Strassburg

Strassburg
Strasbourg (dt. Straßburg/Strassburg)
Wappen von Strasbourg
Strasbourg (Frankreich)
DEC
Strasbourg
Region Elsass (Hauptort)
Département Bas-Rhin (67)
(Präfektur)
Arrondissement Strasbourg-Ville
Kanton Chef-lieu von 10 Kantonen
Koordinaten 48° 35′ N, 7° 45′ O48.5844444444447.7486111111111143Koordinaten: 48° 35′ N, 7° 45′ O
Höhe 132 bis 151 m
Fläche 78,26 km²
Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte
(2006)
272.975 Einwohner
3.488 Einw./km²
Postleitzahl 67000, 67100, 67200
INSEE-Code 67482
Website www.strasbourg.eu
Blick auf das Straßburger Münster, links davon der Temple Neuf.
Blick auf das Straßburger Münster, links davon der Temple Neuf.

Straßburg (frz. Strasbourg [stʀazˈbuʀ], im Straßburger Dialekt Schdroosburi), ist die Hauptstadt der im Osten Frankreichs gelegenen Region Elsass.

Straßburg ist Sitz zahlreicher europäischer Einrichtungen: Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Bürgerbeauftragter, Eurokorps u. a. m. und versteht sich deshalb als „Hauptstadt Europas“.[1]

Die Stadt ist zudem Sitz der Präfektur des Départements Bas-Rhin. Die Präfektur verwaltet auch die beiden Arrondissements Strasbourg-Campagne und Strasbourg-Ville, sie bestehen aus acht bzw. zehn Kantonen. Straßburg ist größte Gemeinde im Elsass, in Bas-Rhin und im Stadtverband Straßburg (CUS). Die Agglomeration Straßburg zählt etwa 720.000 Einwohner.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Klimadiagramm von Straßburg

Die Stadt liegt am Fluss Ill, die sich im Stadtgebiet verzweigt. Auf der von beiden Illarmen umflossenen Grande Île (Große Insel) liegt die historische Altstadt. Die östlichen Stadtteile mit dem Hafen grenzen an den Rhein. Am gegenüberliegenden östlichen Rheinufer liegt auf deutscher Seite die Stadt Kehl. Straßburg ist der Endpunkt des Canal de la Marne au Rhin.

Straßburg ist in 14 Stadtteile (Quartiers) gegliedert:

  • Centre (17.798 Einwohner)
  • Conseil des XV – Orangerie – Contades (25.312 Einwohner)
  • Cronenbourg (21.462 Einwohner)
  • Elsau
  • Esplanade – Bourse – Krutenau (23.605 Einwohner)
  • Gare - Halles – Tribunal – Porte de Schirmeck (24.000 Einwohner)
  • Hautepierre (17.305 Einwohner)
  • Koenigshoffen (16.119 Einwohner)
  • Meinau (16.627 Einwohner)
  • Montagne verte (12.149 Einwohner)
  • Neudorf – Musau – Port du Rhin (40.706 Einwohner)
  • Neuhof (19.658 Einwohner)
  • Poteries (7.305 Einwohner)
  • Robertsau – Wacken – Cité de l'Ill (19.557 Einwohner)

Geschichte

Ansicht von Straßburg im Jahre 1493
Ansicht von Straßburg nach Merian

Antike

Straßburg wurde unter dem römischen Kaiser Augustus im Jahre 12 v. Chr. als Argentoratum gegründet. Es war zunächst ein militärischer Außenposten in der späteren Provinz Germania Superior. Die Legio VIII Augusta errichtete unter dem Kommando von Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens im Jahre 74 eine Straße von Augusta Vindelicorum (Augsburg) durch das Kinzigtal nach Argentoratum (Straßburg) mit Anschluss über die Rheintalstraße nach Mogontiacum (Mainz). Das Stadtzentrum von Argentoratum befand sich auf der Illinsel, auf der sich noch heute das Zentrum Straßburgs befindet (Cardo: Rue du Dôme, Decumanus: Rue des Hallebardes). Archäologische Überreste (Grabstätten und -mäler, Heiligtümer, Geschäfte) der römischen Ansiedlung wurden jedoch hauptsächlich im westlichen Stadtviertel Koenigshoffen entlang der ehemaligen Römerstraße, der heutigen Route des Romains gefunden.[3] Straßburg war ab dem 4. Jahrhundert Bischofssitz. 357 fand in der Umgebung die Schlacht von Argentoratum statt. Im 5. Jahrhundert wurde die Stadt durch Alamannen, Hunnen und Franken erobert. 842 wurden hier die Straßburger Eide geschworen und abgesehen von Latein auch in den Sprachen der jeweiligen Gefolgsleute festgehalten, in althochdeutsch und altfranzösisch, wodurch dies das älteste Dokument in einer frühen französischen Sprache darstellt. Die Sprache von Stadt und Region war damals althochdeutsch.

Freie Reichsstadt

Im Mittelalter gehörte Straßburg zum Heiligen Römischen Reich.[4] Die Familie Müllenheim (welche vom benachbarten Müllheim i. Br. (Baden) nach Straßburg zog) und die Familie Zorn waren zu dieser Zeit die bedeutendsten Straßburger Patriziergeschlechter, deren Rivalität um die Vormacht in der Reichsstadt in regelrechten Straßenschlachten ausgetragen wurde. So erhielt das Rathaus z.B. extra zwei Eingänge, einen für die Müllenheim und einen für die Zorn. Auch die beiden Ufer der Ill wurden nach diesen Familien benannt; das eine heißt Quai Müllenheim, das andere Quai Zorn. Unter der Regentschaft dieser Familien entwickelte sich Straßburg zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszentren der Region und war von 1262 an freie Reichsstadt. Der Höhepunkt der gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den Familien Müllenheim und Zorn war der sogenannte „Geschell der Müllenheim und Zorn“ am 20. Juni 1332, in deren Folge die Stadtadelsvorherrschaft gestürzt wurde, denn die eigentlichen Sieger dieses Kampfes waren die Zünfte.

