Santa Maria Assunta (Lucera)

Santa Maria Assunta (Lucera)
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Maria
Weihetag:
Anschrift: Piazza del Duomo
Lucera
Westfassade zur Piazza del Duomo

Santa Maria Assunta ist eine Kathedrale im apulischen Lucera und stammt in der heutigen Form größtenteils aus dem 14. Jahrhundert. Sie hat den Rang einer Basilica minor und ist eine der sehr seltenen Bauten in Apulien, in denen sich der gotische Baustil der damals französischen Herrscher Apuliens fast unverändert zeigt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage und Namensgebung

Die Kirche liegt in der historischen Innenstadt von Lucera an der nach ihr benannten kleinen Piazza del Duomo. Ihren Namen hat sie von einer aus dunklem Holz geschnitzten und vergoldeten Marienstatue aus dem späten 14. Jahrhundert. Die Figur hat auch den Beinamen Madonna della vittoria, weil sie an den Sieg des Hauses Anjou über die Staufer in Süditalien erinnern soll.[2]

Entstehungs- und Baugeschichte

Die heutige Kirche steht an der Stelle eines älteren Gotteshauses, das unter Kaiser Friedrich II. in eine Moschee umgewandelt wurde. Das wurde notwendig, weil die von ihm im benachbarten Kastell Lucera aus Sizilien hier angesiedelten Sarazenen dem islamischen Glauben anhingen. Aus den Sarazenen formierte Friedrich auch seine Leibgarde.

Nach der Ermordung oder Versklavung der Sarazenen 1300 unter Karl II. von Anjou wurde auch die Moschee zerstört. Karl II. gab den Auftrag, an dieser Stelle die heutige Kirche zu errichten, sein ausführender Baumeister war wahrscheinlich Pierre d'Agincourt. Der Bau war bis 1317 abgeschlossen.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Kirche im Inneren nach dem Geschmack des Barock umgestaltet; diese Änderungen wurden im 19. Jahrhundert teilweise entfernt. Papst Gregor XVI. erhob die Kirche 1834 in den Rang der Basilica minor.

Fassade

Die asymmetrische Fassade ist dreigeteilt. Noch aus dem 14. Jahrhundert stammt der linke und mittlere Teil der Fassade. Sie ist sehr schlicht gehalten, oberhalb des linken Seitenportals durchbricht lediglich ein Spitzbogenfenster die Wandfläche, im Zentrum des oberen Teils der mittleren Fassade ist ein großes Rundbogenfenster eingefügt, eine Rosette wurde - eher untypisch für große apulische Sakralbauwerke - nicht eingefügt. Der rechte Teil der Fassade wird von einem, obgleich später erbaut, romanisch anmutenden Turm gebildet, insbesondere wegen der Mono- und Biforien[3]. Die aufgesetzte oktogonale Laterne entstammt erst dem 16. Jahrhundert. Wenn auch die Fassade insgesamt eher einfach gehalten ist, sind doch die figürlichen Darstellungen an den Portalen durchaus fein gearbeitet.

Inneres und Ausstattung

Das Innere der Kirche ist eine an der französischen Kathedralgotik orientierte Basilika, was man daran erkennt, dass das über einem Kreuz als Grundriss errichtete Gebäude drei Kirchenschiffe hat.

Einen deutlichen Hinweis auf die Hand der französischen Baumeister geben die Spitzbogenarkaden des breiten Mittelschiffs wie auch die Pfeiler, auf denen diese ruhen. Die den Pfeilern vorgestellten Halbsäulen sind noch antiker Herkunft[4]. Die Hochwände des Langhauses werden lediglich von sehr kleinen Lanzettfenstern durchbrochen.

Das Querhaus ist von erheblicher Tiefe, Lanzettfenster finden auch Verwendung im Chor. Daran anschließend ist die Kirche mit drei Apsiden im östlichen Teil gestaltet. Die Figur der Patronin befindet sich am Altar des linken Querhausarms.

Von Beachtung sind insbesondere die Fresken der linken Apsis aus dem 15. Jahrhundert sowie die Ausstattung der rechten Apsis. Sie enthält ein aus dem Rheinland stammendes Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, etwa um 1340 geschaffen, sowie ein Grabdenkmal eines französischen Ritters, ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert.

Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1560.

