Bad Orb

Bad Orb
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Bad Orb
Bad Orb
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bad Orb hervorgehoben
50.2277777777789.3480555555556189
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Main-Kinzig-Kreis
Höhe: 189 m ü. NN
Fläche: 47,78 km²
Einwohner:

9.780 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 205 Einwohner je km²
Postleitzahl: 63619
Vorwahl: 06052
Kfz-Kennzeichen: MKK , alt: HU
Gemeindeschlüssel: 06 4 35 001
Adresse der
Stadtverwaltung:
Frankfurter Str. 2
63619 Bad Orb
Webpräsenz: www.bad-orb.de
Bürgermeisterin: Helga Uhl
Lage der Stadt Bad Orb im Main-Kinzig-Kreis
Niederdorfelden Schöneck (Hessen) Nidderau Maintal Hanau Großkrotzenburg Rodenbach (Main-Kinzig-Kreis) Erlensee Bruchköbel Hammersbach Neuberg (Hessen) Ronneburg (Hessen) Langenselbold Hasselroth Freigericht (Hessen) Gründau Gelnhausen Linsengericht (Hessen) Biebergemünd Flörsbachtal Jossgrund Bad Orb Wächtersbach Brachttal Schlüchtern Birstein Sinntal Bad Soden-Salmünster Gutsbezirk Spessart Steinau an der Straße Steinau an der Straße Bad Soden-Salmünster Bad Soden-Salmünster Gutsbezirk Spessart Bayern Landkreis Offenbach Offenbach am Main Frankfurt am Main Landkreis Fulda Vogelsbergkreis Landkreis Gießen Wetteraukreis HochtaunuskreisKarte
Über dieses Bild
Blick vom Wartturm

Bad Orb ist eine Kurstadt im Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Sie liegt zwischen bewaldeten Bergen im Naturpark Spessart, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Der von Schlüchtern durch den Spessart nach Großheubach bei Miltenberg verlaufende Eselsweg führt an Bad Orb vorbei. Auf dieser alten Handels- und Salzstraße wurde in früheren Zeiten das Orber Salz zur Verschiffung an den Main transportiert.

Bei Bad Orb befindet sich auch das Frankfurter Schullandheim Wegscheide, das 1920 als Kindererholungsstätte auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Orb gegründet wurde und das nahezu jeder Frankfurter Grundschüler besucht.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Nachbargemeinden

Bad Orb grenzt im Norden an die Städte Wächtersbach und Bad Soden-Salmünster, im Osten an den gemeindefreien Gutsbezirk Spessart, im Süden an die Gemeinde Jossgrund sowie im Westen an die Gemeinde Biebergemünd.

Geschichte

Solplatz innerhalb der Stadtmauern: Gradierstein aus den Zeiten der Kastengradierung
Gradierwerk von 1806 im heutigen Kurpark (2010 restauriert)

Bereits um 650 v. Chr. war die Gegend keltisch besiedelt (Ringwall Alteburg). Ob die salzhaltigen Quellen den Kelten schon bekannt waren, ist indes nicht gesichert.

Die ersten urkundlichen Erwähnungen finden sich 1050, als der Ort zu den kaiserlichen Krongütern unter der reichsvogteilichen Gewalt der Grafen von Reineck gehörte, und in einer Grenzbeschreibung von 1059; die Gemarkung Orbaha und der Orbbach werden genannt.

Bad Orb erhielt um 1244 die Stadtrechte, was auch das Prägen einer Münze, des Orber Hälblings (halber Pfennig), einschloss. Aus dieser Zeit stammen die Reste der Stadtbefestigung wie Mauern und Tore. Die Salzgewinnung aus mehreren Solequellen prägte das mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtbild bis zum 19. Jahrhundert. Territorial gehörte Orb in dieser Zeit zu Kurmainz, nach der Säkularisation wurde es 1814 bayerisch und 1866 im Zuge des deutschen Krieges preußisch.

