Mogul-Architektur

Mogul-Architektur

Als Mogul-Architektur im engeren Sinne bezeichnet man die von den Herrschern des islamischen Mogulreichs und deren engsten Familienangehörigen in Südasien in der Zeit zwischen 1526 und 1858 errichteten Bauten; im weiteren Sinne gehören dazu alle in dieser Zeit errichteten größeren Bauprojekte im nominellen Herrschaftsgebiet der Mogul-Dynastie. Die Mogul-Architektur stellt baugeschichtlich einen Zeitabschnitt innerhalb der Indo-Islamischen Architektur dar.

Taj Mahal, Agra (Indien). Das − auf einer erhöhten Plattform stehende − Mausoleum für Mumtaz Mahal, der Lieblingsfrau Shah Jahans, des 5. Herrschers der Mogul-Dynastie, bildet den unbestrittenen Höhepunkt der Mogul-Architektur. Es erhebt sich unmittelbar am Flussufer des Yamuna. Der Kern des vollständig mit − teilweise reliefierten − Platten aus weißem Marmor und Steineinlegearbeiten (Inschriftbänder sowie florale und geometrische Motive) bedeckten Bauwerks besteht aus vor Ort gebrannten Ziegelsteinen. Die dominante Außenkuppel wird begleitet von Chhatris und endet in einer hängenden Lotosblüte aus Marmor und einem vergoldeten bzw. bronzierten Kugelstab (Jamur) − hier mit einem liegenden Halbmond als oberem Abschluss, einem alten Symbol des Islam. Die ursprünglich nur Moscheebauten vorbehaltenen Minarette bilden einen dekorativen optischen Rahmen für den − vollkommen symmetrisch gestalteten − Zentralbau des Taj Mahal; sie werden von kleinen Chhatris überhöht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ausführliche Informationen zur Geschichte, Kunst und Kultur der Mogul-Zeit finden sich im exzellenten Wikipedia-Artikel Mogulreich. Eine Schnell-Übersicht über die Mogul-Herrscher Indiens mit ihren Regierungszeiten findet sich in der Liste der Großmoguln.

Babur, der erste Mogulherrscher, begann schon bald nach der Eroberung großer Teile Nordindiens im Jahre 1526 mit Baumaßnahmen (Gärten), die nach der Konsolidierung der Macht unter Akbar und seinen Nachfolgern (Jahangir, Shah Jahan, Aurangzeb) noch ausgeweitet wurden. Der einzige der frühen Mogul-Herrscher, der keine Bauten hinterließ, war Humayun, dem zu Ehren sein Sohn und Nachfolger Akbar jedoch eins der prägenden Bauwerke der Mogul-Architektur – das Humayun-Mausoleum – errichtete. Schon unter Aurangzeb ließ die Bautätigkeit − vor allem aus Kostengründen − deutlich nach und seine eher schwachen und unbedeutenden Nachfolger hinterließen gar keine wichtigen Bauten mehr.

Architektur

Architekten

Die wenigen bekannten Namen von Architekten der Mogulbauten (siehe Humayun-Mausoleum und Taj Mahal) lassen darauf schließen, dass sie überwiegend aus dem persisch-afghanischen Raum stammten. Nicht zu unterschätzen sind jedoch Geschmack, Kenntnisse und Experimentierfreude der jeweiligen Auftraggeber selbst − so werden bereits beim Gründungsbau der Mogul-Architektur, dem Humayun-Mausoleum, neue Wege beschritten und die Palastanlagen von Fatehpur Sikri sowie Grabbauten wie das Akbar-Mausoleum, das Itimad-ud-Daula-Mausoleum und das Jahangir-Mausoleum lösen sich im Hinblick auf Material und Formensprache in hohem Maße von überlieferten persisch-zentralasiatischen, aber auch indischen Vorbildern und gehen weitgehend eigenständige Wege − eine Tatsache, die unter der alleinigen Federführung persischer Architekten undenkbar gewesen wäre.

Handwerker

Bei den Großbauten der Mogulzeit wurden eine Vielzahl von Handwerkern (Maurer, Gerüstbauer, Steinmetze, Stukkateure, Maler, Zimmerleute u. a.) beschäftigt − man spricht von etwa 20.000 beim Taj Mahal. Diese stammten i. d. R. aus dem nordindischen Raum, waren sowohl Moslems wie Hindus und brachten eine Fülle von Erfahrungen (möglicherweise auch Ideen und Anregungen) mit − so ist z. B. die unverkennbare Hindu-Ornamentik an einigen Bauten in Fatehpur Sikri oder im Roten Fort von Agra zu erklären.

