Safdarjung-Mausoleum

Safdarjung-Mausoleum
Safdarjung-Mausoleum, Delhi, Indien. Der letzte große Grabbau der Mogul-Architektur wurde ohne rahmende Minarette errichtet und knüpft somit an die frühen Bauten (Humayun-Mausoleum, Akbar-Mausoleum) an.

Das Mausoleum für den in Persien geborenen und im Jahre 1722 nach Indien emigrierten Mirza Muqim Abul Mansur Khan (1708-1754), der von seinem Onkel und gleichzeitigem Schwiegervater die Gouverneurswürde über die fruchtbare Region Oudh (auch Awadh) im Norden Indiens (Hauptorte: Faizabad und Lucknow) erbte und später von dem eher unbedeutenden Mogul-Kaiser Muhammad Shah (reg. 1719-1748) den Ehrentitel "Safdarjung" sowie weitere Gouverneurstitel erhielt, liegt in Delhi (Indien).

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Safdarjung-Mausoleum liegt nur etwa 1,5 km von den Lodi-Gärten mit ihren Grabbauten aus dem 15. Jahrhundert und nur ca. 3 km vom Humayun-Mausoleum entfernt.

Geschichte

Mit dem Bau wurde noch zu Lebzeiten Safdarjungs begonnen; es heißt, dass das Mausoleum bereits in seinem Todesjahr (1754) vollendet war.

Architektur

In seinem Kern ist das Grabmal − wie auch die anderen Bauten des Komplexes − aus vor Ort gebrannten Ziegelsteinen gemauert. Die gelblich-roten Sandsteinplatten sowie die Platten der Marmorverkleidung der Kuppel mussten dagegen aus Rajasthan herantransportiert werden.

Torbau

Safdarjung-Mausoleum, Torbau

Das zweigeschossige, weiß verputzte Eingangsgebäude sowie drei ähnliche, im Achsenkreuz des zentralen Grabbau stehende Pavillons, sind vollkommen anders gestaltet als es bislang in der Mogularchitektur üblich war: Es gibt keinen monumentalen zentralen Iwan-Bogen, keine großen seitlichen Begleitemporen und auch keine Dachaufsätze in Form von Chhatris, Türmchen oder einem Zinnenkranz mehr. Wären nicht einzelne Dekorelemente wie Vielpassbögen, 'bengalische' Vordächer u. ä., so könnte der Bau auch überall in Europa stehen. Vielleicht sind es schon englische Einflüsse, die hier wirksam werden.

Im Unterschied zu den früheren Grabbauten der Mogul-Architektur ist der Weg zum Grabbau nicht − zum Schutz vor Starkregen (Monsun) − gegenüber dem Gartenniveau erhöht und mit großen Steinplatten belegt.

Garten

Der viergeteilte, harmonisch gestaltete Garten (Char-Bagh) mit seinen immergrünen Palmen, Blumenbeeten, Büschen und Rasenflächen knüpft an die Gartenanlagen im persischen Stil der früheren Mogulgräber an, hat jedoch keine kleinen Wasserkanäle mehr, sondern vier große Bassins mit zentralen − allerdings nur selten in Betrieb befindlichen − Fontänen.

Grabbau

Außenbau

Das Mausoleum erhebt sich auf einer knapp 5 Meter hohen − durch hohe Arkaden nach allen Seiten offenen − Plattform, die derjenigen des nur ca. 3 km entfernten Humayun-Mausoleums sehr ähnelt. Darauf ruht der Bau, dessen Mittelteil von einem hohen Iwan-Bogen dominiert wird, seitlich schließen sich jeweils zwei Annexbauten mit Emporenöffnungen an. Alle Bögen schließen mit Vielpassbögen ab und werden von einem Alfiz-ähnlichen Rahmen aus weißem Marmorplatten umfasst. In den Ecken des Baus erheben sich vier − reich dekorierte und von Chhatri-Aufsätzen bekrönte − Treppentürme, über die die Obergeschosse und die Dachplattform erreichbar sind; sie können kaum als (Schmuck)Minarette bezeichnet werden (vgl. Gol Gumbaz). Der Dachbereich hat einen umlaufenden Kranz aus Schmuckzinnen, die jeweils im Bereich über den Eingangsportalen noch von zierlichen Arkaden mit kleinen Kuppeln erhöht werden; seitlich davon stehen kleine Schmucktürmchen. Das Mausoleum wird jedoch dominiert von einer − durch einen unbelichteten Tambour erhöhten und stark gebauchten − Kuppel mit einer Verkleidung aus weißen Marmorplatten. Die Kuppel selbst endet in einer Lotus-Rosette, die ihrerseits von einem Kugelstab (Jamur) überhöht wird, der heutzutage allerdings auch als Blitzableiter dient.

Innenraum

Safdarjung-Mausoleum, Grabkammer mit Kenotaph

Die Wände der zentralen Grabkammer sind durch horizontale und vertikale Stuckvorlagen, die sich − allerdings in Marmor ausgeführt − auch schon an den Seitenwänden des Eingangsportals zum Taj Mahal finden, in verschieden große rechteckige Felder unterteilt; diese wiederum zeigen große und kleine − ebenfalls aus Stuck gefertigte − Blendbögen, die zumeist mit Vielpässen abschließen. Der gesamte Innenraum hat keinerlei farbige Bauzier in Form von Steinintarsien oder Malereien; auch der Fußboden besteht nur aus weißen Marmorplatten. Die Kuppel ist mit plastischen Stuckornamenten − jedoch ebenfalls ohne Malereien − vergleichsweise reich geschmückt und schließt mit einer Mittelrosette ab.

Der auf einer − sich nur geringfügig über das Bodenniveau erhebenden Plattform − stehende weiße Marmorkenotaph ist zwar aufwendig bearbeitet, hat jedoch ebenfalls keine farbigen Steineinlegearbeiten oder Inschriften. Die eigentliche Grabstätte liegt − wie üblich − unterhalb des Bodenniveaus.

Bedeutung

Das Mausoleum Safdarjungs wird oft bewertet als "letztes Aufleuchten der Mogularchitektur". Nachfolgende Herrscher oder hohe Staatsbeamte waren nicht mehr in der Lage, sich ein derartig aufwendiges Grabmal zu leisten. Mehr und mehr übernahmen die Briten mit ihrer merkantilen (Britische Ostindien-Kompanie) und militärischen Präsenz (Britisch Indien) die Kontrolle über die − nur mehr regionalen − Machthaber Indiens; nach und nach verleibten sie sich das zerfallende Mogulreich "als schönstes Juwel in der Krone" des britischen Weltreiches ein.

Siehe auch

Weitere bedeutende Mausoleen der Mogulzeit sind:

Literatur

  • Ebba Koch: Mughal Architecture − An Outline of Its History and Development (1526-1858), Prestel-Verlag, München 1991
  • Catherine B. Asher: Architecture of Mughal India Oxford University Press, Oxford 1995
  • Hermann Forkl, Johannes Kalter u. a. (Hrsg.): Die Gärten des Islam. Stuttgart, London 1993
  • Alfred Renz: Geschichte und Stätten des Islam von Spanien bis Indien. Prestel-Verlag, München 2001, S. 728f ISBN 3-7913-0360-0
  • A. S. Bhalla: Royal Tombs of India. 13th to 18th Century. Mapin Publishing 2009. ISBN 978-0-944142-89-9

Weblinks

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