Hardcore Punk

Hardcore Punk
Lou Koller, Sänger von Sick of It All, 2007

Der Hardcore-Punk (zumeist einfach Hardcore oder HC abgekürzt) entstand Ende der 1970er Jahre in den USA und unabhängig davon im Vereinigten Königreich als radikalere und schnellere Weiterentwicklung des Punk Rocks. Die ursprüngliche Hardcore-Ära gilt seit Mitte der 1980er Jahre als beendet, als Hardcore begann, sich in unterschiedliche Subgenres aufzuspalten. Seitdem gibt es zum einen „Old-School“-Gruppen, die sich am ursprünglichen Hardcore-Punk orientierten, zum anderen entwickelten sich zu jener Zeit Bands, die stärker andere Musikstile, so auch Metal, miteinbezogen und deshalb eher dem Post-Hardcore zugeschrieben werden. Diese sich dennoch stark mit Punkrock identifizierenden[1] Bands wurden damals als „New-School“-Hardcore bezeichnet.

Erst später wurden die Begriffe auch als Spaltung verstanden, als der „New-School“-Begriff fast nur noch für einen Teil der Bands dieser Entwicklung verwendet wurde, deren Musik und Selbstverständnis stark am Metal orientiert war und deren Stilentwicklung letztlich im Metalcore mündete.

Der Hardcore-Punk hatte großen Einfluss auf später folgende Musikrichtungen wie Grunge, Crossover oder Extreme Metal.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Hardcore entstand gegen Ende der 1970er Jahre, als eine neue Generation von Jugendlichen Zugang zur Punk-Musik fand, die nicht wie die Vertreter des 77er Punk Rocks mit dem Garage- und Glamrock der 1960er und 1970er Jahre aufgewachsen waren, sondern mit Punk Rock und diese Musikform geschwindigkeitstechnisch und textlich radikalisierten. Das heute vorherrschende klassische Bild eines Punks mit Irokesenschnitt oder „Liberty Spikes“ wurde erst in der Ära des Hardcore-Punks geprägt. In den USA sowie Kanada gelten vor allem fünf Bands, die Dead Kennedys, Bad Brains, Angry Samoans, Black Flag und Minor Threat als Initiatoren des „American Hardcore“. In Großbritannien wurde der „UK Hardcore“ oder „UK82“ hingegen von Bands wie Discharge, GBH und The Exploited geprägt. Obgleich beide Szenen sich gegenseitig beeinflussten (u. a. durch Touren von GBH und Discharge in den USA oder von den Dead Kennedys und Black Flag in Großbritannien), unterschieden sich beide Hardcore Szenen äußerlich und inhaltlich dennoch recht stark. Neben den USA und Großbritannien breitete sich der Hardcore-Punk Anfang der 80er Jahre jedoch auch in andere Länder, wie Japan, Australien und in Lateinamerikanischen Länder (vor allem Brasilien) aus. Auf dem europäischen Festland entstand ein eigener „Euro-Hardcore“ vor allem in Deutschland und Skandinavien, aber auch in Italien. Als frühe deutsche Vertreter des Hardcore-Punks gelten unter anderem die The Buttocks, OHL, Toxoplasma oder Chaos Z.

Herkunft des Begriffs Hardcore

Über die Herkunft des Begriffes „Hardcore“ existieren unterschiedliche Auffassungen, oftmals wird die Bezeichnung auf die kanadischen D.O.A. zurückgeführt, die mit ihrem zweiten Album Hardcore '81 den Begriff Hardcore erfunden oder zumindest verbreitet haben sollen[2], eine andere Ansicht vertritt Charlie Harper, Sänger der britischen Band UK Subs, laut dem Hardcore aufgekommen sein soll nachdem die Managerin der UK Subs und Anti-Nowhere League während einer gemeinsamen US-Tour beider Bands den Begriff „Hardcore-Punk“ zur Beschreibung ihrer Musikstile benutzt habe.In Deutschland taucht der Begriff Hardcore-Punks seit spätestens 1980 in der Musikzeitschrift Sounds, zunächst für sich besonders hart gebärdendende Anhänger des Punk Rocks auf [3], später auch für musikalisch härtere Gruppen wie Die Wichser [4] und wichtige Sampler wie „Underground Hits 1“.

