Tratsch im Treppenhaus

Tratsch im Treppenhaus

Tratsch im Treppenhaus ist ein Schwank in vier Akten von Jens Exler. Die Uraufführung fand am 1. Januar 1962 im Ohnsorg-Theater in Hamburg unter dem plattdeutschen Originaltitel Sluderee op de Trepp statt. Das Stück wurde erstmals am 18. Februar 1962 aus dem Hamburger Theater im deutschen Fernsehen in einer hochdeutschen Version ausgestrahlt. Bundesweite Popularität erreichte das Stück in einer Live-Fernsehübertragung der ARD aus dem Ohnsorg Theater am Silvesterabend des Jahres 1966.[1]

Die Handlung spielt im Treppenhaus einer Mietskaserne. Die beiden Wohnungen der im Bühnenbild gezeigten Etage werden von Herrn Brummer und Frau Knoop bewohnt. Zu jeder Wohnung gehört außerdem eine vom Hausflur aus zu betretende Kammer, die Raum für eine Schlafgelegenheit bietet. Durch einen nachbarlichen Streit zwischen den Herrn Brummer und Frau Knoop um eben diese beiden Kammern und den daraus folgenden wilden, hanebüchenen Spekulationen einer weiteren Mieterin im Haus, Frau Boldt, entsteht einiges an „Sluderee“ (von plattdeutsch sludern: tratschen, geschwätzig sein) [2] und kuriosen Missverständnissen.

Inhaltsverzeichnis

Personen

  • Ewald Brummer (Onkel Ewald/Herr Brummer): Pensionierter Beamter. Leicht cholerisch, aber mit weichem Kern. Erster Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins "Cymbria".
  • Frau Knoop: Witwe. Herzensgute Frau, die sich ihren Lebensunterhalt als Putzfrau verdient. Direkte Nachbarin von Herrn Brummer auf einer der oberen Etagen des Mietshauses.
  • Frau Boldt: Hausbewohnerin aus einer der unteren Etagen des Hauses. Tratschsüchtig; zieht aus allem, was sie hört, die falschen Schlüsse und verbreitet diese dann als Tatsachen weiter.
  • Dieter Brummer: Neffe von Ewald Brummer. Ist nach einem Streit aus dem Elternhaus fortgegangen.
  • Heike Seefeldt: Ist ebenfalls nach einem Streit aus dem Elternhaus fortgegangen. Findet Unterschlupf bei Frau Knoop, die in der Autowerkstatt von Heikes Vater putzt.
  • Herr Tramsen: Schlachtermeister und Besitzer des Mietshauses. Will sowohl strengstens auf die Hausordnung achten als auch als liebenswürdiger Mensch dastehen. Hat seine liebe Mühe mit den Mietern im Allgemeinen und mit Frau Boldt im Besonderen.
  • Herr Seefeldt: Besitzer einer großen Tankstelle und Autowerkstatt, Vater von Heike Seefeldt und Arbeitgeber von Frau Knoop. Vergisst über seinem Erfolgsstreben das Familienleben und verliert fast seine Tochter.

