Sowetskoje (Saratow)

Sowetskoje (Saratow)
Ort
Sowetskoje
Советское
Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis Wolga
Oblast Saratow
Rajon Sowetski
Gegründet 1766
Frühere Namen Pfannenstiel, Mariental, Tonkoschurowka
Bevölkerung 3284 Einw. (Stand: 2009)
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl (+7) 84566
Postleitzahl 413205
Kfz-Kennzeichen 64, 164
Geographische Lage
Koordinaten 51° 27′ N, 46° 44′ O51.4546.733333333333Koordinaten: 51° 27′ 0″ N, 46° 44′ 0″ O
Sowetskoje (Saratow) (Russland)
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Sowetskoje (Saratow) (Oblast Saratow)
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Oblast Saratow
 

Sowetskoje (russisch Советское) ist eine Siedlung städtischen Typs in der Oblast Saratow (Russland). Mit 3284 Einwohnern ist Sowetskoje nach dem Verwaltungszentrum Stepnoje der zweitgrößte Ort des gleichnamigen Rajons.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Großer Karaman bei Sowetskoje

Sowetskoje liegt im Nordwesten des Sowetski Rajons an dem Großen Karaman, der ihre östliche Grenze zeichnet, und ist 60 Kilometer von Saratow entfernt. Die föderale Fernstraße R236 führt 20 Kilometer südlich vorbei. Die nächstgelegene Eisenbahnstation ist im 18 Kilometer entfernten Naliwnaja (ursprünglich nach dem Fluss Nahoi genannt) an der Strecke Engels – Uralsk der Rjasan-Uralsk-Eisenbahnlinie. An der Station hält aber nur ein Nahverkehrszug. Von Saratow aus ist Sowetskoje direkt mit der Buslinie 639 zu erreichen, die vier Mal pro Woche verkehrt.

Bis 1918 gehörte Sowetskoje zu dem Nowousenski Ujesd der Oblast Samara, deren Hauptstadt Samara etwa 370 Kilometer nordöstlich liegt.

Vom linken Wolgaufer ist Sowetskoje 40 Kilometer entfernt.

Geschichte

Breite Gasse um 1900, vom Langen Berg gesehen, im Hintergrund die Pfarrkirche und der Kirgißenberg

Sowetskoje wurde am 16. Juni 1766 unter dem Namen Pfannenstiel von den deutschen Siedlern gegründet. Die Siedlung war auf einer Wiese am rechten Ufer des Großen Karaman angelegt, wurde aber weniger als ein Jahr später wegen Hochwasser auf die andere Flussseite übertragen. Am Anfang mussten die Siedler in kleinen Erdhütten wohnen und mit wenig Land, Holz und Vieh auskommen. Außerdem wurde das Dorf regelmäßig von nomadischen Kirgisen und Kalmyken angegriffen. Mehr als 200 Siedler gerieten dabei in die Unfreiheit und nur wenige davon wurden aus der Sklaverei befreit. Ende des 18. Jahrhunderts beruhigte sich endgültig die Lage. Unter den deutlich verbesserten Lebensbedingungen fing die Kolonie an zu entwickeln. Es wurden 14 Windmühlen, ein Krankenhaus und eine Schule gebaut, die kleine Maria-Himmelfahrt-Kirche wurde durch eine neue größere ersetzt, und die Einwohnerzahl wuchs bis zum Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Die ersten deutschen Siedler verließen Mariental im August 1876 Richtung USA. Nach dem antibolschewistischen Aufstand in den Hungerjahren 1921-1922 und Deportationen von 1941 wurde der Anteil der deutschen Einwohner in Sowetskoje recht gering.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1772 400
1816 924
1834 1777
1857 3500
1897 5058
1920 7133
1926 4883
1990 4394
2007 3308

Bauwerke und Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche heute

Trotz ihrer reichen Geschichte ist Sowetskoje schwer von den typischen russischen Dörfern zu unterscheiden. Auch der alte Friedhof ist nicht mehr zu finden. Desto merkwürdiger ist es, dass die Kirche, wenn auch im ruinierten Zustand, immer noch existiert.

Die Pfarrkirche in Mariental wurde 1842 in Kontor-Stil mit einem 32 Meter hohen Glockenturm und 16 Kolonnen erbaut. Nach zwei hölzernen und einer steinernen war es die vierte Kirche in der Geschichte der Siedlung. Die ersten Bauarbeiten nach dem ursprünglichen Projekt fanden schon Anfang 1830 statt. Wegen Fehler im Projekt sah die Kirche ungewohnt und etwas unproportional aus. Aus diesem Grund wurden sowohl die Innenausstattung als auch das Gebäude selbst später mehrmals umgebaut und erweitert. 1860 wurde auch eine Sakristei zugefügt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche geschlossen und bis zu den 90er Jahren als Kulturhaus benutzt.

Von dem einmal imposanten Kirchengebäude ist heute wenig geblieben. Es fehlen komplett das Innere, der Turm und das Dach. Sanierung oder Umbau für weitere Nutzung sind nicht geplant.

Persönlichkeiten

  • Augustin Baumtrog (1883-1937), Pfarrer, starb auf Solowki
  • Josef Baumtrog (1873-1921), Pfarrer, im Bürgerkrieg gefallen
  • Alois Kappes (1885-1937), Pfarrer, wegen "Propaganda oder politische Agitation" und "organisatorische Tätigkeit" (Artikel 58) von einer Sonder-Troika zum Tode verurteilt
  • Franz Schiller (1898-1955), Literaturwissenschaftler
  • Anton Schneider (1798-1867), Publizist
  • Adolf Bersch (1915-2010), Mitglied der Initiativgruppe zur Wiederherstellung der deutschen Wolgarepublik

Literatur

  • Heimatbücher der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1954-2008.
  • Adolf Bersch. Zwischen Leiden und Hoffen. Das Schicksal eines Wolgadeutschen.

Weblinks

Siehe auch


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