Geschichtliche Entwicklung

American Hardcore

Anfangsphase von 1979 bis etwa 1985/1986

Initiatoren des frühen Westcoast-Hardcores waren vor allem die Bands Dead Kennedys und Black Flag, während der Eastcoast-Hardcore vor allem von den Bad Brains beeinflusst wurde. Durch frühe Touren beeinflussten sich beide Szenen allerdings gegenseitig stark und ein gemeinsames Zusammengehörigkeitsgefühl der Hardcore-Szene sowie bandübergreifende Netzwerke wurden geprägt. Als Hochburgen des Hardcores mit eigenen einflussreichen Szenen galten früh Los Angeles, San Francisco (Cali-Punk, oder „Nardcore“), Boston und der Washington D.C.-Hardcore, später gewann auch der New York Hardcore (NYHC) an Bedeutung. Daneben entwickelten sich jedoch auch einflussreiche Hardcore-Szenen in Texas, Portland sowie im Nordwesten um Seattle. Eine eigene kanadische Szene wurde maßgeblich durch die Vorarbeit der Gruppe D.O.A. geprägt.

Wichtige Labels, die zu jener Zeit gegründet wurden, waren unter anderem in Kalifornien SST Records um Black Flag, BYO Records um Youth Brigade sowie Dischord in Washington D.C. um Minor Threat.

Kommunikation in der Szene fand vor allem durch Fanzines statt. Vor allem die Magazine Flipside und Maximum Rock'n'Roll wurden Hauptmedien der Bewegung.

Weiterentwicklung ab etwa 1985/86

Zwischen 1984 und 1986 lösten sich viele der einflussreichsten Bands der frühen Hardcore-Szene auf oder veränderten ihren Stil maßgeblich. Zur gleichen Zeit kam eine neue Generation von Bands auf, die neue Einflüsse – vor allem aus dem Metal-Bereich – in die Musik einbrachten. Neue Bezeichnungen für Genres wie Power Violence, Mosh und Crossover-Thrash kamen auf. Durch das politische Klima nach der Wiederwahl von Ronald Reagan begannen sich außerdem viele der Themen der Hardcore-Bands zu verändern. Durch das Aufkommen der Youth-Crew-Bewegung begann die neue Hardcore-Szene sich zunehmend vom Image des Punks zu entfernen. Ein neues Aussehen, der „Clean Look“ setzte sich durch und hob sich vom Aussehen der klassischen Hardcore-Punks ab. Neben den neuen Metal-beeinflussten Hardcore-Spielarten, „New School“ genannt, traten zudem neue aus dem Hardcore entstandene Szenen wie die Grunge-Bewegung und der Post-Hardcore hervor. Einige Gruppen wie die Beastie Boys oder später Biohazard begannen mit Hip-Hop-Einflüssen zu experimentieren woraus sich der Crossover-Core entwickelte. Aus der Kritik an wachsenden Machismo innerhalb der Hardcore-Bewegung entwickelte sich vor allem in Washington D.C. der Emotional Hardcore, kurz Emo.

Anfang der 1990er Jahre traten, neben einer neuen Straight-Edge-Bewegung vor allem Metal-beeinflusste NYHC-Bands auf den Plan. Zur gleichen Zeit kam es aber auch zu einem Revival des Old-School-Hardcore. Daneben wurde der Westcoast-Hardcore durch den Mainstream-Erfolg von Melodycore-Gruppen wie Bad Religion und NOFX zunehmend kommerzialisiert. Die späten 1990er Jahre sahen sowohl das Entstehen einer eigenen neuen Metalcore-Szene wie ein Revival der Youth-Crew-Bewegung.