Familienwappen von Müllenheim

Somit war Straßburg als freie Reichsstadt eine der ersten kleinen Republiken im Heiligen Römischen Reich. In den kommenden Jahren wurden noch etwa 40 verschiedene Angehörige der Familie Müllenheim bis 1760 zum Straßburger Stettmeister (Bezeichnung für das Amt des Bürgermeisters) berufen.

siehe Hauptartikel: Müllenheim

Als eine der Folgen des „Schwarzen Todes“, der verheerenden europäischen Pestepidemie der Jahre 1348–49, fand am 14. Februar 1349 einer der ersten und größten Pogrome des Mittelalters statt: Im Laufe des sogenannten „Valentinstagmassakers“ wurden mehrere Hundert (nach einigen Quellen sogar bis zu 3000) Straßburger Juden öffentlich verbrannt, die Überlebenden der Stadt verwiesen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb es Juden bei Todesstrafe untersagt, nach 10 Uhr abends innerhalb der Stadtmauern zu verweilen.

Karte von Straßburg 1572 (nicht genordet)

1399 bis 1439 wurde auf die Westfassade des Straßburger Münsters nördlich der Turm gesetzt. Von dem Entwurf einer Doppelturmfront aus dem Jahre 1275 weichen schon die darunter liegenden Geschosse der Fassade ab. Das Münster blieb bis 1874 das höchste Gebäude der Welt und gehört immer noch zu den höchsten Kirchtürmen der Welt.

Nach der Erfindung des Buchdrucks in Europa durch Johannes Gutenberg wurde Straßburg schnell zu einem bedeutenden Zentrum der Bücherherstellung. Im Jahr 1605 gab Johann Carolus hier das Nachrichtenblatt Relation aller Fuernemmen und gedenckwuerdigen Historien heraus, das als erste gedruckte Zeitung der Welt gilt.

Durch den Anschluss an die Reformation wurde Straßburg lutherisch. Am 20. Februar 1529 schaffte der Rat der Stadt die Heilige Messe ab.[5] Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 legte Straßburg ebenfalls ein Bekenntnis zur Reformation ab. Straßburg schloss sich dabei aber zunächst nicht den lutherischen „Protestanten“ der „Confessio Augustana“ an, sondern legte mit Memmingen, Konstanz und Lindau ein eigenes, von Martin Bucer und Wolfgang Capito verfasstes Bekenntnis, die nach den vier Städten sogenannte Confessio Tetrapolitana ab. Erst die zwischen Martin Luther und ebenfalls Bucer ausgehandelte „Wittenberger Konkordie“ von 1536 sorgte für eine festere theologische und politische Anbindung an das Luthertum. Unter dem Einfluss von Johannes Pappus erlangte die lutherische Lehre (in Abgrenzung von der reformierten) alleinige Geltung. 1531 nahmen Vertreter der Stadt am Konvent in Schmalkalden teil und später wurde Straßburg Mitglied des Schmalkaldischen Bundes zur Verteidigung der evangelischen Reichsstände gegen Kaiser Karl V.. 1598 verpflichtete sich Straßburg in einer neuen Kirchenordnung auch auf die „Konkordienformel“. Im Straßburger Kapitelstreit 1583 bis 1604 konnte sich jedoch die katholische Partei durchsetzen und das Gebiet des Fürstbistums Straßburg, d.h. ein großer Teil des Straßburger Umlands blieb katholisch.

Französische Herrschaft

Nach 1648 strebte Frankreich den Rhein als Grenze an, wobei die im Westfälischen Frieden gewonnene Reichsvogtei über die elsässischen Reichsstädte den eigenen Zwecken nutzbar gemacht wurde; Straßburg blieb davon jedoch zunächst ausgenommen. Erst im Rahmen der 1679 begonnenen Reunionspolitik Königs Ludwigs XIV. geriet auch Straßburg ins Visier. Nachdem die Stadt in diesem Zusammenhang im September 1681 mitten im Frieden durch die Franzosen besetzt worden war, wurde diese Änderung der Herrschaftsverhältnisse im Frieden von Rijswijk 1697 endgültig bestätigt. Protestanten wurden von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen, das Münster wurde rekatholisiert. Die Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau im Jahr 1685, mit dem die Unterdrückung des Protestantismus in Frankreich endgültig legalisiert wurde, fand jedoch im Elsass keine Anwendung und es herrschte Religionsfreiheit, wenn auch die französische Obrigkeit bemüht war, den Katholizismus, wo immer möglich, zu begünstigen. Die lutherische, deutsch geprägte Universität Straßburgs bestand weiter. Außerdem war das Elsass bis 1789 als eine faktisch ausländische Provinz (province à l'instar de l'étranger effectif ) durch eine entlang der Vogesen verlaufende Zollgrenze vom übrigen Frankreich getrennt, also zollrechtlich Ausland, während es keine Zollgrenze gegenüber dem Reich gab. Daher blieben die Stadt und ihr Umland deutschsprachig und kulturell deutsch geprägt.

Petite France

1770/71 studierte in Straßburg Johann Wolfgang Goethe. In diesen Jahren wurde die Stadt ein Kristallisationspunkt der literarischen Bewegung „Sturm und Drang“. Jakob Michael Reinhold Lenz und Johann Gottfried Herder lebten hier.

In der Zeit der französischen Revolution wurde die Stadt zu einem Anziehungspunkt für Republikaner aus Deutschland. Der bekannteste von ihnen ist Eulogius Schneider. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde sie zum Exil für deutsche Oppositionnelle und Revolutionäre, wie z.B. für Georg Büchner.

In Straßburg komponierte Claude Joseph Rouget de Lisle die Marseillaise.

