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Schlacht bei Taillebourg
Die Schlacht von Taillebourg von Eugène Delacroix, 1837Datum 21. Juli 1242 Ort zwischen Taillebourg und Saintes Ausgang Sieg der Franzosen Friedensschluss Vertrag von Paris (1259) Konfliktparteien Frankreich England & poitevinische Barone Befehlshaber Ludwig IX.
Alfons von PoitiersHeinrich III.
Richard von Cornwall
Hugo X. von LusignanDie Schlacht bei Taillebourg war ein militärischer Zusammenstoß im Frankreich des hohen Mittelalters, zwischen dem König von Frankreich und dem König von England. Sie bildete zugleich den entscheidenden Höhepunkt eines kurzen kriegerischen Konflikts zwischen beiden Königen, der sich in den Sommermonaten des Jahres 1242 in der französischen Provinz Saintonge abspielte, der deswegen oft auch als „Saintongekrieg“ (eng: Saintonge-War) bezeichnet wird. Die Schlacht fand am 21. und 23. Juni 1242 zwischen Taillebourg und Saintes im heutigen Département Charente-Maritime statt und endete mit einem Sieg des französischen Heeres.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde der französische Herrschaftskomplex der Dynastie Plantagenet, die auch Könige von England waren, von König Philipp II. August zerschlagen. Die Plantagenets verloren die Normandie, wie auch das Anjou, Maine und Touraine. Mit einem Sieg in der Schlacht bei Bouvines 1214 konnte König Philipp II. den Versuch des Plantagenet Johann Ohneland, die verlorenen Gebiete zurückzuerobern, abwehren. König Ludwig VIII. konnte bei einem Feldzug 1224 auch fast alle südfranzösischen Gebiete (Aquitanien) der Plantagenets unterwerfen, nur die Gascogne konnte von ihnen gehalten werden. Das so genannte angevinische Reich der Plantagenets fand damit sein faktisches Ende.
König Heinrich III. von England, der Sohn von Johann Ohneland, war nicht bereit die Verluste seiner Familie anzuerkennen. Nachdem mehrere ehemalige Gebiete der Plantagenets als Apanagen an Prinzen des französischen Königshauses vergeben wurden, faste Heinrich III. den Entschluss das verlorene Land in einem erneuten Feldzug zurückzuerobern. Die Unzufriedenheit mehrerer französischer Adliger, zumeist ehemalige Vasallen der Plantagenets, sollte das Unternehmen zusätzlich begünstigen. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die Vermittlung durch Heinrichs Mutter, Isabella von Angoulême, die in zweiter Ehe mit dem Grafen Hugo X. von Lusignan verheiratet war. Lusignan war ein notorischer Opportunist, ehemals selbst ein Gegner der Plantagenets avancierte er bald zum Haupt einer Opposition poitevinischer Adliger gegen die französische Krone, und war dafür bereit sich mit seinem Stiefsohn zu verbünden.
Die Allianz wurde 1241 in Pons geschlossen, der englische König war dort durch seinen Seneschall der Gascogne vertreten. Denn Verschwörern trat auch Lusignans Schwiegersohn, Graf Raimund VII. von Toulouse, und mit ihm der größte Teil der südfranzösischen Fürsten bei, die ihre durch den Albigenserkreuzzug verlorenen Machtstellungen zurückerlangen wollten.
Kriegsbeginn
Der Konflikt begann mit dem Aufstand des Grafen von Lusignan gegen die französische Krone, als er seine Vasallität zu Prinz Alfons von Poitiers öffentlichwirksam aufkündigte, indem er das Haus des Prinzen in Poitiers nieder brannte. König Ludwig IX. von Frankreich berief am 28. April in Chinon sein Heer ein, dass er gemeinsam mit seinem Bruder, Prinz Alfons, gegen die Rebellen führen wollte.
Am 9. Mai 1242 verließ Heinrich III. mit seiner Flotte Portsmouth und landete am 13. Mai bei Royan an der Küste der Saintonge. Während sich um ihn der revoltierende Adel der Region sammelte führte er Unterhandlungen mit König Ludwig IX. um die umstrittenen Gebiete. Nachdem diese erwartungsgemäß ohne Ergebnis verliefen erklärte Heinrich seinem französischen Amtskollegen am 16. Juni offiziell den Krieg. Sein Zug gegen Ludwig wurde allerdings durch langwierige Unterhandlungen mit dem Burgherrn von Taillebourg, Gottfried III. von Rancon, aufgehalten. Der Herr von Taillebourg war einer der mächtigsten Männer der Saintonge und königstreu. Er hatte dem englischen König seine Bereitschaft zum Seitenwechsel angekündigt, nur um dessen weiteren Vormarsch durch aufreibende Verhandlungen zu verhindern.
