – Johnny Hallyday (kam erst 1993 heraus)
- 1961 – Tony Sheridan
- 1963 – Eddy Mitchell
- 1963 – The Tornados
- 1964 – Johnny Hallyday als Belle
- 1965 – German Blue Flames
- 1965 – The Swinging Blue Jeans
- 1973 – James Montgomery Band
- 1975 – John Lennon
- 1975 – Shakin Stevens and the Sunset
- 196? – David Box and The Ravens (kam erst 2002 heraus)
- 1995 – Brian Setzer
- 2000 – Bailey’s Nervous Kats
- 2005 – 78Twins
- 2008 – Morrissey
- 2009 – Jerry Williams
Musikalischer Aufbau
Wie im Rock ’n’ Roll häufig, basiert der Song auf einem 12-taktigen Bluesschema, dessen funktionalen Akkorde sich mit der Stufentheorie darstellen lassen, wobei die erste Stufe der Tonika, die vierte Stufe der Subdominante und die fünfte Stufe der Dominante entspricht:
- || I | I | I | I | IV | IV | I | I | V | IV | I | I ||
Dabei dienen die vier Takte auf der ersten Stufe (der Tonika) als Strophe, die Takte fünf bis zwölf als Refrain. Dreimal wird im Song die Strophe um weitere vier Takte Tonika erweitert. Zwei aufeinanderfolgende Schemata nehmen das Saxophonsolo auf. Somit ergibt sich der gesamte Ablauf aus acht Schemata:
- 1. Strophe ( I | I | I | I ) und Refrain ( IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- 2. Strophe ( I | I | I | I ) und Refrain ( IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- 3. Strophe ( I | I | I | I | I | I | I | I ) und Refrain ( IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- Saxophonsolo ( I | I | I | I | IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- Saxophonsolo ( I | I | I | I | IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- Wiederholung 2. Strophe ( I | I | I | I ) und Refrain ( IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- Wiederholung 3. Strophe ( I | I | I | I | I | I | I | I ) und Refrain ( IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
- 4. Strophe ( I | I | I | I | I | I | I | I ) und Refrain ( IV | IV | I | I | V | IV | I | I )
Dabei werden die Strophen als Stop-Times dargeboten, indem die Rhythmusgruppe und Holzsektion jeweils nur einzelne Schläge im Back- und Offbeat eines Taktes spielen und ansonsten schweigen und der Sänger stakkatohaft und in reduzierter Melodieführung den Text „brüllt“[6].
Inhalt
Der Titel von Ready Teddy ist ein Slangausdruck aus den Südstaaten, den John Marascalco mit dem Synonym „hot to trot“ (deutsch: heiß, scharf) erklärt.[1] Die erste Strophe „Ready set go man go I got a gal that I love so“ (deutsch: Auf die Plätze, fertig, los! Ich habe ein Mädchen, das ich so sehr liebe.) kam dem Autor Marascalco, der sein Songwriting von den ihn umgebenden Alltagsszenen inspiriert weiß, beim sonntäglichen Kirchgang in den Sinn.[1] Der Autor und Musikjournalist Nik Cohn diagnostiziert in Little Richards Repertoire „totale Nicht-Songs“, die gewissermaßen „ohne Text“[6] auskommen müssen. So wiederholt der Rock-’n’-Roll-Protagonist im Refrain lediglich: „I’m ready, ready, ready teddy, I’m ready, ready, ready teddy, I’m ready, ready, ready teddy, I’m ready, ready, ready to a rock ’n’ roll.“ (deutsch: Ich bin heiß, heiß, heiß, ich bin heiß, heiß, heiß, ich bin heiß heiß heiß auf Rock ’n’ Roll.)
Bedeutung, Bewertungen und Erfolge
Little Richard übernahm Ready Teddy in sein Live-Repertoire auf, welches er mit nur wenigen Unterbrechungen durch religiöse Studien bis ins hohe Alter spielt. Dadurch und durch die vielen Coverversionen namhafter Interpreten gehört Ready Teddy zum Kanon der bekannten und vielgespielten Rock-’n’-Roll-Standards. Zudem zeichnet Ready Teddy als Crossover den Erfolg des afroamerikanischen Originalinterpreten mit, der über seinen Spartenmarkt des Rhythm and Blues hinaus, im Popmarkt bei der weißen Käuferschaft punkten konnte, wie andersherum weiße Künstler den Titel interpretierten und damit den schwarzen Rhythm-and-Blues-Markt belebten. Die Wirkung, die der „wild hämmernde Rock-’n’-Roll-Driver“[7] auf die Hörerschaft haben muss, beschreibt wortgewaltig der Kulturkritiker und Musikjournalist Greil Marcus: „Man schüttelt ungläubig den Kopf, dass so etwas überhaupt jemals hatte passieren können, dass es hatte aufgenommen werden können, dass es nun direkt vor dir präsent ist, als passierte es zum ersten Mal, nicht als Wiedergabe von irgendetwas, sondern als Geschehnis selbst.“[8]
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ken Sharp: Elvis Presley. Writing for the King. FTD Books, Dänemark 2006, John Marascalco, S. 37–39.
- ↑ Ray Topping: Little Richard. The Specialty Sessions. 6 CD Set. ACE Specialty, 1992 (Liner Notes).
- ↑ John Garodkin: Little Richard Special. 2. Auflage. Mjoelner Edition, Praestoe 1984, ISBN 87 87721 14 7, Specialty Records, S. 23-66.
- ↑ John Garodkin: Little Richard Special. 2. Auflage. Mjoelner Edition, Praestoe 1984, ISBN 87 87721 14 7, Modern Records, S. 106-113.
- ↑ John Garodkin: Little Richard Special. 2. Auflage. Mjoelner Edition, Praestoe 1984, ISBN 87 87721 14 7, S.J. Productions, S. 149-153.
- ↑ a b Nik Cohn: AWopBopaLooBopALopBamBoom. Piper, Schott, München, Mainz 1995 (1969) (Originaltitel: Pop from the Beginning, übersetzt von Teja Schwaner), ISBN 3-492-18402-2, Klassischer Rock, S. 32–52.
- ↑ Paul MacPhail: Little Richard: The Originator Of Rock. 2008, S. 14.
- ↑ Charlie Gillett, Peter Guralnick, David Halberstam, Greil Marcus: Rock ’n’ Roll 39–59. Steidl, Göttingen 2007, ISBN 978-3-86521-609-0, S. 399.
Kategorien:- Rock-’n’-Roll-Song
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