Sludge (Musik)

Sludge (Musik)
Sludge
Entstehungsphase: späte 1980er Jahre
Herkunftsort: Louisiana
Stilistische Vorläufer
Hardcore Punk · Doom Metal
Genretypische Instrumente
E-Gitarre · E-Bass · Schlagzeug
Stilistische Nachfolger
Post-Metal
Wichtige Einflüsse
Southern Rock · Stoner Rock
Unterkategorien
Southern Sludge · Stoner Sludge

Sludge (Deutsch: etwa Matsch oder Schlamm[1]) ist ein Musiksubgenre, das sich vornehmlich dem Hardcore Punk, Stoner Rock und Doom Metal entlehnt.

Inhaltsverzeichnis

Musikalische Einordnung

Sludge auch Sludge Metal oder Sludgecore genannt, das sich aus diversen Anleihen des Hardcore, Doom und Stoner Rock zusammensetzt entstand zum Ende der 1980 Jahre im Großraum New Orleans.[2] Weshalb der Stil auch als NOLA-Sound bekannt ist.[3]

Bei Bands dieses Genres sind neben den genannten Haupteinflüssen auch Elemente aus Blues und Noise zu hören. Mike IX Williams von EyeHateGod bezeichnet die Musik, in seinem Begleittext zur Wiederveröffentlichung des Albums Take as Needed For Pain als Southern Hardcore Blues. Und erläutert, dass sich die Band stets als in Alkohol und anderen Drogen getränkter Blues verstanden hätte.[4] Insgesamt ist die Musik eher schleppend und zäh, mit besonderer Hervorhebung der Gitarrenriffs.[2] Der Gesang besteht vornehmlich aus Hardcoreartigem Geschrei und Gekeife, aber auch Death-Metal-typische Growls können im Stil vorkommen.

Dabei wird das Genre ebenfalls in zwei Kategorien unterteilt; während der Stoner Sludge einen höheren Anteil an Blues und Stoner Rock Elementen aufweist und deutlich mehr Harmonie in die Stücke einarbeitet[5], werden im Southern Sludge mehr Anteile aus Doom und Noise genutzt[6]. Des Weiteren werden im Sludge, vornehmlich im Southern Sludge häufig Filmsamples und Klangexperimente genutzt.[7][8]

Geschichte

Kirk Windstein von Crowbar und Down. Bei einem Liveauftritt mit der Sludge-Supergroup Down 2009.

Als erste Sludge-Band gelten gemeinhin The Melvins. Die Debüt-EP der aus Washington stammenden Band von 1986 „6 Songs“, wies bereits alle genannten Elemente des Genres auf. Phil Anselmo von Down verwies besonders auf das erste Melvinsalbum Gluey Porch Treatments, welches auch EyeHateGod 1990 mit ins Studio nahmen um den Tontechnikern eine Vorstellung vom gewünschten Ergebnis darzulegen.

„Back in those days, everything in the underground was fast, fast, fast. It was the rule of the day. But when the Melvins came out with their first record, Gluey Porch Treatments, it really broke the mold, especially in New Orleans. People began to appreciate playing slower.“

„Blickt man heute auf diese Zeit zurück war der gesamte Underground schnell, schnell, schnell. Es war das Gesetz der Stunde. Aber als the Melvins ihr erstes Album, Gluey Porch Treatments, herausbrachten sprengten sie den Rahmen, besonders in New Orleans. Die Leute schätzten wieder langsames Spiel.“

– Anselmo, Phil in Bennett, J.: Pillars of Eternity. [9]

The Melvins wie auch die ähnlich agierenden Neurosis[10] erscheinen jedoch noch zu vielseitig um letzthin als erste reines Sludge-Band zu gelten.[11] Für The Melvins, welche selbst zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren wurden, wie auch für spätere Bands des Genres galten besonders die frühen Arbeiten von Black Sabbath sowie die späten Werke von Black Flag als wesentliche Einflussfaktoren für den neu generierten Sound.[12]

