St. Pankratius (Oberpleis)

St. Pankratius (Oberpleis)
Rekonstruktionszeichnung des vermuteten ursprünglichen oder geplanten Zustands der Propsteikirche Oberpleis im 13. Jahrhundert (von Wilhelm Effmann 1892)

St. Pankratius ist eine im 12. Jahrhundert erbaute Propsteikirche in Oberpleis, einem Stadtteil von Königswinter in Nordrhein-Westfalen. Die Propstei wurde 1803 aufgehoben, und der preußische Staat überließ die Kirche der katholischen Pfarrgemeinde als Pfarrkirche.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Um 1100 wurde mit dem Bau der ersten Kirche begonnen, die sich am Vorbild der Kirche des Mutterklosters, der Abtei Michaelsberg in Siegburg, orientierte. Aus dieser Bauphase sind heute noch die Grundkonzeption der Kirche sowie die unteren Bauabschnitte (Krypta und Pfeilersockel) sichtbar. Die Krypta ist fast unverändert in ihrer spätromanischen Struktur und Ausführung erhalten. Nach Abschluss der Bauarbeiten an dieser Kirche wurden die Nebengebäude errichtet (um 1150), von denen heute noch der zweigeschossige Westflügel des Kreuzgangs erhalten ist. Etwa ab 1157 (dendrochronologische Ergebnisse) wurde mit dem Bau des monumentalen Westturmes begonnen. Die oberen beiden Turmgeschosse unterscheiden sich vom Unterbau und sind wohl erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts fertiggestellt worden.

Dieser erste Kirchbau wurde wahrscheinlich in den Thronstreitigkeiten der Jahre 1198-1208 beschädigt, vielleicht fielen die Dachstühle und die hölzernen Flachdecken einem Brand zum Opfer - bei der Restaurierung 1975 wurden am Dreikönigenaltar Brandspuren festgestellt. Der Wiederaufbau erfolgte wohl von 1210 bis 1250, wobei der Grundriss der Kirche unverändert blieb. Der Ostchor wurde neu gestaltet, die Vierungspfeiler neu aufgeführt, was auf einen geplanten Vierungsturm schließen lässt, der aber nie über die untersten Steinlagen hinaus zur Ausführung kam. Diese deuten allerdings auf einen achteckigen, großen Turm hin, während auf späteren Bildern nur ein kleiner, viereckiger Turm zu sehen ist. Außerdem wurde die gesamte Kirche mit einem steinernen Gewölbe versehen, was auch eine Neugestaltung der Fenster erforderte.

Um 1500 stürzten das nördliche Seitenschiff und der nördliche Chorturm ein, so dass 1505 dieses Seitenschiff in spätgotischen Formen erneuert wurde. Der Chorturm wurde nicht wieder aufgeführt. Wann der zweite Chorturm abhanden kam, ist ungeklärt. Auf den Bildern des 19. Jahrhunderts fehlt er. Ebenso ist unklar, wann der kleine, quadratische Vierungsturm aufgesetzt wurde.

Innenansicht vor der Restaurierung 1894 mit barocker Einrichtung

Weiteren Schaden nahmen die Gebäude im Verlauf des 17. Jahrhunderts, so dass Propst Bertram von Ans 1645 große Teile der alten, nunmehr ungenutzten Propsteigebäude abreißen und mit dem gewonnenen Material ein neues Wohngebäude errichten ließ. Auch der südliche Flügel des Kreuzgangs fiel diesen Maßnahmen zum Opfer. Zur gleichen Zeit wurde auch der Innenraum der Kirche barockisiert und dabei wurden die Chorfenster vergrößert.