Die Salzgewinnung erfolgte anfangs innerhalb der Stadtmauern am heutigen „Solplatz“ durch Eindampfen der Sole in großen Sudkesseln; zur Eindickung und Reinigung der Sole wandte man zunächst das Verfahren der Kastengradierung an. In großen Verdunstungskästen setzten sich Ton-, Kalk- und Gipsschichten mit Eindrücken der Holzbohlen und Balken ab und bildeten so genannte „Gradiersteine“, die später als Fundamente für die Häuser verwendet wurden (einer von ihnen wurde 2002 zur Gedenkstätte für die Bad Orber Juden umfunktioniert, weil sich am Solplatz bis 1938 auch die Synagoge befand).

Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Kastengradierung aufgegeben. Außerhalb der Stadtmauern auf dem heutigen Kurparkgelände errichtete man eine neue Saline mit Sudhäusern, Salzmagazinen, Werkstätten und 10 Gradierwerken mit Dornwänden, in denen auf einer Gesamtlänge von 2.050 Metern die Sole mehrmals über Schwarzdornreisig rieselte, um die Konzentration und Reinheit des salzhaltigen Wassers vor dem Sieden zu erhöhen. Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte die Produktion des „weißen Goldes“ ihren Höhepunkt mit Jahresproduktionen von bis zu 2000 Tonnen Salz.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde angesichts der Konkurrenz durch industrielle Gewinnungsverfahren die Salzproduktion aus einer schwachen Brunnensole unrentabel. Erste Überlegungen entstanden, das Naturprodukt Sole alternativ medizinisch zu nutzen. 1837 gründete der in Erfurt geborene Apotheker Franz Leopold Koch (1782–1850), der 1807 nach Bad Orb gekommen war, die erste Solbadeanstalt mit 8 Badekabinetten. Die Gebäude sind nicht mehr vorhanden. Ab etwa 1900 etablierte sich der professionelle Kurbetrieb. 1912 wurde das Kaiser Friedrich-Bad errichtet, das ebenfalls nicht mehr existiert.

Seit 1909 ist Bad Orb staatlich anerkanntes Heilbad. Der Sanitätsrat Franz Josef Scherf, dem am Kurparkeingang ein Denkmal gesetzt ist, verfestigte seine Reputation als Herzheilbad in der Weimarer Republik.

Bereits 1884 wurde von den Brüdern Friedrich Hufnagel, einem Pfarrer, und Dr. med. Wilhelm Hufnagel, eine Kinderheilanstalt gegründet, die bis zum Jahr 1999 als eine Diakonie-Stiftung betrieben wurde. Nach einer Insolvenz wurde diese Klinik zweimal weiterverkauft. Die heutige Spessart-Klinik ist eine Klinik für Kinder und Erwachsene.

Die Sage des Peter von Orb

Peter von Orb

Aus der Spessartsagen-Sammlung Adalbert von Herrleins stammt die Geschichte um den Räuber Peter von Orb, der im Dreißigjährigen Krieg sein Unwesen trieb, von den Armen jedoch als eine Art lokaler Robin Hood verehrt wurde. Er wurde von der Obrigkeit gefangen genommen, im Wartturm auf dem Molkenberg eingesperrt und zum Hungertod verurteilt. Ein Fuchs, den der Protagonist gezähmt hatte und der seinen Herrn witterte, grub sich unter dem Turm zu ihm durch. Peter von Orb erweiterte den Gang und konnte fliehen. Er wurde nie mehr gesehen. Man fand aber den Fuchs, der ihn befreit hatte. Er wurde erschlagen und in dem Gang begraben, den er zur Befreiung seines Herrn gegraben hatte. Auf die Öffnung legte man einen schweren Stein, der Fuchsstein genannt wird und am Fuße des Wartturms zu sehen ist. [2]

Vor einer Bank im Ortszentrum steht eine Bronzeplastik von Hans Prasch, die Peter von Orb und seinen Fuchs darstellt. Nach eigenen Angaben der Stadt Bad Orb sei dies womöglich die einzige Skulptur eines Räubers, die eine Bank bewacht.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
Kommunalwahl 2011
 %
50
40
30
20
10
0
41,2%
35,3%
21,9%
1,6%
n. k.
BOL/FDP Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+12,3%
+1,5%
-6,0%
+1,6%
-9,3%
BOL/FDP Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 41,2 13 28,9 9
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 35,3 11 33,8 10
FWG Freie Wählergemeinschaft Bad Orb 21,9 7 27,9 9
FDP Freie Demokratische Partei 1,6 0
Bad Orber Liste-F.D.P. Bad Orber Liste-Freie Demokratische Partei 9,3 3
gesamt 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 48,0 52,3

Wappen

Wappen Bad Orb.png Das Wappen der Stadt stellt den heiligen Martin dar, der Schutzpatron der Stadt ist und nach dem eine katholische Kirche, eine Schule, ein Kindergarten, das Caritas-Altenheim und die kath. Pfarrgemeinde benannt sind. Die Orber Stadtfarben sind weiß und blau.