Im Deutschen Reich

Straßburg um 1895

1871, nach dem deutsch-französischen Krieg, wurde Straßburg vom neu gegründeten Deutschen Reich zur Hauptstadt des Reichslandes Elsass-Lothringen erklärt. Während des Krieges selbst war Straßburg von deutschen Truppen belagert und heftig beschossen worden, wobei die Stadtbibliothek mit dem Großteil ihrer wertvollen Bestände (darunter der „Hortus Deliciarum“) sowie das städtische Kunstmuseum vernichtet wurden. Am 28. September 1870 kapitulierte die Stadt, nachdem sie einen Monat lang der Kanonade getrotzt hatte.

Historische Karte von Straßburg aus dem Jahre 1888
Der Bahnhof von Straßburg um 1905

Neben den Festungen Metz und Köln wurde Straßburg nach 1871 zu einer der wichtigsten Festungen im Westen des Deutschen Reiches ausgebaut. Im Zuge der Stadterweiterung entstand eine moderne Umwallung, die ältere Wallabschnitte aus der französischen Zeit miteinbezog. Von den Wallanlagen sind im Osten der Stadt Reste der Zitadelle von Vauban erhalten, vor allem aber große Teile der preußischen Befestigungen entlang der rue du Rempart hinterhalb des Bahnhofs, darunter das imposante „Kriegstor“. Hier sind heute noch Grabenwehren aus Eisen zu sehen, damals und heute eine absolute Seltenheit. Neben dieser inneren Umwallung entstand in weitem Umkreis um die Stadt ein Gürtel aus Forts nach dem Einheitsfortsystem von Hans Alexis von Biehler, von denen die meisten heute noch stehen, so zum Beispiel Fort Roon (heute Desaix) und Fort Podbielski (heute Ducrot) in Mundolsheim, Fort von Moltke (heute Rapp) in Reichstett, Fort Bismarck (heute Kléber) in Wolfisheim, Fort Kronprinz (heute Foch) in Niederhausbergen, sowie Fort Grossherzog von Baden (heute Frère) in Oberhausbergen.[6] Diese Forts wurden später von der französischen Armee benutzt und dienten 1918 und 1945 auch als Kriegsgefangenenlager.

Politisch war die Situation nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871 und der Annexion Elsass-Lothringens durch das Deutsche Reich komplex. Die Mehrheit der elsässischen Bevölkerung stand 1871 einer Eingliederung in das neu gegründete Deutsche Reich ablehnend gegenüber, was sich in den Reichstagswahlen nach 1871 zeigte: die Autonomisten waren bis 1890 die führende Partei. In den Jahren nach 1871 ergab sich jedoch auf wirtschaftlicher Seite ein starker Aufschwung der Stadt Straßburg und des Elsass, was zumindest einen Teil der Bevölkerung mit der deutschen Herrschaft versöhnte. Zur Zeit der Industrialisierung bis zum späten 19. Jahrhundert verdreifachte sich die Einwohnerzahl auf 150.000.

1872 wurde die Universität als „Kaiser-Wilhelm-Universität“ (nach Wilhelm I) neu gegründet und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer der bedeutendsten Hochschulen im Deutschen Reich. Eine weitere wichtige Veränderung des Stadtbilds brachte der vor allem auch aus militärischen Gesichtspunkten vorangetriebene Bau des neuen Straßburger Bahnhofs mit sich, der 1883 eingeweiht wurde und bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts weitgehend unverändert blieb. Mit dem Wiederaufbau des im Krieg vernichteten Stadtarchivs wurde der Historiker Rodolphe Reuss beauftragt, die Neugründung und Bestückung der Kunstsammlungen leitete 1889 bis 1914 der kaiserliche Kurator Wilhelm von Bode. Die im Krieg zerstörte Bibliothek wurde, ebenfalls von Reuss, unter anderem durch Schenkungen aus dem ganzen Deutschen Reich zu einer der bedeutendsten Universitätsbibliotheken aufgebaut (heute ist sie nach Paris die zweitgrößte in Frankreich). Mit der wilhelminischen Neugestaltung der Stadt wurden vor allem die Architekten Hermann Eggert, August Hartel, Jacques Albert Brion und Fritz Beblo beauftragt, weitere Aufträge gingen unter anderem an Ludwig Becker und Carl Schäfer.