Baumaterial

Wie bereits die Bauten ihrer Vorgänger (Tughluq-Dynastie, Sayyid-Dynastie, Lodi-Dynastie) bestehen auch die Bauten der Mogulzeit in ihrem Kern aus vor Ort gebrannten Ziegelsteinen, die jedoch nach außen – mit Ausnahme der Moschee von Thatta (Pakistan) – nirgends in Erscheinung treten, denn alle Bauteile wurden mit Platten aus rotem oder gelblichem Sandstein bzw. weißem Marmor aus Rajasthan verkleidet; kleinere Flächen wurden auch mit dem selteneren grau-blauem Schiefersandstein geschlossen.

In Teilen fast barock anmutende Aufsätze auf den Jali-Gitterschranken im Innenraum des Taj Mahal (Detail)

Aus denselben Steinmaterialien wurden auch die dekorativen geometrischen oder floralen Ornamente der frühen Mogul-Architektur (Humayun-Mausoleum), die oft große Teile der Außenhaut überziehen, hergestellt. Die - insgesamt weniger bedeutsamen - Torbauten wurden noch lange Zeit in dieser Weise geschmückt (z. B. Torbau des Taj Mahal).

Charakteristisch für die Blütezeit der Mogul-Architektur unter Nur Jahan und Shah Jahan sind äußerst feinteilige Steineinlegearbeiten aus schwarzem Marmor (Inschriften und Rahmungen) und farbigen Halbedelsteinen (Blumen und Blätter), mit denen − in Pietra dura-Technik − höchst detailreiche Dekormotive geschaffen wurden (Itimad-ud-Daula-Mausoleum, Kenotaph des Jahangir-Mausoleums, Taj Mahal, Details der Palastbauten in Agra und Delhi).

Die Verwendung von − aufwendig bearbeitetem − Marmor, der weite Transport der schweren Steine aus Rajasthan sowie die Herstellung von Steininkrustationen verschlangen jedoch Unsummen. Bei den letzten bedeutenden Bauten der Mogulzeit (Bibi-Ka-Maqbara Mausoleum, Safdarjung-Mausoleum, Lalbagh-Fort, Asfi-Moschee) wurden deshalb große Teile der Außen- und Innenwände nur noch verputzt, manchmal auch stuckiert und teilweise bemalt.

Bautypen

Wie auch im westlichen Islam (z. B. Marokko), so gab es auch im islamischen Indien nur wenige wichtige Bauprojekte, die von den jeweiligen Herrschern, deren Familienangehörigen oder Gouverneuren in Auftrag gegeben wurden: Moscheen, Mausoleen, Verteidigungs- bzw. Palastbauten und Gärten. Andere öffentliche Bauten wurden in der islamischen Welt bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eher abgelehnt (v. a. Versammlungsbauten wie Plätze, Hallen, Museen, Theater, Sportstätten etc.) oder wurden – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht zwingend als hoheitliche Bauaufgaben angesehen (Brücken, Wasserleitungen, Brunnen, Badehäuser etc.). Letztere wurden – wenn überhaupt – zumeist von hohen Hofbeamten oder wohlhabenden Kaufleuten gestiftet und unterhalten.

Charakteristika

Symmetrie

In vielen Kulturen − so auch im Islam − galt Symmetrie als Sinnbild bzw. Abbild göttlicher Ordnung und Harmonie. Die meisten Bauten der Mogulzeit sind − sowohl außen wie innen − entweder achsensymmetrisch (Moscheen, Palastbauten) oder aber punktsymmetrisch (Mausoleen und umgebender Garten) gestaltet. Bei den oft riesigen Forts und Parkanlagen konnte dieses Prinzip − wegen der Notwendigkeit zur Anpassung an natürliche Gegebenheiten − nicht immer eingehalten werden.

Torbau zum Areal des Taj Mahal mit Chhatri-Aufsätzen auf den seitlichen Treppentürmen und einer Chhatri-Reihe über dem Portalbogen.

