Richard-Wagner-Stätten Graupa

Richard-Wagner-Stätten Graupa

In Graupa (seit 1998 eingemeindet nach Pirna), unweit von Dresden, befinden sich ein Richard-Wagner-Museum (Lohengrinhaus) und das größte Denkmal Wagners im Liebethaler Grund in der Sächsischen Schweiz. Während seiner Zeit als Hofkapellmeister in Dresden (1842-1849) nahm Richard Wagner im Sommer 1846 für einige Wochen (15. Mai bis 20. Juli) „Urlaub“ und wohnte mit seiner Frau Minna im Schäferschen Gut, um seine Oper Lohengrin zu konzipieren. In Graupa entstanden wesentliche Teile der Lohengrin-Komposition. Wagner blickte auch später gerne auf die schöne Zeit in Graupa zurück und besuchte seine Wirkungsstätte auch mit seiner Familie nochmals am 8. September im Jahre 1881.

Inhaltsverzeichnis

Gedenkstätte Lohengrinhaus

Das Lohengrinhaus
Wagners Arbeitszimmer
Das Jagdschloss

Eine erste Lohengrin-Gedenktafel wurde am Schäferschen Gut 1894 durch Gustav Adolph Kietz angebracht. Im Jahre 1907 wurde dann hier das weltweit erste Richard-Wagner-Museum von Prof. Max Gaßmeyer aus Dresden gegründet. Nach vorübergehender anderweitiger Nutzung wurde das Gebäude mit Museum 1935 von der Gemeinde übernommen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach dem Kriege wurde es wiederum anderweitig genutzt und nach einer umfangreichen Renovierung 1982 wiedereröffnet. Ab 2005 musste es grundsaniert werden und konnte zum 100-jährigen Museumsjubiläum im Jahre 2007 abermals wiedereröffnet werden. Es sind verschiedene Räume zu besichtigen, die mit Möbeln aus der Zeit Wagners ausgestattet sind. Weiterhin werden Schriften und Texte Richard Wagners präsentiert. Im kleinen Saal finden regelmäßig Lesungen und Konzerte statt.[1]

Jagdschloss

Im Juli 2011 wurde das naheliegende Jagdschloss aus dem 18.Jahrhundert als Richard-Wagner-Museum eingerichtet. Hier setzt man sich mit dem Thema „Richard Wagner in Sachsen“ auseinander, denn Wagner verbrachte über 25 Jahre seines Lebens in Sachsen (Kindheit in Leipzig und Dresden, Hofkapellmeister in Dresden) und schrieb bzw. konzipierte viele seiner Werke in Sachsen (Frühwerke, Tannhäuser, Lohengrin, Siegfrieds Tod). Die Finanzierung der Museumsausstattung wurde durch Spenden in Höhe von rund einer Million Euro gesichert.[2]

Um und in dem Schlosspark ist bereits ein „Richard-Wagner-Wanderweg“ mit einer Reihe von Informationstafeln über seinen Lebensweg eingerichtet worden.[3]

Denkmal Liebethaler Grund

Denkmal mit Sandsteinsockel

Das Denkmal stellt Wagner als Gralsritter dar. Zu seinen Füßen sind fünf Figuren dargestellt, die die Elemente seiner Musik verkörpern: das sphärische, das lyrische, das dramatische, das dionysische und das dämonische. Auf einem 8 Meter hohen Sandsteinsockel steht die 4,2 Meter hohe Darstellung Richard Wagners. Das Denkmal hat eine Gesamthöhe von 12,5 Meter. Es handelt sich um das erste Richard Wagner-Denkmal in Sachsen und um das größte Wagner-Denkmal der Welt.

