Tybrind vig

Tybrind vig

Tybrind vig ist der erste Wohnplatz in Dänemark, der zwischen 1977 und 1987 im Zuge einer Unterwasserausgrabung untersucht wurde. Er liegt 13 Kilometer südöstlich von Middelfart auf Fünen, etwa 300 Meter vom Strand und drei bis fünf Meter unter dem derzeitigen Meeresspiegel in der Ostsee. Die Taucher fanden dort gut erhaltene Artefakte der Ertebølle-Kultur (5400–3900 v. Chr.).

Die Funde und Informationen von dem mittelsteinzeitlichen Wohnplatz der Jäger und Sammler und Fischer illustrieren die Gegebenheiten auf dem einst küstennah gelegenen Wohnplatz, der mit dem Meeresspiegelanstieg und der Landsenkung, unterhalb der Kippachse Dänemarks, im Meer versank. In Dänemark und Großbritannien, wo aufgrund einer zentralen Kippachse nur der nördliche Teil einer Landhebung unterliegt, verursacht dies eine Senkung im südlichen Teil.

Der Wohnplatz lag nahe einer Flussmündung in einer flachen Bucht, die durch eine vorgelagerte Insel nur schmale Verbindungen zum Kleinen Belt hatte. Der genutzte Zugang zu einer maritimen Nahrungsquelle, der in Dänemark aufgrund der Küstenlänge vielfach gegeben war, bedeutet, dass die Ertebølle-Kultur stärker als zuvor angenommen küstenorientiert war. Der Platz an der Tybrind vig bot ideale Bedingungen für den Fischfang. Darauf verweisen Reste von Fischzäunen, aber auch Angelhaken, Reusen und Hinweise auf Fischspeere. Zu den bemerkenswerten Funden gehören einige der ältesten Textilien Nordeuropas.

Von den Ertebølle-Wohnplätzen Vedbæk und Skateholm (Schweden) ist bekannt, dass die Toten in unmittelbarer Nähe der Wohnplätze begraben wurden, so dass es einen Zusammenhang zwischen dem Grab und dem Wohnplatz gab. Ähnlich war es an der Tybrind vig. Das Grab einer 13 bis 14 Jahre alten Frau und eines drei Monate alten Kindes, aber auch die Knochen und Knochenfragmente von mindestens zwei weiteren Personen wurden geborgen. Eines der Schädelfragmente stammt wahrscheinlich von einem Mann und trägt die Spuren von zwei verheilten Läsionen. Grabbeigaben wurden nicht gefunden, aber das Wasser hatte das Grab so sanft „ausgegraben“, dass selbst die Knochen des Kindes noch in situ lagen. Auf der Grundlage einer C14-Datierung konnten sie der frühesten Phase der Ertebølle-Kultur zugeordnet werden.

Zu den besonderen Funden an der Tybrind vig gehören Boote (keine Einbäume) aus leicht zu bearbeitendem Lindenholz und teilweise verzierte Paddel aus Eschenholz. Boot I ist mit einer Länge von 9,5 m (zu 95 %) erhalten, während die Boote II und III nur in Längen von 3,2 bzw. 5,2 m erhalten sind. Im Heck von Boot I und II war je eine Herdstelle erhalten. Die Herdstelle ist eine Tonlinse von 60 × 35 cm und bis zu 3 cm Dicke, die direkt auf dem Boden des Bootes lag. Ähnliche Herde sind auch bei anderen dänischen Funden aus prähistorischer Zeit beobachtet worden.

Literatur

  • E. Albrethsen & E. Brinch Petersen: Excavation of a Mesolithic Cemetery at Vedbæk, Denmark. In: Acta Archaeologica. Nr. 47, Kopenhagen 1977.
  • S. Andersen: Tybrind vig. Foreløbig meddelelse om en undersøisk stenalderboplads ved Lillebælt. In: Fredningsstyrelsen (Hrsg.): Antikvariske Studier. Nr. 4, Kopenhagen 1980.

Weblinks

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