Torbauten

Moscheen, Grabbauten und Forts, aber auch die Gartenanlagen (Bagh) der Mogulzeit sind − zum Schutz vor Angreifern, freilaufenden Tieren und neugierigen Blicken − von hohen Mauern eingefasst und meist nur durch einen einzigen Zugang erreichbar. Entsprechend seiner Bedeutung ist dieser Zugang monumental gestaltet und/oder mit Chhatris, Türmchen und Zinnen versehen. Nach und nach werden diese − ursprünglich militärisch-repräsentativ gemeinten − Zutaten immer dekorativer gestaltet oder entfallen ganz (Bibi-Ka-Maqbara Mausoleum, Safdarjung-Mausoleum). Seitlich der zentralen Portalbögen (s. u.) finden sich i. d. R. jeweils zwei übereinander liegende Emporen, die ursprünglich wohl Wach- bzw. Verteidigungsaufgaben zu erfüllen hatten, in der Mogul-Architektur jedoch nur noch als Bauzier zu verstehen sind.

Wichtigster bzw. frühester Torbau der Mogul-Architektur ist das 'Buland Darwaza' ('Siegestor') der Moschee von Fatehpur Sikri.

Portalbögen

Die Eingänge zu den Bauten der Mogul-Zeit werden überfangen von überdimensionalen Iwan-Bögen, deren Ursprung in der sassanidischen Architektur (Seleukia-Ktesiphon) zu suchen ist und die sich in Persien (Yazd u. a.), Zentralasien (Gur-Emir-Mausoleum, Samarkand) und Indien (Qutb-Komplex, Lodi-Gräber) fortentwickelt haben. Die Mogul-Architektur nimmt dieses Element − sowohl bei Torbauten als auch bei Eingangsportalen − auf, ohne jedoch strikt daran festzuhalten (Itimad-ud-Daula-Mausoleum, Jahangir-Mausoleum, Nur Jahan-Mausoleum).

Plattformen

Alle bedeutenden Bauten der Moguln liegen auf – gegenüber dem Geländeniveau deutlich erhöhten, z. T. sogar aufgeschütteten – Hügeln (Moscheen, Forts), oder mit Steinplatten verkleideten Plattformen (Grabbauten). Letztere sind ein Element, das in der persisch-zentralasiatischen Architektur kaum zu finden ist, wohl aber bei indischen Hindu-Tempeln des 6. bis 12. Jahrhunderts (Nachna, Khajuraho u. a.). In erster Linie dienen diese – nach außen mit einem leichten Gefälle versehenen – Plattformen dem Schutz des Bauwerks bei Starkregenfällen (Gewitter, Monsun) bzw. vor frei herumlaufenden Tieren; daneben wird natürlich auch eine „Erhöhung“ des aufstehenden Bauwerks im übertragenen Sinn erreicht. Auch die − mit Wasserkanälen versehenen − Zuwege zu den Mausoleen liegen in der Regel erhöht.

Kuppeln

Obwohl auch frühere Bauten der Tughluq-, Sayyid- und Lodi-Dynastie mit (Krag)Kuppeln abschließen, sind die Kuppeln der Mogulbauten besonders markant und für das Vorstellungsbild Indiens weltweit von Bedeutung: Indische Moscheen haben meist drei − in der Höhe gestaffelte − Kuppeln, Grabbauten regelmäßig nur eine zentrale Kuppel, allerdings begleitet von Chhatris.

Im Gegensatz zu ihren persischen und indischen Vorläufern sind die Kuppeln der Mogul-Architektur generell zweischalig, d. h. die innere (untere) Kuppelschale beginnt am Fuß eines unbelichteten Tambours, bleibt relativ flach und schließt den Innenraum − mal mit, mal ohne Stuckverzierungen − nach oben ab; die äußere (obere) Kuppelschale sitzt dagegen auf dem Tambour auf, ist deutlich gebaucht und prägt – mit ihrer weißen Marmorverkleidung – ganz wesentlich die Silhouette des Bauwerks. Zwischen den beiden – aus Ziegelstein gemauerten – Kuppelschalen befinden sich hölzerne Verstrebungen, die für eine höhere Stabilität der gesamten Konstruktion sorgen.

Die späteren Kuppeln der Mogulzeit schließen mit einer (umgedrehten) Lotusblüte ab – einem Dekorelement, das ursprünglich der Hindu-Architektur entlehnt ist und schon an den Kuppeln der Lodi-Gräber (Delhi) zu finden ist, bei persischen bzw. zentralasiatischen Kuppeln jedoch nicht auftritt. Die Spitzen der Kuppeln werden regelmäßig von einem Kugelstab (Jamur) überhöht, dessen – ehemals wohl vorhandene – symbolische Bedeutung nicht mehr bekannt ist.

