Sontheim (Heilbronn)

Sontheim (Heilbronn)
Wappen von Sontheim
Wappen von Heilbronn

Sontheim
Stadtteil von Heilbronn

Heilbronn Biberach Böckingen Frankenbach Horkheim Kirchhausen Klingenberg Neckargartach SontheimLage von Sontheim in Heilbronn
Über dieses Bild
Koordinaten 49° 7′ 0″ N, 9° 12′ 0″ O49.1166666666679.2Koordinaten: 49° 7′ 0″ N, 9° 12′ 0″ O
Fläche 7,4 km²
Einwohner 11.491 (30. Sep. 2009)
Bevölkerungsdichte 1553 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1938
Postleitzahl 74081
Vorwahl 07131
Adresse der
Verwaltung
Hauptstraße 7
74081 Heilbronn
Sontheim am Neckar um 1900

Sontheim ist mit über 11.000 Einwohnern der drittgrößte Stadtteil von Heilbronn (nach der Kernstadt und Böckingen).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Sontheim liegt am rechten Ufer des Neckars südlich der Altstadt von Heilbronn.

Geschichte

Frühe Besiedlung und erste Erwähnung

Die ältesten Funde auf der Markung von Sontheim datieren auf die frühe fränkische Landnahme in Südwestdeutschland zur Zeit der Merowinger. Sontheim ist vermutlich eine vom fränkischen Königshof in Heilbronn aus erfolgte Ausbausiedlung. Sont- bezeichnet die von Heilbronn aus gesehen südliche Lage des Ortes, die Nachsilbe -heim ist typisch für fränkische Gründungen. Der historische Ortskern liegt bei der katholischen Martinuskirche, an die nördlich angrenzend sich vermutlich jeher ein Herrenhof befand. Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahr 1188 als Hausgut der rothenburgischen Linie der Staufer.

Sontheim im Besitz des Deutschen Ordens

Bei seiner zweiten Erwähnung 1434 war der Ort größtenteils in Besitz des Deutschen Ordens, dessen Heilbronner Kommende 1225 gegründet wurde und im Deutschhof zu Heilbronn residierte. Der Orden hatte möglicherweise schon bald nach Gründung der Heilbronner Kommende die Ortsherrschaft in Sontheim ausgeübt, da die Sontheimer Ländereien den größten geschlossenen Teil des Kommendebesitzes ausmachten. Weitere Besitzanteile lagen zunächst noch bei Niederadligen aus der Umgebung und bei Heilbronner Patriziern, wegen deren Pflichten es zu Streit gekommen war, der 1434 geschlichtet wurde. 1439 wurde die etwa 1600 Meter lange Sontheimer Landwehr als Grenzgraben zwischen Sontheim und Heilbronn errichtet.

Der Ort lag als Haufendorf um den Sontheimer Ordenshof des Deutschen Ordens. Während im 15. Jahrhundert die politische Gemeinde noch eine gewisse Bedeutung gehabt zu haben scheint, war alsbald der bestimmende Faktor des Ortes der Deutsche Orden, bei dem auch die hohe und niedere Gerichtsbarkeit lag. Der Orden erwarb den gesamten Ort bis auf die Gült des Heilbronner Spitals und einige Grundzinse der Herren von Gemmingen in Talheim. Der Orden hatte außerdem auch das Patronatsrecht der Sontheimer Kirche.

Im Bauernkrieg 1525 schlossen sich die Sontheimer Bauern den Böckinger Bauern an, die die Heilbronner Deutschordenskommende plünderten, so dass Sontheim nach Niederschlagung des Aufstands zur Strafe durch Truchsess Georg von Waldburg-Zeil niedergebrannt wurde. Der Deutsche Orden baute den Ordenshof nach dem Bauernkrieg in der heute noch nachvollziehbaren Form aus und ließ die Anlage ummauern. Die Einwohnerschaft Sontheims war bäuerlich geprägt und blieb wegen der Ordenszugehörigkeit auch nach der Zeit der Reformation rein katholisch.