Die Bronze wurde 1911/12 vom Bildhauer und Maler Richard Guhr entworfen. Er war Professor für Monumentalkunst an der Akademie Dresden und leidenschaftlicher Wagnerianer. Guhr hatte sich zum Ziel gesetzt mit seinen Werken zum Ausdruck zu bringen, dass sich deutsche Malerei und das Deutschtum als kulturelle und staatliche Einheit nur aus der altdeutschen Malerei regenerieren und als Volkserziehungsmittel wirken können, wobei die künstlerische Phantasie als autonomes mythenschaffendes Prinzip bewertet werden soll. Aus einer Eigeninitiative heraus gestaltete er sein monumentales Wagner-Denkmal. 1912 wurde es fertig gestellt. Ursprünglich sollte das Denkmal nach der Fertigstellung im Großen Garten in Dresden aufgestellt werden, der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Wirtschaftskrise verhinderten dies jedoch. Das Denkmal geriet in Vergessenheit. Erst Anfang der 1930er Jahre entdeckte der Künstler Sizzo Stief die Bronze wieder und ließ sie in Verbindung mit einem Sockel an seinem heutigen Standort an der Wesenitz errichten. Der Gastwirt der sogenannten Lochmühle im Liebethaler Grund in der sächsischen Schweiz hatte ein Felsengelände auf seinem Grundstück zur Verfügung gestellt. Er versprach sich dadurch touristischen Zustrom. Der Standort bedeutete aber auch eine Integrierung in den Dichter-Musiker-Maler-Weg, eine Wanderstradition für die sich Guhr begeisterte. Auch Wagner hatte in der sächsischen Schweiz Ruhe gesucht als er den Lohengrin komponierte.

Richard Guhr finanzierte den Aufbau des Denkmals und den Sandsteinsockel. Zur endgültigen Aufstellung und Einweihung des Denkmals sollte es also erst am 21. Mai 1933 kommen. Dies war der Vorabend von Wagners 120. Geburtstag und fiel gleichzeitig in den Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt Pirna. Der Musikwissenschaftler Eugen Schmitz hielt die Einweihungsrede. Darin sagte er unter anderem:

Als Künderin aller Herrlichkeiten von Gottes freier Natur hat Richard Wagners Kunst Monumentales verwirklicht. Dafür soll dieses monumentale Mal inmitten von Gottes freier Natur Zeuge sein.

Außerdem sagt Schmitz, Wagner habe in seiner Kunst also auf monumentale Weise Deutschtum und völkische Kunst ausgedrückt. In König Heinrichs Aufruf im Lohengrin heiße es: „des Reiches Ehr' zu wahren, ob Ost ob West […], Was deutsches Land heißt, stelle Kampfesscharen, dann schmäht wohl niemand mehr das deutsche Reich“

Darin sah Prof. Eugen Schmitz einen direkten Bezug zur Gegenwart:

... denn auch wir waren ja bedroht von feindlichen Horden aus dem Osten, von den Kommunisten und Bolschewisten[..] Daß sie ihr Ziel nicht erreichten, das ist dem Aufbruch der Nation unter Führung Adolf Hitlers zu danken. Und so gilt auch für das Deutschland Hitlers, was für das Deutschland König Heinrichs galt, und was für unser Vaterland gelten soll, solange die Welt steht: „Nach Deutschland sollen noch in fernsten Tagen / des Ostens Horden siegreich nimmer zieh'n.[4]

Richard Guhr berichtete von zahlreichen Widerständen gegen seine Wagner-Ehrung. 1942 sollte das Denkmal zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Der damalige Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust schrieb einen Brief an den Künstler, in dem er um Verständnis für dieses „Opfer für die Zukunft der Nation und die Erhaltung deutscher Art und Kultur..“ bat. Guhr konnte sich jedoch durchsetzen und das Denkmal blieb erhalten.

Inschriften der Tafeln

  • Bronzetafel: Unter dem Schutze der Amtshauptmannschaft Pirna wurde hier an der Werdestaette des Lohengrin dem Meister von dankbaren Verehrern das erste Denkmal in Sachsen errichtet mit freiwilliger Hilfe der werktaetigen Jugend aus den umliegenden Gemeinden - Muehlsdorf-Lochmuehle / im Wagnerjahr 1933.
  • Tafel im Fels: Dem Sänger, der im Kunstgesang, vor allem Volk den Preis errang - 1933

Literatur

  • Sizzo Stief, Ulrike Eichhorn (Hrsg.): Das Lohengrinhaus in Graupa und das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund: Erforschtes und Erlebtes, ISBN 978-3-8442-0048-5. Berlin 2010.

Weblinks

 Commons: Richard-Wagner-Stätten Graupa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe auch Webseite von Graupa
  2. Schwanenritters Urlaubsort in: FAZ vom 27. August 2011, Seite 34
  3. Siehe auch Webseite des Museums
  4. Prof. Eugen Schmitz Rede zur Einweihung des Wagner-Denkmals im Liebethaler Grund zitiert nach Solveig Weber: Das Bild Richard Wagners. Ikonographische Bestandsaufnahme eines Künstlerkults. Mainz 1993. S. 170

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