Minarette

Die Minarette der islamischen Architektur sind eigentlich − als Wach- oder Siegestürme sowie als Plattformen für den Gebetsruf des Muezzin − an eine Moschee gebunden. Einige frühe Moscheen der Mogularchitektur (Fatehpur Sikri und Thatta) haben jedoch − aus welchen Gründen auch immer − keine Minarette. Die paarweisen Minarette der späteren Moscheen der Mogulzeit haben ihre ursprünglichen Funktionen weitgehend eingebüßt und bilden einen − eher dekorativ gemeinten − Rahmen für den Gebetsraum.

Alle indischen Grabbauten der Vor-Mogulzeit haben keine Minarette und auch die ersten monumentalen Grabbauten der Mogul-Architektur (Humayun-Mausoleum und Akbar-Mausoleum) verzichten darauf. Beim Akbar-Mausoleum stehen jedoch gleich vier 'Schmuckminarette' weithin sichtbar auf dem Torbau. Beim Itimad-ud-Daula-Mausoleum finden sich vier minarett-ähnliche Ecktürme als rahmende Elemente des Grabmals selbst; beim Jahangir-Mausoleum, beim Taj Mahal und beim Bibi-Ka-Maqbara Mausoleum erheben sie sich in den Ecken der Plattform, um dann bei den späteren Grabbauten (Safdarjung-Mausoleum u. a.) − hauptsächlich wohl aus Kostengründen − wieder zu verschwinden.

Chhatris als Zierelement bzw. Hoheitszeichen auf der Halle für die Privataudienzen (Diwan-i-Khas) des Mogul-Herrschers Akbar in Fatehpur Sikri

Chhatris

Grabbauten, Torbauten, Audienzhallen und Minarette (seltener die Gebetsräume der Moscheen) der Mogul-Architektur werden − von wenigen Ausnahmen späterer Zeit abgesehen − von kleinen pavillonartigen Aufbauten (Chhatris) überhöht, über deren Ursprung und historische Entwicklung noch Unklarheit besteht: Einige Forscher leiten sie von den buddhistischen Ehrenschirmen ab, die auch auf Bauwerken (Stupas) platziert wurden. Nicht minder wahrscheinlich ist jedoch auch die Herleitung aus der armenischen Architektur oder von seldschukischen und persischen Kiosken (Gartenpavillons) und/oder von den Laternenaufsätzen zentralasiatischer Minarette (Buchara, Wabkent, Djam). Vielleicht führen mehrere bauhistorische Stränge zu diesen repräsentativen und für die Mogulzeit so charakteristischen Aufbauten, die aber auch schon bei den späteren Grabbauten der Lodi-Dynastie (15./16. Jahrhundert) in Delhi zu finden sind; bei früheren Grab- und Torbauten sowie außerhalb des indischen Kulturraums sind sie unbekannt.

Die marmornen Jali-Fenster am Grabmal Salim Chistis in Fatehpur Sikri gehören zu den filigransten Arbeiten ihrer Art.

Jalis

Charakteristisch für die Bauten der Mogulzeit sind die beinahe unzähligen Jalis − kunstvoll durchbrochene Fensterfüllungen und Gitterschranken aus handwerklich meisterhaft bearbeiteten Marmor- und Sandsteinplatten, die − Vorhängen vergleichbar − Blicke nach außen ermöglichten, gleichzeitig aber vor Blicken nach innen schützten. Die Luftzirkulation wurde von ihnen nicht behindert, so dass die abgedunkelten Innenräume kühl gehalten werden konnten. Bevorzugt wurden geometrische Sechseck- und Sternmotive, die auch zu Achtecken erweitert werden konnten; alle Muster wurden zunächst auf die Steinplatten aufgezeichnet, später dann durch Bohren, vorsichtiges Hämmern und Schleifen herausgearbeitet. In einigen seltenen Fällen kommen auch vegetabilische Formen vor. Die − potentiell unendlichen − geometrischen Motive könnten auf die Unendlichkeit Allahs und seiner Schöpfung verweisen, doch ist eine derartige Symbolik nirgendwo schriftlich niedergelegt; gleichzeitig beachten sie das vom Islam propagierte Bilderverbot. Interessant ist die Tatsache, dass Jalis an Grab- und Palastbauten regelmäßig zu finden sind, während sie an Moscheen eher selten vorkommen − die Gläubigen sollten beim Gebet von außen weder gestört noch abgelenkt werden.

