Klettgau

Klettgau
Blick vom Aussichtsturm Siblinger Randen über das Klettgau Richtung Westen. Im Vordergrund liegt Siblingen, dahinter Gächlingen und Hallau

Klettgau ist der Name einer Region, an der sowohl der Schweizer Kanton Schaffhausen, der Kanton Aargau und der Kanton Zürich als auch das deutsche Baden-Württemberg Anteil haben.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Klettgau entspricht weitgehend der ehemaligen Herrschaft Schwarzenberg.

Gebiet in der Schweiz

Kanton Schaffhausen Im schweizerischen Teil des Klettgaus lagen bis 1999 die Bezirke Oberklettgau und Unterklettgau des Kantons Schaffhausen. Die folgenden Dörfer werden zum Klettgau gezählt: Beringen, Gächlingen, Guntmadingen, Hallau, Löhningen, Neunkirch, Oberhallau, Siblingen, Trasadingen, Wilchingen. Im Jahre 2005 wurden die Gemeinde Osterfingen und Wilchingen zur neuen Gemeinde Wilchingen fusioniert.

Kanton Zürich Kleine Rheininseln gibt es bei Rüdlingen und bei Rietheim, Rheinau wird auch noch als (Kloster)-Insel bezeichnet. Das ehemalige Schloss Schwarzwasserstelz befand sich auf einer kleinen Felsinsel im Rhein. Bis zum Verkauf 1651 war das Rafzerfeld den Grafen von Sulz zu eigen, seither zählte es zum Zürichgau, heute zum Kanton Zürich.

Kanton Aargau Bad Zurzach, Reckingen und Wislikofen, waren ab 1415 bis 1798 Teil der Grafschaft Baden, heute Kanton Aargau.

Gebiet in Deutschland

Die gesamte südöstliche Fläche des Landkreises Waldshut, von Tiengen im Westen über die Gemeinden Lauchringen, Küssaberg, Hohentengen, Klettgau, Dettighofen, Lottstetten und Jestetten im Osten sind geographischer und physischer Teil des Klettgaus. Eine kleine Rheininsel liegt bei Ettikon.

Geologie

Der Klettgau erstreckt sich westlich der Jura-Schichtstufen von Randen und Klettgaujura bis etwa zur Wutach. Die zutage tretenden Erdzeitformationen sind hier vielfältig.

Bis zum Ende der Riß-Eiszeit vor rund 200.000 Jahren floss der Rhein von Schaffhausen westlich durch den Klettgau. Das frühere Flussbett wurde mit Alpenschotter aufgefüllt. Ein weiteres Relikt davon ist die „Klettgaurinne“, ein großes Grundwasservorkommen, ein Grundwasserleiter ähnlich dem des Oberrhein-Aquifer, aus dem unter anderem die Kommunen Klettgau, Wutöschingen, Lauchringen und Waldshut-Tiengen ihr Trinkwasser beziehen (Naturpark Südschwarzwald).

Klima

Durch den Regenschatten von Schwarzwald und Randen gilt der Klettgau als trocken. Es fallen nur rund 900 Millimeter Regen pro Jahr.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Bereits in der Steinzeit zogen durch den Klettgau die Jäger des Jungpaläolithikum, zahlreiche Steinwerkzeuge wurden gefunden (Funde in den Museen im Schloss Schönau in Bad Säckingen). Im angrenzenden Reiat besteht die berühmte Fundstelle Kesslerloch, und im benachbarten Hegau der Petersfels. Des Weiteren gibt es den Menhir von Degernau und den Dolmen von Degernau. Später siedelten hier die Kelten.

Zur Zeit des Römischen Reiches war das Gebiet nach den Alpenfeldzügen und den Eroberungen unter Cäsar und Germanicus bis zur Varusschlacht als Germania superior (Obergermanien) Provinz . Danach zogen sich die Römer schrittweise zurück, zuerst noch durch den Limes geschützt, später über den Rhein (Römerlager Dangstetten), der wie heute eine natürliche Grenze bildet. Römische Siedlungsfunde finden sich unter anderem bei Schleitheim, Siblingen, Osterfingen, Beringen und Geißlingen. Durch den Klettgau verlief die Römerstraße vom Hochrhein zur Oberen Donau. Auch der Weinbau geht auf die Römer zurück.

Den Römern folgte der alamannische Stamm der Lentienser, die den Klettgau sowie den Hegau und den Linzgau zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert besiedelten.

Mittelalter

Später wurde der Klettgau von den Franken beherrscht. Im Lauf der Zeit wurde der Klettgau in zwei Gaue geteilt, von denen der westliche Teil den Namen Albgau erhielt. Der Name ist erstmals urkundlich für das Jahr 792 belegt.

Hauptartikel: Landgrafschaft Klettgau im Mittelalter

Wirtschaft

Industrie

Nur in Beringen sind nennenswerte Industriebetriebe angesiedelt. Sonst ist die Wirtschaft im Klettgau durch Kleingewerbe geprägt.

In Wutöschingen, Lauchringen und Waldshut-Tiengen gibt es größere Industriebetriebe mit langer Tradition.