Weitere Bands

1979–1985/86
1985/86 bis heute

UK-Hardcore

klassische Phase 1979 bis etwa 1985

Conflict live in Leeds, 1986

Der UK-Hardcore entstand Anfang der 1980er Jahre direkt aus dem Umfeld härterer Streetpunk-Gruppen. Besonders wichtig ist der Einfluss der Gruppe Discharge, deren „D-Beat“ weltweit großen Einfluss auf viele Hardcore- und Metal-Bands ausübte. Einige „UK82“-Gruppen wie Conflict sind jedoch gleichzeitig der Anarcho-Punk-Bewegung zuzurechnen, deren Einfluss weniger im musikalischen als vielmehr im politischen Bereich lag. Als der Höhepunkt des UK-Hardcores wird das Jahr 1982 angesehen, nachdem das Genre auch „UK82“ genannt wird. Ab 1985 trat eine Verschlechterung der Konzertbedingungen ein, und viele Bands lösten sich auf oder nahmen Metal-Elemente in ihre Musik auf, wodurch sich alte Fans enttäuscht von ihnen abwandten.

Weiterentwicklung ab etwa 1985

Nach dem Metal-Crossover der 1980er Jahre und dem Zerfall der „UK82“-Szene entstand in Großbritannien um diese Zeit vor allem die einflussreiche Crust-Bewegung, die Elemente der Anarcho-Szene, des Hardcores und des Metals zu einer neuen eigenständigen Subkultur verband. Nebendem entstand die anfangs ähnliche, aber enger mit dem Deathmetal verwandte Stilrichtung des Grindcore. Beide Szenen entwickelten sich zu eigenständigen Subkulturen, die sich auch international auf andere Länder wie Deutschland, Japan aber auch die USA auswirkten, während gleichzeitig der American Hardcore, vor allem der vom Death Metal beeinflusste New-School-Stil sowie der kommerzielle kalifornische Melodycore sich Anfang der 1990er Jahre zunehmend auf eine neue britische Hardcore-Szene auswirkten. Ende der 1990er Jahre hatten sich in Großbritannien neben kleineren Revivals des „UK82“-Stils Post-Hardcore und Metalcore gegenüber dem klassischen Hardcore-Punk durchgesetzt.

Weitere Bands

1979–1985/86
  • Antisect
  • Anti System
  • Broken Bones
  • Chaos UK
  • One Way System
  • Subhumans
  • Skeptix
  • The Varukers
  • Two-Brush
1985/86 bis heute
  • Hellbastard
  • Heresy
  • Icons of Filth
  • Quarantine

Euro-Hardcore

Hardcore in Deutschland

Anfangs war Hardcore in Deutschland die Bezeichnung für härteren Punk. Gruppen wie The Buttocks, Neurotic Arseholes, OHL, Toxoplasma, teilweise auch Slime ließen sich von frühen britischen und amerikanischen Hardcore-Bands wie Discharge, Dead Kennedys und Black Flag zu einem schnelleren, härteren Stil beeinflussen. Später folgten ihnen Gruppen wie Vorkriegsjugend oder die Spermbirds. Die erste, auch außerhalb der deutschen Szene, bekannt gewordene Band war Inferno. Sie hatten als erste auch Stücke, die auf ausländischen Samplern erschienen. Ab Mitte der 1980er trennte sich ein Teil der deutschen Hardcore-Szene explizit von der Punk-Subkultur ab und etablierte deutschen Hardcore als vom klassischen Punk Rock unabhängige Gegenkultur, teilweise unter Berufung auf die amerikanische New-School-Szene und den Straight-Edge-Gedanken. Als Sprachrohre der deutschsprachigen Hardcore-Szene konnten sich lange Zeit die Fanzines ZAP und Trust etablieren.

Teilweise wurde der Begriff Hardcore auch für Punkbands ohne die bei den ursprünglichen Bands üblichen Rock-’n’-Roll-Elemente genutzt, die heutzutage nicht mehr unter diese Bezeichnung fallen würden oder heutzutage meist als Deutschpunk bezeichnet werden. So heißt es auf der Rückseite der Wiederveröffentlichung des „H'Artcore“-Samplers:

Der etwas seltsame Titel ergibt sich aus dem Namen des damaligen Labels H’Art und dem 1981 noch neuen Begriff Hardcore, welcher in jener Zeit für härteren, schnelleren Punk wie hier auf dem Sampler stand (den Ausdruck Deutschpunk gab es noch nicht). Tja, so war das damals…

Rückseite des „H'Artcore“-Samplers von 1981 in der wiederveröffentlichten Version von Teenage Rebel Records

Bis in die 1990er Jahre hinein existierten so zwei unterschiedliche Hardcore-Punk-Szenen nebeneinander her, eine deutschsprachige, die unter anderem Bands wie Recharge oder Rawside hervorbrachte, sowie eine an amerikanischen Vorbildern orientierte, zu der unter anderem Bands wie Ryker’s oder Bonehouse zählten.