Bedeutende Bauten

Freitagsmoschee (Jama Masjid), Delhi (Indien). Die gebauchten und mit Marmor verkleideten Außenkuppeln enden in umgedrehten Lotusblüten; die Spitze bildet jeweils ein Kugelstab (Jamur). Die beiden rahmenden Minarette mit aufgesetzten Chhatris sowie der umlaufende Zinnenkranz sind in erster Linie dekorativ gemeint.

Moscheen

Alle Moscheen der Mogulzeit sind Hofmoscheen, d. h. die Hoffläche nimmt den weitaus größten Teil (ca. 80% bis 90%) der Gesamtfläche des Moscheekomplexes ein, in dessen Mitte sich eine große Brunnenanlage für die vom Koran vorgeschriebenen Waschungen befindet. Zum Freitagsgebet und an islamischen Feiertagen füllt sich die riesige – von schier endlosen Arkaden umfasste – Hoffläche (sahn) mit Gläubigen, was natürlich bei starker Sonneneinstrahlung (verbunden mit enormer Hitze) sowie bei heftigen Regenfällen während der sommerlichen Monsunzeit zu großen Problemen führen kann.

Der vergleichsweise kleine und deutlich kühlere Gebetsraum wird regelmäßig von drei – meist mit Marmor verkleideten – gebauchten und in der Höhe gestaffelten Kuppeln auf einem unbelichteten Tambour sowie zwei – ebenfalls ganz oder teilweise mit Marmor verkleideten – Eckminaretten überhöht.

Das Innere der Gebetsräume ist reich geschmückt, wenn auch nicht mit demselben Aufwand wie bei den späteren Palast- und Grabbauten. Der Fußboden ist oft mit Matten und/oder Gebetsteppichen ausgelegt. Qibla-Wand und Mihrab-Nischen sind nach Westen orientiert, d. h. ungefähr in Richtung Mekka.

Bedeutende Moscheen Ort Land Bauzeit Auftraggeber
Freitagsmoschee (Jama Masjid) Fatehpur Sikri Indien ca. 1569-1574 Akbar
Wazir-Khan-Moschee Lahore Pakistan ca. 1634-1640 Sheikh Ilm-ud-Din-Ansari
Shah Jahan-Moschee Thatta Pakistan ca. 1644-1647 Shah Jahan
Freitagsmoschee (Jama Masjid) Agra Indien ca. 1645-1648 Jahanara Begum (Tochter Shah Jahans)
Freitagsmoschee (Jama Masjid) Delhi Indien ca. 1650-1655 Shah Jahan
Badshahi-Moschee Lahore Pakistan ca. 1670-1674 Aurangzeb
Zinat-al-Masjid Daryaganj Indien ca. 1705-1707 Zinat al-Nisa (Tochter Aurangzebs)
Asfi-Moschee Lucknow Indien ca. 1783-1785 Nawab Asaf-ud-Daula
Humayun-Mausoleum, Delhi (Indien). Der erste überaus monumentale und gegenüber seinen persischen und indischen Vorläufern stärker gegliederte und mit Chhatris versehene Grabbau der Mogularchitektur (ca. 1562-1570) erhebt sich − auf einer großen Plattform, aber noch ohne rahmende Minarette − inmitten einer weiträumigen, geometrisch angelegten und von vier Wasserläufen durchzogenen Gartenanlage im persischen Stil (Char-Bagh), die als irdisches Abbild des den Gläubigen vom Koran in Aussicht gestellten Paradieses zu deuten ist. Zuweg und Mausoleum sind gegenüber dem Geländeniveau deutlich erhöht.

Grabbauten

Obwohl der Koran dem toten Körper keinerlei Bedeutung beimisst, haben doch vorislamische oder regionale bzw. lokale Traditionen und Denkweisen in die Vorstellungswelt der Muslime Eingang gefunden, was schon im 10. und 11. Jahrhundert zur Errichtung von eindrucksvollen islamischen Grabmonumenten geführt hat (Samaniden-Mausoleum, Usbekistan; Gonbad-e Qabus, Iran).

