Schwyzertag

Der Schwyzertag ist ein jährliches, traditionelles Heimatfest der Stadt Tiengen, heute: Waldshut-Tiengen.

Überlieferung

Ursprünglich am wichtigsten, und auch über die Jahrhunderte hinweg das Hauptfest, ist der Festgottesdienst in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt.Es finden Umzüge der Trachten- und Musikvereine, der historischen Bürgerwehr, Teilnehmer aus der Schweiz, mit Heimatabend, und seit einigen Jahren Böllerschießen und Feuerwerk statt.

Für die Durchführung und Organisation sorgt neben anderen, hauptsächlich die Bürger- und Narrenzunft 1503 e.V. Tiengen

Das Fest geht zurück auf die Errettung von Stadt und Bürgern im Jahr 1415 als Tiengen durch Herzog Reinold von Urslingen mit seinem Söldnerheer angegriffen wurde. Der Angriff scheiterte am erbitterten Widerstand der Bürger und der Legende nach an der Unterstützung durch die im Gebet angerufene Gottesmutter Maria“.Die Feinde sollen bis in die halbe Stadt vorgedrungen sein, konnten aber zurückgeworfen werden.

Quellen

Die Urkunde*/Protokoll des Kaiserlichen Hofgerichts lautet,(in etwa sinnngemäß): 1415 Juli 2(Di. vor Ulrich), Costenz.- Gunter Graf von Swartzburg und Herr zu Rams, Hofrichter König Sigmunds hat seit Juni 1 (Sa. n. Fronleichnam ) an 5 Tagen über die Klagen des Reinhard Hz. v. Urslingen gegen die Stadt Tüengen verhandeln lassen.Zunächst habe Herzog Reinhard der Stadt vorgehalten, sie habe ihm einen Reisigen festgehalten auch von ihm eine Lüge erpresst, das er mit Horneck v. Hornberg die Statt Tiengen heimlich einnehmen wolle; dann habe die Stadt den Reisigen hängen lassen, obwohl sie in der Acht war.Darüber holte man eine Auskunft des Landgerichtes im Klettgau ein.Der von Urslingen konnte nicht bezeugen, daß der Reisige ihm den Treueeid geschworen habe.Darum musste man die Stadt von dieser Klage freisprechen.Nur der König sei berechtigt, Tiengen wegen der Tötung des Reisigen innerhalb der Acht zu verfolgen.Reinhard klagte nun gegen die Stadt, sie habe falsches behauptet, er habe die Mauern erstürmen wollen.Die Tiengener wichen dieser Frage aus.Eine Frist von 42 Tagen gab man der Stadt, damit ein Sendbote die Sache beeiden könne.Endlich warf Hz. Reinhard der Stadt weiter vor, sie habe ihn bei der Tötung seines Reisigen um etwas von seinem Eigen gebracht.Das lehnte das Gericht als neuen Einwand ab, stellte es aber Reinhard frei, seine Gegner Aussagen halber neu zu verklagen.Das Siegel fehlt, Ausführung auf Pergament,(ZfGO, 1862).Stadtarchiv Urkunde vom 2. Juli 1415

Trotz das der Plan Tiengen zu überfallen offenkundig worden war, liess Reinold von Ursligen seine Absicht nicht fallen sondern überfiel mit seinen Söldnern (2000 Mann), der sogenannten "Großen Kompanie", Tiengen dann doch ein halbes Jahr darauf. Er rechnete wohl damit das die Bürger nicht damit rechnen...Ursache für seinen Übergriff waren letztlich Erbansprüche, die er glaubte geltend zu machen können. Seine Mutter war Verena von Krenkingen. Den Krenkingern gehörte einst der gesamte Klettgau.Somit ist Reinold von Urslingen ein typisches Beispiel für den Untergang des Rittertum und Adel.

In Tiengen ist bereits im Beginn des 12.ten Jahrhunderts eine Pfarrpfründe vorhanden. Zu Ihr wurde im Jahr 1130 der sogenannte Krenkingsche Jahrtag gestiftet, dies ist im Jahrzeitbuch von 1500 belegt. Darin heisst es:

KL Augusthisch:dies 31 "Kalendae Augusti" 31 Tage "(1.August): Ad vincla petri-Septe machabaer" - zu den Fesseln Petrus -die sieben Makkabäer Es ist uff sant peters tag in banden von ein Lütpriester Vogt räten und der gantzen gemeinde geniemlich zu Tuingen angesehen und verordnet den selben tag zu halten In der Kyrchen mit der wyrz als die vier Hochzit zu gedächtniß als vor ziten uff den selben tag die Statt Tuingen von den vyenden überfallen und die vyend bis enmitten in die Statt kommen und... und aber mit der Hilff Gottes marie sin liebn muter unser nothelferin und fürseherin...sant peters... tag... die veynd one schaden habs und guets widerussgetribn und mit gewalt uss der Statt geschlagen wurdent. Nun nun ... das alt Jarzitbuch daruss diß buch gemacht und gesogen worden ist vil jarzit verschinen und abgesessen ist. Darub dan an gesehen das ein Lütpriest und Capplani uff den selben tag ein gemein jarzit haben und alles zugegen sin und aller der selen so dieser Kyrchen handreichungen und guets getan hand in der mess gedenken soll ind getruwlich und ungevarlich.

Im Anniversar von 1882 ist zum ersten mal die Anmerkung gegeben: Der sogenannte "Schweizer Festtag" zum Andenken an die Rettung aus Feindeshand.

1812 wollte der Dekan Trummer den Tag nicht mehr kirchlich feiern lassen, aus Mangel an Teilnahme seitens der Bürger, 1924 bemerkt Stadtpafarrer Gmeiner das das Fest wieder ins Verzeichniß des Verkündbuch aufgenommen wurde.

Resumè

Durch den Lauf der Zeiten hat sich die Sicht auf historische Ereignisse oft gewandelt, so dachte man -auch aufgrund von Aufzeichnungen von Joseph Bader-, das der Grund für das Heimatfest die Ereignisse von 1499 seien, als Tiengen im Schwabenkrieg von den Schweizern eingenommen und verbrannt wurde. Eine Wappenscheibe im Rathaus aus dem Jahr 1652 hat den Spruch:

Obgleich ein Statt ist Wollbewart
Hatt sy Doch noch nicht all wollfahrt:
Die Beste Rinckmaur Ist der Statt
Wann sy eintrechtig Burger Hatt:
Dann die Zwytracht, so innerlich,
Zerstört hat veste Stett und Rych.

Literatur

• Franz Schmidt, Der Klettgau,1971
• ZfGO,Zeitschrift für die Geschichte des Obberrheins, 1862
• Heinz Voellner, Geschichte der Stadt Tiengen, 1987
• Franz Xaver Kraus, Kunstdenkmäler des Kreises Waldshut, Freiburg im Breisgau 1892
• Kurt-Heinz Benda(Hrsg.), Die Zunft - der Heimat verpflichtet, Das Wesen und Wirken der Bürger- und Narrenzunft 1503 e.V. Tiengen, 1985