Tante Daniele

Tante Daniele
Filmdaten
Deutscher Titel Tante Daniele
Originaltitel Tatie Danielle
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1990
Länge 111 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Etienne Chatiliez
Drehbuch Florence Quentin,
Etienne Chatiliez
Produktion Charles Gassot
Musik Gabriel Yared,
Gérard Kawczynski
Kamera Philippe Welt
Schnitt Catherine Renault
Besetzung
  • Tsilla Chelton: Danielle Billard
  • Isabelle Nanty: Sandrine Vonnier
  • Neige Dolsky: Odile Dombasle
  • Catherine Jacob: Catherine Billard
  • Éric Prat: Jean-Pierre Billard
  • Laurence Février : Jeanne Billard

Tante Daniele (Originaltitel: Tatie Danielle) ist eine französische Filmkomödie von Etienne Chatiliez aus dem Jahr 1989/90 mit Tsilla Chelton in der Titelrolle.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Tante Danielle erzählt die Geschichte einer boshaften alten Frau, die ihren Lebensgenuss daraus zieht, ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle zu machen - bis sie an eine junge Altenpflegerin gerät, die ihr gewachsen ist und zu der sie eine echte Freundschaft entwickelt.

Die 85-jährige misanthropische Offizierswitwe Daniele Billard bewohnt ein großes Haus in der französischen Provinz. Mit ihr leben dort nur ihre fast ebenso alte Haushälterin Odile und ihr Hund General, ein riesiger Dobermann, der das einzige Lebewesen ist, dem sie so etwas wie Sympathie entgegenbringt. Ihr einziger Vertrauter ist ihr vor Jahrzehnten verstorbener Mann, mit dessen Fotografie sie allabendlich Zwiesprache hält. Im Übrigen besteht die Welt für sie nur aus Trotteln und Schwachköpfen, die man völlig zu Recht immer wieder mit ihrer Unvollkommenheit und Dummheit konfrontiert. Alle Menschen, insbesondere Odile, die Daniele trotz allem bis zur Hörigkeit ergeben ist, dienen ihr nur als willkommene Objekte für ihre Lust am Schikanieren und Demütigen. Als Odile eines Tages bei der Hausarbeit durch einen Sturz ums Leben kommt, beschließt Danieles Großneffe Jean-Pierre Billard, der seine Tante bisher nur von seltenen Besuchen her kennt, sie bei sich und seiner Familie in Paris aufzunehmen. Damit hält das Grauen Einzug in das bis dahin ungetrübte Familienglück der Billards.

Die Familie - bestehend aus Jean-Pierre, seiner altjüngferlicher Schwester Jeanne, seiner Frau Catherine und ihren zwei Söhnen Jean-Christophe (Totoff) und Jean-Marie - ist eine Ansammlung etwas spießiger aber glücklicher Gutmenschen. Da sie keine anderen Verwandten haben, freuen sich zunächst alle über das neue Familienmitglied. Das ändert sich rasch, denn so sehr die Billards sich auch um die Tante bemühen - sie können ihr nichts recht machen. Tante Daniele spielt bald virtuos auf der Klaviatur des schlechten Gewissens und der Ängste der Familienmitglieder. Die Mahlzeiten, die Catherine ihr vorsetzt, bezeichnet sie als ungenießbar, den Familienhund traktiert sie mit Tritten, wann immer sich Gelegenheit dazu bietet, morgens blockiert sie stundenlang das Bad, den kleinen Jean-Christophe lässt sie unbeaufsichtigt im Park zurück, sie beobachtet ihren Neffen und seine Frau heimlich beim Sex und erobert rücksichtslos die Hoheit über Fernseher und Fernbedienung. Schließlich platzt sie in ein Abendessen, das Catherine und Jean-Pierre für einen seiner Geschäftspartner und seine Frau geben und erweckt bei den Gästen den Eindruck, sie sei eine arme, misshandelte Frau, die bei den hartherzigen Billards sogar um Essen und Trinken betteln müsse. Die schlimmsten Demütigungen aber muss die unglücklich liierte Jeanne sich gefallen lassen. So löst der Gedanke, dass sie während der Sommerferien der Familie allein für die Tante sorgen soll, regelrechte Angstzustände bei ihr aus.

Als die Billards erkennen, dass die personifizierte Bosheit in ihr Leben getreten ist, beschließen sie, Jeanne mit in die Ferien zu nehmen und an ihrer Stelle die Altenpflegerin Sandrine zu engagieren. Die junge Frau zieht in die Pariser Wohnung ein, um sich um Tante Daniele zu kümmern. Diese versucht natürlich sofort, auch Sandrine zum Objekt ihrer schikanösen Spielchen zu machen. Unter anderem täuscht sie Inkontinenz vor, damit die Pflegerin täglich das Bett neu beziehen und die Bettlaken waschen muss. Aber die resolute junge Frau durchschaut Tante Daniele und setzt ihr klare Grenzen - eine Erfahrung die Daniele zum ersten Mal in ihrem Leben machen muss. Denn trotz ihres Alters handelt die Tante im Grunde wie ein boshaftes, ungezogenes Kind. Obwohl - oder gerade weil - sie ihren Willen gegen Sandrine nicht durchsetzen kann, fühlt sie zu ersten Mal so etwa wie Sympathie für einen Mitmenschen. Sie spürt, dass die unsentimentale Sandrine, die sich von anderen Menschen nichts gefallen lässt, ihr in gewisser Weise ähnlich ist - und sie in ihrer Eigenart ernster nimmt als ihre wohlmeinenden Verwandten.

