Schloss Reuschenberg (Neuss)

Schloss Reuschenberg (Neuss)
Schloss Reuschenberg, vom Tor aus gesehen
Schloss Reuschenberg 1950

Das Schloss Reuschenberg liegt in der Nähe des gleichnamigen Stadtteils Reuschenberg der Stadt Neuss.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name des Schlosses bezieht sich auf das Adelsgeschlecht derer von Reuschenberg. Daraus entstand auch der Name des in der Nähe gelegenen Ortes Reuschenberg.

Neben so bekannten Adelsfamilien wie von Braumann und von Boeselager, hatte das Schloss viele Eigentümer in den letzten Jahrhunderten. Unter anderem war das Schloss auch bekannt als: Feldhoff, Rittergut Seligem, Merhof, Hof zu Seligheim und zuletzt auch als Haus Selikum.

Geschichte

Urkundlich wird der Hof der Ritter von Selinchein schon 1284 und 1288 erwähnt. Spätere Urkunden aus dem Jahre 1405 berichten vom Hoyve zu Selickhem. Pachturkunden weisen den Besitz als Hof zu Seligheim im Kirchspiel von Nuysse aus. Raubzüge, Niederbrennungen und Zerstörungen der Jahre 1582–1587, die den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges nicht nachstanden, legten auch den Besitz Wilhelm II. von Reuschenberg in Schutt und Asche. Von diesem Unglück haben sich die Herren von Reuschenberg zu Selikum nicht mehr erholt. Wegen ihrer großen Verschuldung hat die Familie das Haus Selikum 1699 räumen müssen. Nach der Zwangsversteigerung blieb der letzte der Reuschenberg auf Selikum verschollen. Über den Wiederaufbau liegen keine Urkunden vor.

Schriftstücke aus dem Jahre 1615 sagen aus, dass Haus und Hof von einem Weiher umgeben sind. Haus Selikum und die dazugehörigen Liegenschaften waren dann im Besitz von qualifizierten juristischen Verwaltungs- und Kameralbeamten mit den Familiennamen Salm, Lambertz, Zehman und 99 Jahre im Besitz der Familie Brauman.

Landesrentmeister und Hofkammerrat Arnold von Braumann ertrank 1814 in der Erft, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Seine Schwestern verkauften 1837 Haus und Gut Selikum an den westfälischen Freiherrn Carl von Boeselager. Als Erinnerung an das frühere Herrenhaus existiert nur noch der Stein mit dem Wappen der Familie Reuschenberg (u.a. Heinrich von Reuschenberg) mit der Jahreszahl 1634, der an der rückwärtigen Hausseite des jetzigen Gebäudes eingemauert war und sich zur Zeit an der rechten Seite in der Eingangshalle des Schlosses befindet.

Freiherr Carl von Boeselager hat 1847 mit großen Umbauten am Haus Selikum begonnen. Der alte Wirtschaftshof innerhalb der Gräben ist dabei ganz abgerissen worden. Stattdessen wurde vor dem Außengraben ein neuer Gutshof erbaut. Ober der Haustür seines Wohnhauses ist heute noch ein Stein mit dem Wappen der Boeselager, den beiden gekreuzten Schaufeln, eingelassen. Äußerlich völlig verändert worden ist auch das Herrenhaus.

1912 verkaufte Freiherr Dietrich von Boeselager Haus und Gut zu Selikum mitsamt der Kapelle St. Cornelius für 1.100.000 Mark an die Stadt Neuss. Freiherr von Boeselager (geb. 1867) starb 1942 in Locarno. Seine Ehefrau, Gräfin von Bocholtz-Asseburg, starb 1920. Die Ehe war kinderlos. 1917 gründete die Gesellschaft für landwirtschaftliche Frauenbildung dort die "Wirtschaftliche Frauenschule Selikum" zur Ausbildung von landwirtschaftlichen Haushaltslehrerinnen. Die Schule wurde 1935 zunächst in eine "Bäuerliche Frauenschule" und danach in eine "Landfrauenschule" umgebildet, deren Träger von 1942 bis 1945 der Rheinische Provinzialverband war. 1920 waren ein Schulgebäude mit Lehr- und Wohnräumen jenseits des Weihers und 1928 ein Schülerwohnheim auf dem freien Platz des ehemaligen Wirtschaftshofes errichtet worden.