Grabbauten waren jedoch nicht nur den Herrscherpersönlichkeiten vorbehalten, sie finden sich – in verkleinerten Ausmaßen als Marabouts für verstorbene Sheikhs oder Korangelehrte – auch auf muslimischen Friedhöfen oder einzeln-freistehend auch in ländlichen Gegenden und waren bzw. sind zum Teil immer noch Ziel von lokalen oder regionalen Pilgerreisen. Berühmteste indische Beispiele sind der Grabbezirk des Sufi-Heiligen Muid-ud-din-Chisti in Ajmer und das Grabmal Salim Chistis in Fatehpur Sikri.

Nahezu alle Grabbauten der islamischen Architektur haben einen quadratischen (in seltenen Fällen auch polygonalen) Grundriss und werden regelmäßig von einer Kuppel überhöht: begrenztes Quadrat (= Erde) und unendlicher Kreis (= Himmel) bilden – sowohl im Westen wie auch im Osten der islamischen Welt – die wesentlichen Elemente eines Mausoleums. Ob den Bauherren und Architekten diese uralte Symbolik einer Verbindung zwischen Erde und Himmel noch bekannt war, ist eher unwahrscheinlich. Man orientierte sich in erster Linie an der Tradition.

In Indien gibt es aber auch zwei Mausoleen, die – aufgrund ihrer Lage am Flussufer und/oder der Verwendung von Elementen aus der Palastarchitektur – ebenso als angemessene Wohnsitze im Jenseits für die dort beigesetzten Herrscher gedeutet werden können: das Akbar-Mausoleum und das Itimad-ud-Daula-Mausoleum mit seinem Naggarkhana etc. (s. u.).

Bedeutende Mausoleen Ort Land Bauzeit Auftraggeber
Humayun-Mausoleum Delhi Indien ca. 1562-1570 Akbar
Akbar-Mausoleum Sikandra Indien ca. 1605-1613 Jahangir
Itimad-ud-Daula-Mausoleum Agra Indien ca. 1622-1628 Nur Jahan
Jahangir-Mausoleum Lahore Pakistan ca. 1627-1637 Nur Jahan und Shah Jahan
Taj Mahal Agra Indien ca. 1631-1648/53 Shah Jahan
Bibi-Ka-Maqbara Mausoleum Aurangabad Indien ca. 1651-1661 Azam Shah (Sohn Aurangzebs)
Safdarjung-Mausoleum Delhi Indien ca. 1753-1754 Safdarjung
Tor des Roten Forts in Agra, im 16. und 17. Jahrhundert Hauptstadt des Mogul-Imperiums. Wie die meisten Mogul-Bauten liegt auch das Rote Fort von Agra auf einer − vor Überschwemmungen während der Monsunzeit schützenden − Anhöhe, die teils natürlichen Ursprungs (Schwemmland) ist, teils von Menschenhand aufgeschüttet wurde.

Forts und Paläste

Außenwände und Zinnen der gewaltigen Festungsanlagen der Mogulzeit sind durchgängig mit Platten aus rotem Sandstein verkleidet. Die 'Roten Forts' beinhalten − neben militärischen, repräsentativen und privaten Bauten − auch große Freiflächen für die Exerzierübungen und Zelte der innerhalb des Forts stationierten Truppenteile sowie für die Stallungen und Auslaufflächen der Elefanten und Pferde.

Torbau

Vor dem eigentlichen Zugang zum Fort befindet sich ein Vorhof mit Räumen für die Offiziere und Soldaten der Wachmannschaft sowie für militärisches Gerät (Säbel, Gewehre, Pulver, Kugeln etc.). Sehr wahrscheinlich wurden die Namen der Besucher und der Besuchszweck schriftlich festgehalten. Die großdimensionierten Torbauten beeindrucken in erster Linie durch ihre Masse; Dekorelemente werden nur sehr zurückhaltend eingesetzt.

Basarstraße

Hinter dem Torbau findet sich in der Regel eine Bazarstraße für die Versorgung des Hofes mit Gerätschaften aller Art: Stoffe, Teppiche, Kissen, Pantoffeln, Küchengeräte, Vasen, Krüge (auch für Wein), Wasserpfeifen etc. Natürlich wurden für die Damen auch Süßigkeiten, Kosmetikutensilien und Schmuck bereit gehalten. Besucher des Palastes konnten sich hier − noch in letzter Minute − mit Geschenken eindecken und sich vorher nach dem Geschmack und den Vorlieben des Empfängers erkundigen. Die zur täglichen Versorgung des Palastes benötigten Lebensmittel wurden hier nicht angeboten; die tägliche Versorgung des Hofes erfolgte durch Hoflieferanten oder durch das Küchenpersonal auf den Märkten der Umgebung.

