Ruhr-Atoll

Ruhr-Atoll

Das Ruhr-Atoll war ein Kunstprojekt, das von Mai bis Oktober 2010 in Essen-Werden stattgefunden hat. Es umfasste vier künstliche Inseln, die auf dem Baldeneysee installiert waren, sowie die Ruhr-Atoll-Halle, in der die Modelle dieser und weiterer Entwürfe für das Projekt ausgestellt waren. Ursprünglich Folkwang-Atoll genannt, ist dies ein Projekt des Gelsenkirchener Konzeptkünstlers Norbert Bauer und wurde im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 realisiert.

Inhaltsverzeichnis

Die Atoll-Inseln

Die vier künstlichen Inseln des Ruhr-Atolls, von denen drei betreten werden konnten, waren nur mit Tretbooten zu erreichen. Das Motto "Kunst ist Energie - Energie ist Bewegung" galt auch für die Besucher.

Im Oktober 2010 war das Projekt Ruhr-Atoll beendet. Die Insel ICEBERG war nicht winterfest und wurde abgerissen. Die verbleibenden drei Inseln liegen nun im Hafen des Ruhrverbandes vor Anker um für sie bis zum Frühjahr 2011 Käufer zu finden und ein geschätztes sechsstelliges Defizit des Ruhr.2010-Projektes wieder einzufahren.[1]

Projekt zur Erhaltung der Natürlichen Ressourcen

Projekt zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen

Das russische Künstlerehepaar Ilya und Emilia Kabakov steuerte den Entwurf „Projekt zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen“ bei. Rostige, quietschende, tropfende Mechanismen holen Wasser aus dem See, transportieren es über die Insel, durch ein sogenanntes Labor, und zurück in den See. Die Arbeit ist ein hintersinniges Ensemble zur wissenschaftlichen Arbeit.

Frosch und Teemeister

Frosch und Teemeister

Zwei gleichgroße Inseln sind durch einen Steg verbunden. Eine solar angetriebene Wasserpumpe füllt einen Wassertank im Zentrum des Teehauses, von wo das Wasser über das Dach zurück in den See und in die zehn Beetkästen der anderen Insel strömt. Künstler Kazuo Katase und Architekt Michael Wilkens beschäftigen sich in dieser Arbeit mit den Grundbedürfnissen des Menschen. Diese Insel war als einzige nicht für Besucher begehbar.

ICEBERG

ICEBERG

Künstler Andreas Kaiser und Polarforscher Lars Kindermann haben einen künstlichen Eisberg entworfen. Oben auf dem Eis befindet sich ein oranges Zelt, das nachts beleuchtet ist. Im Inneren eingegraben ist ein Container, der an die PALAOA-Messstation (Perennial Acoustic Observatory in the Atlantic Ocean) des Alfred Wegener Instituts (AWI) erinnert. Jeweils vier Besucher können für einige Minuten den ICEBERG betreten und im Inneren eines Containers Naturgeräusche und visualisierte Daten aus der Antarktis wahrnehmen.

Ich kann, weil ich will, was ich muss.

Ich kann, weil ich will, was ich muss

Aus dem Wasser ragt der Aussichtsturm eines U-Boots, aus dessen Außenwänden als Schriftzug der kantsche Satz „Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ herausgeschnitten ist. Die so entstehenden ‚Fenster‘ werden durch themenbezogen Bilder in Form von Diapositivmaterial ausgefüllt. Der U-Boot-Turm hat die atomar bewaffnete „Ohio“-Bootsklasse der US-Marine zum Vorbild. Von außen erscheint die Arbeit von Künstler Andreas M. Kaufmann und Medienwissenschaftler Hans-Ulrich Reck als zerstörerische Waffe, von innen wirkt sie wie eine Kapelle. Tagsüber durch Solarzellen auf den Tiefenrudern am Turm gespeicherte Energie speist eine Lampe, die nachts das Boot von innen beleuchtet.

Geplante, aber nicht realisierte Vorschläge

Marking Time

Der maltesische Künstler Norbert Francis Attard entwarf einen Apfelteppich, der in einem 12 x 12 m großen Holzrahmen auf dem See schwimmen sollte. Der Apfel sollte sowohl durch die eigene Symbolkraft als auch durch die einsetzende Fäulnis die menschliche Vergänglichkeit darstellen und die Überflussgesellschaft anprangern. Dieses Projekt erzeugte, auch ohne realisiert zu werden, hitzige Diskussionen.[2]

Local - Global

Künstlerin C.U. Franks Entwurf eines überdimensionalen Rettungsrings sollte die Schwemminsel unterhalb des Wehrs am Baldeneysee umfassen. Je nach Witterung und Wasserstand ist diese Insel mal sichtbar, mal überspült. Der Entwurf wurde im Rahmen des Projektes nicht realisiert.

Weitere Künstler

Ursprünglich waren 25 Inseln geplant. Diese Entwürfe gehören ebenfalls zum Ruhr-Atoll. Sie wurden u.A. auch aus technischen Gründen nicht realisiert. Entwürfe kamen unter anderen von Otto Piene, Jan van Munster, Joep van Lieshout, Stefan Sous, Nils-Udo, Ugo Dossi, Magdalena Jetelová, Winter/Hörbelt , Franz West, Rolf Hinterecker, Gereon Lepper, Heinrich Brummack und Rudolf Knubel.

Aktion "Wir haben das Öl"

Der Kunstkreis Linse installierte eine Aktion während der Ausstellungswochen gegen Umweltverschmutzung wie die Ölpest im Golf von Mexiko oder lokale Verunreinigungen. Ein Kanu mit vier Geierattrappen besuchte alle vier Ruhr-Atolle um mit ihnen zu interagieren, danach bezog es einen Standort am Rand des Sees. Die Aufschrift an der Seite "Wir haben das Öl" korrespondiert mit einem Schild am Ufer "Und ihr die Pest" sowie mehreren Vogel- und Fischattrappen. Nach Absprache mit den Kuratoren der Ruhr-Atoll Kunstwerke wurde die Installation als Ergänzung aufgefasst.[3]

Einzelnachweise

  1. Käufer für Essener Ruhr-Atoll gesucht. In: DerWesten.de. 1. Dezember 2010, abgerufen am 20. Dezember 2010.
  2. Die Seele Nähren. In: DerWesten.de. 4. Juni 2010, abgerufen am 20. Dezember 2010.
  3. Naturfotographen: Ruhr-Atoll wurde erweitert vom 26. Juli 2010

Literatur

  • Informationsbroschüre zum Ruhr-Atoll
  • I.& E. Kabakov, A. Kaiser, K. Katase, A. M. Kaufmann; Norbert Bauer (Hrsg.): Das Ruhratoll. 1 Auflage. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0489-7.
  • RWE AG (Hrsg.): Kultur Elektrisiert. 1 Auflage. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0260-2.

Weblinks

Projektdokumentation Ruhr-Atoll


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