Samuel Friedrich Bucher

Samuel Friedrich Bucher

Samuel Friedrich Bucher (* 16. September 1692 in Rengersdorf; † 21. Mai 1765 in Zittau) war deutscher Altertumsforscher, Philologe und Pädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Pfarrers Christoph Friedrich Bucher[1] und dessen Frau Magdalena Sybilla, Tochter des Pastors in Stolpen Samuel Senf[2] und der Magdalena Justin Link[3], erhielt seinen ersten Unterricht von seinem Vater. Nachdem er 1709 das Gymnasium in Zittau bezogen hatte, kümmerten sich Gottfried Hoffmann und Adam Erdmann Mirus um seine Fortbildung. Nach zwei Jahren ging er zu seinem Vater zurück, der ihn besonders in der lateinischen Poesie unterrichtete. Ostern 1712 besuchte er kurz wieder das Zittauer Gymnasium und wendete sich am 3. Mai desselben Jahres an die Universität Wittenberg, um Studien in den philosophischen und theologischen Wissenschaften zu absolvieren.

In Wittenberg hatte er als Stipendiat den Freitisch des G. R. von Wolframsdorf erhalten und seine Lehrer waren Johann Wilhelm von Berger, Johann Wilhelm Jahn, Heinrich Klausing, Caspar Löscher und Gottlieb Wernsdorf der Ältere. Am 30. April 1715 wurde er Magister der Philosophie und habilitierte sich als Magister legens am 3. August desselben Jahres mit der Schrift de lapidum concretione et accretione, de variis an der philosophischen Fakultät der Wittenberger Hochschule. Hier wirkte er einige Zeit als Privatdozent und bewarb sich im Januar 1722 am kurfürstlich sächsischen und königlich polnischen Hof in Dresden, um die Professur der Altertümer und der hebräischen Sprache in Wittenberg. Obwohl an anderen Universitäten der Lehrstuhl bereits gängig gewesen war, entschied die philosophische Fakultät, keinen ordentlichen Lehrstuhl an der Wittenberger Hochschule einzurichten, da die Aufgaben solch eines Fachgebiets bereits von anderen Hochschullehrern mit behandelt wurden[4].

Da man aber auch erkannte, dass jenes bereits vorhandene Lehrangebot lückenhaft war, wurde Bucher am 11. April 1723 als Adjunkt an der philosophischen Fakultät aufgenommen[5] und erhielt im Mai desselben Jahres eine außerordentliche Professur der Antiquitäten, die er mit einer Rede von dem Königlichen Convictorio zu Alexandrien antrat. Als Wissenschaft der Altertümer oder auch Antiquitäten verstand man zur damaligen Zeit die Auseinandersetzung mit den „Gebräuchen der Alten“. Sie schloss im weiteren Sinn Numismatik, Epigraphik, Architektur, Ikonographie, Glyptik, Toreutik, Bibliographie und Angeiographie[6] ein. Da sein Salär zur Bewältigung seiner Aufgaben nicht zureichend war, bemühte er sich um weitere Einkommensquellen. So wurde er 1726 Rektor der Wittenberger Stadtschule[7] und ging 1728 als Konrektor an das Gymnasium in Zittau. In letzterem Posten war er bis zu seinem Lebensende tätig.

Werke (Auswahl)

