Bibi-Ka-Maqbara Mausoleum

Bibi-Ka-Maqbara Mausoleum
Bibi-Ka-Maqbara, Aurangabad (Indien). Der in großen Teilen verputzte Grabbau und die durch Gesimse und Umlaufbrüstungen gegliederten Minarette werden überhöht durch - überdimensioniert wirkende - Chhatris, die - wie auch die marmorverkleidete Hauptkuppel - in hängenden Lotosblüten und Kugelstäben enden.

Das Bibi-Ka-Maqbara ('Grab der Herrin’ oder 'Grab der Frau’) genannte Grabmal in Aurangabad ist eines der letzten großen Mausoleen der Mogulzeit in Indien.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Grabmal liegt etwa 3 km außerhalb der Stadt Aurangabad auf dem Dekkan, dem Regierungssitz Aurangzebs (reg. 1658–1707), des letzten bedeutenden Mogul-Herrschers.

Geschichte

Nach dem Tod seiner Mutter Dilras Banu Begum (auch 'Rabia Daurana’ genannt), einer der Ehefrauen Aurangzebs, fasste ihr Sohn Azam Shah – wahrscheinlich mit Unterstützung seines Vaters, der jedoch viel Zeit auf Feldzügen zubrachte – den Entschluss, seiner Mutter zu Ehren ein Grabmal zu errichten. Die Bauzeit betrug etwa zehn Jahre (1651–1661).

Architektur

Torbau

Den Eingang zur Grabanlage bildet ein ursprünglich weiß verputzter Torbau mit - seitlich abgeschrägten - Begleitnischen. Der Bau ist insgesamt sehr blockhaft und einfach gestaltet: Pavillonaufsätze (chhatris) und Zinnenkranz fehlen - nur einige kleine Türmchen und ein umlaufendes Brüstungsgitter zieren das Dach. Das Innere des Torbaus ist jedoch mit - teilweise farbig bemalten - Stuckarbeiten reich geschmückt.

Park

Hinter dem Torbau liegt eine von Mauern einfasste Gartenanlage in persischer Manier (Char Bagh) von etwa 450 × 275 Metern Seitenlänge, die mit ihren grünen Wiesen und Pflanzen aller Art sowie vier Wasserläufen auf das den Gläubigen vom Koran in Aussicht gestellte Paradies verweist. Der Weg zum eigentlichen Grabbau wird von seitlichen Gitterschranken (jalis) begrenzt.

Grabbau

Bibi-Ka-Maqbara, Grabbau, Detail der Stuckarbeiten und Malereien

Das ohne größere seitliche Annexbauten errichtete und somit etwas blockhaft wirkende Mausoleum erhebt sich auf einer ca. 5 Meter hohen Plattform von etwa 40 Metern Seitenlänge. Neben der dadurch erreichten 'Erhöhung' des aufstehenden Bauwerks dienen derartige Plattformen auch sehr praktischen Zwecken: z. B. dem Schutz vor Überschwemmungen während der Monsunzeit bzw. dem Schutz vor herumlaufenden Tieren. Vier durch Umgangsbalkone und Gesimse gegliederte Minarette - wie üblich mit Chhatris an der Spitze - sind in den Ecken platziert und rahmen den zentralen zweischaligen Kuppelbau. Die durch einen Tambour erhöhte und von vier kleineren Kuppeln und vier Ecktürmchen begleitete Außenkuppel ist komplett mit weißem Marmor verkleidet und schließt ab mit einem Kreis aus marmornen Lotusblättern und einem Kugelstab (jamur). Die Wandflächen des Mausoleums und der Minarette sind dagegen lediglich weiß verputzt; Inkrustationen aus kostbaren Steinen fehlen – stattdessen finden sich in den Nischen Stuckarbeiten mit vegetabilischen Reliefs und (inzwischen arg verblassten) Blumenmalereien.

In dem von einer flachen Innenkuppel bedeckten oberen Grabraum steht nicht - wie in der indischen Grabarchitektur ansonsten üblich - ein Kenotaph. Der Boden des Raumes ist stattdessen weitgehend geöffnet, so dass nur ein Umgang freibleibt; begrenzt durch ein oktogonales Steingitter wird der Blick freigegeben auf den von bunten Grabtüchern bedeckten Scheinsarkophag in der unteren Grabkammer. Das eigentliche Grabstätte liegt jedoch unterhalb des Bodenniveaus.

Moschee

Bei der westlich des Grabbaus, aber ebenfalls auf der Plattform stehenden und zwischen zwei Minaretten eingeklemmten Moschee handelt es sich um eine Hinzufügung des Nizams von Hyderabad aus dem frühen 19. Jahrhundert. Diesem wird nachgesagt, dass er ursprünglich den Plan hatte, das gesamte Mausoleum zu demontieren und in Hyderabad wieder aufzubauen.

Bedeutung

Das Bibi-Ka-Maqbara wird allgemein als eine verkleinerte Nachbildung des Taj Mahal (Agra) angesehen ("poor man's Taj"); der Bau wirkt denn auch insgesamt beengter und weniger ausgewogen als sein Vorbild. Die Baukosten betrugen nur etwa 700.000 Rupien bei einer Bauzeit von 10 Jahren – ein gegenüber dem Taj Mahal (Kosten ca. 32.000.000 Rupien / Bauzeit ca. 22 Jahre) verschwindend geringer Betrag. Dennoch gelang es Azam Shah, seinem Architekten und den am Bau beteiligten Handwerkern mit vergleichsweise sehr geringen Mitteln ein schönes und würdiges Grabmal zu schaffen.

Im Gegensatz zum Taj Mahal, wo Shah Jahan an der Seite seiner Lieblingsfrau beigesetzt wurde, erhielt Aurangzeb nach seinem Tod - wie es sein Wunsch war - ein äußerst schlichtes Grab unter freiem Himmel in Khuldabad (etwa 27 km nordwestlich von Aurangabad). Hier ist auch sein Sohn Azam Shah an der Seite seiner Gemahlin bestattet.

Siehe auch

Andere bedeutende Grabbauten der Mogulzeit sind:

Literatur

  • Ebba Koch: Mughal Architecture - An Outline of Its History and Development (1526-1858), Prestel-Verlag, München 1991
  • Catherine B. Asher: Architecture of Mughal India Oxford University Press, Oxford 1995
  • Bamber Gascoigne: Die Großmoguln. Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien. Prisma-Verlag, München 1987. ISBN 3-570-09930-X
  • Hermann Forkl, Johannes Kalter u. a. (Hrsg.): Die Gärten des Islam. Stuttgart, London 1993
  • Markus Hattstein, Peter Delius (Hrsg.): Islam. Kunst und Architektur. Könemann-Verlag, Köln 2000, S. 482. ISBN 3-89508-846-3
  • A. S. Bhalla: Royal Tombs of India. 13th to 18th Century. Mapin Publishing 2009. ISBN 978-0-944142-89-9

Weblinks

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