Temple Neuf (Straßburg)

Temple Neuf (Straßburg)
Fassade des Temple Neuf
Seitenansicht der Fassade
Innenansicht
Die Orgel
Denkmal für Johann Lorenz Blessig, von Landolin Ohmacht

Der Temple Neuf (deutsch Neukirche)[1] ist eine fünfschiffige lutherische Kirche in Straßburg, die sich seit 1877 an Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus in der Nähe des Münsters erhebt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sie wurde 1874–1877 im neuromanischen Stil vom Architekten Émile Salomon nach 1872 vorgelegten Plänen errichtet und im Jahre ihrer Fertigstellung mit einer großen Orgel von Joseph Merklin ausgestattet.

Vorgängerbau des Temple Neufs war die ehemalige Dominikanerkirche, das nach dem Münster mit 85 Metern zweitlängste gotische Kirchengebäude der Stadt. Seit der Reformation diente sie als protestantische Kirche (Johannes Calvin hatte an dieser Kirche gepredigt und Gottesdienste abgehalten.[2]), der abgetrennte Chor und das angrenzende Kloster seit der französischen Revolution als Stadtbibliothek und -Archiv. Dort wurde unter anderem die wertvolle Sammlung an mittelalterlichen Handschriften (darunter der Hortus Deliciarum) aufbewahrt, die während des Deutsch-Französischen Kriegs durch preußisches Artilleriefeuer vernichtet wurde. Nach Abriss der Ruine wurde bereits 1871 ein Wettbewerb zum Neubau ausgeschrieben, an dem sich auch Gottfried Semper beteiligte.

Die mittelalterlichen Bleiglasfenster der Dominikanerkirche, insgesamt 292 Felder, wurden bereits 1832 von der Liebfrauenkirchenstiftung (Fondation de l'Œuvre Notre-Dame) erworben und 1833 herausgenommen. Ab 1854 wurden sie zum Teil (102 Felder) in die Laurentiuskapelle sowie an anderen Stellen des Münsters eingebaut. Weitere Glasfenster aus der Dominikanerkirche werden im Musée de l’Œuvre Notre-Dame ausgestellt sowie in dessen Lagern aufbewahrt.

Ausstattung

In der heutigen Kirche sind, neben qualitätsvoller historistischer Ausstattung (Radleuchter, Taufstein, Kanzel...) auch erhaltenen Grabdenkmäler aus dem Vorgängerbau zu besichtigen: Die Grabplatten von Johannes Tauler († 1361) und eines Bischof Ortwein († 1514) sowie zwei Werke aus der Hand von Landolin Ohmacht.[3]

Die Orgel wurde 1877 von Joseph Merklin erbaut, nachdem die historische Silbermann-Orgel während der Bombardierung von 1870 völlig zerstört wurde. Das heutige Instrument ist vom Charakter her französisch-romantisch. Es hat 40 Register auf drei Manualen und Pedal.[4]

I Grand Orgue C–g3
Principal 16'
Bourdon 16'
Montre 8'
Bourdon 8'
Flûte harm. 8'
Violoncelle 8'
Prestant 4'
Flûte octav. 4'
Grand Cornet V
Fourniture IV-V
Bombarde 16'
Trompette 8'
Clairon 4'
II Positif C–g3
Principal 8'
Bourdon 8'
Salicional 8'
Flûte octaviante 4'
Quinte-Flûte 22/3'
Doublette 2'
Trompette 8'
Clarinette 8'
Cor anglais 8'
III Réxit expressif C–g3
Quintaton 16'
Rohrflûte 8'
Flûte traversière 8'
Viole de Gambe 8'
Voix céleste 8'
Octave 4'
Flûte d'écho 4'
Flageolet 2'
Piccolo 1'
Basson 16'
Trompette harm. 8'
Basson-Hautbois 8'
Voix humaine 8'
Clairon 4'
Trémolo
Pédale C–f1
Soubasse 32'
Contrebasse 16'
Soubasse 16'
Octavebasse 8'
Violoncelle 8'
Grosse Flûte 4'
Bombarde 16'
Trompette 8'
Clairon 4'
  • Koppeln: II/I, III/I, III 4'/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Ausmaße

  • Innenlänge gesamt: 48,6 Meter
  • Innenbreite: 29 m (Mittelschiff 17,5 Meter)
  • Innenhöhe (Mittelschiff): 20 Meter
  • Turmhöhe 60 Meter (64 Meter mit Kreuz)

Einzelnachweise

  1. Brockhaus Konversationslexikon, 14. Ausgabe, Band 15 (Social-Türken), S. 411, Eintrag Straßburg (im Elsaß). Leipzig 1895
  2. Calvin et Strasbourg (französisch)
  3. http://www.templeneuf.org/index.php?action=article&numero=9
  4. Nähere Informationen zur Orgel

Weblinks

Literatur

  • Victor Beyer: Les vitraux de l'ancienne église des dominicains de Strasbourg. (Corpus Vitrearum Medii Aevi France IX, 2), Straßburg 2007.
48.5832777777787.7484166666667

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