Theo Lutz

Theo Lutz

Theo Lutz (* 23. Juli 1932; † 31. Januar 2010 in Esslingen) war ein deutscher Informatiker. Lutz war Professor an der Fakultät für Informationstechnik der Hochschule Esslingen und ein Pionier auf dem Gebiet der digitalen Poesie.[1]

Die stochastischen Texte, die Theo Lutz im Jahre 1959 erzeugte, indem er einen Algorithmus für eine von Konrad Zuse konstruierte Z22 programmierte, sind die erste computergenerierte Poesie.[2]

Er studierte Mathematik, Physik und Elektronik in Stuttgart und Tübingen und war ab 1966 Mitarbeiter von IBM Deutschland, wo er 1982 Leiter der Abteilung Grundsatzfragen bzw. Produktprognosen in Stuttgart wurde, wo er sich unter anderem mit der Technologiefolgenabschätzung befasste.[3] Lutz war ein Schüler des Philosophen Max Bense[1] und stand in Kontakt zur Stuttgarter Gruppe/Schule.[4]

Er stellte 1987 zehn Thesen zur Entwicklung des Computers bis zum Jahre 2010 auf, von denen viele inzwischen eingetroffen sind.

Theo Lutz starb 2010 nach langen Jahren der Demenz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Zehn mal 2010

These 1:

„Bis zum Jahre 2010 wird der Computer ein weit verbreitetes Werkzeug sein. Der Mensch hat sich daran gewöhnt, dass der Computer nützlich ist, aber auch daran, dass ihm der Computer in vielen Bereichen überlegen ist, und dass man nicht mehr auf ihn verzichten kann und will. – Typisch für heute ist, dass wir keinerlei Gefühl dafür haben, welche Bereiche dies sein werden.“[5]

These 2:

„Die Jahre bis zum Jahre 2010 werden vor allem in unseren Büros bestimmt sein durch eine Befreiung des Menschen von einem erheblichen Teil an ‚informeller Kommunikation‘, die zügiger und produktiver über geeignete Medien formell abgewickelt werden kann.“[6]

These 5:

Diese These sagte eine „umgangssprachliche“ Kommunikation in Schrift und Stimme zwischen Mensch und Computer voraus.[7]

These 9:

„Auch im Jahre 2010 wird die aufgeklärte und demokratische Gesellschaft ihre spezifischen Ängste haben, aber sie werden wenig mit dem Computer zu tun haben. Themen wie ‚Angst vor Überwachung‘, ‚Jobkiller‘, ‚Datenschutz‘ u.a. werden nicht mehr im Zusammenhang mit dem Computer gesehen. Datenschutz wird als Bürgerrecht akzeptiert und respektiert sein.“[1]

These 10:

„Bis zum Jahre 2010 wird sich ein gewisses Verständnis dafür entwickelt haben, ob der Computer mehr ist als nur eine Filiale des Gehirns oder ein Intelligenzverstärker. Alles spricht dafür, dass Begriffe wie ‚Künstliche Intelligenz‘ bis zum Jahre 2010 stark relativiert und auf ihren rein technischen, werkzeughaften Sinn reduziert sind. Eine Symbiose zwischen dem biologischen Gehirn und dem technischen Computer bleibt eine Fiktion.“[6]

Werke

  • 1968: Keiner weiß, was Kybernetik ist, Franckh Verlag, zusammen mit Rolf Lohberg

Einzelnachweise

  1. a b c d heise online – Als die Welt das Lutzen lernte: Zum Tod von Theo Lutz. Abgerufen am 7. Februar 2010.
  2. The Present [Future] of Electronic Literature in Transdisciplinary Digital Art: Sound, Vision and the New Screen, Communications in Computer and Information Science (CCIS), Volume 7, R. Adams, S. Gibson and S. Müller Arisona, Springer.
  3. DNB Datensatz zu Theo Lutz. Abgerufen am 7. Februar 2010.
  4. Von künstlicher und digitaler Poesie – Magisterarbeit von Miriam Stürner; siehe 4. Kapitel. Abgerufen am 8. Februar 2010.
  5. heise online – Was war. Was wird. Die Jahresendbeigabe. Abgerufen am 7. Februar 2010.
  6. a b FAZ.net – Die Zukunft, die nicht geschehen ist Abgerufen am 7. Februar 2010.
  7. http://ne-na.de/jetzt-kommt-das-jahrzehnt-der-sprachsteuerung-durchbruch-ber-mobile-webdienste/00236 Jetzt kommt das Jahrzehnt der Sprachsteuerung

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lutz (Name) — Lutz ist ein männlicher Vorname (Kurzform von Ludwig bzw. Lucius) und ein Familienname. Bekannte Namensträger – Vorname Lutz Hachmeister (* 1959), deutscher Hochschullehrer für Journalistik, Sachbuchautor und Filmproduzent Lutz Helmig (* 1946),… …   Deutsch Wikipedia

  • Lutz Fleischer — (* 1956 in Dresden) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausstellungen (Auswahl) 3 Einzelnachweise 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Theo Nabicht — (* 1963 in Ebersbach/Sa.) ist ein deutscher Holzbläser (Sopran , Alt , Tenorsaxophon, Bassklarinette, Kontrabassklarinette) und Komponist. Nabicht studierte von 1983 bis 1987 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin Saxophon, Flöte und… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Theo-Richter-Preis — Sitz der Akademie im Dresdner Blockhaus Die Sächsische Akademie der Künste ist eine Künstlersozietät und vereinigt Künstler und Kunsttheoretiker aus dem In und Ausland. Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabe 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Lutz — (b. Walzenhausen, 30 March, 1895; d. Berne,12 February, 1975) was the Swiss Vice Consul in Budapest, Hungary from 1942 until the end of World War II. He helped save the lives of tens of thousands of Jews from deportation to Nazi Extermination… …   Wikipedia

  • Carl Lutz — Gedenkstelle an Lutz in Budapest Carl Robert Lutz (* 30. März 1895 in Walzenhausen (AR); † 12. Februar 1975 in Bern) war ein Schweizer Diplomat. Lutz war 1913 in die Vereinigten Staaten ausgewandert und arbeitete seit 1920 in der Schweizer… …   Deutsch Wikipedia

  • Gertrud Lutz-Fankhauser — (* 7. März 1911 in Rechthalten; † 29. Juni 1995 in Burgdorf BE) war eine humanitäre Schweizer Aktivistin und UNICEF Vizepräsidentin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Digitale Poesie — ist eine Form des künstlerischen Umgangs mit Sprache, die in Medien wie Computer und Internet realisiert und seit den 1990er Jahren als eigenständige Kunstform wahrgenommen wird. Der Begriff der digitalen Poesie vereint mehrere unabhängig… …   Deutsch Wikipedia

  • Netzliteratur — Digitale Poesie ist eine Form des künstlerischen Umgangs mit Sprache, die in Medien wie Computer und Internet realisiert und seit den 1990er Jahren als eigenständige Kunstform wahrgenommen wird. Der Begriff der digitalen Poesie vereint mehrere… …   Deutsch Wikipedia

  • Stuttgarter Gruppe/Schule — Die Stuttgarter Gruppe/Schule war eine Vereinigung, die sich früh um die Förderung experimenteller Literatur und Kunst bemüht hat. Stuttgarter Gruppe: seit Ende der 50er Jahre eine im soziologischen Sinne offene Gruppe um Max Bense, zu der im… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”