Stanislaw Szmajzner

Stanislaw Szmajzner

Stanislaw Szmajzner (* 13. März 1927 in Pulawy in Polen; † 3. März 1989 in Goiania in Brasilien) war einer von 47 Überlebenden des Vernichtungslagers Sobibór in Polen und am Aufstand von Sobibór beteiligt. Über seine Erlebnisse als 15jähriger in diesem Vernichtungslager verfasste er ein Buch, das 1968 in Brasilien verlegt wurde. Am Film Escape from Sobibor war er an der Ausarbeitung des Drehbuchs mit Thomas Blatt, einem Überlebenden des Vernichtungslager beteiligt.

Szmajzner kam am 12. Mai 1942 mit einem Häftlingstransport aus Oppeln ins Vernichtungslager. Dort wurde er nicht in die Gaskammer geschickt, weil er angab, dass er Goldschmied sei. Er hatte sogar sein Handwerkszeug auf dem Transport mitgenommen. Er fertigte im Auftrag von Gustav Wagner für die SS-Mannschaft Goldarbeiten an, die aus geraubtem Gold oder aus Zahngold der ermordeten Häftlinge stammten. Die Aufträge umfassten Ringe mit SS-Runen und Knaufe für die Peitschen, mit denen sie die Häftlinge schlugen. Später wurde er, als Franz Stangl das Lager als Kommandant übernahm, Vorarbeiter der Wartungsmonteure im Lager.[1] Er hatte deshalb Zugang in alle Lager, außer ins Lager III. Er sagte als Zeuge im Prozess gegen Stangl aus, dass er einen goldenen Knauf für eine leichte Reitpeitsche mit seinem Monogramm herstellen musste.

Der 15jährige Szmajzmer schloss sich dem Untergrundkomitee im Lager an und beteiligte sich am Aufstand von Sobibór am 14. Oktober 1943. Er weihte vier Personen in die Pläne ein, darunter seinen Bruder und seinen Neffen Nojech. Im Aufstand hatte er die Aufgabe aus der Waffenkammer drei Gewehre zu entwenden, mit denen sich die sowjetischen Kriegsgefangenen bewaffnen sollten. Es überlistete unter dem Vorwand einer Reparatur einen Trawniki-Mann der ukrainischen Wachmannschaft und brachte Gewehre zu Alexander Petscherski, dem militärischen Führer des Aufstands.[2]

Von 600 Häftlingen gelang ihm und weiteren etwa 200 Häftlingen die Flucht aus dem Lager bis zum naheliegenden Waldrand.[3] Er gehörte der Gruppe von Petscherski an, die aus 57 Personen bestand. Um nicht entdeckt zu werden, teilten sich die Geflohenen in kleinere Gruppen auf und gingen unterschiedliche Wege. Petscherski ging in einer Gruppe von insgesamt acht Häftlingen über den Bug, um Anschluss an Partisanen auf dem anderen Ufer zu finden. Die Gruppe von Szmajzner wartete auf die Rückkehr von Petschersky und als dieser nicht zurückkam, teilten sie sich weiter in kleinere Gruppen auf und suchten eigene Fluchtwege.[4] Die weitere Flucht von Szmajzner in die Freiheit ist nicht dokumentiert.

1947 emigrierte er nach Brasilien, wo er im Mai 1978 Gustav Wagner in einer Polizeistation von São Paulo identifizierte.

Werk

  • Sobibor – Inferno em Sibibor. A tragédia de um adolescente judeu. Rio de Janeiro/Brasilien 1968

Literatur

Einzelnachweise

  1. Schlevis: Vernichtungslager Sobibór. S. 95 (siehe Literatur)
  2. Schelvis: Vernichtungslager Sobibór. S. 184
  3. Schlevis: Vernichtungslager Sobibór. S. 197
  4. Schelvis: Vernichtungslager Sobibór. S. 212 ff

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sobibor (Film) — Filmdaten Deutscher Titel Sobibor Originaltitel Escape from Sobibor Produk …   Deutsch Wikipedia

  • Escape from Sobibor — Infobox Film name = Escape from Sobibor image size = 200px caption = Escape from Sobibor poster director = Jack Gold producer = Dennis E. Doty writer = Thomas Blatt Richard Rashke Reginald Rose Stanislaw Szmajzner narrator = Howard K. Smith… …   Wikipedia

  • Aufstand von Sobibór — Der Aufstand von Sobibór von etwa 600 Häftlingen fand am 14. Oktober 1943 im deutschen Vernichtungslager Sobibór im besetzten Polen statt. Es war der zweite, zum Teil erfolgreiche Aufstand der jüdischen Gefangenen gegen die SS in einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Vernichtungslager Sobibor — Schild des Bahnhofes (der Rampe) an dem die Häftlingstransporte in Sobibór ankamen (Foto von 2007) …   Deutsch Wikipedia

  • Sobibor extermination camp — Sobibor redirects here. For the nearby town, see Sobibór. Sobibor Extermination camp Nazi extermination camps in occupied Poland (marked with black and white skulls) …   Wikipedia

  • Thomas Blatt — in den 1940ern Thomas „Toivi“ Blatt (* 15. April 1927 in Izbica in Polen) ist ein US amerikanischer Buchautor und Überlebender des Aufstandes im Vernichtungslager Sobibór. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Wagner (SS-Mitglied) — Gustav (Franz[1]) Wagner (* 18. Juli 1911 in Wien; † 3. Oktober 1980 in São Paulo (Suizid)) war ein österreichischer SS Oberscharführer sowie im Rahmen der Aktion Reinhardt stellvertretender Kommandant im Vernichtungslager Sobibor.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt Bolender — (* 21. Mai 1913 in Duisburg; † 10. Oktober 1966 in Hagen) war ein deutscher SS Oberscharführer und an der „Aktion T4“ und der „Aktion Reinhardt“ sowie am Aufstand von Sobibór beteiligt. Vor dem Landgericht Hagen wurde er wegen seiner Verbrechen… …   Deutsch Wikipedia

  • Sobibor-Prozess — Der Sobibor Prozess Mitte der 1960er Jahre war ein Prozess gegen 12 ehemalige SS Angehörige des Vernichtungslagers Sobibor vor dem Landgericht Hagen. Ihm voran gingen zwei Sobibor Prozesse, die 1950 in Berlin und Frankfurt am Main geführt wurden …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Stangl — Naissance 26 mars 1908 Altmünster, (Autriche) Décès 28 juin 1971 (à 63 ans) Düsseldorf, (Allemagne Origine Autriche Allégeance NSDAP Arme SS Grade …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”