Handlung

1. Akt

Durch Lärm gestört, stellt Herr Brummer seine Nachbarin Frau Knoop lautstark zur Rede. Dabei geht es nicht nur um die laute Musik, sondern auch um die Tatsache, dass Frau Knoop entgegen der Regeln im Mietvertrag seit kurzem einen Untermieter in ihrer Kammer beherbergt. Die beiden gehen unversöhnt wieder auseinander. Kurz darauf erscheint Frau Boldt. Sie hat den Streit mitangehört und möchte unbedingt mehr erfahren. Dabei wendet sie allerlei Tricks an, um Herrn Brummer und Frau Knoop auszuhorchen. Frau Knoop ist mit den Tratschereien von Frau Boldt schon vertraut und geht ihr nicht auf den Leim, doch der arglose Herr Brummer liefert ihr genau die Sensationen, nach denen sie giert. Anschließend stürmt sie davon, um den Hausbesitzer Herrn Tramsen von allem in Kenntnis zu setzen. Dabei läuft sie Dieter Brummer in die Arme, der nach einem Streit aus seinem Elternhaus ausgezogen ist und nun bei seinem Onkel Ewald Unterschlupf sucht. Unterdessen taucht der von Frau Boldt alarmierte Hauswirt Herr Tramsen auf, der Frau Knoop wegen des Untermieters zur Rede stellt. Doch diese lässt sich nicht beirren, worauf Herr Tramsen beschließt, ihr den Mietvertrag zu kündigen. Nach einem weiteren Streit zwischen Ewald Brummer und Frau Knoop versteht Dieter Brummer, dass es seinem Onkel als korrektem Beamten a. D. unmöglich ist, selbst einen Untermieter zu beherbergen, und Dieter sieht ein, dass er sich eine neue Bleibe suchen muss. Doch dann begegnet er Frau Knoops Untermieter, der sich als die hübsche Heike Seefeldt entpuppt, die selbst von zuhause ausgerissen ist. Dieter beschließt umgehend, trotz aller widrigen Umstände bei seinem Onkel zu bleiben. Als wenig später der von Frau Boldt weiter aufgestachelte Herr Tramsen die Kündigung des Mietvertrags an Frau Knoop überreichen will, öffnet ihm Heike Seefeldt die Tür, die es mit ihrem Charme schafft, Tramsen die Kündigung auszureden. Als Frau Boldt das erfährt, prophezeit sie stürmische Zeiten für das Haus.

2. Akt

Am Morgen des Silvestertages spinnt Frau Boldt ihr Lügengeflecht weiter. So spielt sie vor, für Herrn Brummer die Treppenwoche übernommen zu haben, obwohl Frau Knoop selber die Reinigung vorgenommen hat. Und auch die frischen Berliner, die Frau Knoop Herrn Brummer heimlich vor die Tür stellt, gibt Frau Boldt als die ihren aus. Unterdessen spinnt Heike Seefeldt ihre eigenen Fäden, um den Hausfrieden wieder herzustellen. So nimmt sie Einladungen von Herrn Brummer und Herrn Tramsen zum Silvesterball des Kaninchenzuchtvereins Cymbria an, verschenkt die Eintrittskarten aber an Frau Knoop und Frau Boldt weiter. Für sich selbst nimmt Heike die Einladung von Dieter an. Wenig später taucht ein Mann im Haus auf, der sich als Heikes Vater entpuppt. Er hat herausgefunden, dass Heike bei Frau Knoop untergekommen ist. Er kündigt Frau Knoop die Stellung als seine Putzfrau und versucht, Heike zur Heimkehr zu bewegen. Diese weigert sich – auch noch, als ihr Vater sie auf familiäre Pflichten hinweist. Genau diesen Teil hat Frau Boldt, die wieder mal gelauscht hat, völlig falsch verstanden und verbreitet nun das Gerücht, dass Heike die Geliebte des ihr Fremden ist und ein Kind mit ihm hat. Als Frau Boldt Heike dazu aushorchen will, nutzt Heike die Chance und behauptet, der Mann sei ein Kriminalbeamter, der einer Anzeige wegen Tratsch und übler Nachrede nachgeht. Doch Frau Boldt Schock darüber ist nur von kurzer Dauer – am Ende brüstet sie sich wieder damit, mit dem ganzen "Sluderkram" im Haus nichts zu tun zu haben.

