St. Johannes Nepomuk (Biebergemünd)

St. Johannes Nepomuk (Biebergemünd)

Die Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk ist eine römisch-katholische Kirche und steht inmitten des Biebergemünder Ortsteils Kassel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Außenansicht

Früher völlig der Kirchengemeinde im benachbarten Wirtheim unterstellt, wird die kasseler Kirchengemeinde 1785 zur Kaplanei ernannt.

Bis zum Jahr 1789 stand im Dorfkern von Biebergemünd-Kassel lediglich eine kleine Kapelle. Wann diese Kapelle erbaut wurde, kann heute nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden. Jedoch existierte an der Chor-Südseite ein Quaderstein mit einer stark verwitterten Jahreszahl, die das Landgericht Bad Orb im Jahre 1895 als 1313 deutete. Da dieser Stein heute nicht mehr vorhanden ist, kann diese Quelle nicht bestätigt werden. Die Kapelle umschloss damals noch der alte Dorffriedhof, auf dem der letzte Vogt des Gerichts Wirtheim begraben wurde. Heute bildet dessen Epitaph einen Teil der Stirnseite des Chors und gilt als ältestes geschichtliches Zeugnis der alten Kapelle.

Kassel besaß damals noch keine eigene Pfarrgemeinde und unterstand kirchenrechtlich Wirtheim. Da am Ende des 18. Jahrhunderts die Wirtheimer Pfarrkirche für die Gläubigen aus Kassel, Wirtheim und Höchst zu klein wurde, sollte an Stelle der kleinen Kasseler Kapelle eine neue Kirche entstehen. 1789 begannen schließlich die Bauarbeiten mit dem Abriss der Kapelle. 1790 wurde mit den Neubau gestartet. Diese Jahreszahl ist am Sturz über dem Westportal in einem Chronostichon verschlüsselt dargestellt: „Introlte In ConspeCtV DeI In eXVLtatIonIbVs et serVIte eI In treMore“ (Tretet vor Gottes Angesicht mit Jubelschall und dienet ihm mit Zittern). Die großen lateinischen Buchstaben nach ihrer numerischen Größe geordnet ergeben die Zahl MDCCLXVVVVIIIIIIIIII = 1790. Die Baukosten dieser Ausbaustufe betrugen 3750 Gulden.

1806 wird der bis dahin auf dem Kirchplatz präsente Friedhof in die Spessartstraße(damals Lanzinger Straße) verlegt. Dieser existiert heute noch. Dennoch werden Bestattungen nur noch am neuen Friedhof am Ortsausgang Richtung Lanzingen durchgeführt.

Epitaph an Chorstirnseite, vom letzten Vogt des Gerichts Wirtheim

Als Ende des 19. Jahrhunderts die Einwohnerzahl über 900 ansteigt, wird auch diese Kirche schnell zu klein. 1903 wird deshalb mit dem Ausbau der Kirche begonnen, bei dem der Chor (letztes Teil der alten Kapelle) abgetragen und durch ein Querschiff ersetzt wird. Dieser ergänzt die Kirche zu einer Kreuzkirche (Quer- und Längsschiff). Der Architekt dieser Ausbaustufe war Georg Kegler aus der Stadt Kassel. Am 15. August 1904, am Tag des Festes Mariä Himmelfahrt wird der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert. Obwohl die eigentliche Kirchenweihe erst am 13. September 1904 durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda zelebriert wurde, wird am Jahrestag der ersten Messe jährlich das Kirchweihfest(im Kasseler Dialekt „Kirb“ genannt) gefeiert.

1907 wird im Kirchturm eine Uhr integriert. 1910 wird an der Westfassade eine Welterlöserstatue zum Preis von 300 Mark angebracht.

1919 wird die Kirchengemeinde Kassel durch Bischof Joseph Damian Schmitt zur selbstständigen Pfarrei ernannt.

Im Jahre 1926 wird auf dem Kirchplatz ein Kriegerdenkmal für die gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges aufgestellt. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Namensliste entsprechend fortgeführt.

Nachdem 1970 eine Sakristeierweiterung durchgeführt wurde, erhielt die Kirche ihre heutige Gestalt.

Baubeschreibung

Die Kirche ist in ihrer heutigen Form 32m lang. Das Längsschiff besitzt eine Breite von 9,5m, das Querschiff von 18m. Auf der Westseite findet sich ein 36m hoher Glockenturm (unter Denkmalschutz), welcher wie der Rest der Kirche aus Rotsandstein besteht. Auf dem Kirchplatz befindet sich ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die zahlreichen in beiden Weltkriegen gefallenen Bürger des Dorfes.