Im Sommer 1943 hat das Anwesen durch Bombentreffer starke Schäden erlitten, sodass die Schule nach Kreuznach evakuiert werden musste. Im Herbst 1945 begann der Wiederaufbau. Der Schulbetrieb setzte erst Mitte 1947 wieder ein. Im Oktober 1953 hat der Landwirtschaftsverband Rheinland die Schule vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen, das sie seit 1945 getragen hatte, übernommen und blieb bis zum Ende des Schulbetriebes 1997 deren Eigentümer. 1999 erwarb eine Vermögensverwaltungsgesellschaft das Schloss Reuschenberg nebst den dazugehörigen Gebäuden. Zwischen den Jahren waren hier mehrere Internetfirmen angesiedelt. Im Jahr 2000 wurden Schloss und Nebengebäude aufwendig saniert und modernisiert. Ende 2009 wurde das Schloss letztmalig verkauft und ging in Privateigentum über.

Literatur

  • Rudolf Brandts: Haus Selikum. Urkunden und Akten zu Geschichte des Hauses und seiner Besitzer (Schriftreihe des Stadtarchivs Neuss, Bd. 1), Neuss 1962

Weblinks

51.1697016.705297

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schloss Reuschenberg — ist der Name zweier Schlossanlagen: Schloss Reuschenberg (Neuss), erhaltenes Schloss in Reuschenberg, Stadtteil von Neuss. Schloss Reuschenberg (Leverkusen), nicht erhaltenes Schloss in Leverkusen …   Deutsch Wikipedia

  • Neuss-Reuschenberg — Lage von Reuschenberg im Stadtgebiet von Neuss Reuschenberg ist ein Stadtteil von Neuss. Die Einwohnerzahl beträgt 7484 auf einer Fläche von 3,22 km² (Stand 30. Juni 2007). Inhaltsverzeichnis 1 Namen 2 Geschicht …   Deutsch Wikipedia

  • Reuschenberg — Lage von Reuschenberg im Stadtgebiet von Neuss Reuschenberg ist ein Stadtteil von Neuss. Die Einwohnerzahl beträgt 7411 auf einer Fläche von 3,22 km² (Stand 30. Juni 2011). Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Rurich — Das Herrenhaus des Schlosses Das Schloss Rurich ist ein Wasserschloss in Rurich, einem Ortsteil der Stadt Hückelhoven im nordrhein westfälischen Kreis Heinsberg. Die Anlage ist von einem etwa 20 Hektar großen Landschaftspark im englischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Burgen, Schlössern und Festungen in Nordrhein-Westfalen — Diese Liste stellt ein Verzeichnis von Burgen, Schlössern und Festungen im Bundesland Nordrhein Westfalen dar, die eine überregionale Bedeutung besitzen oder besaßen. Dazu zählen auch Rittergüter und Herrenhäuser. In dieser Liste sind sowohl… …   Deutsch Wikipedia

  • Selikum — Lage von Selikum im Stadtgebiet von Neuss Selikum ist ein Stadtteil der Stadt Neuss im Rhein Kreis Neuss. Inhaltsverzeichnis 1 Lage …   Deutsch Wikipedia

  • Erft — Die Erftquelle bei HolzmülheimVorlage:Infobox Fluss/KARTE fehlt Daten …   Deutsch Wikipedia

  • Hein Minkenberg — Platte zur Erinnerung an Hein Minkenberg an St. Marien in Neuss Hein Minkenberg (* 12. März 1889 in Heinsberg; † 12. November 1968 in Neuss) war ein deutscher Bildhauer der sakralen Kunst und Kunstprofessor an der Kunstgewerbeschule Aachen …   Deutsch Wikipedia

  • Novaesium — hf Novaesium Alternativname Castrum Novaesium Castra Novaesia (pl.) Limes Niedergermanischer Limes Datierung (Belegung) A) 20/15 bis um 10 v. Chr.[A 1] B) 12/9 v …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Gartenstadtgesellschaft — Das erste Garden City Konzept von Ebenezer Howard, 1902: Wohnstädte sind ringförmig um die Kernstadt angeordnet und mit ihr sternförmig durch Straßen, Eisen und U Bahn vernetzt sowie untereinander ringförmig verbunden …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”