2008 ließ sich der rechtsextreme Versandhändler und Schlagzeuger Timo Schubert die Wortmarke „Hardcore“ in Deutschland sichern. Am 28. Dezember 2009 wurde die Wortmarke auf Grund eines Antrags der Aktion Kein Bock auf Nazis gelöscht.[5] [6]

weitere deutsche Bands

1978–1985
1986 bis heute

Inhalte und Werte

Do It Yourself

Einer der zentralen inhaltlichen Punkte des Hardcore-Punk ist das Do-it-yourself-Prinzip. Do it yourself unterstreicht die angestrebte Unabhängigkeit von der Musikindustrie, der Gesellschaft und anderen äußeren Einflüssen und somit den Glauben an sich selbst und seine eigene Stärke, Dinge zu erreichen. Diese Haltung findet sich auch in der durchaus nahen Indie-Szene wieder. Der Do-it-yourself-Gedanke zeigt sich besonders darin, dass Bands ihre Musik selbst aufnehmen und produzieren und keine Außenstehenden dafür engagieren, ihre Tonträger selbst über eigens dafür eingerichtete Labels vertreiben oder dass Konzerte selbst organisiert werden und keine Booker dafür beauftragt werden. So waren Hardcore-Aktivisten von Anfang an auch in autonomen Zentren involviert, deren Gründung seit den 60er Jahren auf den DIY-Gedanken zurückgeht. In den USA wurden unter anderem das „ABC No Rio“ in New York, und „The Garage“ in Minneapolis zu Zentren der Bewegung, das „924 Gilman Street project“ in Berkley, Kalifornien geht sogar direkt auf eine Initiative des Punkfanzines Maximum Rock´n´Roll zurück.

Straight Edge

Konzertbesucher mit „X“en auf dem Handrücken

Der Begriff Straight Edge wurde durch die US-amerikanische Band Minor Threat und ihren Frontmann Ian MacKaye geprägt. Zentral für den Straight-Edge-Gedanken sind der Verzicht auf Alkohol, Tabak und alle weiteren Drogen. Auch der Verzicht auf häufig wechselnde Sexualpartner gehört zu den drei zentralen Punkten der Bewegung, die von der Band Minor Threat in ihrem Lied „Out of Step“ formuliert wurden: „(I) don’t drink, (I) don’t smoke, (I) don’t fuck“. Einige Straight Edger ernähren sich zudem vegetarisch oder vegan. Ein beliebtes Merkmal, sich als Straight-Edge-Anhänger zu erkennen zu geben, ist ein schwarzes „X“ auf dem Handrücken. In den 1980er Jahren wurde das schwarze „X“ in einigen Clubs in den USA verwendet, um minderjährige Besucher zu markieren, so dass an diese kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Der Straight-Edge-Gedanke ist außerdem in der Metalcore-Szene weit verbreitet.

Politik

Logo von „Good Night White Pride

Ein wichtiger Faktor in der Hardcore-Punk-Musik ist Politik. Der politische Aspekt der Musik reicht hierbei von nihilistischer Antihaltung (bei frühen amerikanischen Gruppen wie TSOL oder britischen Bands wie the Exploited) bis hin zu konstruktiver Gesellschaftskritik bei Bands wie den Dead Kennedys, Bad Religion oder Conflict. Die dabei vertretenen Ideologien variieren weit von liberalen und ökologischen Ansätzen (Dead Kennedys, Bad Religion) bis hin zu Anarchismus (MDC) und Kommunismus (Born Against, Boysetsfire). Allerdings werden auch in der Hardcore-Szene weit verbreitete Lebensarten wie Straight Edge oder Veganismus als politische Werte aufgefasst.