Wirtschaft

Der historische Hauptwirtschaftsfaktor – die Salzgewinnung – wurde 1899 endgültig aufgegeben und durch den Kurbetrieb abgelöst (s.o.). Zwecks Anlage des Kurparks auf dem ehemaligen Salinengelände wurden alle Gradierwerke bis auf eines abgerissen.

Heute ist neben dem Gesundheitswesen und Kurbetrieb (Kliniken, Rehazentren, Arztpraxen, Krankengymnastik) der Tourismus die Haupteinnahmequelle (Hotels, Pensionen, Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungsbetriebe). Ca. 70 % der Arbeitsplätze hängen nach eigenen Angaben der Kur-Administration an diesen Branchen [3].

Nach einer Krise um die Jahrtausendwende, insbesondere mangels zeitgenössischen Ansprüchen genügender Thermenanlagen, setzt die Stadt auf wirtschaftlichen Aufschwung mit der 2010 eröffneten „Toskana-Therme“ (s.u.). Hinzu kommen eine Reihe kultureller Aktivitäten und Veranstaltungen.

Parallel halten sich einige Traditionsbetriebe. Ein lokales Produkt ist der so genannte „Bad Orber Solschinken“, der nach einem patentierten Verfahren in Buchenholz geräuchert und mit Salinensalz gepökelt wird (DLG-prämiert).

Verkehr und Infrastruktur

Der regelmäßige Eisenbahnverkehr auf der Bad Orber Kleinbahn zu dem heute als Kulturdenkmal geschützten Bahnhofgebäude von 1925/26 wurde in Folge eines Unfalls 1995 eingestellt. Seit 2001 verkehrt sonn- und feiertags in Sommermonaten die Dampfkleinbahn „Emma“. Ganzjährig verkehren die Buslinien 81 bis 84 und schaffen öffentliche Verkehrsanschlüsse nach Bad Soden-Salmünster, Flörsbachtal, Jossgrund und Wächtersbach, es gilt der Tarif des Rhein-Main-Verkehrsverbundes.

Die Straßenanbindung erfolgt über die von der Kreuzung der Bundesstraßen B40 und B276 abzweigende Landstraße L3199.

Ein Wanderweg nach Bad Soden von Kurpark zu Kurpark verbindet zwei nur wenige Kilometer auseinanderliegende Orte, die die gleichen Solequellen nutzten und doch - u.a. bedingt durch ihre unterschiedliche territoriale Zugehörigkeit - parallele, aber auch divergierende historische Entwicklungen nahmen. Erst in unserer Zeit sind beides Kurorte mit jeweils eigenem Charakter.

Auf dem Höhenrücken zwischen Bad Orb und Salmünster (Große Kuppe) dokumentieren auf einem markierten "Grenzsteinwanderweg" eine Vielzahl von Grenzsteinen die Grenzziehung zwischen Kurmainz und Fulda im 18. Jahrhundert, was der Grenze zwischen Bayern und Hessen-Kassel im 19. Jahrhundert entspricht (nicht aber der heutigen Grenze zwischen Bayern und Hessen!). Dann gab es als dritte Größe bis 1787 noch das kleine Territorium der Herren von Forstmeister zu Gelnhausen (1365 bis 1787), das Aufenau, Neudorf und Kinzighausen umfasste. Der Wanderparkplatz als Ausgangspunkt dieser auch mit dem Fahrrad befahrbaren Grenzlandwanderung heißt deshalb Dreiländereck.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Bad Orb verfügt über ein in der Region bekanntes Kurtheater, in dem regelmäßig Konzerte, Gastspiele und Kunstausstellungen stattfinden, sowie die jährlich stattfindenden „Holzhof-Festspiele“ der Schauspiel- und Theatergruppe „Peter von Orb“ (seit 1999).