Diwan-i-Am

In der großen, nach allen Seiten offenen Halle für die öffentlichen Audienzen wurden – meist an besonderen, vorher bekanntgegebenen Tagen – Bittsteller empfangen, Gerichtssitzungen abgehalten und Urteile gesprochen. Dies geschah nur selten in Anwesenheit des Herrschers.

Naggarkhana

Anlässlich von Festlichkeiten und Empfängen spielten oft Musiker in den – extra zu diesem Zweck errichteten – geschlossenen und mit vielen Jali-Fenstern versehenen Bauten (auch Naqqar Khana oder Naubat Khana = „Trommelhaus“).

Rotes Fort (Delhi). Eingebettet in eine Gartenanlage liegen verstreut die - allesamt mit weißem Marmor verkleideten und teilweise mit Steinintarsien geschmückten - privaten Bauten des Mogul-Herrschers Shah Jahan. Die Bildmitte wird dominiert vom − nach allen Seiten offenen und von Chhatri-Aufbauten überhöhten − Bau des Diwan-i-Khas (Halle für die privaten Audienzen). Rechts davon befinden sich der Khas-Mahal (Privatpalast) mit einem für Palastbauten ungewöhnlichen Kuppelraum sowie den Bet-, Wohn- und Schlafgemächern des Moguln und die Frauengemächer mit seltenen − nicht überkuppelten − Chhatris. Am linken Bildrand ist die von Aurangzeb nachträglich (ca. 1659-1662) errichtete Moti-Masjid (Perlmoschee) zu sehen, rechts davon liegen die Repräsentationsgemächer des Herrschers, in die − in seltenen Fällen − auch Besucher sowie Dichter, Erzähler, Musiker u. a. vorgelassen wurden.
Rotes Fort (Delhi). Eingebettet in eine Gartenanlage liegen verstreut die - allesamt mit weißem Marmor verkleideten und teilweise mit Steinintarsien geschmückten - privaten Bauten des Mogul-Herrschers Shah Jahan. Die Bildmitte wird dominiert vom − nach allen Seiten offenen und von Chhatri-Aufbauten überhöhten − Bau des Diwan-i-Khas (Halle für die privaten Audienzen). Rechts davon befinden sich der Khas-Mahal (Privatpalast) mit einem für Palastbauten ungewöhnlichen Kuppelraum sowie den Bet-, Wohn- und Schlafgemächern des Moguln und die Frauengemächer mit seltenen − nicht überkuppelten − Chhatris. Am linken Bildrand ist die von Aurangzeb nachträglich (ca. 1659-1662) errichtete Moti-Masjid (Perlmoschee) zu sehen, rechts davon liegen die Repräsentationsgemächer des Herrschers, in die − in seltenen Fällen − auch Besucher sowie Dichter, Erzähler, Musiker u. a. vorgelassen wurden.

Diwan-i-Khas

Die deutlich kleinere, aber reicher verzierte offene Halle für Privataudienzen diente zum Empfang von Botschaftern, Kaufleuten oder Reisenden aus fernen Ländern. Hier befand sich auch ein Thronsitz des Mogul-Herrschers.

Privatgemächer

Nur in äußerst seltenen Fällen wurden hochgestellte Personen, manchmal auch Dichter oder Künstler in die – mit Marmorintarsien geschmückten oder ganz mit weißem Marmor verkleideten – Privatgemächer des Herrschers vorgelassen. Diese lagen regelmäßig in der Nähe des mückenarmen und – zumindest in den Abendstunden – ein wenig Kühlung versprechenden Flussufers.

Harem

Abseits der Bauten des Herrschers – und durch Jali-Fenster vor Blicken geschützt – hatten die Frauen eigene, weitgehend geschlossene Bauten oder Trakte (Harem), die auch in Indien von Eunuchen bewacht wurden.

Hammam

Auch ein angenehmes Badehaus (Hammam) mit diversen Möglichkeiten zur Körperreinigung, Körperpflege (Massage) und Unterhaltung gehörte notwendigerweise zum Baubestand.

Palastmoschee

Eine kleine, aber überaus fein ausgestattete Moschee (meist „Moti-Masjid“ = „Perlmoschee“ genannt) gehörte selbstverständlich auch zum Palastensemble. Deren Fußboden war mit großen Marmorplatten ausgelegt, in die ein Dekor in der Art eines Gebetsteppichs eingelegt wurde.