Glocken

Die ursprünglichen Glocken wurden 1918 im 1. Weltkrieg eingeschmolzen und lediglich durch schlecht klingende Stahlglocken ersetzt. Als Entschädigung hierfür wurden am 23. Februar 1958 neue Bronzeglocken im Kirchturm angebracht. Heute befinden sich im Turm 4 Bronzeglocken der Firma Schilling, Heidelberg mit einem Gesamtgewicht von 2295kg. Jede Glocke wurde auf einen Namen geweiht:

Name Ton Gewicht Höhe
St.Josef f 1027kg 1,15m
Ave Maria as 574kg 0,95m
St.J.Nepomuk b 400kg 0,82m
St.Schutzengel c 294kg 0,78m

Innenbau

Die Kirche beinhaltet einen barocken Hochaltar mit Schnitzereien, korinthischen Säulen + muschelförmig ausgebildetem Hauptfeld, welches die Muttergottes mit Jesus in ihrem Arm darstellt. Maria steht dabei auf einer Erdkugel und zertritt eine die Erde umschlingende Schlange. Der Altar war zuvor ein Seitenaltar in der Dominikanerklosterkirche in Frankfurt und beinhaltete eine Nepomuk-Statue anstelle der Maria. Diese steht nun vor dem Chor. Der Altar wurde 1827 lediglich mit einem Fuhrwerk von Frankfurt nach Kassel transportiert.

An der Seite des Querschiffes findet sich ein Josefsaltar aus dem Jahre 1904 in neubarockem Stil und eine Herz-Jesu-Statue von 1920, auf der eine Erdkugel zu sehen ist. Darauf ruht sich ein Herz, als Symbol der Liebe Gottes zu den Menschen.

In der Turmkapelle existiert weiterhin ein Rosenkranzaltar, welcher am 6. Juli 1980 eingeweiht wurde. In dessen Mitte findet man wieder unter einer Muschel eine gotische Madonna mit Rosenkranz, flankiert von zwei 1904 geschnitzten Statuen der heiligen Agnes und des Evangelisten Johannes.

Entlang des Längsschiffs ist der Kreuzweg in Bildern dargestellt. Diese Ölgemälde wurden 1793 von Martin Herbert angefertigt. Die Besonderheit ist, dass die fehlende 13. Station (Kreuzabnahme) einstmals durch den Pietà-Altar ersetzt wurde. Wahrscheinlich um das ehemalige Patronat „Kreuzauffindung“ zu verdeutlichen, hatte man eine zusätzliche Station angefügt, auf der die nach dem Bericht des hl. Ambrosius anno 320 erfolgte Auffindung des Kreuzes Christi durch die fromme Kaiserin Helena dargestellt ist.

Besonders ins Auge fällt im Querschiff ein Deckenfresko mit einem Durchmesser von 5m, welches die Himmelfahrt Christi zeigt. Es wurde 1982 von dem aus Garmisch-Partenkirchen stammenden G.F. Ester geschaffen.

Orgel

Die heutige Orgel ist bereits die 3. und wurde am 2. Oktober 1977 eingeweiht. Gebaut wurde sie von den Orgelwerkstätten Bernhard Schmidt aus dem naheliegenden Gelnhausen. Sie besitzt 21 Register (1360 Pfeifen) auf Schleifladen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[1]

I Hauptwerk C–g3
1. Prinzipal 8'
2. Rohrflöte 8'
3. Oktave 4'
4. Blockflöte 4'
5. Gemshorn 2'
6. Mixtur IV 11/3'
7. Trompete 8'
II Schwellwerk C–g3
8. Metallgedeckt 8'
9. Quintatön 8'
10. Spitzflöte 4'
11. Prinzipal 2'
12. Quinte 11/3'
13. Terz 13/5'
14. Zimbel III 1/2'
15. Dulcian 8'
Pedal C–f1
16. Subbaß 16'
17. Prinzipalbaß 8'
18. Holzgedackt 8'
19. Choralbaß 4'
20. Rauschwerk III 22/3'
21. Fagott 16'


Wichtige Altargeräte

  • alter Messkelch mit der Inschrift: „R.P. MELCHIOR: KOLB: MOGVNT: PROFESS. EBERBACENS: CONFESSAR.: ENGELTHAL. 1677“
  • eine 1978 von Rom erworbene Reliquie des hl. Johannes v. Nepomuk mit Barockreliquiar
  • eine Anfang des 18. Jahrhunderts angefertigte Barockmonstranz, die 1775 für 14 Gulden erworben wurde
  • ein reich verzierter Barockkelch, welcher 1934 von den Frauen der Pfarrei gestiftet wurde
  • eine große Monstranz aus dem Jahre 1935, welche aus den von Männern gespendeten Münzen und Schmuckstücken hergestellt wurde

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel auf der Website der Erbauerfirma

Weblinks

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