Museen

Im Palas der Burg Bad Orb gibt es ein Heimatmuseum, das vom Geschichtsverein der Stadt betreut wird und über die Geschichte der Stadt informiert.

Musik

Ebenfalls in Bad Orb ansässig ist die von Carlos Krause geleitete Opernakademie Bad Orb und das Südhessische Kammerorchester unter der Leitung von Jaroslav Bilik. Bad Orb hat eine eigene Hymne, das Orber Lied mit dem Titel „Allheil Bad Orb im Spessartwald“, komponiert von Georg Henkel.

Die deutsche Rockband Rodgau Monotones brachte 1995 ein Lied über die Stadt mit ihrem Kurangebot unter dem Titel „Bad Orb, Bad Orb“ mit der Melodie des Sinatra-Hits „New York, New York“ als Single auf den Markt, eine Persiflage auf die Wahlheimat der an vielerlei hinderlichen Krankheiten leidenden Gäste.

Vereine

Größter Verein ist der Turnverein 1868 mit über 2.000 Mitgliedern. Darüber hinaus gibt es mehr als 80 weitere Vereine.

Sonstige Einrichtungen

  • Ärztehaus Bad Orb Facharztzentrum an der Würzburgerstraße 7
  • Ärztenetz Spessart eG
  • Bildungsstätte der IG Metall
  • Caritas-Altenpflegeheim St. Martin
  • Neuro-orthopädisches Rehazentrum
  • Rehabilitationsklinik Küppelsmühle
  • Stützpunkt der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
  • Spessart-Klinik Bad Orb

Bauwerke

Gradierwerk, Wandelgang

Bauwerke im Kurbereich

Salinen / Kuranlagen

Aus der Blütezeit der Salzgewinnung ist im Kurpark noch eines der ursprünglich zehn Gradierwerke vollständig funktionierend und begehbar erhalten. Das Gradierwerk ist über zweihundert Jahre alt (1806 errichtet), etwa 158 m lang sowie 18 m hoch und dient als Freiluftinhalatorium für die Gäste der Stadt. Die in der Umgebung des Gradierwerks erreichte Salz- und Feuchtigkeitssättigung ist einem Meeresklima ähnlich. In der Sendung „Die beliebtesten Sehenswürdigkeiten Hessens“ des HR (2007) kam dieses Gradierwerk auf den zweiten Platz. Die Instandhaltung und Pflege übernimmt der „Verein der Freunde des Gradierwerks e. V.“, dessen Mitglieder seit 1997 über 750.000 € gesammelt haben, um dieses Kulturgut zu erhalten. Dies entspricht rd. ein Drittel der Gesamtkosten, die notwendig waren, um zwischen 2001 und 2010 in vier Abschnitten das Technikdenkmal komplett zu sanieren (April 2010 abgeschlossen). Es werden im Sommer Führungen angeboten[4], die zu buchen sind; im Winter ruht der Gradierbetrieb. An das Gradierwerk angeschlossen ist ein kleines Steinhaus aus den Anfängen des Kurbetriebs, das um 1900 das Inhalatorium enthielt.

Neben dem Gradierwerk sind noch zwei historische Gebäude im Zusammenhang mit der ehemaligen Saline Bad Orb erhalten. Zum einen ist dies das ehemalige Zollhaus, ein Sandsteingebäude am Rande des Kurparks, zum anderen das ehemalige Rathaus (um 1770 erbaut; heute Touristeninformation), das ursprünglich als Verwaltungsgebäude der Saline Orb genutzt wurde; das Gebäude mit Uhrturm war zu bayerischer Zeit „Hauptsalzamt“ und das Nebenhaus Inspektorenhaus mit Dienstwohnungen der Salinenbeamten.