Gegen Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre bildete sich vor allem in der Gegend um Olympia die Bewegung der Riot Grrrls, die sich aus einem Hardcore-Punk und Post-Hardcore-Hintergrund mit Third Wave Feminism beschäftigten und die Rolle der Frau in der Punkrock-Szene, als Organisatorin von Labels und Konzerten, Künstlerin und Fanzinerin stärker herausstellten. Da sich einige Musikerinnen von Bands wie Team Dresch oder Tribe 8 zur lesbischen Liebe bekannten gab es teilweise Überschneidungen zur Queercore-Szene, die aus homosexuellen Hardcore-Punks besteht und sich provokativ wie subversiv für die Rechte von Homosexuellen in der Gesellschaft und ihre Akzeptanz in der Punkszene einsetzt.

Gerade im New York-Hardcore-Punk waren aber ab Mitte der 80er auch rechte Tendenzen spürbar. Gerade die Bands Agnostic Front, Cro-Mags und Warzone – teilweise auch Slapshot aus Boston – bildeten den Anfang dieser Entwicklung. Maßgeblich für diese waren die bei einem Teil der New York-Bands stark ausgeprägten unpolitischen – am britischen Oi! orientierte – Gedanken. Und wie im Vereinigten Königreich mit dem entstehenden Rock against Communism, wiederholte sich diese Entwicklung in New York. Aus den sogenannten unpolitischen Ansichten entwickelten sich nach und nach auch nationalistische, antikommunistische und homophobe Gedanken. Amerikanische Fahnen auf der Bühne [7] und Texte gegen Schwule prägten das Bild der Band Agnostic Front. Die sich als Skinhead-Band verstehende Gruppe Warzone war tendenziell am stärksten von rechtem Gedankengut geprägt [8] und wird deshalb auch angegriffen. In einem bezeichnenden Song Fighting For Our Country sang die Gruppe: „Communist, and the people who always put us down: […] Because of them – fighting for Our Country..“[9]. Die Band Youth Defense League aus New York betitelte sich selbst in einem Radiointerview des Senders WNYU als White-Pride-Band, was aber angesichts der Tatsache, dass ein Bandmitglied (Rishi) aus dem Nahen Osten stammte, nicht für die ganze Band zutreffen konnte. YDL waren eine „Multi-Racial-Band“ genauso wie Warzone, darüber hinaus bedienten diese sich der polarisierenden Schockwirkung einer rechtsextremen Attitüde. Diese pro-amerikanisch, anti-kommunistischen Bands hatten nichts gemein mit den heutigen rassistischen Hatecore-Bands.[10]

In der Hardcore- und Punkbewegung stieß diese Entwicklung auf starke Ablehnung. Es entstanden in der Folgezeit sich stark als links definierende Gruppen, etwa Born Against. Weiterhin entwickelte sich auf der einen Seite als härtere Form der linksradikale Hatecore von SFA in New York, auf der anderen Seite entstand mit den – oftmals auch stark links orientierten – Emotional-Hardcore-Bands – in New York Policy of 3 oder Native Nod – weitere Gruppen und viele andere, diesem Trend, entgegenwirkende Kampagnen.

Nazi-Hardcore-Bands, die sich in den späten 1990ern den Begriff der linksradikalen New Yorker Hardcore-Band SFA „Hatecore“ nutzbar machten, hatten der White-Power-Musik Mitte der 1990er Jahre eine weitere Spielart hinzugefügt. Dabei setzen sie besonders auf das Hass-Image, das wegen ihres eigenen Hanges zur Gewalttätigkeit als authentisch gilt. Die Aggressivität von Hardcore-Musik wird sowohl von Neonazis als auch von alternativen Hörern geteilt. In der neonazistischen Szene ist „Hatecore“ indes zum Synonym für extremen Hass geworden, der mit einem starken Militanzfetisch einhergeht und sich gegen die bekannten Feindbilder richtet. Als Antwort der radikalen Linken wurde in der Folgezeit die „Good Night White Pride“-Aktion ins Leben gerufen, der die Bands „Full Speed Ahead“ (Leipzig) und „Loikaemie“ (Deutsche Oi!-Band) ein Lied widmeten.

