Und dann der Regen

Und dann der Regen
Filmdaten
Deutscher Titel Und dann der Regen / Sogar der Regen
Originaltitel También la lluvia
Produktionsland Mexiko, Spanien, Frankreich
Originalsprache spanisch
Erscheinungsjahr 2010
Länge 104 Minuten
Stab
Regie Icíar Bollaín
Drehbuch Paul Laverty
Produktion Juan Gordon
Musik Alberto Iglesias
Kamera Alex Catalan
Schnitt Ángel Hernández Zoido
Besetzung

Und dann der Regen (Originaltitel: También la lluvia, deutschsprachiger Festivaltitel: Sogar der Regen) ist ein Filmdrama der Regisseurin Icíar Bollaín aus dem Jahr 2010. Der Film erzählt die Geschichte des Regisseurs Sebastían, verkörpert durch Gael García Bernal, und des Filmproduzenten Costa, gespielt von Luis Tosar, die in Bolivien einen Film über Christoph Kolumbus drehen wollen. Während der Dreharbeiten werden sie in die lokalen Konflikte, um die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung hineingezogen, die auf den tatsächlichen Ereignissen des Wasserkriegs von Cochabamba basierten. Und dann der Regen wurde bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2011 in der Sektion Panorama gezeigt und gewann den Panorama-Publikumspreis in der Kategorie Spielfilm.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Regisseur Sebastían möchte einen Film über Christoph Kolumbus drehen, der den Mythos von der Verbreitung der Zivilisation demontieren und stattdessen die negativen Folgen der europäischen Eroberung, die Gier nach Gold, den Sklavenhandel und die Gewalt gegen die Ureinwohner, aufzeigen soll. Unterstützt wird er dabei von seinem Produzenten Costa, der auf Einhaltung des Zeitplans und des Budgets drängt. Gedreht werden soll in Cochabamba in Bolivien. Bei einem offenen Casting für die indianischen Darsteller, zu dem zu viele Bewerber erscheinen, tut sich der Indio Daniel als Führungsfigur hervor, die sich dagegen wehrt, dass die übrigen Bewerber einfach weggeschickt werden. Schließlich werden alle gecastet und Sebastían möchte Daniel als Darsteller für den Häuptling Hatuey. Costa sträubt sich aber dagegen, da er den Indio für einen Aufrührer hält, gibt schließlich aber doch nach. Schließlich beginnen die Dreharbeiten. Kolumbus wird von dem alkoholkranken und ironischen Anton verkörpert, Albert und Juan spielen zwei Kleriker, die sich für die Rechte der Ureinwohner einsetzten und gehen in diesen Rollen auf. Währenddessen spitzt sich der Konflikt um das Wasser in Cochabamba zu, das im Zuge der Privatisierung der Wasserversorgung stark verteuert hatte. Daniel wird eine Führungspersönlichkeit des Aufstandes, was Costa als Behinderung des Filmprojekts wahrnimmt. Er versucht, Daniel von weiteren Aktionen während der Dreharbeiten abzuhalten, indem er ihn Geld anbietet, was diesen aber nicht abhält. Als Daniel verhaftet wird, holen Costa und Sebastían ihn wieder aus dem Gefängnis, sichern aber zu, dass er nach den Dreharbeiten wieder verhaftet werden kann. Als über die Stadt der Notstand verhängt wird, wollen die meisten Mitglieder des Filmteams die Stadt verlassen, wobei Sebastían den Film unbedingt vollenden möchte. Als sie gerade aufbrechen wollen, bittet Daniels Frau um Hilfe, da ihre Tochter im Stadtzentrum verletzt worden war. Sebastían gibt seine idealistische Haltung auf und besteht auf die Abfahrt, während Costa sich für das Mädchen, das auch eine Rolle im Film hatte, verantwortlich fühlt. Zusammen mit Daniels Frau fährt er ins Zentrum und rettet ihre Tochter. Der Film über Kolumbus wird letztendlich nicht fertig gestellt, Costa und Daniel treffen sich in der Halle, in der Kolumbus Schiff und weitere Requisiten aufbewahrt worden waren und der Indio überreicht dem Produzenten ein Geschenk. In der letzten Szene des Films packt Costa dieses Päckchen aus und sieht, dass es ein kleines Fläschchen Wasser enthält.

Hintergrund

Und dann der Regen spielt vor dem Hintergrund des Wasserkriegs von Cochabamba, der im Jahr 2000 durch die Privatisierung der Wasserversorgung und die in der Folge stark steigenden Preise für Wasser ausgelöst wurde. Es kam zu heftigen Protesten und einem Generalstreik. Nach Zusammenstößen der Demonstranten mit der Polizei eskalierte die Gewalt und Anfang April wurde das Kriegsrecht über die Stadt verhängt, Mitte April nahm die Regierung die Privatisierung schließlich zurück. Insgesamt starben 7 Menschen und hunderte wurden verletzt. Das Drehbuch wurde von Paul Laverty verfasst, der eine mehrjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ken Loach vorweisen konnte. Das von ihm verfasste Skript stellte besondere Herausforderungen an Icíar Bollaín, die dazu sagte: „Pauls Buch stellte mich vor eine große und aufregende Herausforderung: nämlich drei Filme in einem zu drehen. Erstens ein Historiendrama, zweitens die gegenwartsnahe Geschichte um den Wasserkrieg und drittens einen Film, der die Dreharbeiten mit den persönlichen Erfahrungen der Hauptfiguren Sebastián und Costa verknüpft und mit den Entscheidungen, zu denen sie gezwungen sind.“[1]