Der mehr als hundert Jahre alte Kurpark, das ehemalige Sudgelände der Salzsieder, liegt östlich des historischen Stadtkerns mit vielen Fachwerkhäusern. Zu den zeitgenössischen Kurgebäuden zählen ein Musikpavillon, eine Bibliothek sowie das Kurhotel in unmittelbarer Nachbarschaft der 2010 eröffneten „Toskana-Therme“, die nach den Plänen der Stadt und des Betreibers einen Übergang vom traditionellen Kurbetrieb zu einem Wellness-Tourismus zeitgenössischen Zuschnitts einleiten soll.

Toskana-Therme
Toskana-Therme

Für rund 23 Millionen Euro wurde von 2008 bis 2010 nach Plänen des Architekten Andreas Ollertz als freitragende Holzkonstruktion eine Bade- und Saunalandschaft mit 800 Quadratmeter Wasserfläche errichtet. Die am 2. Mai 2010 eröffnete Therme ist die größte Investition in der Geschichte Bad Orbs. Fünf der sechs Wasserbecken werden mit 32 Grad warmer Sole gespeist. Im „Liquid Sound-Tempel“ der Anlage hören die Besucher Unterwassermusik. Unterwasserscheinwerfer, Innenbeleuchtungen und eine Licht-Mandala in der Kuppel erzeugen Lichteffekte in wechselnden Farben, die in der Dunkelheit von Weitem das Ortsbild Bad Orbs beherrschen.

Die Therme, zu der auch ein italienisches Restaurant gehört, ersetzt das Leopold-Koch-Bad, das im Herbst 2006 abgebrochen wurde. Eigentümer der Immobilie ist die Stadt Bad Orb. Der Mieter und Betreiber ist die 2005 gegründete toskanaworld GmbH, die mit dem Slogan Toskana des Ostens zunächst zwei Thermen in den neuen Bundesländern – Bad Sulza (Thüringen) und Bad Schandau (Sachsen) – eröffnet hatte; sie übernahm auch das Kurhaus-Hotel Bad Orbs.[5]

Bauwerke in der Altstadt

Kirchtreppe und Altstadt
Kleinstes Haus
Obertor
Ehemaliges Rathaus
Kirchen

Es gibt zwei katholische Gotteshäuser, St. Martin und St. Michael, sowie ein evangelisches Gotteshaus, die Martin-Luther-Kirche.

Die Martinskirche, eine Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert mit romanischem Turm und gotischem Chor, brannte am ersten Weihnachtsfeiertag 1983 bis auf die Grundmauern ab und völlig aus; der 1985 wieder eingeweihte Bau ist eine Rekonstruktion. Bei dem Brand wurden alle Kunstschätze vernichtet. Das wertvollste Ausstattungsstück war der Orber Altar, den der am Oberrhein tätige Meister der Darmstädter Passion um 1460 geschaffen hatte. Nur der Mittelteil der dreiflügeligen Komposition (Kalvarienberg) war noch das Original, die Seitenflügel (Anbetung der Könige und Gnadenstuhl) Kopien der in den Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrten Tafeln. Das heute im linken Seitenschiff aufgestellte Triptychon ist ebenso eine Rekonstruktion wie die gotische Grablegungs-Gruppe sowie einige barocke Skulpturen.

Die evangelische Kirche ist ein schlichter neogotischer Bau von 1903 (1953 durch einen Anbau vergrößert) mit zwei Leihglocken (17. und 18. Jahrhundert) aus Schlesien und Ostpreußen, die auf dem so genannten Hamburger Glockenfriedhof der Einschmelzung entgangen waren. Eine kleine evangelische Gemeinde hat es in Bad Orb zwar schon seit Luthers Zeiten gegeben, erhielt aber erst um die Wende zum 20. Jahrhundert die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen zu einem eigenen Kirchenbau.

St. Michael ist ein Neubau (1964) von Johannes Reuter, einem Architekten aus Kassel-Wilhelmshöhe, eine hexagonale Halle mit großem Relief des Erzengels, umgeben von und lichtdurchfluteten Betonwaben; im gleichen Stil ist der hohe schlanke Turm gehalten.

Fachwerkhäuser

Die Altstadt von Bad Orb verfügt über eine Reihe von typisch fränkischen Fachwerkhäusern; die ältesten von ihnen haben ein steinernes Untergeschoss. Zumeist mischen sie sich vereinzelt in die jüngere Bausubstanz; lediglich die Kirchgasse ist eine geschlossene Fachwerkzeile.

