St.-Ägidius-Kirche (Obertiefenbach)

St.-Ägidius-Kirche (Obertiefenbach)
Kath. Pfarrkirche "St. Ägidus" zu Obertiefenbach

Die Pfarrkirche „St. Ägidus“ zu Obertiefenbach ist das Wahrzeichen des Ortsteils Obertiefenbach der hessischen Gemeinde Beselich im Landkreis Limburg-Weilburg. Sie ist im Besitz der Katholischen Kirchengemeinde St. Ägidius Beselich-Obertiefenbach.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Obertiefenbach liegt am nordöstlichen Rand des Limburger Beckens, am Rand des Lahntals und am Südosthang des Westerwaldes 220 m über NN in Mittelhessen. Schon von weitem sichtbar ist der Beselicher Kopf (296 m) mit der Wallfahrtskapelle „Maria Hilf“ und der Klosterruine Beselich, welcher an der nordöstlichen Seite der Gemarkung steht. Obertiefenbach befindet sich im Tal des Tiefenbachs zentral im Landkreis Limburg-Weilburg (Mittelhessen). Die Pfarrkirche befindet sich im Zentrum des Ortes in der Straße „An der Kirche“ auf dem Kirchberg.

Gebäude und Ausstattung

Diese am 1. September 1888 eingeweihte neugotische Kirche ersetzt die im Jahr 1733 auf dem Kirchberg erbaute und 1884 wegen Baumängeln und aus Kapazitätsgründen niedergelegte Barockkirche. Architekt war Max Meckel, Diözesanbaumeister des Bistums Limburg von 1887 bis 1892. Dabei blieb nur der 54 Meter hohe Kirchturm bestehen. Das Kirchenschiff wurde um 90 Grad gedreht. Die dreischiffige Pfarrkirche ist dem heiligen Ägidius von St. Gilles geweiht und ist reich gegliedert: Das Hauptportal mit großen Emporenfenster bildet die festliche Fassade. Am Seiteneingang nach der Straßenseite befindet sich ein großes Seitenfenster, wodurch der Eindruck wie die Anlage eines Querschiffes erreicht wird. Auf der Südseite beleben drei Choranlagen mit Fenstern das äußere Bild, das seine Krönung im dominierenden 54 Meter hohen Kirchturm mit dem äußerst feingliedrigen Turmhelm findet. Auf der Turmseite im Inneren bildet eine zusätzliche Empore mit einem Fresko einer Szene aus dem Leben des Schutzpatrons St. Ägidius die Entsprechung zum großen Fenster über dem linken Seiteneingang.

Die Säulenfüße und Gewölbeansätze in den drei Chören (Haupt-, Marien- und Josefsaltar) finden sich bereits in der Zeit der Hochgotik. Den gotischen Deckengewölberaum tragen 10 freistehende Säulen, eine jede beginnt auf vierkantigem Fuß. Schmäler werdend verspringt das Viereck zum Achteck. In der Höhe entfalten sich die Säulen zu sechseckigen Kapitellen, sie tragen das Geäst der Gewölberippen. Die Rippen sind kantig und rot gestrichen; die Steinglieder sind durch weiße Querlinien angedeutet. Die dem Raum innewohnende Dynamik führt den Blick nach vorn zu den buntes Licht spendenden Fenstern in Haupt- und Nebenchören mit den drei aussageträchtigen Altären.

Hauptaltar

Der Hauptaltar hält eine anschauliche stumme Predigt, er symbolisiert die Frohbotschaft des Evangeliums auf der Basis der vier großen Propheten des Alten Bundes: Jesaja, Jeremias, Ezechiel und Daniel. Der erlösende Tod Christi ist die stumme Verkündigung des linken Altarblattes. Die Vollendung der Erlösung im Sieg Christi über die Macht des Todes und all ihrer Handlanger wird im rechten Altarblatt veranschaulicht. Die Chöre der Engel in der bekrönenden Ornamentik über den Altarbildern preisen Gott mit ihren Musikinstrumenten.

Marienaltar

Der Marienaltar befindet sich im linken Chor. Dort hat der Künstler im heiligen Spiel mit dem Johannes dem Täufer die direkten Ahnen des Erlösers dargestellt. Die Taube des heiligen Geistes schwebt darüber, sie ist ein Zeichen für den, der allen Ahnen von Christus Kraft und Ziel gegeben hat. Auf den Seitenflügeln ist die Verkündigung an Maria zu erkennen. Der rechte Flügel zeigt Maria mit einem Buch kniend, wie sie hinhorcht, was Gott ihr sagen will. Auf dem Sockel ist das durchbohrte, dornengekrönte Herz des Erlösers als Zusammenfassung der gesamten Heilsgeschichte gemalt.

