Richwin (Verdun)

Richwin (Verdun)

Richwin oder Ricuin (lat: Ricuvinus; † 15. November 923) war ein Graf von Verdun im 9. und 10. Jahrhundert.

Richwin wird erstmals als Graf von Verdun in einer Urkunde des Königs Zwentibold von Lotharingien vom 14. August 895 genannt, welche an das Kloster Saint-Mihiel gerichtet war.[1] Als „verdienstvoller Graf“ wird er gemeinsam mit Wigerich am 23. Januar 899 an der Seite desselben Königs genannt.[2] Nach dessen Tod im Jahr darauf wandte sich Richwin offenbar dem westfränkischen König Karl III. dem Einfältigen zu, in dessen Gefolge er am 12. Februar 912 genannt wird.[3] Erneut mit dem Pfalzgrafen Wigerich und erstmals mit seinem Sohn Otto wird Richwin an der Seite des Königs am 9. Januar 916 in Herstal genannt. Kurz darauf starb Wigerich und Richwin heiratete dessen Witwe, Kunigunde. Auch tritt er seither als Laienabt von Moyenmoutier und Saint-Pierre in Metz auf, vermutlich hatte er zugleich auch das Grafenamt von Metz inne.

Im Jahr 921 beteiligte sich Richwin an der Rebellion der lotharingischen Großen gegen die Herrschaft König Karls des Einfältigen zugunsten des ostfränkischen Königs Heinrich I.[4] Am 15. November 923 wurde er in seinem Bett liegend von Boso ermordet, womöglich im Auftrag seines Stiefsohnes Adalbero, dem späteren Bischof von Metz.[5][6] Der Mord an ihm durch den Bruder des neuen westfränkischen Königs Rudolf verstärkte die Abfallbewegung des lothringischen Adels hin zum ostfränkischen Reich.

In erster Ehe war Richwin mit der Tochter eines Grafen Ingelram verheiratet, dessen Identität nicht zu bestimmen ist. Mit ihr hatte er den Sohn Otto, welcher später zum Herzog von Lothringen aufstieg. Seine zweite Frau, Kunigunde, war die Witwe des Pfalzgrafen Wigerich und mütterlicherseits eine Enkelin des westfränkischen Königs Ludwig II. dem Stammler.

Literatur

  • Jean-Pol Evrard: Les comtes de Verdun aux Xe et XIe siècles, in: Publications de la Section historique de l’Institut Grand-Ducal de Luxembourg (1981), S. 153-182
  • Rüdiger E. Barth: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert (1990)

Einzelnachweise

  1. in pago Uridunensi in comitatu Rihuuini, siehe in: Die Urkunden Zwentobolds und Ludwigs des Kindes, hrsg. von Theodor Schieffer in MGH DD Zw (1960) S. 21, Nr. 3
  2. Richquinus et Widiacus vernerandi comites, siehe in: Die Urkunden Zwentobolds und Ludwigs des Kindes, hrsg. von Theodor Schieffer in MGH DD Zw (1960), S.66, Nr. 27
  3. Martin Bouquet: Recueil des Historiens des Gaules et de la France (RHGF) 9 (1995), S. 516
  4. Flodoard, Annales, chronica et historiae aevi Saxonici, hrsg. von Georg Heinrich Pertz in MGH SS 3 (1839), S. 5-6
  5. Zum Mord und Todesjahr siehe Flodoard, Annales, chronica et historiae aevi Saxonici, hrsg. von Georg Heinrich Pertz in MGH SS 3 (1839), S. 12-13
  6. Zum Todestag siehe Liber memorialis von Remiremont, hrsg. von Eduard Hlawitschka, Karl Schmid und Gerd Tellenbach in MGH Libri mem. 1 (1970), S. 76; Richwin wird hier als Riquinus dux genannt.

Weblink


Vorgänger Amt Nachfolger
--- Graf von Verdun
vor 895–923
Otto

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Richwin — Es gibt mehrere historische Personen mit dem Namen Richwin: Richwin (Padua) (765–1. Oktober 804), Graf von Padua (verheiratet mit Gisela, der Tochter Karls des Großen) Richwin (Montpellier) († 817), Bischof von Montpellier Richwin (Poitou) (um… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Verdun — († Frühjahr 944) war ein Graf von Verdun sowie ab 940 ein Herzog von Lotharingien. Er war der Sohn des 923 ermordeten Grafen Richwin von Verdun, dem er vermutlich auch in Verdun nachfolgen konnte, wenngleich er nie mit dem Titel eines Grafen… …   Deutsch Wikipedia

  • Graf von Verdun — Die Grafschaft Verdun (früher auch Grafschaft Wirtten) war eine reichsunmittelbare mittelalterliche Grafschaft in Lothringen, die aber bereits mit dem Ende des 10. Jahrhunderts in kirchlichen Besitz überging. Die bekanntesten Grafen von Verdun… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafschaft Verdun — Die Grafschaft Verdun (früher auch Grafschaft Wirtten) war eine reichsunmittelbare mittelalterliche Grafschaft in Lothringen, die aber bereits mit dem Ende des 10. Jahrhunderts in kirchlichen Besitz überging. Die bekanntesten Grafen von Verdun… …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste der Wigeriche (Luxemburg) — Die Liste enthält die detaillierte Stammliste der Wigeriche. Gemeint sind damit die Herzöge von Ober und Niederlothringen, sowie die Seitenlinie der Grafen von Luxemburg. Für die Grafen und Fürsten von Salm siehe Stammliste des Hauses Salm.… …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste der Wigeriche — Die Liste enthält die detaillierte Stammliste der Wigeriche. Gemeint sind damit die Herzöge von Ober und Niederlothringen, sowie die Seitenlinie der Grafen von Luxemburg. Für die Grafen und Fürsten von Salm siehe Stammliste des Hauses Salm.… …   Deutsch Wikipedia

  • Lorraine — • By the Treaty of Verdun in 843, the empire of Charlemagne was divided in three parts: Ludwig the German received Eastern Franconia; Charles the Bald, Western Franconia; and Lothair I, the strip of land lying between the two and reaching from… …   Catholic encyclopedia

  • Haus Sundgau — Das Haus Scarponnois war die Familie der Grafen von Pfirt (frz. Ferrette), Lützelburg (Lutzelbourg), Mömpelgard (Montbéliard) sowie der Grafen und späteren Herzöge von Bar (Bar le Duc). Ihren Namen trägt die Familie nach ihrer Herkunft aus dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des évêques de Toul — Cathédrale de Toul …   Wikipédia en Français

  • Maison De Scarpone — La Maison de Scarpone est issue de Richwin, comte de Scarpone. Son fils Louis reçu les comtés de Montbéliard, d Altkirch et de Ferrette et obtint par mariage le comté de Bar. Richwin, comte de Scarpone X Hildegarde d Egisheim │ └─> Louis (†… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”