- Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur
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Die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur (HV) war die dritte Ebene einer Entscheidungshierarchie für die Buchproduktion und -distribution der DDR, verantwortlich für die Zuteilung von Druckpapier und die Zensur von Bucherzeugnissen. Siehe auch den Hauptartikel: Zensur in der DDR.
Inhaltsverzeichnis
Zensurbehörde
Die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel war ab 1956 in Nachfolge des "Amtes für Literatur und Verlagswesen" Träger des Druckgenehmigungsverfahren, des zentralen Verfahrens zur Zensur von Literatur in der DDR. Aufgrund der "Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur" war es die Aufgabe, den Druck von Büchern durch die Zuweisung von Papier zu gestatten oder zu untersagen[1].
Industriezweig-Leitung
Als Industriezweigleitung mit einem zentralen staatlichen Plan, waren der HV bestimmte Verlage und der Buchhandel in der DDR unterstellt. Dazu gehörten Verlage der Massenorganisationen, wie der Aufbauverlag (Deutscher Kulturbund), der Verlag Kultur und Fortschritt (Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft) und der Verlag Neues Leben (FDJ), sowie die parteieigenen Verlage, z.B. Verlag Volk und Welt, Mitteldeutscher Verlag Halle, Rütten & Loening Berlin, Volksverlag Weimar, Verlag Das Neue Berlin, Kinderbuchverlag Berlin, Urania Verlag Leipzig, Verlag Die Wirtschaft Berlin, Henschel Verlag und der Eulenspiegel-Verlag.
Aufgabe war es, die Produktion und Distribution von Büchern und Broschüren zu planen, abzurechnen und statistisch festzuhalten. Ressourcen, Kosten, Arbeitskräfte, Warenproduktion und Absatz wurden über Verflechtungsbilanzen abgestimmt. Als Vertretung gegenüber der Abteilung Holz, Papier, Polygraphie des Volkswirtschaftsrates stimmte die HV Produktionsfragen und Bilanzen der unterstellten Betriebe ab. Der Volkswirtschaftsrat musste seinerseits Bilanzen erstellen. Die HV gab durch ihre Planung den Rahmen vor, innerhalb dessen die einzelnen Verlage Verträge mit Druckereien, Bindereien und dem Zwischenbuchhandel abschloss.
Politische Kontrolle
Die Institutionen der SED kontrollierten, korrigierten und entwarfen die einzelnen Handlungen der HV. Die Vermischung von Partei, Staat und Wirtschaft bewirkte, dass dieser Steuerungszentrale das Sekretariat des ZK der SED und auf oberster Ebene das Politbüro der SED vorgeschaltet waren. Das Politbüro der DDR legte neben den Aufgaben der HV die strategischen Vorgaben für die inhaltliche und organisatorische Gestaltung fest. Der Ministerrat der DDR regelte diese Aufgaben und Verordnungen per Gesetz.
Die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur (HV) wurde am 1. Januar 1963 gegründet. Die Befugnisse der HV wurden 1962 vom Ministerium für Kultur entwickelt und dem Politbüro der SED vorgelegt. Ein folgender Politbürobeschluss legte die Steuerungskompetenz im staatlichen Bereich für die Buchproduktion verbindlich fest. Die wirtschaftliche, kulturpolitische und ideologische Kontrolle und Steuerung der Verlage sollte durch diese neue Institution zusammengeführt werden. Zudem sollte eine selbständige Profilierung, speziell bei Belletristik, unterbunden werden und Konkurrenz zwischen den Verlagen verhindert werden.
Quellen
- ↑ "Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur" (16. August 1951) GBl. Nr. 100, 27. August 1951, S. 785.
Weblinks
- Dietrich Löffler: Literaturplanung. Verlagsarbeit im Aufbau-Verlag nach der 6. Tagung des ZK der SED 1972, HALMA. Hallische Medienarbeiten 16, 2002
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