Zu den markanten Gebäuden innerhalb der Stadtmauern gehören

  • die beiden Patrizierhäuser Hauptstraße 28 und 30 mit figuralem Schnitzornament (das linke datiert 1607),
  • Kanalstraße 44 (anfangs Sitz der Hufnagel'schen Kinderheilanstalt)
  • die Sudpfanne in der Obertorstraße 4, das möglicherweise älteste Fachwerkhaus der Stadt (historisches Gasthaus oder Bäckerei, um 1550), auch „Haus Alt Orb“ genannt
  • das Salzgrafenhaus (datiert 1695), Gretenbachstraße 15,
  • alle Häuser in der vom Marktplatz ausgehenden Kirchgasse (17. und 18. Jahrhundert). Das kleinste Haus Hessens (Kirchgasse 2, an seiner Schmalseite nur 1,58 m breit) wird von dem Künstler Helmut Jahn bewohnt, einem renommierten Vertreter des abstrakten Expressionismus, dessen Monumentalwerk „Augengarten“ (7x32 Meter) sowohl auf der Landesgartenschau als auch im Frankfurter Hauptbahnhof gezeigt wurde.

Wie allgemein üblich außerhalb der Stadtmauern liegen

  • das Henkershaus in der Meistersgasse (datiert 1707, jedoch auf älterem Kern), möglicherweise auch das Haus des Schinders oder Abdeckers,
  • die Lohmühle im Gerberviertel (1831), ebenfalls auf einen Vorläufer zurückgehend.

Außerhalb der Stadtmauern liegt auch die ehemalige Gastwirtschaft Goldenes Rad (1605) in der Wendelinusgasse am Wendelinusbrunnen); der Außenschmuck ist nicht historisch, sondern wurde von dem zurzeit dort ansässigen Antiquitätenhändler angebracht.

Burg und Stadtbefestigung

Von der einstigen Burg der Herren von Milchling – möglicherweise im Kern die ältere Burg Orbaha – stehen noch der in den Jahren 1986–1988 restaurierte Palas (heute Museum) sowie die ehemalige Zehntscheune, 1981–1982 als „Haus des Gastes“ (Vortragssaal) eingerichtet.

Ein Teil der Stadtmauer des späten 13. Jahrhunderts mit einem eckigen Wehrturm und einem Torbogen ist in der Nähe der Philipps- und Ludwigsquelle erhalten; an der Mauer befindet sich auch eine Zapfstelle für diese fluoridhaltigen Natriumchlorid-Säuerlinge (13°C, ph-Wert 6) sowie eine nördlich der Stadt gelegene dritte Quelle (Martinusquelle). In den beiden Brunnentempeln vor der Stadtmauer (1959 und 1961 errichtet) sprudelt indes nicht das echte Quellwasser, sondern (nicht trinkbares) Süßwasser; die Brunnenstuben in mehr als 70 m Tiefe beabsichtigt die Stadt zu schützen.

Nach einem Brand von 1838 wurden Wehrgänge, Zinnen und 11 halbrunde Türme der Stadtbefestigung abgetragen. Beim Wiederaufbau der Häuser nach dem Brand wurden mehrere Scheunengiebel den noch stehen gebliebenen Mauerstümpfen aufgesetzt. In diesen „Scheunen“ befinden sich heute teilweise Künstlerwerkstätten und Gaststätten.

Der Wassergraben, der einst die Stadtmauer umschloss, ist noch rudimentär erkennbar.

Von vormals drei Stadttoren steht nur noch das Obertor; Untertor und Josstor wurden abgerissen. Anstelle des Untertors steht heute ein Bogen aus Edelstahl und der Schwalbach-Brunnen von 1998.[6]

Sonstige Bauwerke

Wartturm

Der neun Meter hohe Wartturm – einst Teil der Stadtbefestigung – thront über der Stadt auf dem 293 m hohen Molkenberg und ermöglicht einen Blick über Bad Orb bis zum Kinzigtal und bei klarem Wetter bis in den Vogelsberg mit dem Hoherodskopf. Dies ist der Turm, in dem Peter von Orb eingesperrt gewesen sein soll. Der so genannte „Fuchsstein“ vor dem Turm ist noch deutlich zu erkennen.