Unterdessen marschierte das französische Heer durch das Poitou in Richtung Saintonge. Dabei eroberte es am 4. Mai Poitiers und mehrere Burgen der Aufständischen, wie Béruge, Frontenay, Saint-Gelais und Thoré. Am 20. Juni erreichten die Franzosen zur Überraschung der Engländer Taillebourg, dessen Herr seine Bündnisbereitschaft beendete und sich seinem König anschloss.
Die Schlacht
Der Fluss Charente war damals zwischen Taillebourg und Saintes nur über eine Steinbrücke und eine Holzbrücke passierbar. Am 21. Juli überquerte das französische Heer die Steinbrücke und lieferte sich mit dem englischen Heer am linken Ufer eine Schlacht. Gleichzeitig ließ Ludwig IX. 500 seiner Sergeanten und Armbrustschützen von den Engländern unbemerkt über die Holzbrücke setzen und konnte sie somit von zwei Seiten bedrängen. Der Earl von Cornwall erkannte die unterlegene Position der Engländer und handelte mit den Franzosen einen mehrstündigen Waffenstillstand aus. Anschließend riet er seinem Bruder, König Heinrich III., zu einem Rückzug um ihre Kräfte mit denen des Grafen von Lusignan, der zur gleichen Zeit Saintes besetzt hielt, zu vereinen.
Aber am 23. Juli stürmte Ludwig IX. mit seinem Heer die Straße nach Saintes hinunter, wo er vor den Mauern der Stadt erneut das gegnerische Heer überrannte, welches sich schnell unter hohen Verlusten in die Flucht begab.
Kriegsende
Heinrich III. von England floh mit seinen Anhängern auf die Burg von Pons. Am 24. Juli ergab sich Saintes dem französischen König und in den nächsten zwei Tagen auch Hugo von Lusignan und der Herr von Pons. Heinrich III. wurde dadurch zur Flucht nach Blaye genötigt, von wo aus unter Zurücklassung seines persönlichen Gepäcks, darunter sein Königsmantel, weiter in das sichere Bordeaux fliehen musste, da Blaye sich am 1. August dem französischen König ergab.
Von Bordeaux aus organisierte Heinrich III. eine mehrmonatige Seeblockade gegen La Rochelle und hoffte im Januar 1243 durch eine diplomatische Mission Kaiser Friedrich II. zu einem gemeinsamen Bündnis gegen Frankreich zu gewinnen. Nachdem dies aber scheiterte bracht er die Blockade Anfang März 1243 ab und reiste nach England zurück. Am 12. März 1243 schlossen beide Könige einen formellen Waffenstillstand auf fünf Jahre ab.
Das französische Heer hatte während der Kämpfe nur geringe Verluste hinnehmen müssen. Allerdings brach auf dem Rückmarsch nach Paris eine schwere Seuche aus, die unter anderem auch König Ludwig IX. befiel.
Folgen
Die Schlacht von Taillebourg war der letzte Versuch der Planatgenets ihr verlorenes Familienreich auf militärischen Weg zurückzuerlangen. In den folgenden Jahren sah sich Heinrich III. in England, wie schon sein Vater, einer wachsenden Opposition seiner Barone gegenüber. Die Feldzüge des Königs auf dem Festland wurden vor allem auf Kosten der Barone geführt, die aber nicht länger bereit waren diese zu tragen. Diese Lage machte es für Heinrich III. unmöglich neue Unternehmungen in Frankreich durchzuführen. Der Waffenstillstand wurde deshalb 1248 um weitere fünf Jahre und 1254 erneut verlängert.
Durch die Vermittlung ihrer Frauen einigten sich die Könige Englands und Frankreich 1259 zu einem formellen Frieden, der im Vertrag von Paris verbrieft wurde. Heinrich III. erkannte darin die vorangegangenen Verluste seiner Familie an, erhielt aber auch einige Gebiete wie Saintonge und Perigord und Limousin als Lehen zurück. Die Plantagenets wurden dafür als Pairs von Frankreich anerkannt. Der Vertrag trat am 4. Dezember 1259 mit der Huldigung Heinrichs III. gegenüber Ludwig IX. in Kraft und beendete die nahezu einhundertjährige Feindschaft zwischen ihren Familien.
Siehe auch
Literatur
- Jacques Le Goff: Ludwig der Heilige (Klett-Cotta, Stuttgart 2000), ISBN 3-608-91834-5
Kategorien:- Schlacht (Mittelalter)
- Französische Militärgeschichte
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