Stephan von Kolin

Stephan von Kolin

Stephan von Kolin (tschechisch Štěpán z Kolína, auch Štěpán Kolínský; lateinisch Stephanus de Colonia, auch Stephanus Colinensis; * um 1360 in Kolín; † 1406) war ein böhmischer Reformtheologe und 1397/98 Rektor der Karlsuniversität. Bekannt wurde er auch durch seine Predigertätigkeit an der Prager Bethlehemskapelle und als Verfasser zahlreicher lateinischer theologischer Schriften.

Leben

Stephan, der aus dem ostböhmischen Kolín stammte, ist für das Jahr 1383 als Magister der freien Künste an der Karlsuniversität belegt. 1392 wurde er zum Dekan der Artistenfakultät gewählt und 1396 erwarb er den akademischen Grad eines Baccalaureus der Theologie. Im selben Jahr wurde er Prediger an der Bethlehemskapelle. In einer bereits 1395 gehaltenen Predigt mit dem Titel „Induite novum hominem“ verlangte er von den Priestern u. a. einen heiligmäßigen Lebenswandel. 1397/98 bekleidete er das Amt des Rektors der Karlsuniversität. 1402 übergab er das Predigeramt an der Bethlemenskapelle an seinen Schüler Jan Hus. Erst 1403 legte er die Magisterprüfung in Theologie ab.

Obwohl er ein Anhänger des englischen Reformers John Wyclif war, bekannte er sich weiterhin zu der katholischen Lehre von der Transsubstantiation. In dieser Hinsicht beeinflusste er wahrscheinlich auch seinen Schüler Jan Hus, der Wyclifs Remanzlehre ebenfalls nicht angenommen hatte.

In seiner umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit verfasste Stephan mehrere theologische Schriften und Predigtsammlungen, die sich um Reformen bemühen und seine umfassende Bildung belegen. Die größte Bekanntheit erreichte sein Traktat „Confessionale“ über die Beichte. Es ist in mehreren Handschriften erhalten, die bald auch ins Deutsche übersetzt wurden.

Werke (Auswahl)

  • Confessionale (Traktat über die Beichte)
  • Homo quidam fecit magnam cenam (Synodalpredigt aus dem Jahre 1403)
  • Lectura sper Yzaiam prophetam (Prophezeiung des Jesaja)
  • Planctus cleri (zugeschrieben)
  • De plurabilitate beneficiorum (zugeschrieben)

Literatur

  • Jana Nechutová: Die lateinische Literatur des Mittelalters in Böhmen. Böhlau Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-412-20070-1, S. 252, 267, 281 und 283f.
  • Jana Nechutová: Reform- und Bußprediger von Waldhauser bis Hus. In: Winfried Eberhard: Kirchliche Reformimpulse des 14./15. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa. Böhlau, Köln, Weimar 2006, ISBN 3-412-26105-X, S. 240 und 242.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kolín — Kolín …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes von Hohenmauth — (auch Johann von Mauth; Johann von Muta; tschechisch Jan z Mýta, Jan z Vysokého Mýta; lateinisch Johannes de Mutha; Johannes de Muta; Johannes de Altamuta; Johannes de Alta Muta; * in Hohenmauth; † um 1402) war ein bedeutender tschechischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaus von Rakonitz — (tschechisch Mikuláš Rakovník, auch Mikuláš z Rakovníka; lateinisch Nicolaus de Rakovnik; * um 1350; † 1390) war ein böhmischer Theologe und 1379/80 Rektor der Prager Karlsuniversität. Zudem verfasste er mehrere theologische Schriften in… …   Deutsch Wikipedia

  • Oberösterreichisches Infanterie-Regiment "Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein" Nr. 14 — Das Oberösterreichische Infanterie Regiment Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14 (volkstümlich auch „die Hessen“ oder „Hessenregiment“ genannt[1]) war ein 1733 als Infanterieregiment Graf Salm gegründetes Regiment der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserliches Dragonerregiment D X von 1682/3 — Der Regimentsinhaber, Feldmarschall Sachsen Coburg Saalfeld Das Regiment war ein Kavallerieverband, der 1683 als Herbeville Dragoner für die kaiserlich habsburgische Armee errichtet wurde. Das Regiment wechselte mehrfach den Namen und hieß… …   Deutsch Wikipedia

  • Husaren-Regiment „Graf von Hadik“ Nr. 3 — Der Namensgeber, Graf von Hadik Der Verband war 1702 als Forgách Husaren für die kaiserlich habsburgische Armee errichtet worden. Aus diesem entwickelte sich im Laufe der Zeit bis hin zur Gemeinsamen Armee innerhalb der Österreichisch Ungarischen …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserliches Dragonerregiment D VI von 1758/1 — Der Namensgeber des Regiments, Erzherzog Franz Ferdinand K.H. Das Regiment war ein Kavallerieverband, der 1758 als Dragoner Regiment Jung Löwenstein für die kaiserlich habsburgische Armee errichtet wurde. Aus diesem entwickelte sich im Laufe der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Dürnkrut — 48.48151316.8773187Koordinaten: 48° 28′ 53″ N, 16° 52′ 38″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen — 48.48151316.8773187Koordinaten: 48° 28′ 53″ N, 16° 52′ 38″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Esterházy von Galántha — (spr. ésterhāsi), eins der mächtigsten und reichsten Adelsgeschlechter Ungarns. 1238 teilten sich die Söhne des Salomon von Estoras in den väterlichen Besitz, und von ihnen stammen die beiden Linien Zerház und Illesházy ab, welch letztere 1838… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”