Der Film war eine mexikanische, spanische und französische Koproduktion, die fünf Millionen Euro kostete. Die Dreharbeiten wurden mit großen Aufwand betrieben. Gedreht wurde im Urwald in Chapare und in Cochabamba an 70 Standorten. 4000 Statisten, darunter 300 Indios, wirkten an dem Film mit.[2] Juan Carlos Aduviri, der in diesem Film sein Debüt gab, kannte die behandelte soziale Thematik aus eigener Anschauung, da er als Bolivianer selber an ähnlichen Protesten beteiligt war, wie der Film sie zeigt.[3] Icíar Bollaín sah den Film in der Tradition ihrer bisherigen Regiearbeiten, die auch von Morena Films produziert worden waren. Über Und dann der Regen sagte sie: „No es una película intimista, pero sí creo que es de personajes. Hay una parte de época y otra del presente que narra acontecimientos políticos y sociales reales que sucedieron en Bolivia, pero al final es una historia en torno a dos personas, sobre todo de una, la del productor Costa que hace un viaje de compromiso personal.“[2] (deutsch: „Es ist kein Film, der Privates und Intimes fokussiert, noch glaube ich, dass er von Charakteren handelt. Da ist ein historischer Teil und einer über Umstände der Gegenwart, der sich auf politische und soziale Geschehnisse in Bolivien bezieht, aber letztendlich ist es eine Geschichte über zwei Menschen, von denen vor allem einer, der Produzent Costa, sich auf eine Reise über seinen persönlichen Einsatz begibt.“)

Festivals und Auszeichnungen

Und dann der Regen befand sich für Spanien in der Vorauswahl für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film des Jahres 2011. Er wurde bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2011 in der Sektion Panorama gezeigt und gewann den Panorama-Publikumspreis in der Kategorie Spielfilm.[4] Im Jahr 2011 war Und dann der Regen für 13 Goyas nominiert und erhielt die Auszeichnung für die beste Produktionsleitung (Cristina Zumárraga) und die beste Filmmusik, zudem wurde Karra Elejalde als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.[5]

Kritiken

Andreas Fanizadeh, der Und dann der Regen für die tageszeitung rezensierte, beurteilte den Film als sehenswert.[6] Der Blick auf die indigene Bevölkerung erfolgt von außen, weshalb Bollaíns Perspektive teilweise leicht paternalistisch wäre. Zudem sei der Film teilweise etwas zu pathetisch und konventionell, habe aber Witz. Fanizadeh lobt vor allem das Mittel des Films im Film. So schreibt er: „Bollaíns Regiearbeit gewinnt ihren Reiz durch die spielerische Verknüpfung der verschiedenen Zeit- und Realitätsebenen. Die Indios, die gerade noch von den Hunden der historischen Konquistatoren gehetzt werden, gehören in einer anderen Zeitebene zu den Protagonisten der Wasser-Bewegung von Cochabamba oder diskutieren mit den weißen Filmleuten ihre Bezahlung.“[6] Rocío García lobte in seinem Artikel für El Pais vor allem die Darstellerleistung von Karra Elejalde, den er als herausragend bezeichnet.[2] Ann Hornaday sah den Film für die Washington Post und unterstrich auch die guten Leistungen des Schauspielerensembles, wobei sie vor allem Luis Tosar lobend hervorhob. Sie merkt zwar an, dass das Ende ein wenig der Hollywood-Dramaturgie erliege, führt aber aus: „Laverty and Bollain earn each white knuckle they elicit with a story in which personal connections can transcend even the most crushing structures of history and politics.“[7]

Literatur

  • Internationale Filmfestspiele Berlin: Berlinale 10 – 20 FEB 11. Berlin 2011. ISSN 0724-7117

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Internationale Filmfestspiele Berlin: Berlinale 10 – 20 FEB 11. Berlin 2011. Seite 168.
  2. a b c Rocío García: „'También la lluvia', a los Oscar“ in El Pais vom 28. September 2010, Zugriff am 16. März 2011 auf elpais.com
  3. „En También la lluvia los bolivianos aparecen sin estereotipos, comenta Juan Carlos Aduviri“ in La Jornada, 10. Januar 2011.
  4. Pressemitteilung zum Panorama-Publikumspreis auf berlinale.de, Zugriff am 16. März 2011.
  5. Ergebnisse bei kinopolis.com, Zugriff 16. März 2011.
  6. a b Andreas Fanizadeh: „"También la lluvia" als Film im Film - Aufstand in Cochabamba“, taz, 15. Februar 2011, Zugriff am 16. März 2011.
  7. Review auf washingtonpost.com, Zugriff am 16. März 2011

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