St. Petrus Canisius (Hemer)

St. Petrus Canisius (Hemer)
St. Petrus Canisius

St. Petrus Canisius ist eine von fünf römisch-katholischen Pfarrkirchen im Stadtgebiet von Hemer. Das Bauwerk aus dem Jahr 1931 erhielt in den 1950er-Jahren seine charakteristische weiße Farbe und liegt auf einer Anhöhe im Westiger Ortsteil Wiehagen. Die Gemeinde liegt im Dekanat Märkisches Sauerland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von den Planungen zur Weihe

Nach dem Bau einer Kapelle 1872 wurde die Nachbarortschaft Sundwig auch für die Westiger Katholiken zuständig, die fortan dort und im Nachfolgebau St. Bonifatius und nicht mehr in St. Peter und Paul in Niederhemer zum Gottesdienst gingen. Mit einer eigenen katholischen Schule machte Westig 1908 einen ersten Schritt zu einer eigenständigen Gemeinde. Schon in den Jahren zuvor waren erste Pläne für einen Kirchbau in Westig angelegt worden.

Am 7. März 1909 wurde schließlich ein Kirchbauverein gegründet, der bis 1913 rund 40.000 RM sammelte. Mit diesen Mitteln ließ die Gemeinde einen genauen Plan für den Kirchbau erstellen, der durch einen Wechsel an der Pfarrstelle allerdings nicht direkt umgesetzt werden konnte. Durch den Ersten Weltkrieg und die Inflation in den Folgejahren verlor der Kirchbauverein sein Guthaben und begann von Neuem mit der Sammlung.

Am 20. April 1927 wurde Westig dann zur Pfarrvikarie, die neben Westig selbst auch Frönsberg umfasste. 1929 fanden einige weitere Sammlungen für einen Kirchbau statt, die den ersten Spatenstich am 11. August 1930 ermöglichten. Die Konstruktion wurde dabei weitgehend aus den Entwürfen der Vorkriegsjahre übernommen. Das Kirchenschiff sollte eine Länge von 25 Metern haben und 14 Meter breit sein, so dass die Kirche inklusive Turm und Chorraum 700 Gläubige fassen sollte. Der Turm hatte eine Höhe von über 18,35 Metern, wurde 1954 auf fast 22 Meter erhöht.

Die Ausschachtung des Geländes war im September abgeschlossen, am 14. Dezember 1930 wurde im Rahmen einer Feierstunde der Grundstein gelegt. Die Kirchweihe fand am 4. Oktober 1931 statt und hatte ursprünglich vom Paderborner Weihbischof Johannes Hillebrand vorgenommen werden sollen. Aufgrund seines plötzlichen Todes wenige Tage zuvor, erhielt der Iserlohner Dechant die Erlaubnis, die Kirche zu weihen. Der Heilige Petrus Canisius wurde als Namenspatron gewählt. Bis Weihnachten waren auch die letzten Arbeiten endgültig abgeschlossen.

NS-Regime und Nachkriegszeit

Am 26. April 1936 fand die Konsekration der Kirche statt, den Gottesdienst leitete Weihbischof Augustinus Baumann. Wenige Jahre später musste die benachbarte katholische Schule schließen und wurde mit der evangelischen Schule zur Einheitsschule zusammengelegt. Gegen den damaligen Pfarrvikar Karl Kewes wurden Geldstrafen verhängt. Kewes gestaltete genau wie sein Nachfolger den Innenraum der Kirche künstlerisch aus.

Nachdem die Westiger Gemeinde zuvor noch der finanziellen Mithilfe des Sundwiger Bonifatiusvereins bedurfte, erhielt sie 1941 eine eigene Vermögensverwaltung und einen eigenen Kirchenvorstand. Gleichzeitig nahmen jedoch auch die Repressionen der Polizei zu. Die 1938 eröffnete Pfarrbücherei wurde beschlagnahmt und der Vikar zum Verhör nach Dortmund gebracht.

Nach dem Krieg wurde 1947 die katholische Volksschule wieder eröffnet. Am 1. April 1948 erfolgte endgültig die Abpfarrung von Sundwig. Bereits zuvor war die Kirche renoviert worden. Mit neuen Kirchenfenstern, einem Taufbecken, Kronleuchtern und einem Kreuzweg wurde das Gebäude 1946 ausgestaltet. Mit vielen der Werke hatte Künstler Walter Klocke schon vor dem Krieg begonnen und konnte sie nach 1945 vollenden. 1948 erhielt die Gemeinde einen neuen Tabernakel, zwei Jahre später eine Orgel. 1954 wurde der weiße Putz aufgetragen, der gemeinsam mit der exponierten Lage auf einer Anhöhe dazu beiträgt, dass die Kirche ein Wahrzeichen Westigs wurde. Ende des Jahres wurden vier neue Glocken angeschafft und geweiht.

