- Rodolfo Walsh
-
Rodolfo Jorge Walsh (* 9. Januar 1927 in Choele Choel, Provinz Río Negro, Argentinien; † 25. März 1977) war ein argentinischer Journalist und Schriftsteller. Er wird als Begründer des investigativen Journalismus in Argentinien und der Gattung »Testimonio« ([1]) betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Rodolfo Walsh war der dritte Sohn von Miguel Esteban Walsh und Dora Gill, beide irischer Herkunft. Er besuchte in Capilla del Señor eine irische Schule. 1941 zog er nach Buenos Aires, wo er seine Schulbildung abschloss und ein Philosophiestudium begann, das er nach kurzer Zeit abbrach. Danach arbeitete er unter anderem als Antiquitätenhändler, Tellerwäscher und Fensterreiniger. 1944 wurde er Korrektor, 1951 entstanden seine ersten journalistischen Arbeiten für Leoplán und Vea y Lea. 1945 schloss er sich der Alianza Libertadora Nacionalista an. Später bezeichnete er diese als nazistisch und wechselte zum Peronismus.
1953 entstanden seine ersten Kriminalerzählungen und der Kurzgeschichtenband Variaciones en rojo. Nachdem er einen Überlebenden der Erschießungen von José León Suárez (Provinz Buenos Aires) in der Nacht des 9. Juni 1956 getroffen hatte, begann er über diesen politischen Massenmord der Militärregierung Pedro Aramburus zu recherchieren. Daraus entstand Operación Masacre, ein dokumentarischer Roman, der zum Klassiker der lateinamerikanischen Literatur wurde. Das Buch gilt mit seiner Mischung aus Bericht und Fiktion als Vorläufer des New Journalism, der in den 1960er-Jahren in den USA entstand. Es wurde 1972 von Jorge Cedrón verfilmt. 1959 reiste Walsh nach Kuba und gründete dort die Nachrichtenagentur Prensa Latina, zusammen mit den argentinischen Journalisten Jorge Ricardo Masetti und Rogelio García Lupo sowie dem kolumbianischen Autor Gabriel García Márquez. Zurück in Argentinien, schrieb er für die Zeitschriften Primera Plana und Panorama.
1968 entstand das Buch Quién mató a Rosendo? (dt. Wer erschoss Rosendo G.?), das in der gleichen Weise wie Operación Masacre vom Mord am Gewerkschaftsführer Rosendo García am 13. Mai 1966 berichtet. Im gleichen Jahr gründete Walsh die Zeitung der Gewerkschaft CGT de los Argentinos. 1973 schloss Walsh sich der Guerillabewegung der Monteneros an, distanzierte sich aber 1975 von dieser und warf ihr vor, sich ideell zu weit vom Volk entfernt zu haben und zu wenig politische Arbeit zu leisten. Nach der Machtübernahme der Militärregierung um Jorge Videla gründete Walsh das Informationsnetzwerk ANCLA (Agencia de Noticias Clandestina). Am 25. März 1977 verschickte er einen »Offenen Brief eines Schriftstellers an die Militärjunta« an die Redaktionen der argentinischen Tageszeitungen, in dem er die diktatorische Regierung ihrer zahlreichen Verbrechen anklagte. Am selben Tag wurde er von Soldaten auf der Straße getötet.
Walsh' Tochter María Victoria, die den Montoneros angehörte, starb 1976 während eines Straßenkampfs. Seine Tochter Patricia ist Politikerin. Sie war zwei Mal argentinische Präsidentschaftskandidatin und ist Mitglied der Stadtregierung von Buenos Aires.
Werke
- Diez cuentos policiales (1953)
- Variaciones en rojo (1953)
- Antología del cuento extraño (1956)
- Operación Masacre (1957), deutsch und mit einem Nachwort versehen von Erich Hackl: Das Massaker von San Martín, Rotpunktverlag, Zürich 2009, ISBN 978-3-85869-413-3
- La granada (1965, Theaterstück)
- La batalla (1965, Theaterstück)
- Los oficios terrestres (1965)
- Un kilo de oro (1967)
- ¿Quién mató a Rosendo? (1969) dt. Wer erschoss Rosendo G.? (1993)
- Un oscuro día de justicia (1973), deutsch in Die Augen des Verräters (hrsg. von Wolfram Nitsch, übersetzt von der Gruppe »Transports«), Rotpunktverlag, Zürich, 2010 ISBN 978-3-85869-424-9
- El caso Satanovsky (1973), 2. Auflage, Buenos Aires, Ed. de la Flor 1986
- Cuento para tahúres y otros relatos policiales (1987), deutsch in Die Augen des Verräters (hrsg. von Wolfram Nitsch, übersetzt von der Gruppe »Transports«), Rotpunktverlag, Zürich, 2010 ISBN 978-3-85869-424-9
- Ese hombre y otros papeles personales (1995)
- El violento oficio de escribir. Obra periodística 1955-2007 (2008)
Weblinks
- Literatur von und über Rodolfo Walsh im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Infoseiten (spanisch)
- In schwierigen Zeiten das Wort ergreifen - Rodolfo Walsh, Besprechung von 3 Büchern. Deutsche Welle, 2010.
- Hintergrundinformationen von/über Rodolfo Walsh, u. a. der offene Brief an die Militärjunta , auf der Rotpunktverlag Website.
Einzelnachweise
- ↑ Testimonio, Literatur in Kuba. Ein neues literarisches Genre zur Wirklichkeitsbeschreibung, Centaurus 1998, ISBN 3-89085-167-3
Kategorien:- Autor
- Literatur (Spanisch)
- Argentinische Literatur
- Argentinischer Journalist
- Geboren 1927
- Gestorben 1977
- Opfer der argentinischen Militärdiktatur
- Konflikt 1977
- Kriminalfall 1977
- Politik 1977
- Mann
Wikimedia Foundation.