Hardcore und Dresscodes

Im frühen Hardcore-Punk war eine radikalere Form des Punkstils verbreitet. Während viele „UK82“-Anhänger diesen Stil mit extremen Irokesenfrisuren oder „Liberty Spikes“ und nietenbesetzten Lederjacken ins Extrem zogen, verbreitete sich im American Hardcore recht schnell ein weniger extremer „Street Look“, bei dem lediglich kurze Haare (oft als kurze „Spikes“ oder als militärischer „Crew Cut“, in den 80er Jahren auch als kurzer Iro – oft im Taxi-Driver-Stil) und Bandabzeichen (Bandshirts, Patches) üblich waren. Auch Elemente der Kultur der Straßengangs wie farbige Bandanas und Graffiti wurden von der Szene übernommen. Zugleich griffen viele amerikanische Hardcore-Anhänger eine Form des Skinhead-Stils auf, der sich vor allem für den NYHC als einflussreich herausstellte. Gegen Ende der klassischen Hardcore-Phase ließen sich viele Mitglieder der ursprünglichen Szene jedoch die Haare demonstrativ lang wachsen (oft auch in Form von Dreadlocks), um sich abzugrenzen – ein Look, der sich später vor allem in der Grunge-Szene durchsetzen sollte. Im New-School-Hardcore – vor allem von der Youth-Crew-Bewegung – wird Uniformität im Stile der „UK82“-Punks („Nietenkaiser“) allgemein abgelehnt, allerdings wird vielen Bands vorgeworfen, durch hardcoretypische Codes wiederum eine eigene Form von Uniformität eingeführt zu haben. Gegen eine solche Uniformierung und klischeemäßige Stereotypisierung der Hardcore-Szene richtet sich der Slogan „No Dresscodes“.

Crews und Gangs

Hardcore-Punks treffen und organisieren sich häufig in kleinen besonders eng zusammenhaltenden Freundeskreisen, die auch als „Crew“ bezeichnet werden. Bekanntheit erlangten unter anderem die Washingtoner „Georgetown-Punks“ um Minor Threat und die New Yorker „Lower Eastside Crew“, in der Mitglieder von Agnostic Front, Warzone und den Cro-Mags involviert waren. In der zweiten Welle der Hardcore-Bewegung schlossen sich viele Jugendliche zu sogenannten „Youth Crews“ zusammen, basierend auf dem Straight-Edge-Lebensstil. In Kalifornien entstanden aus einigen Hardcore-Crews Straßengangs wie die „L.A.D.S.“ (LA Death Squad). Auch andere Crews wie die in Boston aus dem Umfeld der Band „Wrecking Crew“ entstandene „Friends Stand United“ (FSU), die ursprünglich gegründet wurde um die Bostoner Hardcore-Szene von Neonazi-Einflüssen zu säubern oder die „Courage Crew“ aus Ohio, eine radikale Straight-Edge-Gruppierung, werden aufgrund ihres teilweise gewalttätigen Rufs häufig kritisch gesehen – obgleich sie sich selbst nicht als Gangs ansehen oder bezeichnen.[11][12] Aus anderen Hardcore-Crews, zum Beispiel aus der von der kalifornischen Band Youth Brigade gegründeten „Better Youth Organisation“ (deren New Yorker Chapter zeitweise unter anderem vom Agnostic-Front-Gitarristen Vinnie Stigma geleitet wurde) entstanden jedoch auch Independent-Labels und Booking-Netzwerke.[12]

Die Musik

Hardcore-Subgenres

Eigenständige, aber vom Hardcore beeinflusste Stile

Hardcore-Labels

  • Rising Riot Records (GER)
  • Filled With Hate Records (GER)
  • Marker Records (GER)
  • Major Threat (GER)
  • Horror Business Records (GER)
  • I FOR US Records (BEL)
  • Twisted Chords (GER)

