Schloss Rurich

Schloss Rurich
Das Herrenhaus des Schlosses

Das Schloss Rurich ist ein Wasserschloss in Rurich, einem Ortsteil der Stadt Hückelhoven im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg. Die Anlage ist von einem etwa 20 Hektar großen Landschaftspark im englischen Stil umgeben, in dem auch noch ein Teil der alten Wassergräben existiert.

„Rurich liegt, von einem schönen mit herrlichen Bäumen gezierten Park umgeben, 1½ Meile von Jülich, inmitten des wiesenreichen Roer-Thales, in lieblicher, überaus fruchtbarer Gegend. Das Gut umfasst ein Areal von über 1000 Morgen, wodurch es in dem so reich gesegneten Jülicher Lande das bedeutendste ist.“[1]

Das Schloss besitzt bis heute Wasserrechte am Malefinkbach, an dem früher eine zum Schloss gehörige Kornmühle betrieben wurde. Sie wurde jedoch 1986 durch einen Brand zerstört.[2]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Herrenhaus (rechts) und das Neue Palais (links)

Die Schlossanlage besteht aus einem Herrenhaus mit einer Kapelle, dem Neuen Palais, einem Remisengebäude und einem sich daran anschließenden Ökonomiegebäuden. Das klassizistische Palais erstand auf der alten, quadratischen Burginsel nach Planungsvorschlägen des frühen 19. Jahrhunderts und sollte dem weiteren Verfall des Burggewölbes entgegenwirken.

Die Gartenseite des schlichten zweigeschossigen Herrenhauses besitzt ein Mittel- und zwei schmale Eckrisalite. Die Fassade ist durch Fenster in sieben Achsen unterteilt. Über dem hofseitigen Eingang findet sich ein Wappenstein mit dem Ehewappen der Familien von Hompesch und Ketzgen von Geretzhoven mit der Jahreszahl 1659. Bei der sich westlich an das Herrenhaus anschließenden Schlosskapelle handelt es sich um eine einschiffige, neugotische Backsteinhalle mit polygonalem Chor.

Dem Herrenhaus von 1788 gegenüber liegt ein dreiflügeliger Remisenbau, dessen zwei Geschosse von Mansardächern abgeschlossen sind. Die Schlichtheit der weiß verputzten Fassade wird nur durch die Eckquaderung des Gebäudes aufgelockert. Aus der Südfassade des Hauptflügels tritt ein Risalit aus der Mauerflucht hervor, über dessen korbbogigem Tor sich das Allianzwappen Reuschenberg-Gymnich findet.

Der Remise schließt sich nördlich ein Wirtschaftshof an, der im 19. und im 20. Jahrhundert aufgrund eines Feuers im Jahr 1975 baulich erneuert wurde.

Der weitläufige, englische Landschaftspark mit wertvollem alten Baumbestand und einem großen Obelisken stammt in seiner heutigen Form aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Geschichte

Besitzer und Eigentümer

Schloss Rurich im 19. Jh.

Das Schloss war Stammsitz des gleichnamigen Geschlechts, aus dem Engebrand und Wilhelm von Rurich im Jahr 1248 erstmals urkundlich genannt werden. Mitte des 15. Jahrhunderts kam die damalige Burg durch Heirat an die Familie von Zweibrüggen, deren Mitglieder sich wie die aller weiteren Geschlechter „von Rurich“ nannten. Wieder durch Heirat, diesmal der Sophia von Rurich mit Heinrich von Reuschenberg, kam der Besitz 1517 an dessen Familie.

Da Reinhard Dietrich von Reuschenberg 1612 unverheiratet und ohne Nachkommen starb, fiel die Anlage über seine Tante Anna an deren Ehemann, den Freiherrn Hermann Philipp von Hompesch-Bollheim. Diese Familie wurde 1706[3] in den Reichsgrafenstand erhoben. 1909, nach dem Tod des letzten männlichen Nachkommen dieses Familienzweigs, dem Grafen Alfred Polycarp von Hompesch, kam Schloss Rurich an das Haus der Rittergutsbesitzer Hubertus und Theodor Schlick zu Rurich und schließlich durch Erbgang an den jetzigen Eigentümer Reichsgrafen Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin.

Baugeschichte

Die Eroberung der Burg Rurich 1609 durch Truppen des Kaisers Rudolf II.

Von der alten Burg, deren Bau ausweislich eines im Remisengebäude erhaltenen Wappensteins wahrscheinlich 1585 fertiggestellt wurde,[4] sind heute nur noch die einstigen Kellergewölbe erhalten. Es war ein quadratischer Bau aus Backsteinen, der an seinen Ecken kleine Rundtürme mit Welschen Hauben und Flachgiebel über den Fenstern besaß. Im Zuge des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits eroberten kaiserliche Truppen Rudolfs II. Rurich, das im Folgejahr zudem auch noch geplündert wurde.

Das Herrenhaus datiert vom Ende des 18. Jahrhunderts und wurde im Stil des Rokoko erbaut. Gustav Vincent von Hompesch ließ die alte Burg 1787[3] niederlegen und bis 1790 ganz in der Nähe dieses neue Gebäude errichten. In den Jahren von 1860 bis 1870[5] wurde es stark verändert. Dabei wurde ihm an der Südostseite − zur Parkseite hin − ein im Zweiten Weltkrieg zerstörter Turm angebaut. An der Westseite zum Hof hin fügte Graf Alfred Polycarp von Hompesch 1862[6] eine Kapelle hinzu, die 1865 eingeweiht wurde.[3]

Im Bereich der stark umkämpften Rurfront liegend, wurde der Gebäudekomplex Weihnachten 1944 durch Granattreffer komplett zerstört. Die wertvolle Bibliothek mit einem Buchbestand von über 18.000 Bänden wurde geplündert. Anschließend begann ein systematischer Wiederaufbau, der 1965 abgeschlossen wurde.

Literatur

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 8, Abt. 2. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 340–345 (PDF; 8,1 MB).
  • Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den Königlichen Familien-, Haus-, Fideikommiss- und Schatullgütern in naturgetreuen, künstlerisch ausgeführten, farbigen Darstellungen nebst begleitendem Text. Band 10. Duncker, Berlin 1857–1883 (PDF; 211 KB).
  • Hans-Henning Herzberg: Stadt Hückelhoven. (= Rheinische Kunststätten, Heft Nr. 315) 1. Auflage. Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 1987, ISBN 3-88094-5330, S. 23−25.
  • Robert Janke, Harald Herzog: Burgen und Schlösser im Rheinland. Greven, Köln 2005, ISBN 3-7743-0368-1, S. 116–117.
  • Werner Reinartz: Zur Baugeschichte von Schloß Rurich. In: Heimatkalender der Erkelenzer Lande 1956, S. 68.

Weblinks

 Commons: Schloss Rurich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. A. Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen …
  2. H.-H. Herzberg: Stadt Hückelhoven, S. 25.
  3. a b c H.-H. Herzberg: Stadt Hückelhoven, S. 24.
  4. P. Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, S. 342.
  5. R. Janke, H. Herzog: Burgen und Schlösser im Rheinland, S. 116.
  6. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. Band 1, Rheinland. Deutscher Kunstverlag, München 1967, S. 564.
51.0126388888896.2725

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