Als im Dreißigjährigen Krieg das protestantische Lager die Oberhand in der Gegend um Heilbronn gewann, zog König Gustav II. Adolf den Ordensbesitz ein und schenkte Sontheim an die protestantisch gesinnte Stadt Heilbronn. Als sich der Kriegsverlauf wendete, bezog der katholische König Ferdinand II. Quartier in Sontheim und der Orden erlangte seinen Besitz zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg siedelte der Deutsche Orden auch Juden im Ort an, 1672 wurde eine Synagoge errichtet.

1688 ließ Deutschordenskomtur Georg Adolf von Speth eine große Sommerresidenz östlich des Ortes errichten, die in der Folgezeit zum Quartier mehrerer Feldherren wurde. 1693 war Sontheim Quartier des Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, blieb jedoch trotz französischen Beschusses von Kriegsschäden des Pfälzischen Erbfolgekriegs verschont. Während des polnischen Thronfolgekriegs in den 1730er Jahren war Prinz Eugen von Savoyen zu Gast im Sommerhaus, 1746 gastierte dort der kaiserliche Feldmarschall Fürst Lobkowiß.

Im 18. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl bedeutend an. Um 1700 gab es 88 Untertanen, 1746 wurden bereits 148 Untertanen und Schutzverwandte gezählt. Auf jeden Untertanen kamen etwa 5-6 Familienangehörige.

Übergang an Württemberg und Industrialisierung

Bei der Mediatisierung des Deutschordensbesitzes kam das bäuerliche Dorf Sontheim im November 1805 als selbständige Gemeinde an Württemberg. Die Sontheimer Juden wanderten im 19. Jahrhundert verstärkt ins benachbarte Heilbronn ab, wo sie sich ab 1805 wieder niederlassen durften. Die Größe der jüdischen Gemeinde ging von 129 Personen 1818 auf 46 Personen im Jahr 1870 zurück.

Die Industrialisierung in den späten 1860er Jahren führte zu einem raschen Wachstum, durch Industrieansiedlungen längs der Sontheimer Landwehr wuchsen Sontheim und Heilbronn praktisch zusammen. Der erste bedeutende Industriebetrieb in Sontheim war die Zwirnerei Ackermann, die 1869 den Betrieb in der ehemaligen Deutschordens-Sommerresidenz aufnahm und zu bedeutender Größe im Osten des Ortes anwuchs. Weitere bedeutende Betriebe waren die Schuhfabrik Wolko mit rund 1100 Beschäftigten, die Süddeutsche Camerawerk GmbH Körner und Mayer (R. E. Mayer 1902) und die Waagenfabrik A. Wegenast in Sontheim a. N. (F. Schneider & A./C. Döft 1904). Um 1900 erhielt Sontheim mit dem Bahnhof Sontheim Anschluss an die schmalspurige Bottwartalbahn Marbach am NeckarHeilbronn Süd. Der Ort wurde außerdem auch durch eine Linie der Heilbronner Straßenbahn an die Nachbarstadt Heilbronn angeschlossen.

Um 1900 hatte Sontheim rund 2.000 Einwohner. Durch die Zuwanderung während der Industrialisierung waren auch zahlreiche protestantische Einwohner in den ehemals römisch-katholisch geprägten Ort gekommen. 1899 wurde die Evangelische Pfarrkirche (seit 1949: Matthäuskirche) erbaut, 1906 wurde die evangelische Kirchengemeinde (heute: Matthäuskirchengemeinde Heilbronn-Sontheim) gegründet.

Eingemeindung nach Heilbronn 1938

Zum 1. Oktober 1938 erfolgte die Eingemeindung des damals rund 4.000 Einwohner zählenden Ortes nach Heilbronn. Bei den Luftangriffen auf Heilbronn blieb Sontheim im Zweiten Weltkrieg vor größeren Zerstörungen verschont. Mit der Sanierung des Ortskerns in den 1970er- und 1980er-Jahren, der Erschließung des Wohngebiets Sontheim-Ost in den 1980er-Jahren und der Bebauung ehemaliger Industrie- und Bahnbrachen mit Wohngebäuden seit 1990 ist Sontheim zum zweitgrößten Stadtteil Heilbronns mit über 11.000 Einwohnern gewachsen.

