- Stig Andersen Hvide d. Ä.
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Stig Andersen Hvide der Ältere (* vor 1275; † 1293) war ein bedeutender dänischer Marschall im 13. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine Eltern sind nicht bekannt. In erster Ehe war er mit Ossa Nielsdatter, in zweiter Ehe mit Ingeborg Pallesdatter und in dritter Ehe mit einer Tochter des Drosten Uffe Nielsen verheiratet. Er selbst scheint nicht dem Hvide-Geschlecht angehört zu haben. Vielmehr entstammten seine ersten beiden Ehefrauen diesem Geschlecht, und wahrscheinlich ist dies der Grund, warum ihn die Überlieferung diesem Geschlecht zugerechnet hat.[1]
Die Quellen über sein Leben sind ausgesprochen dürftig. 1272 bürgte er für ein Darlehen Erik Klippings in Lübeck. Sicher ist, dass er 1275 ein Heer König Erik Klippings auf ihrem Zug nach Schweden zur Unterstützung der Söhne Birger Jarls Magnus und Erik gegen ihren Bruder König Waldemar befehligte. In der Schlacht bei Hova wurde Waldemar vom vereinigten Heer der Dänen und der Brüder Waldemars besiegt.
1276 verweigerte er am Dänischen Hof die Huldigung an den zum Nachfolger des Königs bestimmten Erik Menved, obgleich der übrige Adel dieser Designation zustimmte.[2] Aus den wenigen Überlieferungen geht hervor, dass er sich der Adelspartei angeschlossen hatte, die sich eine Begrenzung der Königsmacht zum Ziel gesetzt hatte. Diese Partei trotzte 1282 dem König einen umfangreiche Verbriefung von Freiheiten ab, die erste Handfeste in der dänischen Geschichte. Einige Adlige forderten und erhielten größere Lehen, unter anderen Herzog Waldemar Eriksson in Nordjütland. Als der Herzog auch Anspruch auf königkliche Krongüter erhob, kam es zum Konflikt, in dem der Herzog unterlag. Man nimmt an, dass dies der Hintergrund für die Ermordung Erik Klippings am 22. November 1286 war.[3] Obgleich die Täter nicht identifiziert wurden, waren die Zeitgenossen von einem politischen Mord einer Adelsverschwörung überzeugt. Im Namen des Königs Erik Menved wurde anlässlich einer Adelsversammlung 1287 ein Ausschuss von 36 Adligen gebildet, die mit einer Mehrheit von 27 Stimmen neun Männer, unter anderem Stig Andersen Hvide, zum Tode verurteilten und deren Vermögen für verfallen erklärten. Die heutige Forschung geht davon aus, dass die Verurteilten unschuldig waren und es sich um eine politisch motivierte Verurteilung handelte. Die mittelalterlichen Chroniken, auf die sich Arild Huitfeldt bei seiner These, Stig Andersen sei der Haupttäter gewesen, stützte, hatten keine sicheren Kenntnisse über den Königsmord. Die Verurteilten waren inzwischen nach Norwegen zu König Erik II. geflohen. Erst jetzt tritt in den Quellen Stig Andersen Hvide als Anführer der Friedlosen deutlich hervor. Er muss trotz der Verurteilung auch in Dänemark noch reich und mächtig gewesen sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er von Norwegen aus noch seine Besitzungen in Dänemark weiter verwalten konnte.[4]
Mit norwegischer Unterstützung griff er mehrmals Dänemark an. Sein Ziel war die Rückerlangung seiner Güter, was ihm zu Lebzeiten verwehrt blieb. Erst nach seinem Tode erhielt die Witwe 1309 die Güter mit Auflage zurück, sie unverzüglich zu verkaufen und Dänemark nicht mehr zu betreten.[5] Die ersten Opfer waren Middelfart und Hindsholm. 1288 zog er nach Jütland.[6] 1289 folgte ein Kriegszug König Eriks von Norwegen in den Öresund, dem Helsingör zum Opfer fiel. Die Flotte des Königs legte sich vor Kopenhagen. Stig Andersen Hvide griff währenddessen Samsø an und nahm die dortige Festung ein. Er zog weiter nach Slagelse, wo er die Burg Taarnborg einnahm und Skælskør niederbrannte. Auch Nykøbing Falster suchte er heim. Zusammen mit dem König plünderte er sie südlichen dänischen Inseln.
