Südafrikanische Botschaft in Berlin

Südafrikanische Botschaft in Berlin
Südafrikanische Botschaft in Berlin

Die Südafrikanische Botschaft im Botschaftsviertel des Berliner Stadtteils Tiergarten wurde von 2002 bis 2003 als Hauptsitz der diplomatischen Vertretung Südafrikas in Deutschland errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Lage, Bau und Architektur

Lage der Botschaft

Die Botschaft befindet sich in der Tiergartenstraße 18 am südlichen Rand des Tiergartens, zwischen Hildebrandstraße und Stauffenbergstraße. In diesem Block befinden sich derzeit vier Gebäude. Direkter Nachbar der Südafrikanischen Botschaft ist östlich – von der Tiergartenstraße aus gesehen links – die Indische Botschaft (Nr. 16–17). Das westliche Nachbargrundstück – von der Tiergartenstraße aus gesehen rechts – ist für den Neubau der Türkischen Botschaft vorgesehen, aber derzeit unbebaut. Gegenüber der Südafrikanischen Botschaft befindet sich auf der anderen Straßenseite – in der Sichtachse des Gebäudeinnenhofs – das Richard-Wagner-Denkmal.

Das knapp 2600  große Grundstück der Südafrikanischen Botschaft ist etwa 35 m breit, knapp 75 m tief und zur Straße leicht schief ausgerichtet.[1] Vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges befand sich auf dem Grundstück unter anderem mit der Hausnummer 18b die Ägyptische Gesandtschaft.[2] Das Nachbargrundstück mit der damaligen Nummer 17a war Im Besitz Südafrikas und beherbergte in einer neoklassizistischen Villa die Gesandtschaft der Union von Südafrika. Nachdem Südafrika in den 1930er Jahren das östliche Nachbargrundstück erwarb, konnte diese Villa erweitert werden. Die Gesandtschafts-Villa wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Ruine 1951 gesprengt und das Grundstück geräumt. Ab 1954 residierte die südafrikanische Botschaft in Bad Godesberg. Die brachliegenden Grundstücke Tiergartenstraße 17a–18 blieben auch nach der Teilung Berlins im Besitz Südafrikas, und waren bis 1996 für einen symbolischen Geldbetrag an das Land Berlin verpachtet, das hier den Grünzug des Tiergartens erweitern wollte. 1997 fiel die Entscheidung, auf dem nun zur Nummer 18 zusammengelegten Grundstück einen Botschaftsneubau zu errichten.[3]

Am 14. November 2003 wurde die Südafrikanische Botschaft in Anwesenheit der damaligen Außenminister von Deutschland und Südafrika – Joschka Fischer und Nkosazana Dlamini-Zuma – feierlich eröffnet. Erster südafrikanischer Botschafter, der den Neubau beziehen konnte, war Sibusiso Bengu. Die Baukosten betrugen 9,5 Mio. Euro.[4], was im Vergleich zu anderen Botschaftsneubauten der 1990er Jahre günstig erscheint. Jedoch enthalten die Baukosten aufgrund des Vorbesitzes nicht den Wert des Grundstücks, was den Vergleich relativiert. Die Südafrikanische Botschaft in Berlin war der erste Botschaftsneubau Südafrikas seit dem endgültigen Ende des Apartheidregimes 1994 und sollte so in besonderer Weise das „neue, demokratische Südafrika“ repräsentieren.[5]