Bahnhof

Das historische Bahnhofs-Empfangsgebäude aus rotem Sandstein mit Uhrturm stammt von 1925/1926 und ist Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Der Bahnhof wurde an der 1901 eröffneten Bad Orber Kleinbahn erbaut, der Personenverkehr jedoch 1995 eingestellt, inzwischen jedoch als Schmalspurbahn reaktiviert. Im Inneren ist heute ein Restaurant eingerichtet. Der Festsaal ist mit Fresken von Hans Brasch ausgemalt. Eine kleine Parkanlage erstreckt sich vor dem Gebäude.

Parks

Kurpark

In der Nachbarschaft des Gradierbaus der ehemaligen Saline liegt der Kurpark mit Kneippanlagen. Er wurde 1900 im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestaltet und ist eine der letzten Konzeptionen von Heinrich Siesmayer, des Gartenbauarchitekten des Palmengarten Frankfurt. Durch den Park fließt die Orb, die 3,5 km südöstlich der Stadt entspringt. Am Ostrand des Kurparks liegen Tennisplätze, eine Minigolfanlage, ein Freibad und ein Spielplatz. Weitere Infrastrukturen am Süd- und Ostrand des Kurparks sind ein Besinnungsweg und ein Skulpturenweg am Neuro-Orthopädischen Reha-Zentrum sowie Wege an der Küppelsmühle, einer ehemaligen Mühle mit Gastwirtschaft aus dem 17. Jahrhundert, die zur Reha-Klinik umgebaut und umfunktioniert wurde.

Durch das obere Orbtal setzt sich die Kurpromenade südöstlich als Naturlehrpfad fort und führt nach etwa 2 km zum Spessart-Wildpark mit freilaufenden Tieren. Dieser Weg ist auch Teil des 7 km langen Europäischen Kulturwanderweges Orber Dornstein, der 6 Stationen rund um die Salinenproduktion beschreibt.

Spessart-Wildpark

Historische Keimzelle ist der im 19. Jahrhundert von der bayerischen Regierung wiederaufgeforstete Orber Stadtwald, der schnell einen reichhaltigen Wildbestand entwickelte. Wohlhabende Frankfurter gründeten 1861 die Orber Jagdgesellschaft. Der Erste Weltkrieg beendete diese Tradition, das Wild war durch Anlage eines Truppenübungsplatzes vertrieben. 1934 wurde ein erster Wildpark angelegt, der 1937 verlegt und 2002 in seiner heutigen Form mit frei laufendem Rotwild, Damwild und Muffelwild modernisiert wurde. Neben dem Rothirsch, der im Spessart heimisch ist, wurden in den Park auch asiatische Sikahirsche, Mufflons, Flachlandwisente und – in Reminiszenz an den historischen Eselsweg – Esel aufgenommen sowie ein Streichelzoo mit Ziegen und Kaninchen eingerichtet. Zur Infrastruktur gehören mehrere Spazierwege und zwei Cafés.

Naturdenkmäler

Madstein

Madstein

Im so genannten Orber Reisig, einem Waldstück südöstlich der Kurstadt zwischen Orbquelle, Golfplatz und Beilstein, erhebt sich der so genannte Madstein, ein stark bemooster Basaltblock, der geologisch mit den Formationen am Beilstein verwandt ist.

Um diesen Felsen rankt sich die mittelalterliche Sage der Magd Vroni, die sich gegen sexuelle Übergriffe ihres Dienstherrn, des Kirchenpflegers Hans Riemer, zur Wehr setzen muss. Eines Tages ist der Kirchenschatz gestohlen und wird bei Vroni gefunden. Hans Riemer lässt sie wegen Kirchenraub vor Gericht bringen, wo sie zum Tode verurteilt wird. Vroni beteuert ihre Unschuld. Der Richter aber verkündet: "So wenig Du jenen Stein - gemeint ist dieser Basaltblock - von der Stelle zu rücken vermagst, so wenig wirst Du eine Änderung des Urteils erwirken". Vroni aber betet zur Jungfrau Maria, und es wachsen ihr magische Kräfte zu, die sie mühelos den Stein heben lassen. Der Richter erkennt darin ein Gottesurteil und spricht sie frei. Der Kirchenpfleger aber sinkt vom Bannstrahl getroffen zu Boden. Er gibt zu, dass er sich als zurückgewiesener Liebhaber rächen wollte, selbst den Kirchenschatz genommen und Vroni untergeschoben hat. Hans Riemer wird zum Tode verurteilt.