Kommunale Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Vor-Weltkriegszeit

Das deutsche Verwaltungssystem, welches im Gegensatz zur zentralistischen französischen Bürokratie auch den Kommunen einen eigenen Gestaltungsspielraum beließ, ermöglichte positive Entwicklungen. Durch die 1895 erlassene neue Gemeindeordnung erhielt die Stadt Straßburg deutlich mehr kommunalen Entscheidungsspielraum, als sie vergleichbare französische Kommunen bis heute haben. Da in Elsaß-Lothringen das allgemeine gleiche Kommunalwahlrecht galt (im Gegensatz z.B. zum Dreiklassenwahlrecht in Preußen und eingeschränkten Wahlrechten in den meisten anderen deutschen Staaten) wurde Straßburg vor dem Weltkrieg zur einzigen deutschen Großstadt, in der die Sozialdemokraten im Gemeinderat massiv vertreten waren und zusammen mit den Linksliberalen die Kommunalpolitik wesentlich beeinflussen konnten. Schon unter dem Bürgermeister Otto Back war die Neustadt mit zahlreichen repräsentativen Bauten angelegt worden. 1906 wurde mit den entscheidenden Stimmen der SPD Rudolf Schwander zum Bürgermeister gewählt, der mit Hilfe eines Mitarbeiterstabs von sozialpolitisch engagierten Mitarbeitern den Ausbau der Stadt vorantrieb. Im sogenannten „Großen Durchbruch“, der zum umfangreichsten städtischen Sanierungsprojekt im Deutschen Reich wurde, wurden heruntergekommene Armenviertel abgerissen und durch neue großzügig gestaltete Neubauten ersetzt. Ein damals vorbildliches Reglement der städtischen Armenfürsorge („Straßburger System“) und Gesundheitsvorsorge mit regelmäßigen Schulzahnarzt- und -arztvisiten wurde eingeführt. Im Rahmen der kommunalen Gesundheitsfürsorge wurden ein städtisches Volksbad und ein Tuberkulose-Sanatorium in den Vogesen errichtet. Dem wirtschaftlichen Aufschwung diente der Ausbau des Straßburger Rheinhafens. Auf Schwanders Initiative erwarb die Stadt Straßburg auch in einer Art finanzpolitischem Coup die Aktienmehrheit an dem zum AEG-Firmenimperium gehörenden Elektrizitätswerk Straßburg AG. Unter städtischer Kontrolle aber privatwirtschaftlicher Führung erfolgte danach die systematische Elektrifizierung der mittel- und nordelsässischen Dörfer wodurch sich der Stadt neue Einnahmequellen erschlossen. Noch heute besitzt die Nachfolgegesellschaft Electricité de Strasbourg eine gemischt kommunal-privatwirtschaftliche Rechtsform (im Gegensatz zur voll verstaatlichten Electricité de France im übrigen Frankreich). Diese aktive sozialdemokratisch inspirierte Kommunalpolitik stieß bei konservativen Kreisen in Deutschland auf Misstrauen. Insgesamt blieben die Beziehungen der Elsässer zum übrigen Deutschland trotz dieser positiven Entwicklungen nicht spannungsfrei. Insbesondere das Auftreten des Militärs in der Zabern-Affäre stieß auf heftigen Protest im Elsass aber auch in weiten Teilen des übrigen Deutschlands.

Panoramaansicht auf drei Türme der ehemaligen Stadtbefestigung, im Hintergrund der Münsterturm

Zwischen den Kriegen

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Thronverzicht des Kaisers erklärte sich Elsass-Lothringen zur unabhängigen Republik Elsass-Lothringen, wurde aber innerhalb weniger Tage von französischen Truppen besetzt. Vom 11. bis zum 22. November herrschte in Straßburg eine kommunistische Räterepublik; an deren Niederschlagung erinnert heute der Name einer der Hauptstraßen, die Rue du 22 Novembre. [7] Die Stadt wurde danach gemäß dem Versailler Vertrag von 1919 wieder Frankreich zugeschlagen.

Die Annexion durch Frankreich erfolgte gemäß den 14 Punkten von US-Präsident Woodrow Wilson ohne Volksabstimmung. Als Datum der Abtretung wurde rückwirkend der Tag des Waffenstillstands (11. November 1918) festgelegt. Es erscheint fraglich, ob ein Referendum in Straßburg zugunsten Frankreichs ausgegangen wäre, da die politischen Parteien, die eine Autonomie des Elsasses oder einen Anschluss an Frankreich erstrebten, in den letzten Reichstags- und Kommunalwahlen nur noch geringe Stimmenzahlen erzielten.

1920 wurde die Stadt Sitz der bisher in Mannheim angesiedelten Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, die den ehemaligen Kaiserpalast bezog.

Zwischen der deutschen Invasion in Polen am 1. September 1939 und der britisch-französischen Kriegserklärung am 3. September 1939 an das Deutsche Reich wurde die ganze Stadt evakuiert, wie alle anderen grenznahen Ortschaften auch. Bis zum Einmarsch der Wehrmachtstruppen Mitte Juni 1940 befand sich zehn Monate lang niemand in der Stadt, mit Ausnahme der kasernierten Soldaten. Straßburg blieb bis 1944 von der Wehrmacht besetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Straßburg in der Moderne: Neubauviertel Esplanade (1960er Jahre) und Straßenbahn (ab 1994)

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der offiziellen Befreiung der Stadt durch die 2. Französische Panzerdivision unter General Philippe de Hauteclocque am 23. November 1944 galt es zunächst, die Zerstörungen, die die englisch-amerikanischen Luftangriffe (insbesondere jener vom 11. August 1944) in der Altstadt und den Industriegebieten angerichtet hatten, zu beheben. Zu den nicht wiedergutzumachenden Verlusten an alter Bausubstanz [8] kam 1947 eine Brandkatastrophe hinzu, die einen beträchtlichen Teil der städtischen Gemäldesammlung alter Meister zerstörte.

In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Stadt um neue Wohnviertel bereichert, die sowohl das Problem des Wohnungsmangels aufgrund von Kriegzerstörungen als auch den starken Zuwachs der Bevölkerung aufgrund von „Baby-Boom“ und Zuwanderung aus Nordafrika lösen sollten: Cité Rotterdam im Nordosten, Quartier de l'Esplanade im Südosten, Hautepierre im Nordwesten. Seit 1995 und bis voraussichtlich 2010 entsteht südlich von Hautepierre im gleichen Sinne das Viertel Quartier des Poteries. In den 1950er Jahren begann ebenfalls die Ausdehnung der Anlage der Universität Straßburg und deren Aufteilung auf drei Hauptgelände: die historischen Gebäude, den Campus im Viertel Esplanade und jenen im Osten von Illkirch-Graffenstaden.

1949 wurde die Stadt zum Sitz des von Winston Churchill angeregten Europarats. 1952 wurde sie zum Hauptsitz des Europäischen Parlaments. 1992 wurde sie zum Sitz des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE. 2005 entstand der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau, der erste überhaupt. Insbesondere dem Engagement des langjährigen Straßburger Oberbürgermeisters und Spitzenpolitikers Pierre Pflimlin ist es zu verdanken, dass die Stadt zum Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung und der europäischen Einigung werden konnte.