Detail der Fassadengestaltung mit Lamellen

Der Bebauungsplan schreibt für das Gebiet eine Bebauung mit freistehenden Stadtvillen vor, die mindestens 10 m voneinander entfernt und maximal 16 m hoch sein dürfen. Der Entwurf des Architekturbüros mma architects (Mphethi Moroje, Luyanda Mpahlwa, Alun Samuels, Gandhi Maseko, Johannesburg/Kapstadt/Berlin) für die Botschaft als Solitär geht bis an die Grenzen dieser Vorgaben, indem der Gebäudegrundriss 24×52 m misst. Der Grundriss setzt sich aus zwei L-förmigen Gebäuderiegeln zusammen, deren kürzerer Schenkel parallel zur Grundstücksfront ausgerichtet ist. Die Gebäuderiegel bilden nach außen ein Rechteck und umschließen nach innen ein Atrium. Der östliche Gebäudeteil kragt aus der Vorderfront hervor und bildet so eine gestaffelte Fassade, die der zum Grundstück leicht schiefen Tiergartenstraße folgt. Auch die Gebäudehöhe von 16 m entspricht der Maximalhöhe, gegliedert in Untergeschoss, Erdgeschoss und drei Obergeschosse.[5] Die Fassade ist im Vergleich zur benachbarten Indischen Botschaft eher zurückhaltend gestaltet: der Sockel ist mit schwarzem Hartgestein aus Simbabwe verkleidet, die Obergeschosse besitzen teils eine Glasfassade und teils eine Verkleidung aus gelblichem „Golden Dawn“-Sandstein[6] aus Naboomspruit in der südafrikanischen Provinz Limpopo. Die Sandsteinflächen werden durch horizontale Aluminium-Bänder gegliedert, die aus der Fassade hervorstehen und so auch Sonnenschutzfunktion haben. Verputzte Flächen im Inneren und Äußeren der Botschaft sind mit der traditionellen Litema-Technik gestaltet.[7]

Literatur

  • Katharina Fleischmann: Botschaften mit Botschaften – von Raumbildern und einer neuen Länderkunde. BIS-Verlag, Oldenburg 2008, ISBN 978-3-8142-2108-3, urn:nbn:de:gbv:715-oops-9533. (Band 24 der Reihe Wahrnehmungsgeographische Studien, zugleich Dissertationsschrift an der FU Berlin 2005. Fokus der Untersuchung sind die Südafrikanische und die Indische Botschaft in Berlin)
  • Bernd Hettlage: Botschaft der Republik Südafrika Berlin. Stadtwandel-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-937123-07-5. (Band 49 der Reihe Die neuen Architekturführer, dazu Verlagswebsite mit weiteren Angaben)
  • Dagmar Hoetzel: Botschaft Südafrika. Berlin. In: „Bauwelt“, Jg. 94, Nr. 47 (12. Dezember 2003), ISSN 0005-6855, S. 2.
  • Susanne Kreykenbohm: Offen transparent – Südafrikas Botschaft in Berlin. In: „Deutsche BauZeitschrift“, Jg. 51, Nr. 11 (November 2003), ISSN 0011-4782, S. 24.
  • Kulturaustausch – Südafrikanische Botschaft in Berlin. In: „AIT – Architektur, Innenarchitektur, Technischer Ausbau“, ISSN 0173-8046, Jahrgang 111 (2003), Heft-Nr. 12, S. 86–91.
  • Jürgen Tietz: Republik Südafrika. In: Kerstin Englert, Jürgen Tietz (Hrsg.): „Botschaften in Berlin“, 2. Auflage. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-7861-2494-9, S. 194–195.

Weblinks

 Commons: South African Embassy, Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten rund um die Botschaft auf der Website des Standtwandel-Verlags.
  2. Berliner Adressbuch 1936, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1936, Teil IV. (Straßenverzeichnis), S. 866.
  3. Katharina Fleischmann: Botschaften mit Botschaften. BIS-Verlag, Oldenburg 2008, S. 182.
  4. Südafrikanische Botschaft feierlich eröffnet. In: „Die Welt“ vom 15. November 2003.
  5. a b Katharina Fleischmann: Botschaften mit Botschaften. BIS-Verlag, Oldenburg 2008, S. 183.
  6. Handelsbezeichnung Naboomspruit Golden Dawn, ein fahlgelber, feinkörniger Sandstein, der seit 1990 bei der Farm Buffelskloof westlich Naboomspruit abgebaut wird. W.R. Oosterhuis (Hrsg.): Stone in Southern Africa. Unesco, Paris 1999, ISBN 9231036203. (Bei Fleischmann wird der Sandstein fälschlich als Sunrise bezeichnet.)
  7. Katharina Fleischmann: Botschaften mit Botschaften. BIS-Verlag, Oldenburg 2008, S. 226.
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