Tourist Verlag

Tourist Verlag

Der VEB Tourist Verlag mit Sitz in Berlin und Leipzig war der bedeutendste Verlag für Reise- und Touristikliteratur in der DDR. Er ging 1977 aus dem VEB Landkartenverlag Berlin hervor, dem die Abteilung Heimat- und Touristikliteratur des VEB F. A. Brockhaus Verlages Leipzig angegliedert wurde.

Nach der politischen Wende 1990 wurde der Verlag zunächst in eine GmbH umgewandelt und wenig später vom Schweizer Unternehmen Kümmerly+Frey übernommen[1]. Der Versuch, eine eigenständige Marke "Tourist Verlag Kümmerly+Frey" zu etablieren, scheiterte jedoch rasch und wurde 1994 aufgegeben. Einzelne Verlagstitel und Rechte wurden an interessierte Verlage veräußert. Die restlichen Bestände wurden zusammen mit dem Namen 1999 an den Verleger Michael Maaß verkauft, der diesen beim Patentamt München schützen ließ. Mit der Gründung der Weimarer Verlagsgesellschaft 2008 wurde der Verlagsname und die Verlagsaktivitäten auf diese übertragen.

Verlagsprogramm

Wie die meisten Sachbuchverlage der DDR hatte auch der Tourist Verlag in seinem Bereich eine monopolartige Stellung. Der Schwerpunkt der Verlagstätigkeit lag hauptsächlich auf der Grundversorgung mit Reiseliteratur. In den 1980er Jahren erschienen jedoch zunehmend verhältnismäßig hochpreisige Spezialreiseführer, während gleichzeitig normale Landkarten und Reiseführer oft Mangelware waren.

Zum Verlagsprogramm gehörten folgende Publikationsreihen:

Außerdem wurden Reise- und Verkehrsatlanten sowie thematische Karten und Reiseführer herausgegeben.

Zensur, Kartenverfälschung

Wie alle Verlage der DDR unterlag auch der VEB Tourist Verlag der Vorabzensur durch die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur im Rahmen des Druckgenehmigungsverfahren. Darüber hinaus bedurfte die Publikation von Kartenmaterial der Genehmigung des Innenministeriums. Militärische Objekte durften nicht gezeigt, Industrieanlagen und Bahnlinien durften nur stark generalisiert dargestellt werden. Stadtpläne wurden seit 1967 nur in einer verzerrten Darstellung publiziert, die die Innenstädte in größerem Maßstab als die Randbezirke zeigte. Im Gegensatz zu vergleichbaren Plänen im Westen fehlte ein Maßstab[2]. Für private Zwecke durften lediglich maßstäbliche Karten mit einer Auflösung von 1:1,25 Mio. oder schlechter veröffentlicht werden[3].

Einzelnachweise

  1. Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage: die Privatisierung und ihre Konsequenzen. 2009, ISBN 978-3-86153-523-2, S. 81-82, Online
  2. Dagmar Unverhau: Kartenverfälschung als Folge übergrosser Geheimhaltung?: eine Annäherung an das Thema Einflussnahme der Staatssicherheit auf das Kartenwesen der DDR ; Referate der Tagung der BStU vom 8.-9. März 2001 in Berlin. Band 5 von Archiv zur DDR-Staatssicherheit, 2002, ISBN 3-8258-5964-9, S. 200, Online
  3. Dagmar Unverhau: Kartenverfälschung … 2002, ISBN 3-8258-5964-9, S. 167, Online

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