1290 errichtete er auf der Insel Hjelm im Kattegat eine Festung. Zusammen mit dem ebenfalls für friedlos erklärten Graf jakob, der die Festung Hunehals in Nord-Halland errichtete, kontrollierte er die Durchfahrt durch das Kattegat. Diese Festungen waren für die Friedlosen die Ausgangspunkte für ihren Krieg gegen Dänemark. Er setzte seinen Krieg gegen Dänemark bis zu seinem Tode fort.[7] Es gelang ihm, auf einem seiner Kriegszüge in Jütland königliche Münzmeister zu fangen und nach Hjelm zu bringen. Dort zwang er sie, königlich-dänische Münzen zu prägen, die einen wesentlich geringeren Silbergehalt haben. Diese Fälschungen sind so gut, dass sie nur mit einer Materialanalyse identifiziert werden können. Diese Münzen verteilte er an seine Anhänger in Dänemark, die sie in Umlauf brachten. in Hjelm wurden auch andere Münzen geprägt, die sich deutlich von den offiziellen Münzen in Dänemark unterscheiden. Daher wird auch vermutet, dass die in Hjelm geprägten Münzen echte Münzen zu Gunsten des Herzogs Waldemar bei seinem Kampf um den dänischen Thron gehandelt habe.[8]
Literarische Gestalt
So dürftig die historischen Quellen über Stig Andersen Hvide sind, so reichhaltig ist die spätere legendarische Literatur über ihn. Hier wird er als der Königsmörder stilisiert, weil der König seine Frau vergewaltigt habe, als Stig auf dem Feldzug nach Schweden war. Die zeitgenössische Dichtung bezeichnet weder ihn noch einen anderen namentlich als Mörder des Königs. Diese Zuschreibung geschieht erst in der späteren Dichtung. Ein Gedicht über die Hochzeit König Erik Menveds berichtet von zwei Töchtern Stig Andersens. Historisch ist nur eine Tochter, die mit 12 Jahren bereits starb. Nach einem päpstlichen Dispensschreiben war sie vorher mit einem Mann namens Johannes Esre verlobt worden.
Diese Volksdichtung ist die größte Sammlung alter Gedichte über dieselbe historische Begebenheit. Es handelt sich um zehn Gedichte, die Anders Sørensen Vedel im Hundredvisebogen (1591) aufgezeichnet hat und die auch in anderen Adelshandschriften und Gedichtbänden aus der Mitte des 16. Jahrhunderts gesammelt sind. Sie wurden von Svend Grundtvig in Danmarks gamle Folkeviser, Bd. 3 (1858-1863) als Nr. 145 veröffentlicht. Er versah die einzelnen Fassungen mit den Buchstaben A–K. Er meinte, dass die Langfassung A die ursprüngliche sei, aus der sich die anderen bedient hätten. Die spätere Forschung kam dagegen zu dem Schluss, dass sie eine Zusammenfassung der übrigen Fassungen sei. die Versionen F und G gelten als die ältesten. Sie ergreifen Partei für den König und den größten Teil der damaligen Bevölkerung gegen seine Mörder. Aber es ist zweifelhaft, ob sie schon in der Zeit des Prozesses 1287 entstanden sind. Die Versionen C, D und E sind Unterhaltungsgedichte, die die Verführung Ingeborgs, der Frau Stig Andersens, und des Marschalls Rache zum Gegenstand haben. Die Versionen H und I erzählen von den Wahrträumen Stig Andersens, dass er ins Exil gehen müsse. Die kurze K-Version berichtet über die Verschworenen.[9]
Anmerkungen
Der Artikel ist im Wesentlichen Olrik im Salmonsens konversationsleksikon als neuerer Literatur entnommen. Anderweitige Informationen sind gesondert ausgewiesen.
- ↑ Kai Hørby.
- ↑ Überliefert im als zuverlässige Quelle geltenden Lundeårbok.
- ↑ Kr. Erslev: Artikel „Erik Klipping“ in Salmonsens konversationsleksikon S. 416.
- ↑ Zu vorigen Abschnitt Kai Hørby.
- ↑ Steenstrup S. 197/198.
- ↑ Steenstrup S. 196.
- ↑ Steenstrup S. 197.
- ↑ Svein H. Gullbekk: Pengevesenets Fremvekst og Fall i Norge i middelalderen. Kopenhagen 2009. S. 59 f. und S. 103 Fn. 23 mit weiteren Nachweisen und Jørgen Sømod: Eksilregeringen på Hjelm slog ikke falske mønter.
- ↑ Zu diesem Absatz Artikel „Marsk Stig-viserne“ in: Den store Danske.
Literatur
- Kai Hørby: Artikel „Hvide, Stig Andersen“ in: Dansk biografisk leksikon. Bd. 7. Kopenhagen 19803.
- J. Olrik: Artikel „Hvide, Stig Andersen“ in: Salmonsens konversationsleksikon Bd. 12. Kopenhagen 1922. S. 6–7.
- Johannes C. H. R. Steenstrup: Artikel „Hvide, Stig Andersen“ in: Dansk biografisk leksikon Bd. VIII. Kopenhagen 1894. S. 196–198.
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