Wappen

Wappen Sontheims

Das Wappen von Sontheim ist erstmals 1559 nachgewiesen. Es zeigt in einem halbgeteilten und gespaltenen Schild links oben ein durchgehendes Kreuz, darunter drei Lindenblätter, die rechte Hälfte zeigt eine halbe Sonne mit einem Gesicht. Das Kreuz steht für den Deutschen Orden, die Lindenblätter sind das Familienwappen des Deutschmeisters Dietrich von Cleen, die Sonne nimmt Bezug auf den Ortsnamen und macht das Wappen zum sprechenden Wappen.

Bau- und Kulturdenkmäler

Altes Rathaus von 1896
Deutschhof mit Alter Kelter und Zehntscheune

Das Alte Rathaus mit Fachwerkaufbau auf Backsteinsockel wurde 1896 an der Hauptstraße errichtet und ist heute Bürgeramt.

Der Deutschhof bei der Martinuskirche ist die ehemalige Hofanlage des Deutschen Ordens. Zu der Anlage zählen die Zehntscheuer von 1563 (heute Feuerwehrgerätehaus), die Obere Kelter aus dem 16. Jahrhundert (heute Gemeindehaus), das Amtshaus des Deutschordens und die Untere Kelter, die heute als Alte Kelter für Veranstaltungen genutzt wird. Die Anlage war einst mit der Kirche ummauert und bildete die historische Ortsmitte.

Die katholische Martinuskirche ist die ursprüngliche Kirche des Ortes und geht auf die Zeit der Siedlungsgründung zurück. Das heutige Gebäude weist noch einen gotischen Chor auf, der 1720 in einem frühbarocken Kirchenbau und später 1904 in dem neoromanischen heutigen Kirchenbau aufgegangen ist. Hinter der Kirche befindet sich im früheren Kirchhof ein Brunnen von 1912.

Die evangelische Matthäuskirche von 1899 in Sichtachse zur katholischen Kirche gilt als Musterbeispiel des protestantischen Kirchenbaus um 1900. Für evangelische Christen im Osten Sontheims gibt es außerdem die 1988 eingeweihte Kirche im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrum. Die turmlose eklektizistische Sontheimer Methodistenkapelle an der Hofwiesenstraße stammt von 1907.

Deutschordens-Sommerhaus

Das Sommerhaus des Deutschordens wurde 1688 erbaut und war später Verwaltungsgebäude der Zwirnerei Ackermann. Heute wird das Gebäude als Kolpinghaus genutzt. An das einstige Ackermann-Werk erinnern außerdem eine als Apotheke genutzte erhaltene Fabrikhalle, die dem Sommerhaus gegenüberliegende Ackermann-Direktorenvilla und die Angestelltenwohnhäuser Kolpingstr. 14, Kolpingstr. 16 und Kolpingstr. 18.

Auf Ackermann gehen außerdem das Ackermannstift bei der evangelischen Kirche sowie der Umbau einer Kapelle von 1731 auf dem 1559 angelegten Alten Friedhof zum Sontheimer Kriegerdenkmal zurück. In der 1933 umgebauten Kapelle befinden sich neben Namenstafeln eine Plastik Der gute Kamerad (1934) von Ernst Yelin, Stuttgart, sowie ein Kruzifix von 1780 mit Deutschordenswappen. Der umliegende Alte Friedhof an der Staufenbergstraße weist historische Grabmale auf.

Erbhof

Zu den weiteren Kulturdenkmälern in Sontheim zählen der ab 1600 belegte Erbhof, in dem sich später auch das Armenhaus des Ortes befand, das Gemeindebackhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, das katholische Pfarrhaus (1800) auf dem Hochgerichtsareal. Die Staufenbergschule wurde 1902 erbaut.

Der ehemalige Sontheimer Bahnhof wurde im Jahr 1900 fertiggestellt und war Haltepunkt der Bottwartalbahn bis 1976. Die Rahmer-Mühle befindet sich an der Stelle einer im Zweiten Weltkrieg zerstörten historischen Mühle, von der noch Wappensteine am neuen Gebäude sowie historische Steinbrücken am Mühlkanal herrühren. Das Gebäude des Hotels Altes Theater wurde erstmals 1677 erwähnt.