Im Jahr 2000 wurde in Frankfurt am Main eine Gruppe von algerischen Islamisten verhaftet, die geplant hatte, auf den Weihnachtsmarkt vor dem Straßburger Münster einen Anschlag zu verüben.[9] Am 6. Juli 2001 wurden im Laufe eines Freiluftkonzerts 13 Menschen durch eine von einem plötzlichen Gewitter gefällte, jahrhundertealte Platane getötet und 97 weitere verletzt; einer der verheerendsten Unfälle dieser Art in der Geschichte. Am 27. März 2007 wurde die Stadt Straßburg gerichtlich wegen Fahrlässigkeit für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 150.000 € verurteilt.[10]

Am 16. März 2008 wurde der Sozialist Roland Ries im zweiten Wahlgang mit 58,6 % der abgegebenen Stimmen zum Nachfolger von Fabienne Keller (UMP) zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt. Ries hatte das Amt bereits in den Jahren 1997 bis 2001 bekleidet, als Stellvertreter der zur Kulturministerin berufenen Catherine Trautmann.

Bevölkerungsentwicklung

Grafik der Bevölkerungszahl in Straßburg
1684 1789 1851 1871 1910 1921 1936 1946 1954 1962 1975 1982 1990 1999 2006
22.000 49.943 75.565 85.654 178.891 166.767 193.119 175.515 200.921 228.971 253.384 248.712 252.338 264.115 276.867


Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler

Münsterplatz
Gerberviertel
Spanferkelmarkt (Marché aux Cochons de Lait)

Straßburgs gut erhaltene historische Altstadt Grande Île wird von der Ill, einem Nebenfluss des Rheins, umflossen. Sie wurde 1988 zum Weltkulturerbe erklärt. Wahrzeichen der Stadt ist das 1176–1439 erbaute romanische und gotische Straßburger Münster. Der Münsterplatz gehört zu den schönsten europäischen Stadtplätzen. Dominiert von der Westfassade des Münsters, stehen hier zahlreiche, teilweise vier- bis fünfgeschossige Fachwerkhäuser im alemannisch-süddeutschen Stil. Charakteristisch sind die steilen Dächer mit bis zu vier Dachgeschossen. An der Nordseite des Münsterplatzes steht das bekannte, reich verzierte Kammerzellhaus.

Gegenüber dem Südportal des Münsters liegt das Palais Rohan, die ehemalige Stadtresidenz der Straßburger Bischöfe, die im 18. Jahrhundert sämtlich aus der Familie Rohan stammten. Das Palais wurde 1727 von Robert de Cotte entworfen und am Ort 1731–1742 unter Leitung von Joseph Massol ausgeführt. Es folgt in Typus, Stil und Materialien der damaligen Pariser Architektur und unterscheidet sich deutlich von den älteren Straßburger Bauten. Bedeutend sind die Wohn- und Empfangsräume in den Formen des Louis-quinze, des französischen Rokoko. Im Palais befinden sich heute Museen (siehe unten), die historischen Räume können besichtigt werden.

Touristisch sehr beliebt ist das so genannte „Gerberviertel“ (frz. „La Petite France“) am Ufer der Ill und mehrerer Kanäle mit seinen malerischen Fachwerkhäusern, kleinen Gassen und den typischen Dachgauben. Früher lag auf dieser Insel ein Militärkrankenhaus, in der Soldaten mit der sogenannten „Franzosenkrankheit“ behandelt wurden – man bezeichnete so abwertend die Syphilis zu Zeiten, als Straßburg noch nicht französisch war. Von diesem Begriff leitet sich der Name für das Viertel ab. Einer anderen Theorie zufolge leitet sich der Name von französischen Soldaten ab, die die Blätter der dort stehenden Weiden für heilsam hielten.

Sehenswerte Denkmäler aus der Zeit des deutschen Kaiserreichs sind der Bahnhof, die Kunsthochschule, die ehemalige Jungmädchenschule (heute Lycée international des Pontonniers), der ehemalige Kaiserpalast Palais du Rhin, das Gericht und die Universität mitsamt Bibliothek und Sternwarte. Die Synagogue de la Paix wurde 1958 anstelle der zerstörten alten Synagoge errichtet. Für die Konzeption des Parkplatzes und der Straßenbahnhaltestelle in Hoenheim-Nord [11] erhielt Zaha Hadid den Mies van der Rohe Preis für Europäische Architektur 2003.

Siehe auch

Kultur

Darstellende Kunst

Palais du Rhin (Kaiserpalast), Sitz der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt
  • Der Opéra national du Rhin mit eigenem Ballett und Orchester, dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg, kann mit Gastauftritten von Spitzenstars der Konzertwelt aufwarten und hat ein treues Abonnement-Publikum, das aus dem gesamten oberrheinischen Gebiet kommt.
  • Der Kabarettist Roger Siffer betreibt seit 1984 sein eigenes Kabarett, das „Théâtre de la Choucrouterie“, einer ehemaligen Sauerkrautfabrik, am Rande der Straßburger Altstadt. Seine Revues laufen gleichzeitig auf Französisch und auf Elsässisch in zwei Sälen. In die Choucrouterie kommen jährlich mehr als 20 000 Besucher.

