Reformierte Kirche Waltensburg

Reformierte Kirche Waltensburg
Die Kirche von Waltensburg

Die Reformierte Kirche in Waltensburg in der Surselva im schweizerischen Kanton Graubünden wurde am Ende des 11. Jahrhunderts erbaut. Bekannt ist sie vor allem durch die Wandmalereien des Waltensburger Meisters. Seine Malereien zählen zu den besten Werken frühgotischer Malerei in der Schweiz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche von Waltensburg wurde im 11. Jahrhundert als Kapelle an der Stelle eines vorromanischen Saalbaus unter Einbezug eines bestehenden Turmes erbaut. Geweiht ist die Kirche mit ihrem rechteckigen Saal und den quadratischen Chor den Heiligen Desiderius und Leodegar. Um 1330 wurde sie nach Westen hin erweitert und mit dem in einen Glockenturm umgewandelten Wehrturm verbunden.

Um 1450 wurde die Kirche vermutlich wegen des Eingehens der Kirche auf der Burg Jörgenberg noch einmal vergrössert. Das spätgotische Fenster im Chor wurde 1510 eingebaut. Damals wurde auch der Eingang in die Sakristei erstellt. Durch die Eingriffe wurden verschiedene Fresken beschnitten. 1711 wurden die Empore und eine neue Holzdecke eingebaut. Ungefähr um die gleiche Zeit erhielt der Turm seine barocke zwiebelförmige Kuppelhaube. Der gotische Taufstein stammt aus dem 17. Jahrhundert, die polygonale Kanzel aus dem Jahr 1672 und die mit Intarsien belegte Kirchentür aus der Zeit um 1750. Die umfassende Renovation und Restauration der Bilder von 1932 wurde zum grossen Teil finanziert durch den wohlhabenden Waltensburger Bürger Anton Cadonau, an den ein Gedenkstein neben dem Eingang erinnert.

Fresken

Die Bilder stammen aus vier verschiedenen Epochen:

  • Die Bilder des Meisters von Waltensburg stammen aus der Zeit um 1330.
  • Um 1380 malte ein unbekannter Meister an der westlichen Aussenwand eine Margarethenzyklus sowie an der inneren Südwand die Versuchung des heiligen Antonius.
  • Ein weiterer unbekannter Maler bekam 1450/51 den Auftrag, die eben vergrösserte Kirche auszumalen. Es entstanden im ausgehenden weichen Stil unter anderem zwei Bildstreifen aus dem Leben Jesu und Johannes des Täufers sowie Apostel, Heilige, Kirchenväter, eine Marienkrönung und ein Gnadenstuhl an dersüdlichen Schiffswand. Dabei wurden die Malereien des Waltensburgers weitgehend übermalt. Der gleiche Maler bemalte die Ost- und einen Teil der Südwand der Kapelle St. Eusebius in Breil/Brigels.
  • Um 1510 entstand ebenfalls von unbekannter Hand «al fresco» der Christophorus an der Aussenwand.

Vor der Reformation wurden die Malereien mit einer dünnen Kalkschicht bedeckt, wo sie vier Jahrhunderte verborgen blieben; erst bei der Kirchenrenovation von 1932 kamen sie wieder zum Vorschein. Der grösste Teil wurde durch Karl Wilhelm Lüthy (1874–1937) aus Bern restauriert. Einzeln Bilder wie der heilige Antonius und der Gnadenstuhl wurden aus konfessionellen Gründen wieder übertüncht. 1970–77 wurden die Bilder noch einmal von Oskar Emmenegger aus Merlischachen SZ gesichert und restauriert.

Malereien des Waltensburger Meisters

Die Malereien des Waltensburgers bedecken die ganze Nordwand des Schiffes sowie Teile der Nord- und Südwand gegen die Ecken zu. Das grosse Thema ist das Leiden Christi. Die Figuren heben sich vor blauschwarzem Hintergrund ab und tragen ockergelbe, rote und olivgrüne Gewänder; Christus ist immer grau gekleidet. An der inneren Nordwand ist in zwei horizontalen Bändern eine Passionsgeschichte mit Abendmahl abgebildet, daneben Heilige und Apostel. An der südlichen Aussenwand finden sich eine Szene mit der Anbetung der Könige sowie Heilige, der Erzengel Michael, Wappen und eine Kreuzigungsszene. Diese Malereien kamen erst 1972 zum Vorschein.

Kirchliche Organisation

Die Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden führt Waltensburg, das traditionell mit Schnaus in Pastorationsgemeinschaft steht, innerhalb vom Kolloquium I Ob dem Wald.

Literatur

  • U. Caflisch: Kunstführer Evangelische Kirche Waltensburg/Vuorz, hrsg. vom Pfarramt Waltensburg/Vuorz und vom Verkehrsverein Waltensburg/Vuorz-Andiast, ohne Jahresangabe [1980; 2. Aufl. 1994]
  • Alfons Raimann: Gotische Wandmalereien in Graubünden. Die Werke des 14. Jahrhunderts im nördlichen Teil Graubündens und im Engadin, mit Aufnahmen von Wolfgang Roelli, Desertina Verlag Disentis 1983; S. 31-89 und 408-425
  • Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden: Scheidegger & Spiess, Zürich 2008; S. 206
  • Willy Zeller: Kunst und Kultur in Graubünden, Haupt Verlag Bern 1993; S. 84

Weblinks

 Commons: Reformierte Kirche Waltensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden: Scheidegger & Spiess, Zürich 2008; S. 206
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