Josefsaltar

Das Hauptbild des im rechten Chor bestehenden Josefsaltar zeigt in der Mitte im Hauptbild von fünf volkstümlichen Reliefbildern, wie der gläubige Josef, gesegnet von Jesu und gepflegt von Maria auf dem Sterbebett gottergeben sein Leben beendet. Die übrigen vier Bilder stellen die Verlobung Marias und Josefs, die Flucht nach Ägypten, die Geburt Christi und den zwölfjährigen Jesus als Lehrer der Wahrheit dar.

Kreuzweg und Pieta

Das Leiden Christi wird entfaltet in den 14 Stationen des Kreuzweges längsseits in der Kirche. Auf der linken Seite befinden sich in einer Nische vor der dem Marienaltar eine Pieta mit der figürlichen Darstellung der Gottesmutter mit dem Leichnam Jesu und darunter das Grabmal Jesu, welches nur von Karfreitag bis zur Osternacht in Erscheinung tritt.

Kirchenfenster

Das Morgenlicht lässt alle Chorfenster in vollem Glanz erstrahlen. Sie zeigen am höchsten Punkt Gott als Herrscher, den die Engel anbeten, inmitten der vollendeten Heiligen; als Heilige aus jedem Stand stellvertretend die 14 Nothelfer dargestellt. Die mittleren Seitenchoranlagen sind der Gottesmutter Maria und dem Pflegevater Jesu, dem hl. Josef, gewidmet. Ohne figürliche Darstellungen sind alle anderen Fenster der Kirche. Die Ränder sind beiderseits in Gelb bis Goldgelb gehalten. Den oberen und unteren Abschluss bilden modern abstrakt verfremdete Quasten, Türmchen und Blumen in allen Abstufungen blauer Farbtöne, in Rot und Gelbgrün. Die gesamte Fensterfläche ist jeweils in kleine, durch Bleibänder zusammengehaltene Dreiecksfelder unterteilt. Im großen Emporfenster über der Hauptempore herrschen die Farben Rot und Blau vor, es ist ein schönes Beispiel ornamentalen Glasmosaiks.

Taufkapelle

Am hinteren rechten Seiteneingang befindet sich die Taufkapelle, in deren Mitte das steinerne Taufbecken ist. Die in neugotischer Glasmalerei ausgestatteten Fenster zeigen sehr eindrucksvoll insbesondere die Taufe Jesus im Jordan.

Orgel

Die heutige auf der Hauptempore befindliche Orgel löste die am 31. August 1887 von dem Würzburger Orgelfabrikanten Schlimbach eingebaute alte Orgel ab. Die Orgel Opus 4758 der Ludwigsburger Firma Walcker mit 33 Register auf zwei Manuale und Pedal verteilt, wurde vom Orgelbauer Heinze intoniert und am 30. Januar 1966 feierlich eingeweiht. Ihre Klaviatur umfasst die Tasten von großem C bis g³ und die Pedalklaviatur von großem C bis f¹.

Heutige Nutzung

Die Pfarrkirche „St. Ägidus“ zu Obertiefenbach wird für sämtliche Gottesdienste und auch für Konzerte genutzt. Es finden dort außerdem Taufen, Eheschließungen und Trauergottesdienste statt. Der im Sommer 1940 gegründete Kirchenchor „St. Ägidius“ und die seit 1977 bestehende Männerschola verschönern gesanglich insbesondere an Feiertagen die Gottesdienste. Eine große Zahl von Messdienern und Messdienerinnen unterstützen neben Gemeindereferentin, Küster, Organist, Lektoren und Kommunionhelfern den örtlichen Pfarrer beim Gottesdienst. Für die Belange rund um die Pfarrkirche sind der Pfarrgemeinderat und der Verwaltungsrat tätig. Das Leben der Kirchengemeinde wird auch durch die seit 1945 bestehende Frauengemeinschaft mit den Gruppen „St. Elisabeth“, „St. Rita“ und „St. Christina“ sowie durch das am 2. Oktober 1959 gegründete Männerwerk geprägt, welches durch die Kinder- und Jugendarbeit ergänzt wird.

Quellen

  • Georg Wagner: Obertiefenbach in seiner Vergangenheit, Wiesbaden-Dotzheim, 1954
  • Kirchengemeinde St. Ägidius Obertiefenbach: 100 Jahre Pfarrkirche St. Ägidius Obertiefenbach, 1988

Weblinks

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