Bedeutende Forts Ort Land Bauzeit Auftraggeber
Rotes Fort Agra Indien ca. 1565-1648 Akbar, Jahangir, Shah Jahan
Lahore-Fort Lahore Pakistan ca. 1566-1674 Akbar, Jahangir, Shah Jahan, Aurangzeb
Fatehpur Sikri bei Agra Indien ca. 1569-1574 Akbar
Rotes Fort Delhi Indien ca. 1639-1648 Shah Jahan
Lalbagh Fort Dhaka Bangladesh ca. 1678-1679 Prinz Muhammad Azam (Sohn Aurangzebs)
Shalimar-Gärten, Kaschmir. Natur und von Menschenhand geschaffene Bauten und Teiche (mit Fontänen) verbinden sich zu einer harmonischen Einheit.

Gärten / Parks

Schon in vorislamischer Zeit gab es von Menschenhand angelegte Parkanlagen im nordindischen Raum (z. B. Gazellenpark in Sarnath).

Für das kulturelle (Selbst)Verständnis der islamischen Kultur sind die künstlich angelegten und − zum Schutz vor Raubtieren oder neugierigen Blicken − stets von Mauern umgebenen Gärten außerordentlich wichtig; sie wurden nicht selten mit großen Wasserbecken und kleineren Bauten (Vergnügungsplattformen und/oder schattenspendenden Pavillons) ausgestattet. Vor allem in den Sommermonaten versprach der Aufenthalt ein wenig Kühlung sowie optische und akustische Ablenkung. Neben vielen immergrünen Pflanzen wurden auch Tiere (Pfaue, Gazellen, Rehe etc.) hier angesiedelt; andere Tiere (Affen, Fledermäuse, Streifenhörnchen, Vögel, Fische, Eidechsen, Frösche, Mücken etc.) fanden von allein den Weg hierher.

Geometrisch gestaltete Gärten finden sich auch im Zusammenhang mit Grabbauten und sind dort, mit ihren „immergrünen“ Bäumen, Büschen und Rasenflächen, sowie mit ihren vier Wasserkanälen bzw. -becken als irdische Abbilder des den Gläubigen vom Koran in Aussicht gestellten Paradieses zu deuten (Persischer Garten).

Bedeutende Gärten Ort Land Bauzeit Auftraggeber
Ram Bagh Agra Indien ca. 1528-1530 Babur
Bagh-i-Babur Kabul Afghanistan ca. 1528-1530 Babur
Wah Bagh Kaschmir Pakistan 17. Jh. Akbar, Shah Jahan
Mehtab Bagh Agra Indien 17. Jh. Shah Jahan (?)
Shar Bagh Lahore Pakistan 17. Jh. Jahangir (?)
Nishat Bagh Kaschmir Indien ca. 1632-1633 Asif Khan
Vernag Bagh Kaschmir Indien ca. 1625 Jahangir
Hiran Minar Bagh bei Lahore Pakistan 17. Jh. Jahangir, Shah Jahan
Shalimar Bagh Kaschmir Indien ca. 1619-1630 Jahangir, Shah Jahan
Shalimar Bagh bei Lahore Pakistan ca. 1641-1642 Shah Jahan
Roshanara Bagh Delhi Indien ca. 1650 Roshanara Begum (Tochter Shah Jahans)
Pinjore Bagh bei Chandigarh Indien ca. 1690 Nawab Fidal Khan
Hazuri Bagh Lahore Pakistan ca. 1813-1814 (?) Maharaja Ranjit Singh

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Volwahsen, Henri Stierlin (Hrsg.): Islamisches Indien, Taschen-Verlag Köln, 1994 ISBN 3-8228-9531-8
  • Ebba Koch: Mughal Architecture – An Outline of Its History and Development (1526-1858), Prestel-Verlag, München 1991
  • Catherine B. Asher: Architecture of Mughal India. Oxford University Press, New York 1995
  • A.S. Bhalla: Royal Tombs of India. 13th to 18th Century. Mapin Publishing 2009. ISBN 978-0-944142-89-9
  • E.B. Moynihan: Paradise as a garden in Persia and Mughal India. G. Braziller, New York 1979
  • Hermann Forkl, Johannes Kalter u.a. (Hrsg.): Die Gärten des Islam. Stuttgart, London 1993

Weblinks

 Commons: Mogul-Architektur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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