Von kunst- und allgemeingeschichtlichem Interesse ist der steinerne Tisch, der heute den Hauptaltar bildet. Die Platte wie auch die sie tragenden achteckigen, von verschiedenen Kapitellen überfangenen Säulen waren ursprünglich ein Tisch im Castel Fiorentino, in dem Kaiser Friedrich II. 1250 starb.[5]

Literatur

  • Valentino Pace: Kunstdenkmäler in Süditalien – Apulien, Basilicata, Kalabrien; Wiss. Buchges.; Darmstadt 1994 ISBN 3-534-08443-8
  • Ekkehart Rotter: Apulien – byzantinische Grottenkirchen, normannische Kathedralen, staufische Kastelle und Lecceser Barock; DuMont-Reiseverlag; Ostfildern 2000 ISBN 3-7701-4314-0
  • Ludwig Tavernier: Apulien; Artemis-Verlag; München 1987 ISBN 3-7608-0792-5
  • Carl Arnold Willemsen: Apulien – Kathedralen und Kastelle; 2. Aufl.; DuMont Schauberg; Köln 1973 ISBN 3-7701-0581-8
  • Wolfgang Braunfels: Kleine italienische Kunstgeschichte. DuMont Buchverlag, Köln 1984, ISBN 3-7701-1509-0.
  • Eberhard Horst: Friedrich II. - Der Staufer - Kaiser - Feldherr - Dichter; Wilhelm Heyne Verlag; München 1975 ISBN 3-453-55043-9.

Weblinks

 Commons: Cathedral (Lucera) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Willemsen: Apulien, S. 41.
  2. Rotter: Apulien, S. 96.
  3. Rotter: Apulien, S. 95.
  4. Rotter: Apulien, S. 95
  5. Rotter, Apulien, S. 96.
41.50802777777815.335

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Santa Maria Assunta — ist die italienische Bezeichnung für Mariä Aufnahme in den Himmel. Es folgt eine Liste von auf diesen Namen geweihten Kirchengebäuden: Acqui Terme: Santa Maria Assunta (Acqui Terme) Acerra: Santa Maria Assunta (Acerra) Alife: Santa Maria Assunta… …   Deutsch Wikipedia

  • Lucera — Lucera …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Theresa of Austria, Queen of the Two Sicilies — For other people named Maria Theresa of Austria, see Maria Theresa of Austria (disambiguation). Maria Theresa of Austria Portrait of Maria Theresa of Austria (c. 1835). Qu …   Wikipedia

  • Liste des cathédrales d'Italie — La liste suivante recense les cathédrales en Italie. Sommaire 1 Liste 1.1 Église catholique romaine 1.1.1 Cathédrales actuelles 1.1.2 Cocathédrales …   Wikipédia en Français

  • Liste der Kathedralen in Italien — Eine Kathedrale ist eine Kirche mit Bischofssitz. Sie ist die Hauptkirche eines Bistums (kirchlicher Verwaltungsbezirk). Die Bischofskirche wird in Italien meistens „Cattedrale“ (Kathedrale) genannt, aber auch die Bezeichnung „Duomo“ (Dom) kommt… …   Deutsch Wikipedia

  • Cattedrale — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Bei den meisten Einträgen fehlen die Bauzeit der Kirche und weitere Informationen zu ihrer Bau und Nutzungsgeschichte. Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst …   Deutsch Wikipedia

  • Duomo — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Bei den meisten Einträgen fehlen die Bauzeit der Kirche und weitere Informationen zu ihrer Bau und Nutzungsgeschichte. Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst …   Deutsch Wikipedia

  • Kathedralen und Dome in Italien — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Bei den meisten Einträgen fehlen die Bauzeit der Kirche und weitere Informationen zu ihrer Bau und Nutzungsgeschichte. Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kathedralen und Dome in Italien — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Bei den meisten Einträgen fehlen die Bauzeit der Kirche und weitere Informationen zu ihrer Bau und Nutzungsgeschichte. Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Basiliken in Italien — Basilika (lat. basilica) ist ein Ehrentitel, den der Papst einer bedeutenden katholischen Kirche verleiht. Als Basilica maior werden dabei die sechs ranghöchsten römisch katholischen Gotteshäuser bezeichnet. Vier davon stehen in Rom, zwei in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”