Christian Gottlieb Cantian

Christian Gottlieb Cantian
Cantian auf dem untenstehenden Gemälde von Johann Erdmann Hummel

(Johann) Christian Gottlieb Cantian (* 23. Juni 1794 in Berlin; † 11. April 1866 ebenda) war ein deutscher Steinmetz und Baumeister. Seine größte Leistung bestand in der Herstellung und Transport der Großen Granitschale im Lustgarten mit etwa 75 Tonnen. Des Weiteren wird ihm die Herstellung des aus rotem Granit bestehenden Sockels sowie der Säulenhalle der Siegessäule in Berlin zugeschrieben.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Christian Gottlieb Cantian bekam in der väterlichen Werkstatt in Bunzlau eine Ausbildung zum Steinmetzen. Nach der Teilnahme an den Befreiungskriegen war er zwischen 1810 und 1813 Schüler an der Berliner Bauakademie. 1814 wurde er erstmals als Architekt bezeichnet. Den Abschluss als Baukondukteur legte er 1818 ab, den als Baumeister 1822. Von 1822 bis 1832 wirkte er als unbesoldeter Bauinspektor in Berlin. Am 12. Juli 1832 verlieh ihm die Stadt den Ehrentitel eines Stadtältesten, nachdem er auf eigenen Wunsch aus dem Stadtrat ausgeschieden war. 1835 wurde er Kgl. Baumeister und 1842 Bauinspektor.

Die väterliche Werkstatt ging zunächst an den Bruder. Als dieser 1826 starb, übernahm Gottlieb Cantian die Firma. Da er nicht Mitglied der Steinmetzinnung Berlin war, betrachtete er die Granitschale im Lustgarten als sein Meisterstück und bewarb sich am 17. Juli 1832 um die Mitgliedschaft in der Berliner Steinmetz- und Steinbildhauerinnung. Er gab an, dass er als Mitglied des combinierten Maurer und Steinmetzgewerk zu Bunzlau Lehrlinge ausbildet habe und dass dort kein Meisterstück verlangt worden wäre, doch dass er glaube, dass er durch die in hiesiger Stadt aufgestellten Arbeiten den Beweis besonderer Kunstfertigkeit habe. Die Innung ließ sich Zeit und erklärte sich erst am 19. Januar 1835 bereit, 2 1/2 Jahre nach Antragstellung und 2 1/2 Monate nach der Übergabe der Großen Granitschale, Herrn Cantian zu incorporieren.[2]Im Juni 1834 - wohl in Folge der oben vermuteten Auseinandersetzungen um die Aufnahme Cantians in die Berliner Innung - wird ein neues Buch angelegt. Kein Protokollbuch mehr, das Rechenschaft gibt über abgehaltene Sitzungen, Lehrlingsverträge, Gesellen- und Meisterprüfungen, sondern ein Lehrlingsbuch, rückwirkend bis zum 10. Juli 1830 aus dem alten Buch übertragen und bis zum Juni 1869 geführt wird. 1853 gab sich die Berliner Innung ein neues Statut, in der die Voraussetzung zur Aufnahme in die Innung „die Befähigung zum selbständigen Betrieb des Steinmetzgewerbes“ genannt wurde. Das änderte sich erst im Juni 1869 mit der Gründung des Berliner-Potsdamer-Steinmetz-Gewerks.“[3]

Der Name von Cantian ist mit zahlreichen Steinmetzarbeiten an bekannten Berliner Monumentalbauten dieser Zeit verbunden.

Im Hause von Cantian ging das damalige „geistige Berlin“ ein und aus. Sehr nahe standen ihm die Bildhauerprofessoren Carl und Ludwig Wichmann; ferner Franz Ludwig Catel, Julius Schoppe, Johann Erdmann Hummel, Nicolovius, Karl Bötticher, Karl Friedrich Klöden, Reichhelm, August, Gustav Parthey, Eduard Knoblauch, Johann August Zeune und Karl Ludwig von Le Coq.[4]

1842 bis 1859 war er Stadtverordneter von Berlin.

Grabmal

Er starb am 11. April 1866 in Berlin, wo er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte beigesetzt wurde. Das monumentale Familiengrab in Form eines altrömischen Sarkophags entstand nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels. Auf dem Sarkophag befindet sich ein Kranz mit gesenkten Fackeln und er ist von drei Wänden umgeben, die mit Pfeilern begrenzt werden. In die Pfeiler sind Kreuze aus Granit eingelassen, die von der Großen Granitschale stammen. In dem Grabmal befindet sich auch die Urne seines Sohnes Ernst Cantian (1822-1898).[1]

Das Ehrengrab befindet sich in der Abteilung CAL, G4.

Nachkommen

Cantian hatte einen 1822 geborenen Sohn Ernst Cantian, der 1889 in Padua starb. Schwiegersöhne waren der Ingenieur Johann Wilhelm Schwedler, Erfinder der Schwedlerschen Kuppel (angewandt z.B. an der Neuen Synagoge) und der Eisenbahnbaumeister Eduard Koch, Erbauer des Hamburger Bahnhofs.