  • Antiqvitates hebraicae et graecae selectae: sev, De conclvsis Hebraeorvm ac Graecorvm feminis, vulgo: Vom verschlossnem Frauenzimmer der Hebraeer und Griechen … Opera. 1717
  • Thesaurus orientis: sive compendiosa et facilis methodus linguarum hebraeae, chaldaeo-targumicae talmudico-rabbinicae, syriae, samaritanae, arabicae, persicae. Accedunt Unparteyische Gedanken von der neuen Methode in orientalischen Sprachen. 1725
  • Unpartheyische Gedancken von oeconomischen Societäten und der höchstnutzbaren Oeconomie: wie dieselbe auf Universitäten und Gymnasiis könne introduciret werden bey müssigen Neben-Stunden. 1728 (Online)
  • Antiquitates Biblicae. 1729 (Online)
  • Christliche und unpartheyische Gedancken von Schul-Wesen. 1730
  • Das Friedrichs-Fest der Musen: als eine unterthänigst Freuden-Bezeigung … über den … Herrn … Friedrich Christian … in einem hoch-teutschen Gedichte der weise und heldenmüthige Mendoza genannt … 1737
  • Hosianna ex memoria Hebraeorum. 1738
  • Des weisesten Bildhauers erstaunungswürdige Denckmahle: betrachtet bey denen öffentlichen Leichen-Ceremonien … Herrn Gottfried Jächens, vornehmen Bürgers und berühmten Bildhauers … zum wohlverdienten Andencken … 1739
  • Einige durch die Vergrößerungs-Gläser entdeckte Bilder der eiteln Welt: überreichte, als … Herr Johann Adam Abilgar, berühmter Maler … zu dem Anschauen Gottes gelangte … 1740
  • Bey dem Grabe seines in Leben vertrauten Freundes Meister Gottfried Heintzes, angesehenen Bürgers, Glasers und der löbl. Zunft Ober-Ältesten …: betrachtete das Sehen der Christen durch einen Spiegel aus den Worten Pauli 1. Cor. XIII. 12. … 1740
  • De Romano Germanorum regno ab Saxonibus sustentato et in pristinam dignitatem restituto, disputationem ingreditur atque item Frider. Gottl. Pitschmanno, Zittau, humanitatis studiis doctrinisque assidue exculto mens. Maj. an. MDCCXL in academiam Philyream honorifice abituro … 1740
  • Bey dem Grabe Tit. deb. Frauen Anna Rosina Knebelin, geb. Kahlin …: wolte seine ergebenste Schuldigkeit … gehorsamst bezeugen, und den Rath Gottes zur Seligkeit aus dem Dan. IV. 24. … in Betrachtung ziehen. 1746
  • Gottes Land: ward bey den christlichen Leichen-Ceremonien … Herrn Johann Gottlob Oheim … zum wohlverdienten Andencken … erwogen. 1747
  • Synhedrium magnum. 1762
Für eine weitreichende Werksauswertung siehe: Meusel

Literatur

  • Verzeichniß der Lehrer des Zittauischen Gymnasiums im achtzehnten Jahrhunderte, als Nachtrag zu dem Verzeichnisse dieser Lehrer in Carpzovs Zittauischer Chronik. In: Neue Lausizische Monatsschrift 1808. 1. Teil, Görlitz, 1808, (Online)
  • Samuel Friedrich Bucher. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 4, Leipzig 1754, Spalte 866–868.
  • Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Gerhard Fleischer d. J., Leipzig, 1802, Bd. 1, S. 632 (Online)