In der Ortsmitte beim Deutschordens-Sommerhaus wurde 1994 der Saureiterbrunnen von Kurt Tassotti installiert, der einen alten Utznamen der Sontheimer aufgreift.

Saureiterbrunnen

Denkmalgeschützte historische Gebäude sind u. a. das barocke Anwaltswohnhaus Hauptstr. 20 (heute Gaststätte) und das Deutschordens-Wohn- und Gerichtshaus Hauptstr. 23 (heute ebenfalls Gaststätte). Im Bereich der Görresstraße 6–10 gibt es eine historische Hofeinfahrt und einen Keller, die noch von einem Gehöft um 1600 stammen. Unter dem Gebäude Görresstraße 9,11 ist ein historischer Weingärtnerkeller.

An dem Gebäude Bundschuhstraße 4 befindet sich eine barocke Hausmadonna aus dem 18. Jahrhundert, in der Hauptstraße ist ein Wegkreuz aus Sandstein von 1750 aufgestellt. Weitere historische Kreuze auf Sontheimer Markung sind ein Wegkreuz in der Wiesenhalde sowie das Wilderers Kreuz, das nahe dem bereits auf Heilbronner Markung liegenden Schweinsbergturm an zwei im 19. Jahrhundert erschossene Wilderer erinnert. Verschiedene Bunkerreste sind Relikte der in den 1930er Jahren erbauten Neckar-Enz-Stellung.

Wilhelmsruhe

Verschiedene Bauwerke erinnern an die Jüdische Gemeinde Sontheim. Die Sontheimer Synagoge befand sich seit 1773 am Deinenbach, wurde 1827 erneuert und 1984 abgerissen. Seit 1989 erinnert ein Gedenkstein an die Synagoge. In den Schozachwiesen ist der 1841 angelegte jüdische Friedhof Sontheim. Die ehemalige jüdische Schule ist ein Haus an der Hauptstraße 25 mit Mansardenwalmdach und Zwerchgiebel sowie großem Torbogen. Das ehemalige israelitische Frauenbad ist an der Hauptstraße 39. Zu den ehemaligen jüdischen Einrichtungen in Sontheim zählen die heutige Alice-Salomon-Schule (Erzieherschule), die 1907 als jüdisches Altersheim Wilhelmsruhe eingeweiht wurde. Wohnhäuser von Sontheimer Juden waren unter anderem das mit Laden im Erdgeschoss und Eckerker versehene Haus Mändle von 1896 beim Rathaus sowie die 1903/04 im barockisierenden Jugendstil erbaute Villa Wolf des Schuhfabrikanten Hermann Wolf.

Sport

Der Verein TSV Sontheim stieg mit der Tischtennis-Herrenmannschaft 1989 aus der Zweiten Bundesliga in die 1. Bundesliga auf, wo er sich bis 1997 hielt.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Friedrich Wilhelm Arnold (* 3. März 1810; † 12. Februar 1864 in Elberfeld), Musiker und Musikverleger
  • Albert Güldenstein (* 3. Januar 1822; † 1891 in Stuttgart), Bildhauer
  • Blasius Kurz (* 3. Februar 1894; † 13. Dezember 1973) Franziskaner und katholischer Bischof.
  • Albert Großhans (* 11. Mai 1907; † 21. November 2005 in Heilbronn), Kommunalpolitiker (SPD), Ehrenbürger von Heilbronn
  • Karl Hehn (* 4. Mai 1940), Politiker (CDU), ehemaliger MdL des Wahlkreises Hohenlohe
  • Peter Günter (* 1960), Richter am Bundesgerichtshof
  • Ferenc Schmidt (* 28. Juli 1963), ehemaliger deutscher Profifußballer

Literatur

  • Sontheim 1188-1988, Sontheimer Offener Kreis, Heilbronn-Sontheim 1988
  • Sontheim. In: Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3. S. 244–262

Weblinks


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