Werke

Die Aufstellung von Cantians Granitschale im Berliner Lustgarten, Gemälde von Johann Erdmann Hummel

Schalen von Cantian

Cantian stellte auf den Berliner Akademie-Ausstellungen von 1826 bis 1830 mehrere Schalen aus und in den Jahren 1832 bis 1836 wurden Bildwerke der Schalen gezeigt. Der von Cantian benutzte Begriff vaterländisch für granitne Schalen entsprach dem damaligen Zeitgeist von Nationalsymbol, Kult und Mythos. Nachfolgend sind Schalen von Cantian aufgelistet, die er auf Akademie-Ausstellungen unter der Rubrik Kunst- und Industriearbeiten von 1826 - 1830 zeigte, die allesamt mit Maschinen geschliffen und poliert wurden.

  • 1826 stellte Cantian insgesamt drei Schalen aus, eine kreisrunde Schale aus den in der Kurmark sich findenden Granitstücken mit 6 Fuß (1,88 Meter) Durchmesser, ferner eine kleine Schale aus Verde-Antico und eine weitere aus Giallo-Antico.
  • 1828 wurde eine Schale aus Verde Antico nach einer Zeichnung von Schinkel aus der Steinmetzwerkstatt des Bauinspektors Cantian ausgestellt.
  • 1830 sind zwei Schalen mit höheren technischen und gestalterischen Schwierigkeitsgraden gezeigt worden. Eine Schale[5] von 5 Fuß und 11 Zoll (1,86 Meter) Durchmesser, 4 Fuß und 3 Zoll (1,33 Meter) Höhe hatte plastisch am Beckenrand ausgearbeitete Löwenköpfe und eine weitere mit 3 Fuß und 4 Zoll (1,05 Meter) Höhe und ebenso 3 Fuß und 4 Zoll Höhe war aus hochrotem in der Uckermark aufgefundenem Granit. Diese Schale hatte Henkel aus Granit. Beide Schalen wurden mit Löwenköpfen bzw. Henkeln aus einem Stück gefertigt.

In den Ausstellungskatalogen von 1832 bis 1836 wurden unter der Rubrik Bildwerke mehrere Schalenarbeiten gezeigt.

  • 1832 fanden sich von „C. Cantian, Bauinspektor, Hinter dem Bauhof 2., mehrere Arbeiten aus vaterländischem Geschiebe“. Es sind fünf Bildwerke, darunter eines, das sich im „Eigentum S. Maj. des Königs“ befindet. Die Abbildung der Schale des Königs mit 3 Fuß und 6 Zoll (1,10 Meter) Durchmesser zeigt eine auf einem Fuß ruhende Schale mit gneisartiger Struktur, die auf drei bronzenen Löwenfüßen ruht. An den Bronzedetails dieser Schale haben der Berliner Ciseleur Fischer und Professor Wichmann gewirkt. Eine weitere Granitschale mit großen Feldspäten und bläulichen Quarzkristallen mit einem Durchmesser von 6 Fuß (1,88 Meter) findet sich im Katalog wieder. Ferner sind zwei weitere Schalen bebildert.
  • 1834 wurden zwei Granitschalen von je 3 Fuß (0,94 Meter) Durchmesser und ebenso 3 Fuß Höhe gezeigt, davon hat eine einen säulenartigen Fuß aus rötlichem gneisartigen Granit und einer am Fuß befindlichen Bronzeverzierung von Theodor Kalide, die andere ist ebenso von Kalide verziert.
  • 1836 sind eine Vase und Tischplatte aus rotem bzw. hellrotem vaterländischen Granit im Katalog abgebildet.[6]

Sonstiges

Nach Cantian wurde in Berlin-Prenzlauer Berg eine Straße benannt.

Literatur

  • Sybille Einholz: Die Große Granitschale im Lustgarten. Zur Bedeutung eines Berliner Solitärs. Hrsg. v. Geschichtsverein Berlin: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins Geschichte für Berlin 1997, S. 49.
  • Ludwig Scherhag: Der Steinmetz und sein Material. Natursteinarbeiten in Deutschland. Beispiel Berlin, hrsg. vom Bundesinnungsverband des Deutschen Steinmetz-, Stein- und Holzbildhauerhandwerks (Ausstellungskatalog, S. 42, Ebner, Ulm 1978.

Weblinks

 Commons: Christian Gottlieb Cantian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Abbildung von Cantian an Pfingsten 1827 vor dem Großen Markgrafenstein (rechts unten mit Zylinder)

Einzelnachweise

  1. a b Alfred Etzold, Wolfgang Türk: Der Dorotheenstädtische Friedhof. Die Begräbnisstätten an der Berliner Chausseestrasse. S. 53 ff. Auflage 2002. Ch. Links Verlag Berlin, ISBN 978-3-86153-261-3
  2. Sybille Einholz: Jahrbuch Berlin 1997, S. 49 (siehe Literatur)
  3. Ludwig Scherhag: Der Steinmetz, S. 42, (siehe Literatur)
  4. Einholz: Jahrbuch 1997, S. 49 (siehe Literatur)
  5. Abbildung: Stabadium und rote Granitschale mit Löwenköpfen
  6. Ausstellungskataloge der Akademie-Ausstellungen 1826 bis 1832. Zit. n. Einholz: Jahrbuch 1997, S. 59 Anm. 21 (siehe Literatur)

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