Bodenschätze

An Bodenschätzen war hier das Bohnerz, Gips und Kalkstein einst von Bedeutung. Heute ist die Kiesgewinnung für die Region noch wichtig. Schotter für die Bauwirtscheft und den Gleisbau wird aus dem Porphyr bei Krenkingen gewonnen. Steinsalzlager wurden durch Verpressen von Wasser erschlossen (Kadelburg). In Bad Zurzach findet man Thermalwasser. In der benachbarten ehemaligen Landgrafschaft Stühlingen, bei Fützen wurde in geringem Umfang einst Buntsandstein für verschiedene Anwendungen gebrochen, in Eggingen und Wunderklingen bei Hallau und bei Eberfingen fand man neben Gips auch Alabaster aus dem ein Altar im Salemer Münster erhalten ist. Kalktuff für viele Bauwerke brach man bei Dillendorf. Quarzsande sind erschlossen in Riedern am Sand. Lehm- oder Tongruben waren bei vielen Orten angelegt, die Letzte bestand zuletzt für die Ziegelei bei Erzingen.[1] Die Nagra führt zur Erforschung des Untergrundes im Südrandengebiet Erkundungsbohrungen durch.

Landwirtschaft

Magerwiese oberhalb von Siblingen mit Blick auf den Randen

Der Klettgau ist landwirtschaftlich geprägt und eine der Kornkammern der Schweiz. Die Weinbauregion hat Zentren in Klettgau, Erzingen, Rechberg sowie Lottstetten-Nack (D), Wilchingen (CH), Hallau (CH), Trasadingen (CH) und Osterfingen (CH). Das Rebbaugebiet im eidgenössischen Klettgau ist das größte in der Ostschweiz und tritt als „Schaffhauser Blauburgunderland“ auf.

Wald- und Forstwirtschaft

Der Wald ist nach wie vor bedeutend für den Raum Klettgau. Von den einstigen Sägewerken ist jedoch nur noch ein größeres in Betrieb.

Jagd- und Fischfang

Die Jagdreviere werden zumeist verpachtet. Es gibt Schwarz- und Rotwild. An Wildtieren wird hier als Besonderheit in kleinem Maße auch Damwild bejagd. Als Rheinfisch war der Salm einst ein alltägliches Nahrungsmittel. Man bemüht sich diesen Lachsfisch wieder heimisch zu machen. Heute fängt man vor allem Forellen, beliebt war und ist die Fliegenfischerei in der Wutach und als typische Rheinfische gelten Nase und Aal.

Erholung und Tourismus

Touristische Hauptziele sind die Küssaburg oder der Hochrhein an seiner ganzen Strecke, es gibt einige Campingplätze. In Bad Zurzach gibt es ein Thermalbad.

Museen

Infrastruktur

Verkehr

Die E 54 führt als deutsche B 34 und als schweizerische Hauptstrasse 13 in Ost-West-Richtung von Schaffhausen nach Waldshut durch den Klettgau. Von Schaffhausen führt außerdem die Hauptstrasse 14 in Richtung Nordwesten durch den Klettgau.

Die Deutsche Bahn betreibt die Bahnlinie BaselSchaffhausenSingenFriedrichshafenUlm. Sämtliche Dörfer im schweizerischen Klettgau sind per Bahn oder Bus gut mit der Kantonshauptstadt Schaffhausen verbunden. Die Kreisstadt Waldshut-Tiengen liegt zentral im Mittelpunkt der Hochrheinbahn.

Als Nachbar zum Kanton Aargau mit der Stadt Zürich und dem Flughafen Zürich ist der Klettgau angebunden. Der Luftverkehr über dem Klettgau wurde durch ein Nachtflugverbot eingeschränkt, um vor Fluglärm zu schützen.

Der Rhein ist nicht als Schifffahrtsstraße von Bedeutung innerhalb des Klettgaus, aber sehr beliebt bei Freizeitkapitänen und Touristen und an den Staustufen der Wasserkraftwerke in Hohentengen mit einer Schleuse, und Hebe- oder Zugvorrichtungen bei dem Kraftwerk Rheinau für kleinere Boote versehen. Personenfähren gibt es bei Waldshut und Kadelburg.

Von großer Bedeutung sind die Rheinbrücken, etwa die Rheinbrücke Schaffhausen–Feuerthalen und auch die Eisenbahnbrücken, zum Beispiel die Rheinbrücke Waldshut–Koblenz.

Behörden und Einrichtungen

Das DRK hat eine zenrale Einsatzstelle für das Gebiet unteres Wutachtal im Industriegebiet Lauchringen.

Bei Bergöschingen steht der weithin sichtbare und bei Sonntagsausflügen gern besuchte Sender Wannenberg.

Sprachen

Die Klettgauer Mundart ist nicht einheitlich, gemeinsam jedoch ist dem Klettgauer Idiom die Grundstruktur. Die Klettgauer Mundart zählt zu den Alemannische Dialekten.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Metz: Geologische Landeskunde des Hotzenwaldes, 1980

Weblinks


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