Christenserinnen

Christenserinnen

Die katholische Schwesterngemeinschaft der Christenserinnen gehören der Ordensfamilie der Cellitinnen an und betätigen sich in der Krankenpflege.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter und Neuzeit

Während des 13. Jahrhunderts aus der Beginenbewegung hervorgegangen, wurde das Kloster der Christenserinnen in Aachen, dessen Wurzeln möglicherweise in Köln liegen, am 20. April 1337 erstmals urkundlich erwähnt.

Bereits um 1370 findet sich dann für seine Insassinnen der Ausdruck Kestenzien, welcher aus dem lat. „Castae“, die Keusche, stammte und sich dann im Laufe der Jahre zur heutigen Bezeichnung Christenserinnen entwickelte. Obwohl in zahlreichen testamentarischen Hinterlassenschaften und Schenkungen bedacht, blieb das Kloster dem Armutsideal stets besonders verbunden.

Zu einem uns nicht bekannten Zeitpunkt nahm die Gemeinschaft die Regel des heiligen Augustinus an, so dass sie uns im Jahre 1513 als Schwestern des Ordens des heiligen Augustinus begegnen. Das Grundstück des Klosters, welches bereits 1509 als Haus Bethanien bezeichnet wurde war jedoch so eng, dass es den Schwestern nicht möglich war einen eigenen Kapellenbau zu errichten sondern diese in einem bereits bestehenden Raum unterbringen mussten. Dieser ging, so wie das übrige Kloster auch, beim großen Stadtbrand vom 2. Mai 1656 in Flammen auf. Fast aller Habe beraubt, schienen die nun nötigen Mittel zum Wiederaufbau nur schwerlich beschafft werden zu können, konnten sie doch für das zwei Jahre später eingeweihte Kloster nicht mehr als 300 Taler aufbringen. Nachdem ihnen Baumaterialien und Einrichtung durch Klerus und Volk von Aachen geschenkt worden waren, kollektierten sie 1661 und 1667 in den Diözesen Mainz und Würzburg, so dass der Apostolische Nuntius, Agostino Franciotti, am 29. September 1668 Kloster und Kirche dem heiligen Augustinus weihen konnte. Doch bereits im September 1692 wurde das Klostergebäude bei einem Erdbeben erneut stark beschädigt. Und auch diesmal konnten die Instandsetzungskosten nur durch die Kollekte, welche zwei Schwestern 1695 in Holland und Brabant abhielten, aufgebracht werden. Nachdem sie ihre Kirche 1721 restaurieren mussten, scheinen sich ihre Finanzen jedoch soweit erholt zu haben, dass sie im November 1748 eine Orgel in Auftrag geben konnten. 1792 wurde die Stadt dann von den Franzosen besetzt, deren Steuerlasten sich die Klostergemeinde beugen und 1798 ein Inventar- und Vermögensverzeichnis vorlegen musste. Schon am 6. Januar 1799 übernahm die Kommission der Zivilspitäler die Vermögensverwaltung des Klosters, dessen Kapelle von nun an nicht mehr öffentlich genutzt werden durfte. Ebenso untersagte man den 12 Schwestern die Annahme neuer Novizinnen, das Ablegen von Gelübden und das Tragen des Ordenskleides. Zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geratend, betrug der Jahresetat von 1799 nur noch 1.869 Franken, welchem jedoch die Ausgaben von 2.867 Franken entgegenstanden. Doch besserten sich die Verhältnisse, denn seit 1802 erhielt die Gemeinschaft nicht nur eine finanzielle Unterstützung sondern dürfte auch wieder neue Mitglieder aufnehmen.

19. Jahrhundert

Konnten sie vor der Französischen Revolution auf ein Kloster mit bis zu 18 Schwestern zurückschauen, so wurde die Mitgliederzahl nun auf 15 beschränkt, welche jedoch seit 1807 auch ihr Ordenskleid wieder tragen durften. Zwei Jahre später erhielt die kleine Gemeinde die Erlaubnis ihre Gelübde auf fünf Jahre hin abzulegen. Als die Franzosenherrschaft im Januar 1814 endlich zusammenbrach, zählten sie noch sieben Schwestern, konnten aber bis 1811 auf neun Schwestern anwachsen.

Allgemein für ihren pflegerischen Eifer gelobt, beklagte sich der Klosterkommissar, Propst Johann Mathias Claeßen, im Jahre 1834 über den häufigen Aufenthalt der Schwestern bei ihren Familien und den geringen Bildungsstand im Kloster. Doch lehnte er den Vorschlag der städtischen Behörde, den Schwestern eine Ausbildung in der Pflege vorzuschreiben, ab. Seiner Meinung nach wurde den Novizinnen das nötige Wissen durch die Anleitung einer älteren Schwester zur Genüge vermittelt. Hatte der Klosterkommissar die Vorstöße der städtischen Verwaltung auch abblocken können, so versuchte Dillschneider in dieser Eigenschaft nun die Schwestern, welche seiner Meinung nach eher als einen Verein frommer und wohltätiger Frauen darstellten, in eine Klausurreform zu drängen. Da viele der Pflegebefohlenen in weiterer Entfernung lebten, waren die einzelnen Schwestern oftmals über längere Zeit nicht im Kloster anwesend waren, so dass er 1846 vorschlug, nur noch in Aachen selbst und auch dem nahegelegenen Burtscheid zu pflegen. Auch sollten die Schwestern alle 14 Tage in ihr Kloster zurückkehren, keine Badereisen mehr unternehmen und nach der Genesung ihres Patienten unverzüglich ins Kloster zurückkehren. Doch scheint sich die Entwicklung nicht ganz nach den Vorstellungen des Klosterkommissars gestaltet zu haben, beklagte sich doch Dillschneider 1854 immer noch über den unkontrollierten Umgang der Schwestern mit der Außenwelt und nun auch darüber, dass gewisse Schwestern sich lieber mit Stickarbeiten als mit Krankenpflege beschäftigten, da diese ein höheres Einkommen brachten.

