Christian Wurm

Christian Wurm

Christian Heinrich Clemens Wurm (* 22. September 1771 in Ansbach; † 12. Januar 1835 in München), Königlich Bayerischer Polizeidirektor, war von 1806 bis 1818 "Polizeikommissär" der Stadt Nürnberg und in dieser Funktion seit 1808 praktisch Oberhaupt der am 15. September 1806 ins Königreich Bayern eingegliederten Stadt.

Wurm stammte aus einer fränkischen Beamtenfamilie und studierte ab 1789 in Erlangen Jura. Als Erster Assessor der preußischen Polizeikommission in Fürth machte er in den Jahren 1800 bis 1802 durch seine harte Amtsführung auf sich aufmerksam. Obwohl er deswegen 1805 seines Amtes enthoben worden war, übernahm man ihn in den bayerischen Beamtendienst und machte ihn 1806 zum Polizeidirektor in Fürth. Unmittelbar nach der Übergabe Nürnbergs an Bayern übertrug ihm der bayerische Militärgouverneur für Franken, General Graf Friedrich Karl von Thürheim, die Polizeidirektion Nürnberg und die schwierige Aufgabe, das rebellische Nürnberg ins Königreich Bayern einzugliedern. Dabei stand vor allem auch im Mittelpunkt, die hohen Schulden der ehemaligen Freien Reichsstadt zu tilgen. Wurm war damit der Hauptverantwortliche dafür, dass zu diesem Zwecke eine Fülle wertvoller Kunstwerke aus Nürnberg nach München geschafft wurden.

Als Repräsentant der neuen Regierung wurde er bei Unruhen im Jahre 1809 von den Nürnbergern inhaftiert, erhielt aber nach seiner Freilassung wieder die Polizeigewalt in der Stadt. Er reorganisierte das Polizeiwesen der Stadt. Für viele Willkürakte und Gewalttätigkeiten der Polizei in dieser Zeit sahen die Nürnberger Wurm als Urheber an. Als "Polizeikommissärs" war er quasi auch das Stadtoberhaupt und fungierte wie ein Bürgermeister, da es eine Zivilverwaltung nicht gab. Die alte Nürnberger Patrizierfamilien verweigerten konsequent eine Zusammenarbeit mit ihm, doch konnte Wurm im Bildungs- und Wirtschaftsbürgerum Unterstützung finden. In der Funktion als Stadtoberhaupt versuchte er auch, das Stadtbild nach damals als modern geltenden Vorstellungen zu gestalten, wobei ihm aber die beabsichtigte Schleifung der als hinderlich und unschön geltenden Stadtbefestigungen und Wehranlagen nicht gelang. In der Hungerkrise 1816/18 erwarb er sich große Verdienste um die Versorgung Nürnbergs.

Als in Nürnberg wie im übrigen Bayern im Jahre 1818 aufgrund des königlichen Gemeindeedikts eine Zivilverwaltung eingerichtet wurde, benötigte man die Dienste Christian Wurms nicht mehr. Wurm wollte zwar noch das neu eingerichtet Amt eines "Stadtkommissars" erhalten, das zur Kontrolle des Nürnberger Magistrats eingerichtet wurde. Man bot ihm aber nur eine Versetzung nach Regensburg an, was er ablehnte. Er übersiedelte nach München, wo er noch 17 Jahre bis zu seinem Tod lebte.

Siehe auch: Geschichte der Stadt Nürnberg

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wurm — steht für: Wurm bzw. Würmer als Angehörige verschiedener wirbelloser Tiergruppen speziell den Erreger einer Wurmerkrankung Wurm oder Vermis, einen Teil des Kleinhirns Wurm (Fluss), einen Fluss in der Region Aachen in Nordrhein Westfalen,… …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Friedrich Wurm — (* 3. April 1803 in Blaubeuren; † 2. Februar 1859 in Reinbek) war ein deutscher Gymnasialprofessor, Historiker, Autor und liberaler Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Frühe Jahre 2 Vormärz 3 Revolution 1848/ …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Mergenthaler — als Abgeordneter der NSFP im Reichstag 1924 Christian Julius Mergenthaler (* 8. November 1884 in Waiblingen; † 11. September 1980 in Bad Dürrheim), war ein nationalsozialistischer Politiker, Mitglied des württembergischen Landtags …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Becker — Born 1972 Krefeld, West Germany Occupation Producer Years active …   Wikipedia

  • Wurm [4] — Wurm, 1) Johann Friedrich, geb. 19. Jan. 1760 in Nörtingen, studirte 1778–83 in Tübingen Theologie, wurde 1788 Lehrer in Nörtingen, dann Pfarrer, 1800 Professor am Theologischen Seminar zu Blaubeuern u. 1807 am oberen Gymnasium zu Stuttgart; 1824 …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wurm [1] — Wurm, Johann Friedrich, geb. 1760 zu Nürtingen, 1807–24 Professor der Mathematik am Gymnasium zu Stuttgart, gest. 1833, ausgezeichneter Mathematiker und Astronom. Sein Sohn Christian Friedrich, geb. 1803, seit 1833 Professor am akadem. Gymnasium… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Wurm — Sich winden (krümmen) wie ein Wurm: sich hilflos sträuben, unterwürfig sich fügen; etwas nicht zugeben wollen, mit der Sprache nicht herauswollen.{{ppd}}    Der geläufige redensartliche Vergleich ist schon dem Mittelhochdeutschen bekannt. Um 1300 …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Christian Johann Heinrich Heine — Heinrich Heine, 1831, Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim Heinrich Heines Unterschrift Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezembe …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Friedrich Wurm — (* 19. Januar 1760 in Nürtingen; † am 23. April 1833 in Stuttgart) war ein deutscher Lehrer und Astronom. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Söhne 2 Astronomie …   Deutsch Wikipedia

  • Olaf Wurm — Ole Worm, nach einem Gemälde von Carl van Mandern Olaus Wormius, latinisiert für Olaf Wurm (* 13. Mai 1588; † 31. August 1654), war der Reichs Antiquar von Dänemark und gilt als einer der Begründer der skandinavischen Archäologie. Er war der Sohn …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”