Spice Islander I

Spice Islander I
Spice Islander I
Die Spice Islander I am Strand (2010)

Die Spice Islander I am Strand (2010)

p1
Schiffsdaten
Flagge HondurasHonduras Honduras
andere Schiffsnamen
  • Apostolos P.
  • Marianna
Schiffstyp Fähre
Rufzeichen HQWZ7
Heimathafen San Lorenzo
Eigner Makame Hasnuu, Sansibar, Tansania
Verbleib im September 2011 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
60,0 m (Lüa)
Breite 11,4 m
Vermessung 836 BRZ, 663 NRZ
Maschine
Maschine 2 x Poyaud 12VUD25 Viertakt-Dieselmotor
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
1.560 kW (2.121 PS)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 225 tdw
Zugelassene Passagierzahl 654
Fahrzeugkapazität 45 PKW
Sonstiges
Registrier-
nummern

IMO-Nr. 8329907

Die Spice Islander I war eine tansanische RoRo-Fähre, die am 10. September 2011 zwischen den 50 km voneinander entfernten Inseln Unguja und Pemba im Sansibar-Archipel havarierte. Bei dem Unglück kamen mindestens 203 Menschen ums Leben.[1]

Geschichte

Das 60 Meter lange und 11,4 Meter breite Schiff wurde 1967 in Griechenland als Landungsfahrzeug gebaut und fuhr zunächst unter dem Namen Marianna.[2] Nach einem Besitzerwechsel innerhalb der Hafenstadt Piräus von Thelogos P Naftiliaki zu Apostolos Shipping im Jahr 1988 wurde es in Apostolos P umbenannt. In den 1990er Jahren erwarb es das Unternehmen Saronikos Ferries für den Linienverkehr auf der Strecke Piräus–ÄginaAngistri. 2005 fuhr das Schiff für Hellenic Seaways. 2007 kaufte die tansanische Reederei Makame Hasnuu die Fähre und benannte sie in Spice Islander I um.[3]

Die Spice Islander I im Schlepp der USS Stout (2007)

Am 25. September 2007 erlitt das Schiff während einer Überführungsfahrt von Oman nach Tansania ohne Passagiere vor der Küste Somalias einen durch verunreinigten Treibstoff verursachten Motorschaden. Der US-amerikanische Zerstörer USS Stout von der internationalen Sicherungsflotte sicherte das manövrierunfähige Schiff, versorgte die zehnköpfige Besatzung mit frischem Wasser und Proviant und ersetzte ca. 30.000 Liter des Treibstoffs. Danach konnte das Schiff seine Fahrt fortsetzen.[3][4]

Untergang

Die Spice Islander I havarierte am 10. September 2011 gegen 1:00 Uhr lokaler Zeit zwischen den zum Sansibar-Archipel gehörenden Inseln Unguja und Pemba an einer tiefen Stelle mit starker Strömung. Das Schiff hatte den Hafen von Unguja am 9. September um 21:00 Uhr lokaler Zeit verlassen. Ersten Medienberichten zufolge hatten sich an Bord des Schiffes, das für ca. 650 Passagiere und 45 Crew-Mitglieder zugelassen war, mindestens 800 Menschen befunden.[5][6] Der Minister für Katastrophenschutz, Mohamed Aboud, bestätigte, dass das Schiff maximal „etwa 600 Menschen“ befördern durfte, sich in der Unglücksnacht aber auch nichtregistrierte Passagiere Zugang zu dem Schiff verschafft hatten.[7] Nach seinen Angaben kamen 197 Menschen beim Unglück ums Leben, während 619 Menschen gerettet werden konnten.[7] Später wurde die Zahl der Todesopfer auf 203 korrigiert.[1] Damit handelte es sich um die größte Schiffskatastrophe in der Geschichte des teilautonomen Sansibars sowie um das größte Unglück in Tansania seit dem Untergang der Bukoba auf dem Victoriasee im Jahr 1996.

Nach Augenzeugenberichten war das Schiff, das in Daressalam gestartet war, schon bei Ankunft in Unguja mit Frachtgut – unter anderem Fahrzeugen, Lebensmitteln, Zement und anderen Baumaterialien – überladen. Kurz vor dem Untergang begann das Schiff zu schlingern und bekam Schlagseite.[7] Nach Darstellung der tansanischen Tageszeitung The Guardian, die den offiziellen Angaben entgegentrat, hatten sich sogar über 2000 Passagiere an Bord des Schiffes befunden. Beamte der Regionalverwaltung in Nord-Pemba hätten erklärt, allein in ihrem Bezirk seien 1600 Menschen betroffen, darunter 1141 Menschen aus dem Gebiet um den Ort Wete.[8]

Die Rettungsarbeiten konnten aufgrund der Dunkelheit erst am nächsten Morgen beginnen. An den Maßnahmen beteiligten sich neben der tansanischen Marine auch südafrikanische Taucher und britische Helikopter. Fischer und Ferienresorts auf Sansibar stellten ihre Motorboote und Tauchausrüstungen zur Verfügung.[9] Die meisten Toten stammten nach Behördenangaben aus Pemba. Unter ihnen waren zahlreiche Familien, die von ihrem Urlaub zum Ende des Ramadan nach Hause zurückkehren wollten. Ausländische Feriengäste waren nicht an Bord des Schiffes.[10]

Nach dem Unglück ordnete die Regierung Sansibars eine dreitägige Staatstrauer an. Im Stadion der Insel Unguja versammelten sich am Morgen nach dem Unglück die Hinterbliebenen der Opfer zu einer gemeinsamen Trauerfeier.[10]

Eine Woche nach der Havarie erhoben die Justizbehörden Anklage gegen vier Personen, darunter in absentia gegen den Kapitän des Schiffes, der zu diesem Zeitpunkt, wie viele andere Personen, noch vermisst wurde.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c 4 Charged in Deadly Tanzania Ferry Accident, Voice of America, 17. September 2011
  2. Apostolos P - IMO 8329907, Shipspotting.com. Abgerufen am 11. September 2011.
  3. a b Apostolos P., Fakta om Fartyg. Abgerufen am 11. September 2011.
  4. USS Stout Assists Distressed Vessel Off Somali Coast. US-Navy Pressemitteilung (27 September 2007). Abgerufen am 13 September 2011.
  5. Zanzibar ferry disaster: Scores die, many more rescued, BBC News, 10. September 2011
  6. Fakten zur Fähre „MV Spice Islander“, Ruhr Nachrichten, 10. September 2011
  7. a b c Zanzibar vows stern action over ferry disaster, Chicago Tribune, 11. September 2011
  8. Tales of cruising graves, IPP Media, 18. September 2011
  9. Tansania trauert um Opfer der Fährkatastrophe, Zeit Online, 11. September 2011
  10. a b Sansibar trauert um seine Opfer, Frankfurter Rundschau, 11. September 2011

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