Grundriss vor den Veränderungen 1894 (Zeichnung von Edmund Renard)

1891-94 wurde eine erste großangelegte Restaurierung der Kirche durch Heinrich Wiethase durchgeführt. Die Krypta, deren kircheninnere Zugänge im 18. Jahrhundert verschlossen worden waren und die von außen als Keller genutzt worden war, wurde wieder hergestellt. Das östliche, noch romanische Fenster im Seitenschiff wurde den übrigen gotischen Fenstern angeglichen und in die südliche Seitenschiffwand wurden zusätzliche Fenster gebrochen. Außen wurde die optisch störende Sakristei angebaut, die aber die statisch gefährdete Seite der Kirche stützt. Die barocke Innenausstattung wurde durch eine neoromanische ersetzt. Möglicherweise wurden durch die Arbeiten im Querhaus und Chor Teile des mittelalterlichen Fliesenbodens zerstört.

Eine zweite Restaurierung fand 1964-78 durch Hanns Fritz Hoffmanns statt. Dabei wurde nicht nur die Farbfassung der mittelalterlichen Vorlage wieder angeglichen und der Innenraum nach den Vorgaben der Liturgiereform geändert, sondern vor allem das ursprüngliche Fußbodenniveau durch eine Absenkung um 80 cm wiederhergestellt. Dabei kam ein zu ca. noch einem Drittel erhaltener, farbiger mittelalterlicher Fliesenboden zu Tage.

St. Pankratius heute
St. Pankratius von Nordost

Ausstattung

  • Dreikönigsaltar (1164): Bedeutendstes Kunstwerk im Innern der Kirche ist das heute auf dem Hochaltar aufgestellte Dreikönigsrelief. Seine Herkunft ist unbekannt, auch ob es ursprünglich ein Altarvorsatz oder ein Retabel gewesen sein mag. Vielleicht gehörte es zum ursprünglichen Altar der Krypta. Da sowohl die Krypta des Mutterklosters Michaelsberg als auch die der Siegburger Propstei in Remagen der Muttergottes geweiht sind, befand sich höchstwahrscheinlich auch in der Oberpleiser Krypta ein Marienaltar. Das Relief zeigt in der Mitte die thronende Maria mit dem Jesuskind auf ihrem Schoß. Vom Betrachter links nähern sich die drei Könige, rechts entsprechen ihnen drei Erzengel. Als Entstehungszeit ist wahrscheinlich an das letzte Drittel des 12. Jahrhunderts zu denken, sicherlich erst nach der Übertragung der Dreikönigsreliquien nach Köln 1164, vielleicht sogar erst an die Zeit nach der Entstehung des Kölner Dreikönigsschreins (1181).
  • Fußboden (1210-1230): Aus der Zeit der zweiten Bauphase zu Anfang des 13. Jahrhunderts stammt der Fliesenfußboden, der bei der Restaurierung 1974 wiederentdeckt wurde. (Heute ist die Kirche aus konservatorischen Gründen mit einer Kopie ausgelegt.) Der Fußboden zeigt im Eingangsbereich ein Quadrat von rund 3,70 m Kantenlänge, das in z. T. bekannter, z. T. noch ungeklärter Symbolik wohl das mittelalterliche Weltbild darstellen soll. Leider sind die Inschriften so schwer beschädigt, dass nicht alle gelesen werden können. Der Fußboden stellt ein kunsthistorisch und theologiegeschichtlich einmaliges Zeugnis dar.
  • In Untergeschoss des Turmes steht heute ein romanischer Taufstein, der aus Bonn-Friesdorf stammt.
  • In der Krypta wurde 1960 ein von Elmar Hillebrand geschaffener Sarkophag aufgestellt, der die 1805 aus Kloster Heisterbach und dem Bonner Schloss überführten Reliquien der hl. Felicitas aufnahm.

Literatur

  • W. Bieroth: Die Probstei-Kirche in Oberpleis - ein romanisches Baudenkmal am Rande der Sieben Berge, Oberpleis o.J.(ca.1950).
  • Robert Flink: Die ehemalige Benediktinerpropstei St. Pankratius in Königswinter-Oberpleis, Köln 1. Aufl. 1982, 3. Aufl. 1989. (als PDF)
  • Ansgar S. Klein: Ehemalige Propsteikirche St. Pankratius Königswinter-Oberpleis, Regensburg 2008. ISBN 978-3795464219
  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 156.

Weblinks

 Commons: St. Pankratius (Königswinter-Oberpleis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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