Medien zum Thema

Literatur

  • Martin Ableitinger: Hardcore Punk und die Chancen der Gegenkultur: Analyse eines gescheiterten Versuchs; Verlag Dr. Kovac, 2004. ISBN 3830016360
  • Mark Andersen, Mark Jenkins: Dance of Days: Two Decades of Punk in the Nation's Capital, ISBN 1888451440 (engl.) (deutsche Übersetzung: Punk, DC, ISBN 3931555860)
  • Peter Belsito, Bob Davis: Hardcore California: A History of Punk and New Wave, ISBN 086719314X (engl.)
  • Steven Blush, George Petros: American Hardcore. A Tribal History., ISBN 0922915717 (engl.)
  • Martin Büsser: If the kids are united. Von Punk zu Hardcore und zurück.; Ventil Verlag Mainz, 2003 (1. Aufl. 1995). ISBN 393055948X
  • Dirk Budde: Take three chords… Punkrock und die Entwicklung zum American Hardcore; Coda Verlag, 1997. ISBN 3000014098
  • Matthias Mader: New York City Hardcore – The Way it was; I.P. Verlag 1999; ISBN 3931624102
  • Matthias Mader: This is Boston, not New York. Eine Hardcore Punk Enzyklopädie. I.P. Verlag 2003; ISBN 3931624196
  • The Philosophy of Punk. Die Geschichte einer Kulturrevolte von Craig O'Hara Ventil (Oktober 2001), ISBN 3930559722
  • Marc Calmbach: More than Music. Einblicke in die Jugendkultur Hardcore; Transcript, 2007, ISBN 3899427041
  • Ian Glasper „the day the Country Died-A history of Anarcho-Punk”, Cherry Red Books (October 17, 2006), ISBN 978-1901447705
  • Ian Glasper ‘’ Burning Britain: The History of UK Punk 1980–1984’’, Cherry Red Books, ISBN 978-1901447248

Filme

  • 1991 the Year Punk broke (USA 1992)
  • American Hardcore (USA 2006)
  • Another State of Mind (USA 1984)
  • The Decline of Western Civilization (USA 1981)
  • The Edge of Quarrel (USA 2000)
  • Repo Man (USA 1984)
  • SLC Punk (USA 1998)
  • The Slog Movie (USA 1981)
  • Suburbia (USA 1984)
  • Boston Beatdown vol. II (Boston 2004)
  • N.Y.H.C. (New York Hardcore) (New York 2008)

Weblinks

 Commons: Hardcore Punk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. etwa mit der Selbstbestimmung von Bands wie Refused; Zitat: „We made this album wanting to challenge peoples preconceptions of what a Punk band could be and what it could play[…]“ – Dennis Lyxzén / Refused; Zugriff am 8. Februar 2008; http://www.myspace.com/refused unter „Refused“; Weiterhin auch Snapcase: http://straightedgelifestyle.moonfruit.com/#/xsnapcasex/4509563071; Zugriff am 8. Februar 2008; „Would you like to talk about the tour? Snapcase are a band that have broken grounds I think in every area of hardcore as one of the most furious and passionate punk bands
  2. http://www.silver-dragon-records.com/hardcore_punk.htm
  3. http://www.punk-disco.com/Compilations.htm
  4. http://www.punk-disco.com/U-Z.htm
  5. “Hardcore” keine Neonazi-Marke mehr. Presseanzeiger, 25. Januar 2009, abgerufen am 26. Januar 2009.
  6. taz.de: Hardcore-Begriff ist jetzt rechte Marke
  7. etwa beim Konzert von Agnostic Front, Sick of it All und Gorilla Biscuits 1991 in New York
  8. vgl. mit dem Text: http://www.conne-island.de/nf/9/6.html; Zugriff am 2. April 2008
  9. http://www.turnitdown.de/155.html; Zugriff am 2. April 2008
  10. „Mike's Angle“ Blog Zugriff am 5. Mai 2008
  11. http://www.trust-zine.de/boy-sets-fire-74-2-99/
  12. a b http://homepages.nyu.edu/~cch223/usa/af_main.html

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