Kultur um und im Münster

  • Führungen durch das Straßburger Münster erschließen dem Besucher die Geschichte und Ästhetik eines architektonischen Höhepunktes der Gotik.
  • Zur Weihnachtszeit bietet Straßburg einen der schönsten Weihnachtsmärkte überhaupt, den Christkindelsmärik. Zum Besuch laden ein: die Lage um das Münster, die elsässischen Spezialitäten, die riesige Weihnachtstanne aus den Vogesen auf dem Place Kléber, die von einer Arbeitsgruppe alljährlich ein anderes Dekor erhält, bis hin zu Weihnachtskonzerten in den Kirchen und dem Münster.
Musée historique

Museen

  • Das Musée des Beaux-Arts (im Palais Rohan) präsentiert Gemälde alter Meister, u.a. Hans Memling, El Greco, Goya, Correggio, Rubens, Tintoretto, Veronese, Canaletto, Giotto, Van Dyck und Watteau.
  • Das Musée des Arts décoratifs (im Palais Rohan) ist das Kunstgewerbemuseum. Zu ihm gehören die historischen Räume des Palais de Rohan. Bedeutend ist auch die Sammlung von Silber und Fayencen.
  • Das Musée archéologique (im Palais Rohan), bietet die archäologische Geschichte des Elsass von der Urgeschichte bis zum Anfang des Mittelalters. Die Abteilung „Das römische Elsass“ bietet eine reichhaltige Sammlung von Funden des 1.–5. Jh. n. Chr. [12]
  • Das Musée de l’Œuvre Notre-Dame („Frauenhausmuseum“), das Museum der Münsterbauhütte zeigt Meisterwerke der Gotik und der Renaissance (Originalskulpturen, Glasfenster und Baupläne des Straßburger Münsters, Bilder von Hans Baldung und Sebastian Stoskopff) und oberrheinische Kunst vom 11. bis 17. Jahrhundert.
  • Im Musée Alsacien wird Volkskunst und Kunsthandwerk aus dem Elsass ausgestellt.
  • Weithin bekannt ist das Musée d’Art Moderne et Contemporain de Strasbourg, das „Museum für moderne und zeitgenössische Kunst“, mit seiner markanten Pferdestatue auf dem Dach und seiner großen Sammlung von Werken von Gustave Doré, Hans Arp und Victor Brauner.
  • Im Musée Tomi Ungerer - centre international de l'illustration ist das zeichnerische und graphische Lebenswerk des berühmten elsässischen Künstlers zu sehen. Eine Spielzeugsammlung, Fotografien, das Familienarchiv sowie Werke anderer international bekannter Zeichner (Saul Steinberg, Ronald Searle...) ergänzen das Museum.
  • Seit 2005 bereichert das „Le Vaisseau“,[13] ein Wissenschafts- und Technikzentrum für Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 15 Jahren, die Straßburger Museumslandschaft.
  • Das Musée historique (Historische Museum) widmet sich der wechselhaften Geschichte der Stadt. Es zeigt unter anderem das Grüselhorn, ein mittelalterliches Horn, mit dem die Straßburger Juden jeden Abend um 22 Uhr zum Verlassen der Stadt aufgefordert wurden.

Bildungseinrichtungen

Universitäten und Hochschulen

Johannes Sturm gründete 1538 das protestantische Gymnasium, das 1556 in den Rang einer Akademie erhoben und nach und nach in eine Universität (1621) und in eine königliche Universität (1631) verwandelt wurde. Ab dem Anschluss Straßburgs an Frankreich und besonders im Zuge der Französischen Revolution wird die Universität mehr und mehr zu einer französischen Universität und zu einem französischen Pol in der Stadt. Nach dem Krieg von 1870 und dem Verlust des Elsass für Frankreich sowie der Abwanderung des frankophilen Teils der Elite wurde sie als Kaiser-Wilhelm-Universität neu gegründet. Ab 1918, nach dem Wiederanschluss des Elsass an Frankreich, mussten nach 1871 angesiedelte Deutsche das Elsaß verlassen, die Unterrichtssprache wurde gänzlich auf Französisch umgestellt. Während des Zweiten Weltkriegs, als das Elsass de facto vom Dritten Reich annektiert wurde, verließ der französischsprachige Teil erneut die Universität Straßburg, um sich in Clermont-Ferrand niederzulassen. Während dieser Zeit führte die deutschsprachige Reichsuniversität Straßburg Forschung und Lehre fort. Nach 1945 kehrte der französischsprachige Teil nach Straßburg zurück.

Die Universität Straßburg ist in der „Europäischen Konföderation der Oberrheinischen Universitäten“ (EUCOR) mit den der Universität Karlsruhe, Basel, Mülhausen und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg verbunden. Sie verfügt wegen der kirchenrechtlichen Sonderstellung des Elsass als einzige in Frankreich über zwei staatlich finanzierte theologische Fakultäten (katholisch und protestantisch).

In den 1970er Jahren wurde die Universität Straßburg auf drei verschiedene Einrichtungen aufgeteilt:

  • Université Louis Pasteur (Strasbourg I) (Naturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften)
  • Université Marc Bloch (Strasbourg II) (Geisteswissenschaften)
  • Université Robert Schuman (Strasbourg III) (Politikwissenschaften, Jura)

Seit dem 1. Januar 2009 ist die Universität erneut zu einer Einheit verschmolzen. Die neugegründete „Université unique de Strasbourg“ (Unistra) zählt 42.000 Studenten und beschäftigt 5.200 Personen.[14]

Straßburg ist ferner Sitz der französischen Verwaltungshochschule ENA (École nationale d'administration), der INSA (Institut national des sciences appliquées), des INET (Institut national des études territoriales) und der ENGEES (École nationale du génie de l'eau et de l'environnement de Strasbourg).

Straßburger Nationalbibliothek Bibliothèque nationale et universitaire

Bibliotheken

Die Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg (BNUS), mit über 3 Millionen Dokumenten zweitgrößte Sammlung des Landes nach der Bibliothèque nationale de France, wurde nach 1871 vom Deutschen Reich als Wiedergutmachung für die Vernichtung der Vorgängerbibliothek in der ehemaligen Dominikanerkirche eingerichtet. Die Bibliothek besitzt den einzigartigen Status, zugleich als Staats- und als Universitätsbibliothek zu dienen.