Sport

In Bad Orb gibt es einen Turnverein (TV Bad Orb), zwei Geselligkeitsvereine (Viktoria e.V, Edelweiss e. V.), einen Angelsportverein (ASV Petri Heil Bad Orb), einen Schützenverein (Schützenverein Bad Orb e.V), einen Fußballsportverein (FSV 1921 Bad Orb e.V.), einen Kegelverein (Die Neuntöter), einen Dartverein, einen Schachclub, einen Radfahrverein (Germania), die DLRG, einen Taekwondoverein, einen Hundesportverein (Verein der Hundefreunde) und einen Tennisclub. Für sportliche Radfahrer stehen rund um Bad Orb ausgeschilderte Mountainbikestrecken zur Verfügung. Hauptattraktion ist die jeweils im September stattfindende Spessartchallenge, ein Duathlon, bestehend aus Stadtlauf, Mountain-Biken und Berglauf, bei dem sich die deutsche Ausdauerelite trifft.

Ungefähr 5–7 km südlich von Bad Orb liegt der 18-Loch-Golfplatz des Golfclubs Bad Orb/Jossgrund e. V. auf dem Gebiet des ehemaligen Bombenabwurf-Übungsplatzes von Lettgenbrunn-Villbach.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zu den regelmäßigen Veranstaltungen zählen die Lichtermeere im Kurpark, Führungen auf dem Barfußpfad, die Kunstausstellung „Dialog der Elemente“, der Faschingsumzug, der Sankt-Martins-Umzug, der Weihnachtsmarkt, die jährliche Spessart-Challenge, der Ostermarkt, die Kerb (Kirchweihfest) und das jährliche Johannesfeuer am Wartturm. Ein wichtiges Fest ist auch das Gradierwerkfest am 3. Oktober, hier geht es um die Erhaltung der Saline. Auf dem Gradierwerkfest und am Kerbsonntag findet mittlerweile traditionell ein freies Oldtimertreffen für Motorräder und Autos der letzten einhundert Jahre statt. Erstmals im Mai 2011 fanden die Garten- und Feinschmeckertage La Villa Cotta, eine Präsentation von rd. 100 überregionalen Ausstellern rund um Gartenkultur und Gastronomie, im Kurpark statt.

Außerdem werden seit Jahrzehnten große, überregionale medizinische Fachtagungen veranstaltet, wie zum Beispiel der Kinderärztekongress, die Jahrestagung der Hausärzte Practica - Veranstalter ist die Fachzeitschrift Der Allgemeinarzt - und bis 2007 die Tagung Klinische Hypnose der Milton-Erikson-Gesellschaft oder der Gesundheitstag für den Spessart und das Kinzigtal, organisiert durch das Ärztenetz Spessart eG.

Musikalischer Höhepunkt ist das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Blasmusikfest der Jugend Europas, welches in geraden Jahren am zweiten September-Wochenende stattfindet. 2006 nahmen 20 Musikkapellen aus sechs Nationen mit rund 1.000 Musikern daran teil.

Medien

In Bad Orb erscheint die Stadtzeitung „Bad Orber Blättche“ mit öffentlichen Bekanntmachungen und Berichten rund um die Stadt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Mit Bad Orb verbunden

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Die Sage vom Fuchsstein oder Peter von Orb auf www.sagen.at, abgerufen am 16. Februar 2011
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. April 2010,
  4. Führungen Gradierwerk Bad Orb Abgerufen am 8. August 2010
  5. Jörg Anderson: Sole und Sound In: Frankfurter Rundschau vom 29. April 2010, S. D5
  6. Zur Burg siehe Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, S. 29f. ISBN 3-89214-017-0.

Weblinks

 Commons: Bad Orb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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