Einige Jahre nach dieser wegweisenden Veröffentlichung nahmen mehrere Bands aus New Orleans Louisiana den Stil auf und entwickelten ihn weiter. Als wesentlich für die Entwicklung eines eigenständigen Stils und seine wachsende Popularität sind besonders EyeHateGod hervorzuheben. Deren Debüt „In the Name of Suffering“ von 1990 als erstes reines Sludgecore- bzw. Southern Sludgealbum gilt.[13] Dem Gegenüber steht das erste Stoner Sludge Album „Obedience Thru Suffering“, das 1991 von der Band Crowbar veröffentlicht wurde.[14]

Die, durch das langsame Spiel, schwerfällig und zäh wirkende Musik wurde häufig mit dem New Orleans umgebenden Sumpf assoziiert, woraus letztendlich die Bezeichnung Sludge als Oberbegriff entstand.[15] Die Unterschiede zwischen den Interpreten beider Unterkategorien werden dabei zugunsten der Gemeinsamkeiten und Quereinflüsse übergangen. Ohne auf Die Kategorien Stoner oder Southern festgelegt zu sein arbeiten bzw. arbeiteten hinzukommend viele der Musiker in mehr als einer der bekannten Bands. Ebenso existiert eine Vielzahl an Kooperationen unterschiedlicher Bands des gesamten Genres. Wodurch sich die Genrebezeichnung Sludge für das gesamte Spektrum des NOLA-Sounds etablierte.[16]

Inhalt

Inhaltlich reichen die Texte von sozialkritischen und politischen Themen bis hin zu fantastischen und persönlichen Inhalten. Auch der Drogenkonsum ist ein beliebtes Thema einiger Sludge-Bands.[17] Ungleich dem Stoner Rock ist die Stimmung im Sludge eher von Pessimismus, Misanthropie und Nihilismus geprägt.

Weiterentwicklung und Einfluss

Die Band Kylesa 2011 Live beim Roskilde Festival.

In der Mitte der 1990er begannen die ersten Bands, im Besonderen The Melvins[18]. und Neurosis[19], Sludge mit Elementen aus Alternative und Postrock zu kreuzen. Dieser Stil erlangte spätestens nach dem im Jahr 2002 veröffentlichtem Isis-Album „Oceanic[20] Eigenständigkeit und wurde, mit Interpreten wie Isis, Cult of Luna und Neurosis zuerst als Atmospheric Sludge und später als Post-Metal bekannt. [21]

Um die Jahrtausendwende gewannen auch Bands wie Mastodon[22], Baroness[23] und Kylesa[24], deren Stil deutlich vom Sludge profitierte Sludge mit Progressive Rock und weiten Musikstilen zu kombinieren.[25] Häufig werden die Interpreten, die sich nicht mehr auf die NOLA-Szene beschränken lassen, trotz ihrer weitreichenden Einflüsse aus Stoner Rock, Hard Rock, Progressive Rock und Progressive Metal dem Sludge zugeordnet.

Bekannte Bands

Southern bzw. Traditional Sludge
Stoner Sludge

Einzelnachweise

  1. dict.cc
  2. a b doom-metal.com
  3. crowbarmusic.com
  4. Mike IX: Take as Needed for Pain. Liner Notes.
  5. Review zu Crowbar auf Metal-Observer.de
  6. Review zu EyeHateGod auf Metal-Observer.de
  7. Review zu Electirc Wizard auf allmusic.com
  8. Review zu EyeHateGod auf allmusic.com
  9. Bennett, J.: Pillars of Eternity. In Mudiran, Albert: Prescious Metal. Cambridge 2009 S.268. ISBN 978-0-306-81806-6
  10. Interview mit Neurosis
  11. Artikel des Chicago Weekly zu The Melvins
  12. Anmerkung der New York Times zu The Melvins
  13. Review zu EyeHateGod auf SSMT.com
  14. Review zu Crowbar auf ic.blog.com
  15. Metal-Reviews.com über Swamp Metal
  16. Blog zum Genre
  17. Bongzilla - Amerijuanican, EyeHateGod - Dopesick etc.
  18. ihrtn.com
  19. Neurosis-Biographie auf laut.de
  20. Isis-Biographie auf allmusic.com
  21. Artikel auf nytimes.com
  22. Mastodon
  23. Baroness
  24. Kylesa
  25. Plauk, Dennis: Der neue Metal. Visions #205 April 2010 S.20ff.

Weblinks


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