Die Stadtbibliothek Bibliothèque municipale de Strasbourg (BMS) verwaltet ein Netz von einem Dutzend Einrichtungen verschiedener Größe. Am 19. September 2008 wurde am ehemaligen Binnenhafen Môle Seegmuller die sechsstöckige Zentralbibliothek Médiathèque André Malraux eingeweiht, die als größte öffentliche Bibliothek in Ostfrankreich gilt.[15]

Wiegendrucke

Als eines der ersten Buchdruckzentren Europas zählte Straßburg jahrhundertlang eine große Sammlung von Wiegendrucken zu seinen wertvollsten Schätzen. Jedoch verschwand der überwiegende Teil dieser Drucke durch die Vernichtung der Stadtbibliothek im Jahre 1871. In den drauffolgenden Jahrzehnten wurde eine neue Sammlung hergestellt. Heute weist die elsässische Metropole erneut eine beachtliche Anzahl von Inkunabeln auf, die sich auf folgende Bibliotheken verteilen: Bibliothèque nationale et universitaire, 2 000 [16]; Médiathèque de la ville et de la communauté urbaine de Strasbourg, 349 [17]; Bibliothèque du Grand Séminaire, 257 [18]; Médiathèque protestante, circa 100 [19] und Bibliothèque alsatique du Crédit Mutuel, 5. [20]

Sport

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wurden in Straßburg geboren, darunter: Johannes Tauler, Sebastian Brant, Johann Fischart, Johann Friedrich Oberlin, Jean-Baptiste Kléber, Marie Tussaud, Ludwig I. von Bayern, Gustave Doré, Charles Friedel, Émile Waldteufel, Charles de Foucauld, Hugo Becker, Hans Arp, Charles Münch, Rudolf Schwarz, Hans Bethe, Marcel Marceau, Tomi Ungerer, Arsène Wenger und Armando Teixeira.

Nachstehende hielten sich längere Zeit in Straßburg auf: Johannes Gutenberg, Martin Bucer, Jean Calvin, Hans Baldung, Hans von Gersdorff, Johann Wolfgang Goethe, Jakob Michael Reinhold Lenz, Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Georg Büchner, Louis Pasteur, Ferdinand Braun, Georg Simmel, Albert Schweitzer, Otto Klemperer, Marc Bloch, Alberto Fujimori und Jean-Marie Lehn.

Medien

In Straßburg wurde die erste deutschsprachige Bibel gedruckt und die erste Zeitung der Welt (die deutschsprachige „Relation“).

Heute werden in der elsässischen Metropole noch mehrere deutschsprachige oder zweisprachige Publikationen, Radio- und Fernsehprogramme produziert.

Die größte Zeitung der Stadt ist das Tagblatt „Dernières Nouvelles d'Alsace“ („Neueste Nachrichten des Elsass“). Von ihr gibt es eine französischsprachige und eine deutschsprachige Ausgabe. Die deutschsprachige Ausgabe kann separat abonniert werden und wird derzeit von Gabrielle Werrn geleitet.

Zu den weiteren Publikationen in Straßburg mit deutschsprachigen Nachrichten gehört unter anderem die Zeitschrift „Land un Sproch“.

In Straßburg wird auch das Programm des deutsch-französischen Fernsehsenders ARTE produziert.

Europäische Institutionen in Straßburg

Folgende europäische Institutionen haben in der Stadt ihren Sitz[22]:

Verkehr

TGV nach Paris im Bahnhof Straßburg
Regionalbahn der SNCF im Straßburger Hauptbahnhof
Straßburger Straßenbahn
Rhein-Rhône-Kanal bei Straßburg

Eisenbahn

Der Bahnhof Straßburg ist ein wichtiger Knotenpunkt der französischen Staatsbahn SNCF, der auch von deutschen Eisenbahnverkehrsunternehmen wie der Deutschen Bahn und der Ortenau-S-Bahn angefahren wird. Die meisten Nah- und Fernverkehrsverbindungen mit Deutschland werden über die Europabahn nach Offenburg hergestellt. Berührt wird Straßburg von den EuroCity-Zügen der Relation Zürich–Basel–Straßburg–Luxemburg–Brüssel. Straßburg ist auch Mittelpunkt des elsässischen TER-Systems „Metralsace“, das bis zu 200 km/h schnelle Nahverkehrszüge vorsieht und sich bis in die Nachbarländer Deutschland und Schweiz erstreckt. Die sogenannten TER 200 verkehren nur auf der Strecke Nancy-Straßburg - Basel SNCF. Der Hochgeschwindigkeitszug TGV aus Paris verkehrt seit Sommer 2007 direkt über die LGV Est européenne genannte neue Schnellfahrstrecke nach Straßburg und über Karlsruhe nach Stuttgart. Weitere internationale TGV zwischen Frankreich und der Schweiz (über Basel nach Zürich) verkehren unter der Marke „TGV LYRIA“ und werden durch Lyria, eine Tochtergesellschaft der SNCF und der SBB, betrieben und vermarktet.

Straßenverkehr

Straßburg ist Ausgangspunkt der Schnellstraße RN4 Richtung Paris via Nancy und der französischen Autoroute A4 Richtung Metz und Paris. Die RN4 führt ostwärts bis zur Europabrücke und geht dort in die B 28 in Richtung Kehl über. Aufgrund des starken Durchgangsverkehrs über die Europabrücke existiert eine Südumfahrung von Straßburg, die zur deutschen A 5 und nach Offenburg führt. Auf französischer Seite ist sie als N353 überwiegend autobahnähnlich ausgebaut, in Deutschland wird sie allerdings nur durch eine Landstraße mit Kreisverkehren (jedoch ohne Ortsdurchfahrten) fortgesetzt. Außerdem führt an Straßburg die Nord-Süd-verlaufende Autoroute A35 vorbei, die Lauterbourg an der deutschen Grenze mit Colmar, Mulhouse und Basel verbindet.