Die junge und die alte Frau freunden sich schließlich an. Als aber Sandrine eine Nacht mit einem Freund verbringen will, reagiert Daniele mit einem eifersüchtigen Tobsuchtsanfall. Sie feuert Sandrine und lässt ihre Zerstörungswut an der Wohnung der Billards aus. Sie legt einen Brand und erweckt bei ihren Rettern von Polizei und Feuerwehr den Eindruck, ihre Familie habe sie während der Ferien mutterseelenallein in Paris zurückgelassen, nur mit einigen Dosen Hundefutter als Proviant ausgestattet. Bei ihrer Rückkehr aus dem Urlaub werden die Billards vorübergehend verhaftet und haben alle Mühe, das in den Medien entstandene Bild einer Monsterfamilie zu korrigieren. Nach diesem Exzess muss Tante Daniele nun doch ins Altersheim ziehen. Dort aber geht sie gleich wieder ihren gewohnten Vergnügungen nach, indem sie das Personal und ihre Mitbewohner tyrannisiert. Eines Tages aber verschwindet sie spurlos aus dem Heim. Offenbar hat eine Freundin sie abgeholt.

Kritik

Die Filmkritik reagierte überwiegend positiv auf die politisch höchst unkorrekte Komödie, die ihren Witz vor allem aus der Situationskomik bezieht.
So urteilte etwa der Kritiker von cinema.de

„Köstlich. Die Häme einer ganz „neuen“ Alten.“

Cinema[1]

Der Filmkritiker Bernd Hellweg schrieb:

„Tante Daniele wirkt in jeder Minute so überzeugend, dass man sie am liebsten vergiften würde, aber dennoch geht der Zuschauer eine Komplizenschaft mit dem alten Drachen ein (...). Denn je gemeiner Tante Daniele wird, desto größer sind die Lacher. Doch der Film regt auch zum Nachdenken über den Generationskonflikt an sowie über die Beschränkt-, Hohl- und Falschheit der artigen, spießbürgerlichen Familien. Kurz und gut: „Tante Daniele“ ist eine herrlich schräge und liebevolle Hommage an alle Tanten dieser Welt.“

Digital VD[2]

Vereinzelt stieß der Film auch auf Ablehnung, weil er angeblich ein falsches Bild alter Menschen zeichnet. So schreibt das Lexikon des Internationalen Films:

„Eine bissige Komödie ohne Mitgefühl, die vermeintlich witzige Rundumschläge verteilt und dabei Vorurteile schürt und untermauert. Ein zwar glänzend besetzter, aber ärgerlicher Film.“

Lexikon des internationalen Films [3]

Auszeichnungen

Tante Daniele wurde 1991 in drei Kategorien für den französische Filmpreis César nominiert:

  • für die beste Hauptdarstellerin: Tsilla Chelton
  • für die beste Nebendarstellerin: Catherine Jacob
  • für die beste Nachwuchsdarstellerin: Isabelle Nanty

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cinema
  2. Digital VD
  3. Lexikon des internationalen Films, Online-Ausgabe

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Danièle Hazan — Pour les articles homonymes, voir Hazan. Danièle Hazan est une actrice spécialisée dans le doublage. Sommaire 1 Filmographie 2 Voxographie …   Wikipédia en Français

  • Danièle Darrieux — Danielle Darrieux Danielle Darrieux Danielle Darrieux dans La Coqueluche de Paris (1938) Nom de naissance Danielle Yvonne Marie Antoi …   Wikipédia en Français

  • César 1991 — Die 16. Verleihung der Césars fand am 9. März 1991 im Théâtre des Champs Élysées in Paris statt. Gastgeberin der Verleihung war die Schauspielerin Sophia Loren, die auch mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde. Jean Marais bei der César… …   Deutsch Wikipedia

  • Karin Viard — bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2011 Karin Viard (* 24. Januar 1966 in Rouen, Seine Maritime, Frankreich) ist eine französische Schauspielerin. Inhaltsverzeichn …   Deutsch Wikipedia

  • Karine Viard — Karin Viard (* 24. Januar 1966 in Rouen) ist eine französische Schauspielerin. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1.1 Kindheit und Ausbildung 1.2 Erfolg in Hauptrollen 2 Filmografie (Auswa …   Deutsch Wikipedia

  • César/Beste Nebendarstellerin — César: Beste Nebendarstellerin (Meilleure actrice dans un second rôle) Gewinner und Nominierte in der Kategorie Beste Nebendarstellerin (Meilleure actrice dans un second rôle) seit der ersten Verleihung am 3. April 1976 im Palais des Congrès in… …   Deutsch Wikipedia

  • Chatiliez — Étienne Chatiliez (* 17. Juni 1952 in Roubaix, Nord) ist ein französischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Nach einer Karriere als Werbefilmer wandte sich Chatiliez ab Ende der 1980er Jahre dem Spielfilm zu und feierte sein hochgelobtes… …   Deutsch Wikipedia

  • Chelton — Tsilla Chelton (* 21. Juni 1918 in Paris) ist eine französische Schauspielerin. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Filmografie (Auswahl) 3 Einzelnachweise 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • César/Beste Hauptdarstellerin — César: Beste Hauptdarstellerin (Meilleure actrice) Gewinner und Nominierte in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Meilleure actrice) seit der ersten Verleihung am 3. April 1976 im Palais des Congrès in Paris, Frankreich. Ein Film qualifiziert… …   Deutsch Wikipedia

  • César/Beste Nachwuchsdarstellerin — César: Beste Nachwuchsdarstellerin (Meilleur jeune espoir féminin) Gewinner und Nominierte in der Kategorie Bester Nachwuchsdarstellerin (Meilleur jeune espoir féminin). Zum ersten Mal wurden Gewinner in dieser neu geschaffenen Kategorie im Jahr… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”