Schlesischer Busch

Schlesischer Busch
Schlesischer Busch in Berlin-Alt-Treptow

Der Schlesische Busch ist ein Park im Berliner Ortsteil Alt-Treptow im Straßenkarree Heckmannufer, Jordanstraße und Puschkinallee. Er wird durch den Flutgraben, einen Graben am Landwehrkanal von Kreuzberg getrennt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Gelände des heutigen Parks noch außerhalb der Berliner Stadtgrenze, die unmittelbar hinter dem Schlesischen Tor begann. Dort befand sich ein Mischwald, der zur Cöllnischen Heide gehörte und als Niederwald genutzt wurde. Daher rührt auch die Bezeichnung „Busch“, die darauf hindeutet, dass stockausschlagfähige Baumarten im Wechsel gefällt wurden, bis eine strauchartige, buschförmige Struktur entstand.[1] Von dem alten Baumbestand sind heute nur noch wenige Eichen im südöstlichen Teil des Parks erhalten. Nach dem Bau der Mauer wurde im Juni 1974 ein Grenzstreifen angelegt und der bis dahin bestehende Maschendrahtzaun durch eine Hinterlandmauer ersetzt. Ende der 1970er Jahre entstand die heute noch erhaltene Führungsstelle, ein rund 10 Meter hoher Wachturm.[2] Er steht seit 1992 unter Denkmalschutz[3] und wurde 2004 restauriert.[4] Die Wiedereröffnung fand am 9. November 2004, zum 15. Jahrestag des Mauerfalls statt.[5] Der Park wurde im Jahr 1994 angelegt.

Sehenswürdigkeit

Im Park steht ein quadratischer, viergeschossiger Turm der ehemaligen Grenztruppen der DDR. Von hier aus wurden insgesamt 18 Wachtürme sowie die Sicherungsanlagen dieses Abschnitts beaufsichtigt.[6] Es handelt sich um einen von drei noch erhaltenen Wachtürmen der Berliner Mauer im Stadtgebiet.[7] Im Sockel des Turms waren eine Heizung, Telefonleitungen zu den übrigen Türmen sowie technische Anlagen installiert. Neben dem Eingang befanden sich eine Arrestzelle sowie eine Toilette und eine Waffenkammer, darüber ein Aufenthaltsraum für die Wachsoldaten. Die Luken sind mit Eisenklappen ausgestattet, was darauf hindeuten könnte, dass der Turm u. a. auch für die Sicherung der sowjetisch-chinesischen Grenze eingesetzt werden sollte. Andere Quellen besagen, dass der Turm mit den Klappen ein „wehrhaftes Aussehen“ erhalten sollte.[4] Im zweiten Obergeschoss befand sich der mit großen Panoramafenstern ausgestattete Beobachtungsstand („Freiwache“) mit einer Schalttafel der Überwachungsanlage. Der Turm wurde drei Tage vor dem offiziellen Ende der Grenzkontrollen am 1. Juli 1990 vom Künstler und Liedermacher Kalle Winkler besetzt und zu einem „Museum für Verbotene Kunst“ umgewidmet.[8] Nach dessen Tod im Jahr 1995 übernahm der Verein Flutgraben e. V. den Turm und nutzt ihn bis heute für Ausstellungszwecke.[9]

Weblinks

 Commons: Schlesischer Busch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Anne Kaminsky (Hrsg): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR 1. Auflage. Ch Links Verlag, 2007, ISBN 978-3-86153-443-3.
  • Flutgraben e. V.: Geschichte der Führungsstelle im Schlesischen Busch Berlin 2009 ([2], PDF, 2,88 MB, abgerufen am 2. September 2011).

Einzelnachweise

  1. Am Schlesischen Busch auf luise-berlin.de, abgerufen am 6. September 2011.
  2. Flutgraben e.V.: Geschichte der Führungsstelle im Schlesischen Busch Berlin 2009 ([1], PDF, 2,88 MB, abgerufen am 2. September 2011)
  3. Eintrag des Turms unter der Nummer 09040272 in der Denkmalliste des Landes Berlin auf Stadtentwicklung Berlin, PDF, 2,71 MB, abgerufen am 6. September 2011.
  4. a b Denkmal „Schlesischer Busch“ auf Stadtentwicklung Berlin, abgerufen am 6. September 2011.
  5. Anne Kaminsky (Hrsg): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, S. 148.
  6. Sehenswertes im Bezirk Treptow-Köpenick auf berlin.de, abgerufen am 6. September 2011.
  7. Jan Ahrenberg: Grenztürme unter Denkmalschutz In: Berliner Zeitung. vom 8. November 2006. Abgerufen am 6. September 2011.
  8. Nik Afanasjew: Falschfarben auf Beton Monument der Stadtgeschichte: Am ehemaligen Grenzturm am Schlesischen Busch In: Tagesspiegel. vom 17. Januar 2011. Abgerufen am 6. September 2011.
  9. Vor dem Schlesischen Tor auf berlin.de, abgerufen am 6. September 2011.
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