ÖPNV

Die Straßenbahn Straßburg besteht aus fünf Linien (A bis E), die neben den zahlreichen Buslinien den Kern des öffentlichen Nahverkehrs ausmachen. Eine Besonderheit dieses erst in den 1990er Jahren entstandenen Netzes sind die damals futuristisch anmutenden Straßenbahnwagen mit Niederflurtechnik, die eher einem Hochgeschwindigkeitszug als einer Straßenbahn gleichen und zu einer Touristenattraktion wurden. Im Jahr 2007 wurden mehrere neue Strecken durch Neudorf und Neuhof in Betrieb genommen sowie eine Verlängerung der Linie E von Wacken nach Robertsau durch das Europaviertel eröffnet, 2008 ist die Verlängerung der Linie B nach Lingolsheim fertiggestellt worden. Zudem gibt es langfristig Pläne, das Netz bis ins badische Kehl zu erweitern.

Fahrrad

Das Radwege-Netz von Straßburg wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut. Damit zählt die Stadt zu den radfahrerfreundlichsten Kommunen Frankreichs. An mehreren innerstädtischen Stationen können für wenig Geld kommunale Fahrräder ausgeliehen werden. Zusätzlich bietet die Stadt auch einen Fahrradverleih vor dem EU-Parlament während der monatlichen Plenarsitzungen an.[23]

Schifffahrt

Straßburg liegt an der Ill, am Rhein und ist angebunden an den Kanälen Canal de la Marne au Rhin und Rhein-Rhone Kanal. Es findet sowohl Güterumschlag wie auch der Besuch diverser Kreuzfahrt- und Ausflugsschiffe statt. Die Ausflugsboote in Straßburg (Bateau-omnibus) befördern jährl. ca. 650.000 Besucher.

Der Hafen „Port Autonome de Strasbourg“ ist der zweitgrößte Binnenhafen Frankreichs und der zweitgrößte Rheinhafen überhaupt. An Gütern wurde 2006 8,5 Mio. Tonnen auf dem Binnenschifffahrtsweg und ca. 1,9 Mio. Tonnen auf dem Schienenweg umgeschlagen. Hauptsächlich Nahrungsmittel, Erdölprodukte, Kies, Erze. Zunehmend auch der Containerverkehr. Es bestehen regelmäßige Liniendienste nach Le Havre und Flandern.

Der Hafen ist gleichermaßen ein Industrie- und Logistikzentrum, das sich mit mehreren Standorten von Lauterbourg bis nach Marckolsheim erstreckt. Die größte Einrichtung ist das eigentliche Straßburger Hafengelände mit insgesamt 1000 Hektar. 354 Unternehmen mit insgesamt 13.000 Mitarbeitern sind im Hafenareal angesiedelt; hierbei handelt es sich um Unternehmen aus den Branchen Industrie, Logistik und Dienstleistung.

Im südlichen Bereich des Hafengeländes betreibt der Port Autonome einen Containerterminal mit zwei Multimodal-Portalkranen. Die Hochseecontainer werden auf Rheinschiffen, per Zug oder per Lkw angeliefert und weiterverschickt. Zehn Rheinschifffahrts-Linien befahren mehrmals wöchentlich die Strecken Straßburg-Rotterdam, Straßburg-Antwerpen und Straßburg Zeebrügge.

Luftfahrt

Der internationale Flughafen von Straßburg liegt in Entzheim, etwa 20 Kilometer südwestlich von Straßburg.

Galerie

Einzelnachweise

  1. [1]; [2]; [3]
  2. Beleg fehlt.
  3. Verzeichnis der Fundstätten römischer Überreste in Koenigshoffen
  4. Ernst Theodor Gaupp: Deutsche Stadtrechte des Mittelalters. Erster Band: Die Stadtrechte von Straßburg, Hagenau, Molsheim, Colmar, Annweiler, Winterthur, Landshut in Bayern, Regensburg, Nürnberg, Eger, Eisenach und Altenburg. Breslau 1851, S. 36-93, online.
  5. http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=104989
  6. Übersicht (lückenhaft)
  7. 11 novembre 1918: le drapeau rouge flotte sur Strasbourg (französisch)
  8. Fotos der 1944 zerbombten Straßburger Altstadt
  9. Der Frankfurter Al-Qaida-Prozess und das Netzwerk des Terrors
  10. City of Strasbourg fined in storm deaths
  11. Webseite über die Straßenbahnhaltestelle in Hoenheim-Nord bei archINFORM
  12. Auswahl (zwei Seiten) vom Musée archéologique
  13. Le Vaisseau
  14. http://www.unistra.fr/index.php?id=57
  15. Strasbourg ouvre une grande médiathèque sur le port in L'Express
  16. http://www.bnu.fr/BNU/FR/Poles+Documentaires/Patrimoine/Incunables.htm
  17. http://www.mediatheques-cus.fr/medias/medias.aspx?INSTANCE=exploitation&PORTAL_ID=erm_portal_003.xml&SYNCMENU=003
  18. http://cat.inist.fr/?aModele=afficheN&cpsidt=3736520
  19. http://www.epal.fr/mediatheque/textes/historique.htm
  20. http://www.bacm.creditmutuel.fr/FONDS_ANCIEN.html
  21. is2007.com
  22. Liste der internationalen Institutionen in Straßburg
  23. „Straßburgs Bürgermeisterin legt gutes Wort für Radfahrer ein“, Tagesspiegel, 29. November 2006

Literatur

  • Recht, Roland; Foessel, Georges; Klein, Jean-Pierre: Connaître Strasbourg, 1988, ISBN 2-7032-0185-0
  • Livet, Georges; Rapp, Francis (Hrsg.): Histoire de Strasbourg des origines à nos jours, vier Bände (ca. 2000 Seiten), 1982, ISBN 2-7165-0041-X
  • Herden, Ralf Bernd: Straßburg Belagerung 1870. BoD Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-5147-8

Weblinks


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