Nachdem im Juni 1852 im Kloster Gemeinschaftsexerzitien abgehalten wurden, wuchs die Haltung der Schwestern langsam in die Wunschrichtung ihres Kommissares, so dass dieser am 6. Juni 1865 im Generalvikariat die Einführung der ewigen Gelübde beantragen konnte. Nachdem der Generalvikar die Rechtsverhältnisse des Klosters überprüfen ließ und Dillschneider eine entsprechende Überarbeitung der Statuten ankündigte, wurde am 8. September 1866 an fünf Schwestern die Zulassung zu den ewigen Gelübden erteilt. Die Neufassung der Statuten aber kam erst im Jahre 1870 zur Ausführung. Da das Kloster einen immer größeren Zustrom von Kandidatinnen verzeichnen konnte, kam es schon im Oktober 1872 zur Gründung eines ersten Filialklosters, welchem ab 1886 noch zahlreiche folgen sollten.

Doch sollte mit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts auch das Ende des alten Christenserinnenklosters kommen. Immer noch in städtischer Abhängigkeit stehend, verkauften es die Schwestern nach langem Sträuben für 737.404 Mark an die Stadt, welche ihnen dann letztendlich doch nur 488.000 Mark auszahlte.
Am 28. Januar 1896 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Abriss des an der Ecke Theaterplatz-Kapuzinergraben gelegenen alten Klostergebäudes um den Theaterplatz zu vergrößern, auf dem das (ebenfalls in dieser Sitzung genehmigte) Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. am 18. Oktober 1901 feierlich enthüllt wurde.
Als neues Mutterhaus erwarben sie nun das ehemalige Jesuitenkloster auf der Aureliusstraße und bezogen es im Herbst des Jahres 1899. Hier beteten die Schwestern, welche 1904 die Tagzeiten vom heiligen Kreuz gegen das Marienoffizium tauschten, auf der Orgelempore, die übrigen Gläubigen aber im Kirchenschiff.

20. Jahrhundert und Gegenwart

In den folgenden Jahren nahm das Leben der Gemeinschaft, welche bis 1920 allein in der Erzdiözese Köln auf 127 Schwestern angewachsen war, ihren gewohnten und ruhigen Lauf. Erst in den Zeiten des Nationalsozialismus drang die Unruhe der Zeit merklich in die Klöster der Kongregation ein. Der Nachwuchs ebbte immer weiter ab, bis es schließlich im Jahre 1938 gar keinen Eintritt mehr gab. Als 1940 drei neue Postulantinnen eintraten, wurde das Noviziat nach Renkum in den Niederlanden verlegt. In den zahlreichen Bombenangriffen wurden die Häuser der Gemeinschaft stark beschädigt oder auch zerstört, so wie im Jahre 1941 auch das Mutterhaus. Das folgende Jahrzehnt wurde für die kleine Gemeinschaft, welche die Schäden des Krieges noch nicht ganz behoben hatte, sehr ereignisreich. So führte die Generaloberin im Jahre 1950 das deutschsprachige Brevier ein und folgte im kommenden Jahr der Einladung des Alexianerbruders Christophorus Lynch in die USA. Schon 1952 kam es dann zur ersten Gründung auf amerikanischem Boden, aber auch zur erstmaligen Änderung der Ordenstracht. In diesen Jahren konnte die Kongregation bischöflichen Rechtes eine wahre Blütezeit erleben, konnte doch die Generaloberin 1957 erstmals in den USA die ewigen Gelübde entgegennehmen, so dass in der Gemeinschaft in diesem Jahr über 200 Schwestern in 20 Niederlassungen versammelt waren.

Doch wie den meisten Ordensgemeinschaften, so blieb auch bei den 1966 mit 169 Schwestern in 17 Niederlassung vertreten Christenserinnen der Nachwuchs aus. Nachdem sie 1968 erneut ihre Ordenstracht geändert hatten, verlegte man am 16. September 1973 das Mutterhaus von Aachen nach Haus Maria im Venn im Stolberger Stadtteil Venwegen, wo am 30. November 1974 die Einweihung der neuen Klosterkirche begangen werden konnte. Ordenspatrone der 1996 noch vierundvierzig Schwestern starken Kongregation sind die heilige Monika und der heilige Augustinus. Eine der Generaloberinnen war die als Katharina (Käthe) Baumanns in Geilenkirchen-Randerath geborene Mutter Maria Theolinde. Die ehrwürdige Mutter wechselte nach ihrer Amtszeit nach Titz-Hasselsweiler, wo sie die Leitung eines Altenheimes übernahm. Unterstützung fand sie hier auch bei ihrem Bruder Paul, der ihr nach seiner Pensionierung zur Seite stand. Hier machte sich Schwester Theolinde, die auch weiterhin den Namen Mutter führen durfte, weiterhin durch ihren Einsatz bekannt. Im von ihr geleiteten Heim wurde u.a. jährlich ein Sommerfest abgehalten, welches auch über die Dorfgrenze hinaus bekannt und beliebt war. Im Jahr 1979, genau anlässlich eines Sommerfestes, schlief Mutter Maria Theolinde friedlich, wenn auch von schwerer Krankheit gezeichnet, nach einem langen und erfüllten Leben ein.

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