Traumaregister

Traumaregister

Das TraumaRegister der DGU (der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie) ist ein Zusammenschluss unfallchirurgischer Schwerpunktkliniken zur wissenschaftlichen und standardisierten Erfassung und Auswertung von Unfallverletzungen und der Behandlung unfallverletzter Patienten. Dabei erfolgt die Datenerhebung anonymisiert und prospektiv vom Unfallort bis zur Klinikentlassung. Ziel ist eine Verbesserung der Versorgung von Unfallopfern, die flächendeckende Einbindung möglichst vieler unfallchirurgischer Kliniken und die Entwicklung von Behandlungs-Leitlinien. Für die zunehmende Vernetzung hat sich das TraumaNetzwerkD gegründet.

Das TraumaRegister DGU wird als Arbeitskreis unter Leitung von PD Dr. Lefering und Dr. Paffrath aus Köln innerhalb der Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) geführt.

Nach Angaben des Jahresberichts 2009[1] wurden bis Ende 2008 Daten zu 42.248 Patienten gesammelt. Es nahmen 166 Kliniken teil, davon elf österreichische, vier slowenische, und jeweils eine belgische, eine niederländische und eine schweizerische Klinik.

Aus der Arbeit des TraumaRegisters DGU sind zahlreiche Publikationen hervorgegangen, sowie 2006 das "Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung"[2] der DGU, das eine flächendeckende Einführung eines dreistufigen aufeinander abgestimmten Netzwerks unfallchirurgischer Kliniken zur Versorgung von Polytrauma-Patienten fordert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Aus einer Sitzung zu Scoring-Systemen auf der Jahrestagung der DGU im November 1989 unter Leitung von Prof. Schmit-Neuerburg aus Essen ging die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Scoring in der DGU hervor, die sich im Januar 1992 in Essen konstituierte und an der zunächst sechs Kliniken teilnahmen. Im Januar 1993 wurde der erste Dokumentationsbogen vorgestellt, der an den sechs Gründungskliniken getestet wurde. Nach einem Symposium im Oktober 1993 wurde dann das TraumaRegister DGU gegründet.[3] Seit 2002 ist eine Dateneingabe online möglich.

Erhebung

Die Erfassung erfolgt online über fünf zu verschiedenen Zeitpunkten zu erfassende Erhebungsbögen:

  • S: Stammdaten
  • A: Befund bei Eintreffen des Notarztes am Unfallort
  • B: Befund bei Klinikaufnahme / Notaufnahme
  • C: Befund bei Aufnahme auf der Intensvistation
  • D: Befund bei Entlassung / Abschluss, aufgegliedert in drei Abschnitte

Datenauswertung

Die wichtigsten Ergebnisse für das TraumaRegister DGU sind die Sterblichkeit (Letalität), die Dauer des Krankenhausaufenthaltes und der Gesundheitszustand bzw. Behinderungsgrad bei Entlassung. Diese Parameter hängen in erster Linie vom Verletzunsgmuster und der Verletzungsschwere ab, weshalb für einen Vergleich der Kliniken untereinander eine Adjustierung erfolgen muss. Gleichzeitig ist es ein Ziel des TraumaRegisters DGU, aus Verletzungsmuster und -schwere bereits zum Zeitpunkt der Klinikaufnahme eine Überlebensprognose erstellen zu können.

Hierzu werden vorwiegend zwei Scores angewandt. Zunächst orientierte man sich am TRISS-Score, der in den Achtziger Jahren in Amerika als altersadaptierte Berechnung aus zwei anderen gebräuchlichen Unfallscores, dem Revised Trauma Score (RTS) und dem Injury Severity Score (ISS), entwickelt wurde. Seit 2004 wird dieser durch den Revised Injury Severity Classification Score (RISC-Score) ersetzt, der wiederum direkt aus den Daten des TraumaRegister DGU entwickelt wurde. In die Berechnung fließen gewichtet zehn Indikatoren ein, und es lässt sich direkt eine Überlebenswahrscheinlichkeit ausrechnen. In einer Studie der Score-Entwickler hat der RISC-Score seine höhere Genauigkeit gegenüber anderen Scores nachgewiesen.[4]

Eine Kritik an der Ergebnisqualität der Registerdaten ist die unvollständige Datenerfassung – bedingt durch die hohe Zahl einzugebender Daten bei im klinischen Alltag oft unzureichender Zeit – als auch Probleme mit der Validität der Daten.[5]

Qualitätsmanagement

Jedes Jahr werden die Ergbnisse des TraumaRegister DGU in Form eines Jahresberichts publiziert[1], zudem kann jede teilnehmende Klinik einen eigenen Ergebnisbericht erhalten, der die klinikeigenen Ergebnisse mit den Vorergebnissen und dem Gesamtkollektiv vergleicht. So dient der Bericht im Rahmen des Qualitätsmanagement der betiligten Klinik zur Überwachung der Versorgungsqualität bei der Schwerverletztenversorgung, und die Entwicklung der Qualitätsindikatoren ist direkt ersichtlich.

Spezielle Qualitätsindikatoren zur Prozessqualität werden zusätzlich analysiert, wobei mit über die Jahre wechselnden Indikatoren die Versorgungsqualität verbessert werden soll. Derzeit werden acht Indikatoren erfasst, davon drei präklinisch, d. h. vor oder bis zur Klinikaufnahme. Dies sind der Zeitraum vom Unfallzeitpunkt bis zur Aufnahem im Schockraum, die Intubationsrate bei schwerem Thoraxtrauma oder bei Verdacht auf ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Im Schockraum werden die Zeiten erfasst, die bis zur Durchführung einzelner wichtiger Diagnoseverfahren vergehen, derzeit die Röntgenaufnahmen von Becken, Lungen, die Ultraschalluntersuchung von Bauch- und Brusthöhle (FAST) sowie die Computertomographie des Schädels oder des ganzen Körpers.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jahresbericht 2009 des Traumaregisters (de) (PDF). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (Hrsg.) (2009). Abgerufen am 12. Feb. 2010.
  2. Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung (de) (PDF; 220,40 KB). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (Hrsg.) (September 2006). Abgerufen am 12. Feb. 2010.
  3. Arbeitsgemeinschaft "Scoring" der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie: Das Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Unfallchirurg 1994; 97: 230 - 237
  4. R. Lefering: Development and validation of the Revised Injury Severity Classification (RISC) score for severely injured patients. Europ. J. Trauma Emerg. Surg. 2009, 35: 437-447
  5. H. C. Pape u. a.: Documentation of blunt trauma in Europe. Europ. J. of Trauma 2000; 5: 233 - 247

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