Tillyschanze (Münden)

Tillyschanze (Münden)
Blick von Hann. Münden hoch zur Tillyschanze

Die Tillyschanze ist ein 25 Meter hoher Aussichtsturm auf der Anhöhe des bewaldeten Rabanenkopfes im Reinhardswald oberhalb von Hann. Münden in Niedersachsen. Er bietet eine sehenswerte Aussicht auf die Altstadt des Ortes.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Ausblick von der Tillyschanze auf Hann. Münden

Der Rundturm ist ein massiver Steinbau mit einer Wendeltreppe im Inneren. In einem zweistöckigen Anbau befinden sich eine Dachterasse und zwei Turmzimmer, in denen ein Museum zum Turmgeschichte eingerichtet ist. Dort wird ein Relief des Mündener Bildhauers Gustav Eberlein gezeigt, das die Belagerung der Stadt 1626 durch Feldherrn Tilly darstellt. Gegen ein geringes Entgelt kann der Turm bestiegen und gleichzeitig kann das Museum besichtigt werden. In einem Turmzimmer werden in den Sommermonaten standesamtliche Trauungen durchgeführt.

Geschichte

Der Aussichtsturm wurde vom Turmbaukomittee, einer örtlichen Bürgerinitiative, von 1881 bis 1885 mit Spendenmitteln errichtet. Die Benennung erinnert an die Belagerung Mündens durch Tilly im Jahre 1626. Neuere Forschungen belegen, dass Tilly seine Kanonen nicht an dieser Stelle, sondern weit unterhalb am Ufer der Fulda aufgestellt hatte.

Die Tillyschanze entstand an einem historisch bedeutsamen Bergvorsprung.Der hessische Landgraf Heinrich ließ Anfang des 14. Jahrhunderts dort an der Grenze zur braunschweigischen Stadt Münden die Hesseburg erbauen. Die Burg wurde vom Erbauer nach etwa einem Jahr wieder abgerissen, um den Streit mit der Stadt Münden nicht eskalieren zu lassen. Übrig geblieben ist der Burggraben, der die Tillyschanze umgibt.

Ausflugsgaststätte

Der Turm von der Gaststätte aus gesehen

Bereits bei Baubeginn wurde für ein Grundstück neben dem Turm eine Schankgenehmigung zur Verpflegung von Besuchern erteilt. Um 1900 entstand rund 20 m von der Tillyschanze entfernt ein Gaststättengebäude, das 1936 abbrannte. Die daraufhin neu erbaute Gaststätte war bis zur Schließung 1980 aufgrund von Umbauauflagen in Betrieb. Nach einer 15-jährigen Betriebspause übernahm 1995 ein neuer Eigentümer die Baulichkeiten und sanierte sie. Im Umfeld von Gaststätte und Aussichtsturm finden regelmäßig Veranstaltungen, wie Mittelalter- und Weihnachtsmarkt, statt.

Zwischen der Tillyschanze und der Gaststätte verläuft die Landesgrenze zwischen Hessen und Niedersachsen. Während der Turm auf niedersächsischem Gebiet liegt, gehört die Gaststätte zum hessischen Gutsbezirk Reinhardswald.

Kurioses

Laut Angaben des Hessischen Statistischen Landesamtes ist der Gutsbezirk unbewohnt.[1] Allerdings leben zwei Einwohner in dem Gebiet, die die Gaststätte neben der Tillyschanze betreiben. Beide Personen sind beim Forstamt in Reinhardshagen gemeldet, das für Verwaltungsangelegenheiten zuständig ist. Auch in anderen Verwaltungsangelegenheiten, wie Finanzen oder Gaststättenbetrieb, sind hessische Behörden zuständig. Da der Gutsbezirk keine Postleitzahl besitzt, wird er auch nicht mit Post beliefert. So richteten sich die beiden Einwohner ein Postfach in Hann. Münden ein. Das Abwasser wird nach Niedersachsen abgeleitet. Das zuständige Wahllokal liegt in Reinhardshagen.[2][3][4]

Siehe auch

Literatur

  • Reinhold Heck: Die Tillyschanze. Der Turm, der den Namen des Henkers trägt, 2009

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung der hessischen Gemeinden
  2. Keine Postleitzahl, aber 100 Prozent Wahlbeteiligung in Göttinger Tageblatt vom 26. August 2005
  3. Spiegel Online: Die einsamsten Wähler des Landes, vom 16. Januar 2009
  4. Tillyschanze.de: Forstgutsbezirk Reinhardswald – Ein Kuriosum in Hessen

Weblinks

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