3. Akt

In den frühen Stunden des Neujahrsmorgens kehren Heike und Dieter vom Silvesterball zurück. Nachdem sie ein wenig geflirtet haben und sich in ihre jeweiligen Kammern zurückziehen wollen, stellt Heike fest, dass ihr Kammerschlüssel von Onkel Ewald verwahrt wird, der noch auf dem Ball ist. Die beiden beschließen, dass Heike für eine Nacht in Dieters Kammer schläft, während dieser im Treppenhaus auf Onkel Ewalds Rückkehr wartet, um dann in Heikes Kammer zu übernachten. Onkel Ewald und Frau Knoop kehren bald darauf in sehr guter Stimmung heim. Zwischen den beiden ist jeder Streit vergessen, es hat sich sogar eine zarte Freundschaft entwickelt. Nachdem Dieter den Schlüssel in Empfang genommen hat und in Heikes Kammer verschwunden ist, lädt Frau Knoop ihren Nachbarn zu einer Tasse Kaffee ein. Dabei lässt Onkel Ewald eine Bemerkung fallen, die Frau Boldts Lügen der letzten Tage aufdeckt. Beim Kaffee will Frau Knoop sich von Herrn Brummer genauer informieren lassen. Nachdem sich die Wohnungstür hinter den beiden geschlossen hat, taucht Frau Boldt auf, welche die Heimkehr und vor allem Herrn Brummers entlarvende Bemerkung mitbekommen hat. Sie sieht ihre Felle davonschwimmen und will an Frau Knoops Tür lauschen, um sich mit dem Erfahrenen retten zu können. Doch unverhofft taucht Herr Tramsen auf, und Frau Boldt muss auf den Wäscheboden flüchten. In der Annahme, an der richtigen Tür zu klopfen, will Tramsen mit Heike anbandeln. Doch Dieter reagiert geistesgegenwärtig mit verstellter Stimme und wimmelt Tramsen ab. In diesem Moment will Onkel Ewald in seine eigene Wohnung hinübergehen, und Herr Tramsen muss ebenfalls auf den Wäscheboden flüchten. Nachdem Ruhe im Hausflur eingekehrt ist, stellen sich Frau Boldt und Herr Tramsen gegenseitig zur Rede. Nachdem Herr Tramsen eine deutliche Warnung ausgesprochen hat, besser nicht zu tratschen, zieht Frau Boldt wieder einmal ihre ganz eigenen Schlüsse und stellt empört fest, dass das neue Jahr ja gut anfängt.

4. Akt

Immer noch aufgestachelt von den Ereignissen der letzten Nacht, versucht Frau Boldt wieder einmal, ihre Nachbarn auszuspionieren, doch diesmal beißt sie bei Frau Knoop und Herrn Brummer erheblich auf Granit – die beiden weisen sie gehörig in die Schranken und drohen, Frau Boldt wegen Verleumdung anzuzeigen. Vollends empört, will Frau Boldt sich bei Herrn Tramsen beschweren, doch da taucht Herr Seefeldt wieder auf, den Frau Boldt immer noch für einen Kriminalbeamten hält, und sie zieht sich unauffällig zurück. Herr Seefeldt muss sich unterdessen von Frau Knoop eine gehörige Standpauke anhören, weil er seine Tochter so vernachlässigt hat, und er sieht seinen Fehler ein. Darauf kommt es zur großen Versöhnung zwischen Vater und Tochter, und Dieter bekommt eine Chance, das Geschäft von Herrn Seefeldt zu übernehmen. Frau Boldt ist unterdessen immer noch nicht bereit, die Waffen zu strecken, doch nachdem endlich einmal alle Beteiligten zusammen sind, werden sämtliche von Frau Boldts Missdeutungen und Gerüchten ins rechte Licht gerückt. Frau Boldt steht geläutert da, und alle stoßen auf den Hausfrieden und ein gesundes neues Jahr an.

Darsteller in den Fernsehübertragungen von 1962 und 1966

Inszenierung: Hans Mahler

Darsteller in der Fernsehaufzeichnung von 1974

Eine zweite Fernsehfassung aus dem Ohnsorg-Theater stammt vom 14. September 1974. Die Darsteller waren:

Inszenierung: Karl-Otto Ragotzky

Tonträger

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerd Spiekermann: 100 Jahre Ohnsorg Theater, Die Hanse – Sabine Groenewold Verlage, Hamburg 2002, ISBN 3-434-52600-5
  2. Peter Schmachthagen: Sprechen Sie Hamburgisch – Band 2, Hamburger Abendblatt Edition, Hamburg 2010, ISBN 978-3-939716-31-0

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