Zu großen Renovierungen kam es 1962, als das Dach und der Außenputz erneuert wurden. Ein Jahr später wurde das Küsterhaus abgerissen und 1965 durch ein neues Pfarrhaus ersetzt. 1969 wurde die katholische Schule mit der evangelischen Bekenntnisschule zu einer Gemeinschaftsgrundschule vereinigt, die noch heute besteht.

Renovierungen und Umgestaltungen

1975 fiel die Entscheidung, die Kirche grundlegend zu renovieren. Zwei Jahre später waren die Planungen fertig gestellt und die Spendensammlung begann unter anderem in Form eines Pfarrfests. Am 6. Februar 1978 begannen die Arbeiten, in deren Verlauf der bis dahin noch vorhandene Keller aufgegeben wurde. Malerarbeiten veränderten die Innenansicht der Kirche grundlegend und die Isolierung der Seitenwände sollte die Feuchtigkeit im Mauerwerk abbauen. Am 1. Juli 1978 fand der erste Gottesdienst wieder in der Pfarrkirche statt, am 12. August wurde der angeschaffte neugotische Altaraufsatz geweiht.

Am 24. März 1980 wurde der Grundstein für ein neues Pfarrheim gelegt, das am 14. Dezember eingeweiht wurde. 1997 wurde der 400. Geburtstag des Kirchenpatrons Petrus Canisius unter anderem in Form einer Wanderausstellung im Pfarrheim begangen. 2001 unterliegt das Gebäude Umbauarbeiten, bei denen Pfarrheim und Pfarrhaus miteinander verbunden wurden.[1]

Ausstattung

Glocken

Turm

Die erste Glocke von St. Petrus Canisius wurde noch vor der Weihe aufgehängt und läutete bereits zu Gottesdiensten in der katholischen Schule. Gießer und Stifter sind heute nicht mehr bekannt. Die Glocke mit Schlagton b’’ hatte einen Durchmesser von 40 Zentimeter und wog etwa 43 Kilogramm.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden neue Glocken angeschafft, wozu der Turm um rund drei Meter vergrößert werden musste. Der amtierende Dechant weihte die Glocken am 28. November 1954, zu Weihnachten wurden sie das erste Mal eingesetzt. Eine Übersicht über die heutigen Glocken bietet die folgende Tabelle:[2]

Inschrift Schlagton Durchmesser Gewicht
„AVE REGINA COELORUM.
Gestiftet von Bernhard Stübbecke“
c’ 168 cm 2230 kg
„St. JOSEPH COSTODI NOS.
Den Gefallenen gewidmet“
es’ 142 cm 1340 kg
„ST. PETRE CANISI + ORA PRO NOBIS.
Ihrem Namenspatron + die Gemeinde“
f’ 126 cm 950 kg
„ST. BERNARDE + SIC NOBIS LUMEN.
Gestiftet von Pfarrer Bernhard Limper“
g’ 112 cm 680 kg

Orgel

1950 erhielt die Kirche eine Orgel, nachdem davor ein Harmonium die Gottesdienste musikalisch begleitete. Das Werk der Paderborner Firma Anton Feith hat 17 Register und 1125 Pfeifen. 1978 überholte die Orgelbaufirma Stockmann aus Werl das Instrument vollständig und fügte ein Gehäuse für den Spieltisch hinzu, auf das zuvor aus finanziellen Gründen verzichtet worden war. Die Disposition blieb unverändert.[2]

I Hauptmanual
Prinzipal 8′
Flöte 8′
Salizional 8′
Oktav 4′
Blockflöte 4′
Quinte 22/3
Schwiegel 2′
Mixtur III
II Manual
Quintade 8′
Aeoline 8′
Prinzipal 4′
Nachthorn 2′
Sesquialter II
Trompete 8′
Pedal
Subbaß 16′
Zartbaß 16′
Oktavbaß 8′
Choralbaß 4′

Siehe auch

Literatur

  • Mieders, Georg: St. Petrus Canisius Hemer-Westig 60 Jahre in: Der Schlüssel, Hemer 1991.

Weblinks

 Commons: St. Petrus Canisius (Hemer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Festschrift 75 Jahre St. Petrus Canisius Hemer-Westig
  2. a b Werner Hoffmann: Die Fibel. Band 6: Kirchen, Glocken, Orgeln im Stadtgebiet Hemer. Zimmermann-Verlag, Balve 2001. S. 147–152
51.3721277.750011

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