Einzelnachweise

  1. * 2. Dezember 1651 in Zabelitz, besuchte das kurfürstliche Gymnasium in Meißen, studierte an der Universität Leipzig, war erst 1676 Diakon in Frauenhain bei Meißen, 1677 Pfarrer ebd. Neun Jahre lang, dann 1686 acht Jahre in Großenhayn/Königshain und 1692 24 Jahre in Rengersdorf Pfarrer, † 27. März 1716 ebd. Er hatte einige Schriften verfasst (Quelle: Christoph Friedrich Bucher. In: Zedlers Universal-Lexicon, Supplement 4, Leipzig 1754, Spalte 866.)
  2. * 19. April 1612 in Schortau; Sohn des Pfr. Andreas Senff und der Christina, Tochter d. Superintendenten Freiburg M. Johann Babii, besuchte die Schule in Mücheln, Freiburg, St. Nikolai in Leipzig u. Roßleben, 1630 Universität Wittenberg, Vorlesungen bei Scharff, Hülsemann, 1631 wegen Krieg zu Hause, 1632 Universität Jena, Vorlesungen bei Stahl in Philosophie, in Theologie Johann Gerhard u. Johann Himmel, 1635 Magister phil. und habil., 1636 Feldprediger Zeitz, 1638 Pastor Höckendorf/Laußnitz, 1643 Pfr. Possendorf, 20. Mai 1653 Pfr. Stolpen, † 8. Januar 1688; begr. Stadtkirche Stolpen; I. Ehe verh. 3. Mai 1640 mit Rosina († 1641), T. des Goldarbeiters in Dresden Christian Dürr; II. Ehe verh. Dienstag nach Dom. VI. post Trinit. 1643 in Dresden Maria Salome († 13. Februar 1661 in Stolpen), T. d. 2. Kurfürstlich sächsischen Hofpredigers in Dresden M. Christoph Lorenz; 14 Kinder, 4 Todgeburten, 5 Kinder † jung, III. Ehe verh. 1663 Magdalena Justina, T. Pfr. Domkirche Freiberg M. Carl Linck, 6 Kinder; S. Christoph Laurentius * 1643; † 17. September 1686, Informator Zerbst, Amtsvoigt in Jever, Amtmann Nordenburg/Preußen; T. Christina Elisabeth verh. M. Christoph Freiberg Diakon und Pastor Stolpen; S. Samuel Andreas Acciseinnehmer und Stadtschreiber Lommatzsch; S. Christian Friedrich Amtsvoigt Hoyerswerda, S. Michael † 5. November 1696 Stolpen; S. Carl Samuel (23. Mai 1666 in Stolpen; †17. März 1729 ebd.) Diakon u. Pastor Stolpen; S. Friedrich Gotthelf Sub. Diakon Lommatzsch; T. Magdalena Justina 9. Juni 1678 verh. mit Pfr. Buckau, Archidiakon und spät. Pfr. Kamentz M. Jeremias Freiberg (* 1650 Bischofswerda;† 28. November 1722 ; T. Magdalena Sybilla verh. 3. Juni 1690 Christoph Friedrich Bucher; T. Johanna Magaretha verh. 16. Febr. 1694 Pfr. Groß Röhrsdorf M. Samuel Lindner; T. Rosina Maria verh. 16. Februar 1700 mit Diakon Kamentz Johann Kittel (Quelle: Carl Christian Gercken: Historie der Stadt Stolpen. Dresden u. Leipzig, 1764 (Online); Johann Matthias Groß: Historisches Lexicon Evangelischer Jubel-Priester. Nürnberg 1727 (Online))
  3. sein Großvater war der Pastor in Zabelitz M. Martin Bucher und die Großmutter väterlicherseits die Tochter des Bürgermeisters von Großenhain Anne Aegidi Trentzsch, sein Urgroßvater war der Pfarrer in Taucha M. Christoph Bucher und sein Ururgroßvater war der Stadtrichter in Eisleben Christoph Bucher (Quelle: Lausitzisches Magazin oder Sammlung verschiedener Abhandlungen undNachrichten zum Behuf der Natur Kunst-Welt-u. Vaterlandsgeschichte, der Sitten, und der schönen Wissenschaften; auch der besonderen vaterländischen Kirchen und Schulengeschichte. Nebst Benachrichtigungen von mancherley im gemeinen Leben vorkommenden Bedürfnissen, Kauf- und Verkauf-Sachen etc. Verlag Johann Friedrich Fickelscherer, Görlitz 1771, 4. Jg., S. 118 f. (Online)
  4. Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817, Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024 S. 341
  5. Matrikel UWB (AAV VI. 51,a)
  6. die Lehre von den alten Gefäßen
  7. Franz Ernst Heinrich Spitzner: Geschichte des Gymnasiums und der Schulanstalten zu Wittenberg aus den Quellen erzählt. Verlag Hartmann, Leipzig, 1830 (Online)



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